E-Book, Deutsch, Band 1, 450 Seiten
Reihe: Wikinger-Krieger-Reihe
Bärbig Wikingerblut – Die Rache des Kriegers
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7325-7896-2
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 450 Seiten
Reihe: Wikinger-Krieger-Reihe
ISBN: 978-3-7325-7896-2
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zwei starke Brüder. Der unerbittliche Kampf um Macht und Treue. Ein blutiger Pfad der Rache.
Norwegen, 875 n. Chr.: König Harald hat die Stämme des Landes unter seiner Herrschaft vereint. Doch sein Erzfeind Varl schwört erbitterte Rache. Gnadenlos ziehen seine Krieger durchs Land und ermorden die Getreuen des Königs. Um Verbündete im Kampf gegen Varl zu finden, begeben sich die beiden Wikingerbrüder Kjelvar und Thorvik auf eine gefährliche Reise. Doch als Varl das Dorf der Brüder niedermetzeln lässt und Kjelvars schwangere Frau entführt, ahnen die Brüder, welchen Weg das Schicksal für sie gezeichnet hat: Sie müssen zu Varls schlimmstem Feind werden. Eine blutige Jagd beginnt!
Episch, bildgewaltig, voller Action und Spannung: 'Wikingerblut - Die Rache des Kriegers' ist der perfekte Lesestoff für Fans der Serie 'Vikings' und Leser von James L. Nelson, Bernard Cornwell oder Ulf Schiewe.
eBooks von beTHRILLED - spannungsgeladene Unterhaltung.
Jürgen Bärbig interessierte sich schon immer für Geschichte und Archäologie und liebt es, für seine historischen Romane zu recherchieren. Neben dem Schreiben von Fantasy-, Science-Fiction- und Abenteuerromanen ist er als Hörbuchsprecher tätig und veranstaltet Lesungen mit Musik und Soundbegleitung. Wikingerblut - Die Rache des Kriegers veröffentlicht er zum ersten Mal unter seinem Klarnamen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Das Dorf Tronlaer, in der Provinz Møre,
875 n. Chr.
Der Tag war grau gewesen, eingehüllt in tiefe Wolken, die die Spitzen der umgebenden Berge umhüllten und bis in die Täler hinunterreichten. Über das Meer trieb der Wind und peitschte es zu Wellen auf, die nun grollend über die vorgelagerten Klippen hinweg stoben und schäumend in den Fjord rollten. Es war eine gleichbleibende Musik gewesen, die den Übergang vom Tag in die Nacht begleitet hatte. Im Kies des Ufers lagen ein halbes Dutzend Boote, den Rumpf nach oben gerichtet und mit Seilen an eisernen Haken gesichert. Ein Drachenschiff mit dem geschnitzten Kopf eines Pferdes am Bugspriet lag am einzigen Pier. Es schaukelte auf den Wellen, knarrte leise und zerrte an den Tauen, als scharre es mit den Hufen und könne es kaum erwarten, endlich loszupreschen. Im Dorf rührte sich nichts, alles schlief. Die letzten Feuer waren erloschen, und nicht einmal der Geruch von Rauch zog mehr zwischen den Häusern und Hütten dahin, an deren Dächern salzige Tropfen hingen.
Kjelvar hob den Kopf und sah zur Tür. Seine Hand streichelte schläfrig und zufrieden den gewölbten Bauch seiner Frau Sigrè. Lange würde es wohl nicht mehr dauern.
»Kannst du nicht schlafen, Liebster?«, fragte sie.
Er stützte sich auf den Ellbogen, um sie anzuschauen. Im Halbdunkel war ihr Gesicht nur ein Schemen. Trotzdem glaubte er, sie lächeln zu sehen.
»Ich dachte, ich hätte ein Geräusch gehört.«
»Das ist nur der Wind.«
Das beruhigte ihn nicht, und er richtete sich auf, um noch angestrengter zu lauschen. Die Decke rutschte ihm auf die Hüften. Sofort spürte er ihre Hand auf seinem nackten Rücken, ihr Zeigefinger folgte dabei der blassen Linie einer schon lange verheilten Narbe. »Unser Kind hat mich gerade getreten«, sagte Sigrè. Ihre Worte lösten seine Anspannung. Er beugte sich zu ihr hinunter und küsste sie. »Ich kann es kaum erwarten, ihn kennenzulernen.«
»Ihn?«, fragte sie und legte einen Arm um seinen Hals.
»Oh, ich bin mir sicher. So, wie er strampelt, kann es nur ein Junge werden.«
Sigrè zog den Arm zurück. »Und wenn es doch ein Mädchen wird … wirst du dann enttäuscht sein?«
»Nein«, beeilte er sich zu versichern, »ich würde meine Tochter genauso lieben wie Bragg und dich.«
Sie lächelte ihn an und versuchte, sich aufzurichten, was ihr nicht leichtfiel. Ihr Bauch war ihr im Weg. Als sie sich an seinen Rücken schmiegte, lehnte Kjelvar sich ihrer Wärme entgegen.
Über ihren Köpfen, auf einer kleinen Empore, die über eine Stiege zu erreichen war, regte sich etwas, und beide sahen nach oben. Bragg, ihr neunjähriger Sohn, schlief dort. Als jedoch keine weitere Bewegung folgte, brachte Sigrè ihren Mund dicht an sein Ohr. Ihre Stimme hatte etwas Schnurrendes, Verlockendes.
»Lieg mit mir«, flüsterte sie, fasste seinen Kopf mit beiden Händen und drehte ihn, sodass sie ihn auf den Mund küssen konnte.
Dann drückte sie ihn sanft, aber bestimmt zurück aufs Bett, hockte sich auf ihn und löste die Schnüre ihres Nachtgewands. Kjelvar sah nur ihren Schatten, so schloss er die Augen und widmete sich zärtlich ihrem vertrauten Körper. Dem gewölbten Leib, der sich mit jedem Atemzug sanft hob und senkte, ihren Hüften, ihren Brüsten, die sich fester anfühlten als sonst. Er strich ihr über die Schultern und die Arme, bis hinunter zu den Händen, die er umfasste. Mit einem Ruck versuchte er, Sigrè zu sich hinabzuziehen und sie zu küssen, aber sie rollte sich auf den Bauch und dann von Kjelvar hinunter. Wie ein Käfer blieb sie auf dem Rücken liegen. Beide mussten lachen und kicherten albern. Plötzlich verstummte Kjelvar und legte Sigrè die Hand auf den Mund.
Da war doch ein Geräusch gewesen, nun war er sich sicher. All seine Sinne waren angespannt, als er lautlos aufstand, seine Axt nahm, die neben dem Bett auf dem Boden lag, und nackt, wie er war, zu der Tür schlich, die in den angrenzenden Stall führte. Auch Sigrè war aufgestanden, er hörte das leise Rascheln der Decke und spürte ihre Bewegungen hinter sich.
Er gab der Tür zum Stall einen Stoß, machte einen Schritt nach vorn – und blinzelte verwirrt. Auf einem Schemel stand eine brennende Kerze, die ein wenig Licht spendete. Davor hockte ein Mann, der Kjelvar den Rücken zuwandte und den Schemel als Tisch benutzte. Neben der Kerze lagen ein Kanten Brot, ein Stück Trockenfisch und die ausgeschlürften Schalen von zwei Eiern. Das Haar des Mannes war kurz und schwarz, er trug ein Kettenhemd, und neben ihm an einem Balken lehnte ein armlanges Schwert in einer ledernen Scheide. Zu seinen Füßen lag ein geöffneter Sack, was sich darin befand, konnte Kjelvar nicht sehen.
Sein Pferd schnaubte, und als er seine Augen für einen kurzen Augenblick von dem Mann vor ihm löste, sah er ein zweites Pferd mit fuchsfarbenem Fell, das er nicht kannte. Es musste dem Fremden gehören. Der drehte sich nicht um, blieb einfach sitzen, während er mit einem Messer den Trockenfisch zerteilte und sich einen Streifen davon in den Mund steckte.
»Wer bist du? Was machst du in meinem Stall?« Kjelvar hielt die Axt kampfbereit erhoben, seine Muskeln waren angespannt. Sigrè tauchte hinter ihm auf, einen eisernen Schürhaken in der Hand.
Der Fremde gluckste leise, was sich wie ein spöttisches Lachen anhörte.
»Habe ich mich so verändert?«, antwortete er, nachdem er geräuschvoll geschluckt hatte. Seine Stimme war dunkel und schwer. Sie klang melancholisch, und doch konnte Kjelvar das Lächeln erahnen, das in ihr mitschwang. Dann blickte der Fremde über seine Schulter, und er ließ erleichtert die Axt sinken.
»Bei Odin und Thor! Thorvik?«, sagte er überrascht. Er hatte mit allem gerechnet, einem Dieb, Plünderern, wilden Tieren … seinen Bruder jedoch hätte er nicht erwartet. Für einen flüchtigen Moment dachte er an das letzte Mal, dass sie sich gesehen hatten. Das war vor fünf Jahren gewesen, als Thorvik verbannt und aus dem Dorf geprügelt worden war.
Er wurde in seinen Gedanken unterbrochen, denn sein Bruder stand auf, stach das Messer in den Schemel und bedachte Kjelvar und Sigrè mit einem spöttischen Blick aus seinem gesunden rechten Auge. Das Linke war so trüb wie ein nebliger Tag. »Ich scheine euch gestört zu haben.«
Kjelvar sah erst an sich herunter und schaute dann zu seiner Frau. »Ja, du kommst recht ungelegen«, entgegnete er grinsend und umarmte seinen Bruder. Er freute sich ehrlich, hatte aber auch ein ungutes Gefühl, das ihn dumpf im Magen drückte. »Ich freue mich trotzdem, dich zu sehen.«
»Und ich bin froh, euch beide gesund anzutreffen«, sagte Thorvik, der die Umarmung nur flüchtig und mit unbewegter Miene erwiderte.
Kjelvar mutmaßte, dass seinen Bruder die gleichen Gedanken beschäftigten wie ihn selbst. Nun, wenn es so war, würden sie auch die Zeit finden, über alles zu sprechen.
Das Feuer war schnell entzündet, und während Sigrè die Reste des Abendessens auftischte, füllte Kjelvar die Becher mit Gerstenbier. Sie stießen an. »Auf die Götter. Ich danke ihnen, dass sie dich am Leben gelassen haben.«
Sie tranken. Als sie die Becher absetzten, füllte Kjelvar gleich nach. Thorvik fuhr sich mit dem Handrücken über den Mund. »Ich kam spät, ich wollte nicht, dass man mich sieht, deswegen habe ich in eurem Stall Unterschlupf gesucht.«
»Du warst zu laut«, bemerkte Kjelvar mit einem Augenzwinkern.
Thorvik zuckte nur wortlos mit den Schultern und nahm einen Löffel Erbsenbrei. »Hm, das ist gut«, lobte er, ohne die beiden anzusehen.
Kjelvar beobachtete ihn. Schweigend, nachdenklich. Gelegentlich trank er von dem Bier, dessen Geschmack er kaum wahrnahm.
Das plötzliche Auftauchen seines Bruders wühlte viele Erinnerungen in ihm auf, von denen er geglaubt hatte, sie längst vergessen zu haben. Thorvik war schon immer streitlustig gewesen, ein Raufbold, jemand, der es sich mit allen verscherzt hatte, die es jemals gut mit ihm gemeint hatten. Schließlich konnte er die Frage nicht länger zurückhalten.
»Warum bist du zurückgekehrt?«
Thorvik schien es erwartet zu haben. Er ließ den Löffel in die Schüssel fallen. Seine Miene war unergründlich.
»Du weißt, dass Glaif dich auf der Stelle töten lassen kann«, setzte Kjelvar nach.
»Dieser Narr ist immer noch euer Hövding?«
»Hm, wie ich sehe, hast du dich nicht verändert.«
»Doch, das habe ich, sonst wäre ich nicht hier, und natürlich weiß ich, dass Glaif mich töten lassen kann. Aber ich bin das heimatlose Herumziehen leid und fand, dass es das Risiko wert ist.«
»Wieso jetzt? Bist du endlich klüger geworden?«
»Wer weiß das schon? Mir bietet sich eine Gelegenheit, die Fehler meiner Vergangenheit wiedergutzumachen, und ich will sie ergreifen.«
Kjelvar musterte seinen Bruder fragend und vergaß zu trinken, obwohl er den Becher schon an die Lippen hielt. »Von was für einer Gelegenheit sprichst du?«
»Ich bringe Nachrichten von König Harald.«
»Du?« Kjelvar knallte den Becher zurück auf die narbige Tischplatte. »Du kennst Harald Schönhaar?«
»Ich habe ihn getroffen. Zu sagen, ich würde ihn kennen, wäre gelogen. Nein, ich habe ihn aufgesucht, um ihn zu bitten, den Bann gegen mich aufzuheben. Er hat es nicht getan. Er sagte, vergeben könne mir nur mein Dorf.«
»Hm. Jetzt verstehe ich. Und die Nachricht?«
»Harald sammelt eine Flotte, um die Plünderer zu jagen, die unsere Küsten überfallen. Auch Glaif soll Schiffe und Männer schicken....