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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 11, 336 Seiten

Reihe: Kommissar Brander

Baecker Körschtalrache

Schwaben Krimi
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-98707-029-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Schwaben Krimi

E-Book, Deutsch, Band 11, 336 Seiten

Reihe: Kommissar Brander

ISBN: 978-3-98707-029-7
Verlag: Emons Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Zu jedem Mord einen Whisky: Hochprozentig spannend! Kommissar Branders fünfzigster Geburtstag steht bevor, und die Familie hat beschlossen, dass dieser Tag gefeiert wird - ob Brander will oder nicht. Er will nicht. Da kommt ihm seine nächste Mordermittlung gerade recht: Auf einem Esslinger Friedhof wird die Leiche eines jungen Mannes entdeckt, der mit dem Schuss aus einer Armbrust ermordet wurde. Wenig später gibt es ein zweites Opfer. Brander läuft die Zeit davon, denn womöglich ist die Jagd noch nicht beendet ...

Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie liebt das Ländle, ihr Herz schlägt aber auch für die Highlands und die rauen Küsten Schottlands, die sie immer wieder gern und ausgiebig bereist. Ebenso hegt sie ein Faible für den Scotch Whisky. Die Fachfrau für »Whisky & Crime« ist Autorin der erfolgreichen Krimiserie um den Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet. www.sybille-baecker.de
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Dienstag

Die Ermittlungsgruppe hatte sich zur morgendlichen Besprechung im Konferenzraum eingefunden. Staatsanwältin Isabella Mertens hatte es sich nicht nehmen lassen, an der Sitzung teilzunehmen. Der blonde Pagenschnitt und ihr dunkelgrauer Anzug saßen akkurat. Aber die Augen glitten unruhig über ihren Tablet-PC, und die Finger ihrer linken Hand bewegten sich unaufhörlich. Wie so oft wirkte sie gehetzt. Wollte den Fall erledigt haben, bevor die Ermittlungen richtig begonnen hatten.

Kriminaloberrat Clewer übergab Brander das Wort. Er teilte dem Team die vorläufigen Ergebnisse der rechtsmedizinischen Untersuchung mit.

»Ich habe gestern noch ein wenig recherchiert«, ergriff Tropper anschließend das Wort. »Die Pfeilspitze –«

»Bolzen«, korrigierte Peppi.

»Aber ja, Frau Kollegin, die Spitze des Bolzens ist eine Jagdspitze. Ein gewöhnlicher Armbrustbolzen hat in der Regel nur eine einfache Spitze. Auch die würde vermutlich schon reichen, um bei einem Schuss aus nicht allzu großer Distanz mit einer modernen Armbrust einen Körper zu durchdringen und je nach Treffer immensen Schaden anzurichten. Im vorliegenden Fall hat sich der Täter aber entschieden, die Spitze gegen eine Jagdspitze mit drei Klingen auszutauschen, was einen erheblich größeren Schaden im Körper verursacht hat.«

»Das heißt, er wollte sichergehen, dass das Opfer tödlich verletzt wird«, überlegte Clewer.

»Und niemand hat den Schützen gesehen?«, fragte Mertens. »So eine Armbrust versteckt man doch nicht in der Aktentasche.«

»Die Tat fand am frühen Montagmorgen zwischen halb fünf und sechs Uhr auf einem abgeschlossenen Friedhof statt«, erklärte Brander. »Was vermuten lässt, dass sich außer Täter und Opfer niemand auf dem Gelände befand. Es gibt sicher Armbrüste, die man zusammenbauen kann, dann könnte er die Teile in einem Rucksack transportiert und alles auf dem Friedhof zusammengebaut und wieder auseinandergenommen haben. Die Friedhofstüren werden erst gegen halb acht geöffnet. Wer hätte ihn stören sollen?«

»Gibt es so etwas? Zusammensteckbare Armbrüste?« In Mertens’ Stimme schwang Skepsis mit.

»Gibt ja nix, was es nicht gibt«, murmelte Stephan.

»Oh, Ihre geistreichen Kommentare haben mir gefehlt.«

»Ich könnte auch auf unsere Zusammenarbeit verzichten.«

Clewer hob mahnend die Hände. Stephan Klein und Isabella Mertens waren in der Vergangenheit schon mehrfach aneinandergeraten, und es war nur Clewers Geschick zu verdanken, dass bisher keine Abmahnung in Stephans Personalakte lag. »Bleiben wir bitte sachlich und beim Thema.«

»Ich habe gestern Abend mit Marco gesprochen«, schaltete Peppi sich ein. »Je nachdem, um was für eine Armbrust es sich handelt, kann man sie relativ leicht zerlegen und wieder zusammenbauen.«

»Was heißt ›je nachdem‹?«, hakte Clewer nach.

»Eine professionelle Sportarmbrust ist höchstwahrscheinlich zu groß und zu schwer. Marco hat mir gestern noch einen Kontakt vermittelt. Wir haben heute Abend einen Termin mit einem Sportarmbrustschützen in Stuttgart. Da können wir uns so ein Ding mal anschauen.«

Brander sah irritiert zu seiner Kollegin. »Wer ist ›wir‹?«

»Na, wir zwei Hübschen.« Peppi grinste ihn unbeschwert an.

»Gut, schaut mal, was ihr in Erfahrung bringen könnt.« Clewer machte sich eine Notiz.

»Wir brauchen eine Liste aller Armbrustschützen aus der Region«, überlegte Mertens.

»Das wird nicht einfach«, erwiderte Peppi. »Professionelle Sportschützen gibt es nicht so viele, aber jeder Hansel kann sich so ein Ding ohne Weiteres im Laden kaufen. Fangen wir bei der Mittelalterszene und den Cosplayern an. Da gibt es die einfachen nachgebauten Mittelalterwaffen, die aber vermutlich eher nicht als Tatwaffe in Frage kommen.«

»Warum nicht?«

»Das sind keine Profigeräte, und sie sind nicht wirklich fürs Schießen gemacht, zu ungenau, Reichweite und Durchschlagskraft sind nicht so groß.«

»Die lassen sich bestimmt tunen«, überlegte Peter.

»Möglich, aber nicht nötig«, erwiderte Peppi. »Für Hobbyschützen gibt es Jagdarmbrüste zu einem erschwinglichen Preis, die relativ zielgenau sind und mit hoher Geschwindigkeit eine große Reichweite und Durchschlagskraft haben. Die sind für unseren Täter vermutlich wesentlich interessanter.«

»Eine Jagdarmbrust?«, wiederholte die Staatsanwältin. »Das heißt, wir suchen unseren Täter also doch in den hiesigen Schützen- und Jagdvereinen?«

»Nicht unbedingt. Wie gesagt, die Dinger sind frei verkäuflich, und zum Trainieren braucht man keinen Übungsplatz.«

Mertens seufzte genervt. »Jetzt sagen Sie mir nicht, wir suchen nach einem irren Amokschützen!«

»Von einem Amokschützen sind wir hoffentlich weit entfernt«, versuchte Clewer die Sorge der Staatsanwältin zu vertreiben. »Bisher haben wir ein einziges Opfer, das an einem zum Tatzeitpunkt nicht öffentlichen Platz erschossen wurde.« Sein Blick wanderte über die Anwesenden, blieb bei dem IT-Forensiker Jens Schöne hängen. »Wie sieht es mit Röschs Smartphone aus?«

Der Computerfachmann sah auf, als hätte man ihn aus einem Tagtraum geweckt. Er war kein Morgenmensch. Er strich sich durch die kurzen blonden Haare, die danach strubbeliger vom Kopf abstanden als zuvor, und zog einen Moment grübelnd die Stirn in Falten. Dann hatte er sich gesammelt.

»Die PIN konnten wir hacken und die Daten auslesen. Es gibt nur wenige Kontakte in seinem Adressbuch, ein paar Einträge bei den ein- und ausgehenden Anrufen in der Anruferliste, dazu ein paar WhatsApp-Nachrichten. Den intensivsten Kontakt pflegte er zu einem Hamadi Hammami. Die letzte Nachricht kam gestern Abend von ihm.« Jens blickte auf seinen Tablet-PC. »Er schreibt: ›Wo steckst du?‹«

»Und?«, hakte Mertens nach.

»Nichts weiter. Danach kam keine Nachricht mehr. Weitere Kontakte sind eine Sarah Mayer und eine Flora Heppler. Er hat vor ein paar Tagen mal mit seinem Vater telefoniert und –«

»Warte mal«, unterbrach Fabio Esposito den IT-Forensiker. »Wie hieß die Zweite? Heppler?«

»Ja, Flora Heppler.«

Fabio scrollte über den Monitor seines Tablet-PC. »Nee, schade, die hier heißt Apollonia.«

»Apollonia?«, kam es gleich von mehreren Kollegen im Chor.

»Sì, Apollonia Heppler, das ist die Frau, mit der Rösch vor ein paar Jahren auf der Treppe zusammengestoßen ist. Die Sache mit den Sozialstunden.«

»Flora und Apollonia – das sind beides nicht so geläufige Namen«, überlegte Brander. »Klingt nach einer Familie, oder?«

»Was für ein Zusammenstoß?«, fragte Mertens.

Fabio wiederholte, was er am Tag zuvor dem Team berichtet hatte.

Die Staatsanwältin zog verwundert die Stirn in Falten. »Sechzig Stunden? Das sollten wir uns genauer anschauen.«

»Fabio, kannst du dich darum kümmern?«, delegierte Clewer.

»Sì.«

»Andreas, Persephone, ihr unterhaltet euch bitte mal mit diesem Herrn Hammami.«

Brander hatte die Chat- und Anrufprotokolle von Röschs Smartphone durchgesehen, die Jens ihm geschickt hatte. Mit Hamadi Hammami hatte Rösch sich regelmäßig verabredet. Die Personenabfrage im System hielt eine Überraschung bereit: Acht Wochen zuvor hatte Hammami Anzeige gegen unbekannt bei den Kollegen vom Revier erstattet. Er war aus einem fahrenden Wagen heraus mit einem rohen Ei beworfen worden. Das Ei hatte ihn vorn auf der Jacke auf Brusthöhe getroffen. Seiner Ansicht nach war die Tat rassistisch motiviert – er kam aus Nordafrika.

Brander wählte die Handynummer, die in Röschs Smartphone hinterlegt war.

»Hallo?«, meldete sich eine jung klingende männliche Stimme.

»Kriminalpolizei Esslingen, Brander. Herr Hamadi Hammami?«

»Ja.«

»Ich würde mich gern mit Ihnen unterhalten.«

Brander musste sich einen Moment gedulden, bis Hammami unsicher fragte: »Wieso?«

»Es geht um Ihre Anzeige, die Sie vor einigen Wochen bei meinen Kollegen gestellt haben«, schob er vor. Er wollte Hammami nicht am Telefon mit dem Tod von Moritz Rösch konfrontieren.

»Echt? Sie haben Bitch gefunden?«, fragte Hammami überrascht.

»Das würde ich gern persönlich mit Ihnen besprechen. Könnten Sie heute zu uns kommen?«

»Klar, Mann. Wann? Jetzt?«

»Wann hätten Sie Zeit?«

»Ich frag Chef. Warte. Ey, Chef!«, rief Hammami in Branders Ohr. Er hielt den Hörer ein Stück vom Kopf entfernt. »Ich muss Polizei. Ist wichtig.«

Kurz darauf wandte sich der junge Mann wieder Brander zu. »Ist Mittag okay? So halb eins?«

»Ja, das passt. Agnespromenade 4, das ist in der Innenstadt.«

»Ist gut. Ich komm.«

»Melden Sie sich bitte unten am Empfang.«

Brander starrte grübelnd auf das Telefon, nachdem er aufgelegt hatte. Hammami würde enttäuscht sein, wenn er erfuhr, dass sie die »Bitch« nicht gefunden hatten und ihn stattdessen zu einem toten Mann befragen wollten, den er kannte. Er fragte sich, ob die beiden Männer Freunde waren. Wusste Hammami, dass Moritz Rösch tot war? Warum hatte Moritz’ Vater am Tag zuvor den Namen nicht erwähnt?

Brander zog ein Blatt Papier aus der Schublade und spitzte einen Bleistift. Er musste seine Gedanken sortieren, und das gelang ihm am besten, wenn er eine Zeichnung zu dem Fall erstellte. In der Mitte des Blattes skizzierte er eine Armbrust samt Jagdpfeil – nein, Bolzen, korrigierte er sich stumm selbst. Das Opfer. Moritz Rösch. Darüber malte er ein Kreuz, unsicher, ob er dieses Symbol Rösch zuordnen sollte oder seiner Mutter Melanie, die auf dem Friedhof...


Sybille Baecker ist gebürtige Niedersächsin und Wahlschwäbin. Sie liebt das Ländle, ihr Herz schlägt aber auch für die Highlands und die rauen Küsten Schottlands, die sie immer wieder gern und ausgiebig bereist. Ebenso hegt sie ein Faible für den Scotch Whisky. Die Fachfrau für »Whisky & Crime« ist Autorin der erfolgreichen Krimiserie um den Kommissar und Whiskyfreund Andreas Brander. 2020 wurde sie mit dem Arbeitsstipendium des Autorinnennetzwerkes Mörderische Schwestern ausgezeichnet.
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