E-Book, Deutsch, Band 5, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
Barner Bis ans Ende aller Tage
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-69049-232-4
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden 5 - Western
E-Book, Deutsch, Band 5, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
ISBN: 978-3-69049-232-4
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Er ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde quasi als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Sein überragendes Werk beläuft sich auf 764 im Martin Kelter Verlag erschienene Titel. Seine Leser schwärmen von Romanen wie Torlans letzter Ritt, Sturm über Montana und ganz besonders Revolver-Jane. Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität. So unterschiedliche Romanreihen wie U. S. Marines und Dominique, beide von ihm allein geschrieben, beweisen die Vielseitigkeit dieses großen, ungewöhnlichen Schriftstellers.
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Das Mondlicht liegt bleich über dem Santa Cruz River.
Von vorn kommt urplötzlich das Tacken von Hufen, dann sieht Bryce auch schon die Pferde und einige Männer zwischen den Silberpappeln und Eichen auftauchen.
Ihre hohen und spitzen Hüte ragen über ihnen wie Zuckerpyramiden auf.
Geduckt hält Bryce hinter dem nächsten Busch am Maisfeld, durch das einige der Villistas geritten sein müssen, denn eine breite Hufspur ist gut zu sehen.
Seine rechte Hand ist hocherhoben, und der Mann hinter ihm macht die Bewegung nach.
Die Kolonne bleibt stehen. Die Schatten der Männer verschwimmen im Dunst, der aus dem Fluss kommt. Die Maulesel sind klein und darum in dem hohen Riedgras kaum zu sehen.
Vor Bryce schwenken die Pferde nun nach Westen.
»Bryce«, sagt der Mann hinter ihm flüsternd. »Was sind das für Burschen?«
»Sei ruhig.«
Mehr sagt Bryce nicht. Der Mann hinter ihm sinkt noch tiefer hinab und liegt nun fast auf dem Hals seines Pferdes.
Im Mondlicht spritzt das Wasser des Santa Cruz Rivers hoch.
Die Reiter haben ein Dutzend Pferde bei sich und verschwinden im Dunst am anderen Ufer.
Nun wagt der Hintermann, von Bryce wieder zu reden.
»Wer war das?«
»Dein Glück, dass du den Mund gehalten hast und die Maulesel nicht schrien«, sagt Bryce düster. »Das waren Yaquis, ich zählte sechs oder sieben. Sie haben Pferde gestohlen.«
»Gestohlen? Na, dann hätten sie uns nichts getan.«
»Nichts getan – du Narr«, sagt Bryce hart. »Nichts getan? Sie haben Pferde gestohlen, begreifst du nicht? Vielleicht sind sie bei Saxons Ranch gewesen, dem stehlen sie öfter Pferde. Aber ich habe nicht gehört, dass man geschossen hat. Für sie ist eben ein lautloser Pferdediebstahl ein Sport, verstehst du?«
»Bei Saxon? Na und, was geht uns das an? Warum geht es nicht weiter?«
»Weil ich keine Lust habe, dem letzten Yaqui zu begegnen, der bestimmt hinter ihnen auf Verfolger gewartet hat. Da, er kommt schon.«
Trommelnder Hufschlag fegt heran, das Pferd stürmt durch den Fluss und rast an der anderen Seite die Böschung hoch. Dort aber wendet der Reiter und sieht über den Fluss.
Der Yaqui, die gekreuzten Patronengurte über der Brust, hat ein blaues Hemd an und im Gürtel zwei Revolver. Er reißt sein struppiges Pferd herum und verschwindet hinter den Büschen drüben.
»Der ist weg«, murmelt der Mann bei Bryce erleichtert. »Du sagst, diesen Weg kennen nur wenige. Warum kannte der Haufen diesen Weg denn?«
»Weil es für ihre Zwecke gerade richtig ist«, brummt Bryce. »Du kannst sicher sein, Anson, hätten diese Burschen uns gesehen, sie würden ohne zu fragen geschossen haben. Yaquis machen selten Gefangene.«
Er blickt über den Fluss, dessen anderes Ufer nun ganz ruhig im Mondlicht liegt. Er kennt die Yaquis, er ist lange genug in der Sierra del Bacatete, ihrer eigentlichen Heimat, gewesen und hat Vieh bei ihnen gekauft. Die Yaquis können gutmütig wie Kinder sein, sind gastfreundlich und schätzen einen einmal gewonnenen Freund wie einen der ihren. Nur gegen Fremde und Angreifer können sie wild wie das Land der Sierra sein.
»Wir hätten uns gewehrt.«
»Nun ja«, erklärt Bryce einsilbig. »Lerne sie kennen, wenn sie getrunken haben, Roy, dann redest du anders. Weiter, wir müssen es noch bis drei Uhr schaffen.«
Er reitet an, aber Anson bleibt nun neben ihm und winkt nur nach hinten.
Die Maulesel, es sind sechsundzwanzig an der Zahl, trotten nun neben den Reitern her. Sechsundzwanzig kräftige Maulesel, beladen mit Kisten, die in Sackleinwand eingeschlagen sind und fest auf den Tragsätteln verzurrt sind.
»Sag mal, Roy«, fragt Chess Bryce. »Was ist eigentlich in den Kisten?«
Roy Anson blickt ihn groß an und zuckt die Achseln.
»Wenn ich das wüsste«, sagt er. »Vielleicht Hirse oder sonst etwas, keine Ahnung.«
Er lügt, das merkt Bryce sofort. Seit sie in der Dämmerung das kleine mexikanische Nest in der Nähe von Nogales verlassen haben, fragt sich Bryce, was in den Kisten ist. Er ist von Natur nicht neugierig, aber dass jemand ihm für einen Monat fünfhundert Dollar Spesen zu seinem normalen Lohn bezahlen will, das ist ungewöhnlich.
In seine Gedanken hinein hört er das schrille Heulen einer Zugsirene der Southern Pacific. Auch Anson hebt den Kopf, blickt nach links und grinst.
»Du musst dir darum keine Gedanken machen«, sagt er knapp. »Du bekommst für jeden Transport zweihundert Dollar und außerdem eine Menge Spesen. Kannst sie ja in Nogales ausgeben.«
»Ich weiß immer gern, was ich über die Grenze bringe«, knurrt Bryce. »Du kannst es mir ruhig sagen. Anson, ich merke, dass du lügst.«
»Dass mich dieser und jener holen soll, wenn ich lüge. Ich weiß es nicht. Ich arbeite für den Boss genauso wie du, stelle keine Fragen.«
Bryce schweigt. Es wird viel geschmuggelt an der Grenze, man sagt, dass die in Nogales und Fort Huachuca liegenden Truppen die Grenze regelmäßig abreiten, aber immerhin kennt er Wege, die keine Truppen kennen.
Er sieht zu Anson, einen schlanken und blassgesichtigen Mann, der eine Gaunervisage hat und dem er niemals trauen wird. Die siebenhundert Dollar in seiner Tasche sind gewiss nicht zu verachten, aber was ist der Preis für dieses Geld? Nur die Mauleselkarawane über die Grenze zu bringen?
In Magdalena traf er mit dem Boss dieses Ansons zusammen, einem Halbmexikaner in einem großen Haus. Der Mann hat stechende Augen und ständig zwei bis an die Zähne bewaffnete Texaner neben sich.
»Ist der Weg auch bestimmt sicher?«, fragt Anson und reißt ihn aus dem Grübeln. »Du hast eine Menge Geld bekommen, tu etwas dafür, und lass uns nicht den falschen Weg gehen.«
»Du hast Angst, dass wir den Streifen der Armee in die Hände laufen?«
»Ach, die«, erwidert Anson wegwerfend. »Die Burschen sehen doch nichts, außerdem reiten sie zu schwerfällige Gäule. Nein, ich meine den Sheriff.«
»Also doch, ihr schmuggelt. Wenn schon, dann will ich wenigstens wissen, was es ist, Anson.«
»Du fragst zu viel, mein Freund.«
Die Kolonne erreicht nun den Sonoita Creek. Bryce muss wieder an das Geld und den verdammten Auftrag denken, an Tijuana und seinen Bruder Fred, der ihm geschrieben hat, dass er dringend sechstausend Dollar braucht, wenn er sich nicht in einem Jail wiederfinden will.
Seine verdammte Spielleidenschaft, denkt Bryce. Ich habe ihn immer gewarnt. Nun gut, er ist mein jüngerer Bruder, ich muss ihm helfen.
Nur wegen Fred hat er diesen Job angenommen, über dessen Art es keinen Zweifel gibt. Irgendetwas schmuggeln die Burschen, nur weiß er nicht, was es ist. Vielleicht Whisky, aber man würde das Gluckern der Flaschen hören.
»Wir reiten dicht am Creek entlang«, sagt Bryce über die Schulter. »Dann links über eine Steigung. Sag weiter, dass man auf die Maulesel aufpassen soll, es wird ziemlich steil.«
Er hält am Creek, die Maulesel trotten an ihm vorbei. Anson ist wie immer dicht bei ihm, er misstraut ihm also ganz offen.
Bryce schweigt, weil er das für das Klügste in dieser Situation hält. Irgendwann aber wird er Anson klar machen müssen, dass er ihm zu trauen und sonst nichts hat.
Anson wartet, bis er durch den Creek ist und die Kolonne seitlich überholt.
Schon schwenkt Bryce nach rechts, sein Pferd bahnt sich den Weg für die anderen an einigen hochstämmigen Kakteen vorbei.
Dann geht es nach links einen steilen Hang hinauf.
Bryce wartet die Hälfte der Maultiere ab, dann reitet er weiter, verfolgt von dem misstrauischen und wachsamen Blick Ansons.
»Weiter, zwischen die Felsen dort drüben«, ruft Bryce unterdrückt. »Dort ist ein kleiner Talkessel, dort warten.«
Der erste Treiber zieht die aneinandergebundenen Maulesel mit, und Bryce, nun sicher, dass er aus der unmittelbaren Gefahrenzone des Grenzstreifens heraus ist, reitet an.
Er hat jedoch kaum zehn Yards hinter sich gebracht, als er es krachen, dann das Bersten und Splittern hört. Sofort dreht er sich herum, reißt dann seinen Wallach zurück und reitet zurück.
»Zum Teufel«, sagt Anson fluchend. »Tonio, du Narr, kannst du nicht aufpassen?«
Ein Maulesel ist mit der Ladung ausgeglitten und zu Boden gekracht. Zwar hat sich das Tier nichts getan, aber die Ladung ist verrutscht. Eine Kiste hat sich gelöst und ist zu Boden gefallen. Das Tuch aus Sackleinwand, das den Holzbehälter umschließt, ist zerrissen, der zersplitterte Holzbehälter sieht heraus, und Anson, der diesen Anblick mit einem erneuten Fluch quittiert, dreht sein Pferd quer.
»Schon gut«, sagt er mürrisch zu Bryce und hält an, aber so, dass er ihm den Weg und die Sicht versperrt. »Du kannst wieder nach vorn reiten, Bryce, es ist weiter nichts.«
Bryce sieht ihn nur an, reitet dann auf ihn zu und sagt kalt: »Geh aus dem Weg. Für die Sicherheit der Maulesel bin ich verantwortlich, nicht du. Ich werde mir das ansehen, Roy.«
»Das geht dich …«
Ansons Hand erwischt den Revolverkolben, aber sicher hat er nicht mit der Schnelligkeit von Bryce gerechnet, der blitzartig seinen Revolver draußen hat und ihn mitten auf seinen Kopf richtet.
»Mein lieber Mann«, sagt Bryce im Tonfall eines Mannes, der ärgerlich genug ist, um sich durchzusetzen. »Greifst du noch einmal zu deinem Schießeisen, dann ist heute noch Beerdigung. Und du bist der Tote, ist das deutlich? Es passt mir schon die ganze Zeit nicht, dass du hinter mir reitest und mit der Hand nahe am Revolver wie ein Schießhund jede meiner Bewegungen kontrollierst. Wenn du jetzt nicht vernünftig bist, dann …«
Sechs, sieben Männer sind herangekommen. Sie sehen von Anson zu Bryce, aber offensichtlich...




