E-Book, Deutsch, Band 27, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
Barner Der letzte Gerechte
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-69049-518-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Western Helden 27 - Western
E-Book, Deutsch, Band 27, 100 Seiten
Reihe: Western Helden
ISBN: 978-3-69049-518-9
Verlag: Blattwerk Handel GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Er ist legendär wie kaum ein anderer. Seine Vita zeichnet einen imposanten Erfolgsweg, wie er nur selten beschritten wurde. Als Western-Autor wurde er eine Institution. G. F. Barner wurde quasi als Naturtalent entdeckt und dann als Schriftsteller berühmt. Sein überragendes Werk beläuft sich auf 764 im Martin Kelter Verlag erschienene Titel. Seine Leser schwärmen von Romanen wie Torlans letzter Ritt, Sturm über Montana und ganz besonders Revolver-Jane. Der Western war für ihn ein Lebenselixier, und doch besitzt er auch in anderen Genres bemerkenswerte Popularität. So unterschiedliche Romanreihen wie U. S. Marines und Dominique, beide von ihm allein geschrieben, beweisen die Vielseitigkeit dieses großen, ungewöhnlichen Schriftstellers.
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»Schafe«, sagt Ben Bowman, und es klingt beinahe wie ein wilder Schrei. »Schafe, verdammte Schafe! Diese Vagabunden fragen nicht einmal, sie kommen aus dem Nichts, aber sie werden nicht im Nichts verschwinden, dafür werde ich sorgen. Walt, sieh dir die Spur drüben an.«
»Ja«, antwortet Walt Glencoe knapp und zieht sein Pferd herum.
Er reitet an, ein Mann, der sonst nur mit Rindern und Pferden zu tun hat und Schafe genauso wenig liebt wie jeder Rindermann. In diesem Moment denkt Walt Glencoe an die Gerüchte aus dem Osten, an die Rancher dort, die mit den Schafzüchtern gekämpft und sie vertrieben haben. Jeder Rindermann weiß nur zu gut, was Schafe für dieses karge Land hier bedeuten. Schafe rupfen das Gras aus und ziehen bei diesem Boden sogar die Wurzeln mit aus. Wo hier Schafe gestanden haben, da bleibt für zwei, drei Jahre eine beinahe unbrauchbare Weide zurück. Rindermänner wissen das. Und darum hassen sie Schafe und die Leute, die sie ins Land schaffen.
»Ich sage dir, Evans, wir werden sie mit Stumpf und Stiel ausrotten. Ich schwöre dir, wir werden ihnen Hörner wachsen lassen! Wenn das die anderen hören … Großer Gott, kommen etwa noch mehr dieser Vagabunden her?«
Einen Augenblick scheint der Gedanke, den er laut ausspricht, seine Zunge zu lähmen. Er ringt nach Luft und blickt unwillkürlich nach Osten, als wenn sie dort über die Hügel kommen könnten.
»Male nicht den Teufel an die Wand, Boss«, erwidert Evans, sein Zureiter, grimmig. »Du weißt, was wir geschworen haben. Alle Rancher werden zusammenstehen. Ich bin sicher, es gibt Krieg, wenn diese Kerle sich hier blicken lassen. Niemand will sie haben, sie wissen es, aber sie kommen trotzdem. Nichts ist leichter, als Schafe zu hüten. Du brauchst nur ein paar Hunde, die darauf dressiert sind. Für ein paar hundert Schafe genügt ein Wächter. Aber sie werden mit ihren Familien kommen, genau wie im Osten am Powder River, am Mispah und Yellowstone. Verdammt, warum bringen die Kerle ihre Frauen und Kinder denn bloß mit?«
»Weil sie gerissen sind, die Aasgeier!«, brüllt Bowman wütend los. »Aasgeier sind das, unsere Totengräber, sage ich. Sie wissen ganz genau, dass man nicht gegen Frauen und Kinder Krieg führt, aber sie werden sich verrechnet haben. Wir jagen sie zurück oder in die Berge. Sollen sie mit ihren verdammten Schafen in den Bergen hausen und im Winter alle erfrieren. Niemand hat das Gesindel eingeladen. Niemand, verstehst du?
He, Glencoe, wie lange, zum Teufel, brauchst du dazu, um die Spur zu lesen?«
Glencoe, der auf der Bowman Ranch der beste Spurenleser ist, klettert drüben auf sein Pferd und kommt in scharfem Galopp zurück.
»Maulesel!«, sagt er dann knapp. »Vier Maulesel, ein Wagen, wahrscheinlich ist ein Junge dabei.«
»Was denkst du, wie alt ist die Spur?«
»Sie haben dort gelagert, am Feuer sind die Spuren von drei Männern und die kleine Spur. Es muss vergangene Nacht gewesen sein. Am Morgen sind sie wieder aufgebrochen.«
Unter ihnen liegt die Senke, in der weit hinten eine kleine Staubwolke zu sehen ist.
»Staub«, sagt Glencoe finster. »Dort sind sie, keine vier Meilen von hier, Boss. Es sieht aus, als wenn sie am Bacharm vor uns über Nacht bleiben wollen.«
»Bleiben werden sie, aber auf dem Bauch liegend, wenn sie es nicht anders haben wollen. Ziehen auf unsere Winterweide, als wenn sie ihnen gehörte, diese Strolche. Denen werde ich Beine machen. Wir reiten von Norden heran und packen sie dann überraschend. Evans, siehst du sie genau?«
Evans hat scharfe Augen, denen so schnell nichts entgeht. Er beobachtet die Staubwolke schon die ganze Zeit und sagt nun: »Eine gute Meile noch für sie bis an den Bach. Das reicht für uns dreimal, um sie einzuholen. Auch Schafe werden Wasser wittern, was? Nach dem Staub haben sie sicher Durst, Boss, wir erreichen sie noch weit vor dem Bach.«
»Das wollte ich hören«, sagt Bowman grimmig. »Dann los, aber wir reiten unten im Tal, damit sie uns nicht zu sehen bekommen.«
Er jagt los und knirscht mit den Zähnen vor Zorn. Im Tal sind sie gedeckt. Sie reiten später, um keinen Staub aufzuwirbeln, langsam über den einzigen Hang, der mit Büschen bestanden ist, und preschen dann im nächsten Tal weiter.
Keine halbe Stunde darauf, ihre Pferde dampfen schon, reißt Bowman sein Pferd zurück und hat den Bach vor sich. Der Bach führt um diese Zeit viel Wasser. Das Frühjahr hat zeitig eingesetzt, die Schneeschmelze genug Wasser in die Bäche und Flüsse gebracht. Es verspricht ein gutes Heujahr und damit ein prächtiges Jahr für die Rinder zu werden.
Und nun kommen die Schafe, um den Ranchern das Heu abzufressen, ehe sie es noch einbringen können. Der Vorrat, den eine Ranch haben muss, ist beträchtlich. Überall in den Tälern, in denen die Rinder überwintern sollen, müssen riesige Heustapel angelegt werden, eine Arbeit für eine ganze Mannschaft, die sich dabei nicht schonen darf.
Links vor Bowman liegt der Ausläufer des Hügels. Und hinter dem Hügel, etwas mehr als eine halbe Meile zurück, müssten die Schafe sein.
»Evans, hinauf mit dir«, sagt Bowman heiser. »Sieh nach, Mann. Sie können nicht weit sein. Ich schätze, in diese Gegend wollen sie. Sieh besser nach, ehe wir uns zeigen. Und lass keine Nasenspitzen sehen, verstanden?«
»Ich bin kein Narr«, erwidert Evans trocken und reitet scharf an. »Gleich haben wir sie.«
Bowman blickt ihm nach, sieht Evans oben halten und sein Pferd an einen Strauch binden. Dann klettert Evans das letzte Stück.
Er duckt sich oben und beginnt zu kriechen.
Evans kommt auf einen Stein zu, der ausgewaschen vom Regen neben der ständig auf dem Kamm der Hügel wachsenden Buschreihe steht, und nimmt den Hut ab.
Im nächsten Augenblick, er braucht sich keine zwei Schritte nach vorn zu schieben, sieht er auch schon die Schafe. Rechts vorn jagt ein Hund.
Es müssen mehr als 600 Schafe sein.
Eine Masse zum Teil dunkler wolliger Rücken schiebt sich in einer Wolke von Staub, die nur die Spitze der Schafherde erkennen lässt, auf den Bach zu, aber noch etwa 800 Yards entfernt.
Evans, der noch nie mit Schafen zu tun gehabt hat, beobachtet die Reaktion der Schafe auf die Witterung des Wassers und findet, dass sie sich fast so benehmen wie eine Rinderherde auf dem Trail.
Links im Staub erkennt Evans einen Reiter, drüben, auf der anderen Seite der Herde, scheint der nächste zu sein. Er taucht nur schemenhaft auf und verschwindet gleich wieder. Der Wagen aber ist mehr als 800 Yards hinter der Staubwolke und rollt gemächlich auf die ausgewaschene, tiefe Rinne zu, die etwa auf der Hälfte des Weges zwischen ihm und den letzten Schafen ist.
Er gleitet zurück und zieht sich auf sein Pferd.
»Boss«, sagt er, als er Bowman erreicht und der ihn fragend ansieht, »die Schafe sind schneller als der Wagen, sie rennen auf das Wasser zu. Die Leute an der Herde haben Mühe, sie in einem Block zu halten, aber der Wagen hängt zurück und muss durch den Graben.
Hier hinten sind Büsche genug, sodass man mit Leichtigkeit in den Graben kommen kann, um den Wagen abzufangen. Was meinst du, Boss?«
»Wo ist der Graben, links?«
»Ja, ziemlich weit links, etwa vierhundert Yards von hier.«
»Los!«, sagt Bowman hart. »Wenn wir in den Graben kommen, dann können wir uns zuerst um den Wagen kümmern. Sicher haben die Burschen an der Herde genug zu tun, um den verrückten Haufen Schafe zu halten. Sie werden kaum nach hinten sehen. Schnell, Evans, schaffen wir es noch?«
»Sicher«, sagt Evans trocken, und das Jagdfieber hat ihn gepackt. »Wenn wir schnell genug sind, dann erwischen wir sie.«
Er treibt sein Pferd wieder an. Bowman hält sich nun links von ihm. Glencoe ist rechts. Sie treiben ihre Pferde hastig so weit den Hang hinab, bis sie fast ganz hinter den Büschen verschwunden sind. Hier liegen Felsen frei, dazwischen stehen kleine Krüppelkiefern und ein paar Wacholderbäume.
Evans taucht als erster Reiter knapp hinter den Felsen und einer Krüppelkiefer auf. Er blickt vorsichtig nach rechts, doch kann er den Mann links der Schafherde nicht erkennen.
»Jetzt«, sagt Evans heiser und treibt sein Pferd an, um schnell über den Hang zu kommen. »Schnell, kommt nach!«
Die Hufe klappern kurz, dann sind die Pferde auch schon auf dem Geröll und hinter den nächsten Felsen verschwunden. Evans duckt sich. Er kann, als er sich hinter einem der stark belaubten Büsche etwas höher aufrichtet, den Wagen erkennen.
Auf dem Bock sitzt ein Mann, der die Maultiere an den Leinen hat, während hinter ihm, durch die offene Plane des Wagens gut zu erkennen, ein Junge hantiert. »Runter, Evans, sollen sie uns sehen, Mensch?«
»Die sehen uns nicht«, erwidert Evans mit Sicherheit. »Ich wette, dass sie dort vorn herunterwollen.« Er duckt sich wieder.
Es müsste reichen, denkt Evans, der sein Pferd nun scharf antreibt und es hinter die beiden Kiefern zwischen den Felsen bringen will. Er prescht los, hinter ihm kommt Bowman, dann Glencoe.
*
»Wollt ihr wohl, ihr faulen Galgenstricke? Weiter, runter mit euch, jüüaaah!«
Die Peitsche knallt.
Der Wagen taucht auf.
Die Maultiere prusten.
»Los!«, sagt Bowman hinter Evans scharf. »Schnell, die Maultiere nimmt Glencoe. Weg mit dir, Evans!«
Niemand braucht Evans zu sagen, was er zu tun hat. Evans setzt seinem Pferd die Hacken ein. Der Gaul prescht aus dem Stand los.
Sein Pferd rutscht um ein Haar auf dem Geröll aus.
»Halt!«, brüllt Ben Bowman in dieser Sekunde scharf. »Anhalten. Hände hoch!«
Der alte Mann auf dem Bock sieht rechts einen Mann...




