Barnert | Schneekristalle (E-Book) | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten, KART

Reihe: Rother E-Books

Barnert Schneekristalle (E-Book)

Martin Keller und die Schatten der Silvretta
1., Auflage 2016
ISBN: 978-3-7633-0113-3
Verlag: Rother Bergverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Martin Keller und die Schatten der Silvretta

E-Book, Deutsch, 240 Seiten, KART

Reihe: Rother E-Books

ISBN: 978-3-7633-0113-3
Verlag: Rother Bergverlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Eigentlich hatte er sich schon darauf gefreut: Martin Keller und seine Freunde gehen auf Skitour in die winterliche Silvretta. Seine hochschwangere Frau Nadine hat er zwar nur ungern zurückgelassen, aber nun genießt er die herrliche Winterwelt bei der Bielerhöhe. Gemeinsam mit seinem alten Freund Kurt und dem Bergführer Hias steigen sie auf zur Hütte. Zur selben Zeit wird unten im Tal bei St. Anton ein Werttransport überfallen. Die Täter flüchten sich mit ihrer Beute ins Gebirge, um unbemerkt in die Schweiz zu gelangen. Doch dann geht eine Lawine ab. Martin Keller, der Mediziner, eilt zu Hilfe – und wird mitsamt seinen Kameraden als Geisel genommen. Was als Genusstour geplant war, wird nun zum tödlichen Alptraum.

Ein authentischer Bergkrimi mit Tiefe an Originalschauplätzen, der nicht die Genre-üblichen Klischees bedient, sondern intensiv recherchierte Aspekte der jüngeren Geschichte mit einer spannenden Krimihandlung verknüpft. Dabei zeigt er exemplarisch, wie der Ballast des dritten Reichs die Nachfahren von Opfern und Tätern auch heute noch betrifft. Unter anderem geht es um den Bau des Silvretta-Stausees durch Zwangsarbeiter während des zweiten Weltkriegs.

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7 „Gönn dir doch einfach was, und ich wurschtel hier zwei Tage ein bisschen vor mich hin. Das tut mir auch mal gut, kannst du mir ruhig glauben! Es ist alles in Ordnung, also keine Angst, fahrt unbesorgt los!“, sagte Nadine leise und drückte Martin noch einmal an sich. „Okay, ich denke an dich. Vielleicht wird es wirklich ganz schön.“ „Bestimmt, mit dem Hias und dem Kurt kann ja gar nix schiefgehen“, erwiderte Nadine. „Ich rufe heute Abend an, wenn wir oben sind. Pass auf dich auf, nichts übertreiben.“ „Nein, versprochen! Auf jetzt, der Kurt wartet!“ Sie hob kurz den Kopf Richtung Kurt Schubert, der an der Beifahrertür von Kellers Bus stand und lächelnd zu ihnen herüberschaute. „Gut, dann bis bald. Ich liebe dich“, sagte Keller und küsste sie noch einmal auf den Mund. „Ich dich auch. Viel Spaß!“ Nachdem sie die Grenze zur Schweiz passiert hatten, führte die Straße am Südufer des Bodensees entlang, meist oberhalb der Ortschaften, vorbei an Weinbergen, Obstplantagen und Industriegebieten. Links konnten sie die Weite des Sees bewundern, der an diesem Wintertag nicht von Nebel verhüllt, sondern in der Sonne glänzend und den blauen Himmel spiegelnd in voller Pracht vor ihnen lag. Kurz vor Arbon begann die Autobahn, und die nächste Verzweigung führte sie weiter Richtung Chur, bevor sie schließlich bei Diepoldsau den Rhein und somit auch die Grenze zu Österreich passierten. Vor Hohenems fuhren sie auf die Autobahn Richtung Bludenz, entlang langsam höher werdender Berge, linker Hand jene des Bregenzer Waldes, rechter Hand begannen dann, bald nachdem sie das Rheintal verlassen hatten, die Ausläufer des Rätikons. Von Bludenz ging es schließlich, die Autobahn war zuvor einspurig geworden, rechts ab ins Montafon, vorbei an Skihochburgen wie Schruns oder Gaschurn, zuletzt durch einen kurzen Tunnel, bis nach Partenen am Fuße der Silvretta-Hochalpenstraße. Ein paar hundert Meter nach diesem Tunnel bogen sie rechts ab auf den Parkplatz der Vermuntbahn, wo ein silberner VW T4 Caravan mit Landecker Kennzeichen schon auf sie wartete. Die Standheizung lief und Hias Steger lag hinten auf der Liegefläche, mit einem Schlafsack zugedeckt, und las in einem dicken, bunten Buch, auf dem ganz groß „Alpen“ stand. Sie klopften am Seitenfenster. Hias strich seine kräftigen, bis auf die Schultern reichenden braunen Haare zurück, die sein von Sonne und Wind gegerbtes und von Falten durchzogenes Gesicht umrahmten, setzte sich auf, winkte und deutete ihnen an, sie sollten die Schiebetür öffnen. „Griaß eich!“, empfing er sie mit einem freundlichen Blick aus seinen warmen, dunklen Augen. „Servus Hias. Na, wartest du schon lange auf uns?“ „Na, vielleicht a Stund. I hab ja was zum Lesen, is hochinteressant“, entgegnete er und hielt ihnen den Einband des Buches entgegen, sodass sie nun den ganzen Titel lesen konnten: „Hast du meine Alpen gesehen? Eine jüdische Beziehungsgeschichte“, stand da und man sah einen Mann mit Brille und Schiebermütze, der, an ein Geländer gelehnt, in die Weite eines sich vor ihm öffnenden Alpenpanoramas blickte. „Habt’s ihr gewusst, dass der Paul Preuß a Jud war? Naa, oder?“ Die beiden schüttelten den Kopf. „Und da gab’s a ganze Menge, die richtig guate Bergsteiger waren, echte Pioniere. Des is scho a Bildungslücke.“ „Dann nimm doch den Schinken mit und wir können oben noch ein bisschen darin schmökern“, meinte Martin Keller. „Naa, i bin eh fast fertig. Des Ding is zu schwer, i nehm lieber an Wein mit. Wennst di dafür interessierst, leih i dir’s nachher aus. Da gibt’s gerad a Ausstellung im Jüdischen Museum in Hohenems, da haben’s des Buch gemacht. Wirklich guat, i kann euch ja unterwegs a bisserl was erzählen!“, meinte Hias und legte das Buch zu Seite, um sich aufzusetzen. „Gern. Hohenems, wart mal … Ja, da sind wir vorhin erst dran vorbeigefahren.“ „Na, dann geht amal nei in des Museum, des lohnt sich. Des Wetter soll ja ab morgen Abend eh nit so guat werden. So, na dann pack mer mal die Sachen und fahren auffi, oder? Des san deine Ski, Kurt, und von dene zwoa Paar Schuh sollt dir eins passen. Probier mal“, meinte er und zeigte auf die Ausrüstung zu seinen Füßen. „Wohin gehen wir eigentlich, Hias?“, fragte Martin, während Kurt anfing, die Schuhe zu testen. „Mir gehen auf die Klostertaler Umwelthütte. Und morgen ganz gemütlich auf die Schneeglocke, die is 3223 Meter hoch, und des is do herinnen a echter Klassiker. Gegen Mittag san mir dann wieder unten.“ „Ist die Hütte bewirtschaftet?“ „Naa, aber wenn man an Alpenvereinsschlüssel hat, kommt man in den Selbstversorger-Raum mit Lager eini. Die zwoa Räume sind schon wirklich gemütlich, mit Holzherd und so weiter, aber ansonsten ist die scho recht exotisch. Sollte nämlich mal a Riesenhüttn werden, dann hat lange nur der Rohbau gestanden und jetzt ham’s halt a Selbstversorger-Hütte draus gemacht. Na ja, ihr werd’s des ja nachher selbst sehen. Habt’s gnuag zum Essen dabei?“ „Ich hab nur ein paar Riegel und Teebeutel“, rief Kurt aus dem Bus, während die anderen bereits ihr Gepäck herausgeholt hatten und ihre Rucksäcke fertig machten. „In meiner Fresskiste gibt es Nudeln mit Saucen und Pesto, Parmesan, Salami, Brot, Butter, Käse, Instant-Kaffee, Milchpulver, Müsli und noch ein paar Kleinigkeiten“, sagte Keller. „Soll ich das mal einpacken?“ „Ja, des ist guat, aber des Pesto lass mer da, i hab noch a bisserl Gemüs zum Reinschnippeln für die Soß. Gib mir mal was ab von deinem Geraffel, und der Kurt kann ja auch no was tragen. Gewürze und Zucker gibt’s da vielleicht noch doba.“ Zwanzig Minuten später war das Trio abmarschbereit und lief mit dicken Rucksäcken und geschulterten Ski zur Vermuntbahn hinüber. Durch die Glasscheiben der Talstation, die aus einem türkisfarbenen Stahlgerüst errichtet worden war, erahnte man die rote Gondel, die sie gleich besteigen würden. In einem flacheren Anbau ging es zur Kassa, bei der Hias drei Tickets für sie löste. Auf einem gelben Schild mit einer einstellbaren Uhr sahen sie, dass die nächste Fahrt um 13.00 Uhr bergwärts ging. Sie hatten also noch fünf Minuten Zeit. Sie liefen den Gang weiter, an dessen rechter Wand große Übersichtsbilder der Skitourengebiete hingen. So konnte man beispielsweise die Reviere der Heidelberger und der Jamtalhütte studieren. Die Touren waren je nach Schwierigkeit und Lawinenrisiko in der entsprechenden Farbe eingezeichnet: blau für wenig schwierig, rot für schwierig und gepunktet waren jene Routen, die nur bei guten Lawinenbedingungen zu begehen waren. Piz Buin, Dreiländerspitze und das Fluchthorn waren zu sehen, die großen Namen der Silvretta, sowie eine Unzahl kleinerer Gipfel und Übergänge. Auch für das Tourenrevier südlich der Bielerhöhe mit dem Silvretta-Stausee gab es ein Übersichtsbild. Die Wiesbadener Hütte, die Klostertaler und Saarbrücker Hütte waren eingetragen. Die drei studierten den Hüttenanstieg und die Route auf die Schneeglocke, ihr morgiges Ziel. Es sah machbar aus, erst rot markiert der Weg über den zugefrorenen Silvrettasee und rechts ab in das Klostertal bis zur Hütte, dann noch etwas weiter auf der roten Route, die später über einen Pass namens Rote Furka in die Schweiz führte, hinüber zur Silvrettahütte und von da hinab nach Klosters. Noch vor der Passhöhe bog jedoch der blau markierte Aufstieg links, also südwestlich zur Schneeglocke ab. „Macht’s euch mal koa Sorgen, des is a viel begangene Route, und für einen normalen Skifahrer koa Problem. Würd mi wundern, wenn’s da nit auch scho a Spur gäb. A guter Geher macht des vom See aus an einem Tag, aber mir gönnen uns no wie gewünscht a gemütliche Nacht in der Klostertaler Umwelthütten. Dann haben mir morgen nur noch knapp neunhundert Höhenmeter und a Wahnsinnsaussicht. Es is wirklich sehr schön dort droben, ihr werd’s scho sehen!“ Während er sprach, fuhr Hias mit dem Finger die Aufstiegsroute entlang. „Und wie steht’s mit dem Wetter, Hias?“, fragte Martin. „Also für morgen is no super gemeldet, ab morgen auf d’Nacht kimmt Schnee, aber da simmer scho lang wieder drunten und treffen uns mit dem Josef Brugger und seinem Schwager Markus, wenn ihr mögt. I bin mit ihm zum Abendessen verabredet am Arlberg drüben, beim Sailer in Sankt Anton. Kommt’s ihr mit? Mir ham dacht, da habt ihr’s nit so weit.“ „Hm, ich weiß nicht recht, ich möchte Nadine eigentlich nicht so lange allein lassen in ihrem Zustand.“ „Ach geh, Martin, ihr braucht ja nit über Nacht bleiben und könnt’s danach heimfahren. Aber schaut’s halt, wie ihr euch morgen fühlt’s. Der Josef is mit dem Schuster Markus übrigens auch hier in der Nähe, auf der Jamtalhütte. Wir rufen ihn morgen mal an.“ „Gut, dann entscheiden wir das morgen einfach spontan. Ich würde die beiden natürlich auch gerne wiedersehen.“ Neben ihnen wartete noch eine fünfköpfige Gruppe mit Tourenausrüstung, die allerdings auf die Wiesbadener Hütte gehen wollte. Wenig später stiegen sie in die Gondel, die erst langsam, dann immer schneller empor schwebend das enge Talende des Montafons hinter sich ließ. Links von ihnen verlief entlang großer Masten eine mächtige Stromleitung, die den wertvollen Strom von den Stauseen hinaus zu den Kunden brachte, während die Kabine den steilen Berg emporflog, über sich langsam ausdünnende und zunehmend...



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