Barr | Blutköder: Anna Pigeon ermittelt - Band 6: Kriminalroman | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 431 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

Barr Blutköder: Anna Pigeon ermittelt - Band 6: Kriminalroman


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95824-478-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 6, 431 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

ISBN: 978-3-95824-478-8
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



In der unbarmherzigen Wildnis Montanas werden Jäger zu Gejagten: Der packende Kriminalroman »Blutköder« von Nevada Barr jetzt als eBook bei dotbooks. Glacier Nationalpark, Montana: Gemeinsam mit dem Umweltaktivisten Rory und der Biologin Joan bricht Parkrangerin Anna Pigeon in die Wildnis auf, um das Leben der Grizzly-Bären zu erforschen. Doch aus der Expedition wird schon bald ein erbitterter Überlebenskampf. Das Lager wird nachts von Bären angegriffen und am nächsten Morgen ist Rory spurlos verschwunden. Auf der Suche nach ihm machen die beiden Frauen eine grausame Entdeckung - handelt es sich bei der verstümmelten Leiche etwa um Rory? Die Verletzungen scheinen nicht von den Klauen eines Grizzlys zu stammen, sondern von einem Raubtier in Menschengestalt, das in der Wildnis auf Beutejagd ist ... Packend und rasant - der sechste Band der fesselnden Krimireihe um die Parkrangerin Anna Pigeon mit ihrem untrüglichen Gespür für die Abgründe menschlichen Handelns: »Barr kennt und liebt ihre Landschaft und schreibt darüber mit dem Einfühlungsvermögen einer wahren Naturfreundin.« The Washington Post »Nevada Barr ist eine der Allerbesten!« Boston Globe Jetzt als eBook kaufen und genießen: Der Öko-Thriller »Blutköder«, Band 6 der international erfolgreichen Anna-Pigeon-Krimiserie von Nevada Barr, die Leser in die ebenso atemberaubende wie gefährliche Wildnis der Nationalparks Amerikas entführt. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Nevada Barr wurde 1952 in Yerington, Nevada geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, bevor ihre Liebe zur Natur sie als Rangerin in verschiedene Nationalparks führte. Dies inspirierte sie zu ihrer Serie über Anna Pigeon, die mehrfach preisgekrönt wurde - unter anderem erhielt der erste Band, 'Die Spur der Katze', den renommierten Agatha-Award als bestes Debüt - und international erfolgreich ist. Nevada Barr lebt heute in Mississippi. Bei dotbooks veröffentlichte Nevada Barr ihre Reihe um Anna Pigeon, die ersten drei Bände sind auch im Sammelband »Spur der Toten« erhältlich: »Die Spur der Katze« »Einer zuviel an Bord« »Zeugen aus Stein« »Feuersturm« »Paradies in Gefahr« »Blutköder« »Wolfsspuren«
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Kapitel 1


Mit Ausnahme eines neun Wochen alten australischen Schäferhundwelpen, der schnupperte und jaulte, als habe er eine Schatztruhe entdeckt und suche nun einen Weg hinein, waren alle so höflich, über Annas Geruchsnote hinwegzusehen.

Unter der Aufsicht von Joan Rand, der leitenden Biologin des bahnbrechenden Bären-DNA-Projekts im Glacier-Nationalpark, hatte Anna den Vormittag mit einer Tätigkeit verbracht, die derart ekelhaft war, dass selbst Müllmänner einen großen Bogen um sie gemacht und sich ehrfürchtig die Nase zugehalten hätten.

Unweit der Kläranlage des Parks, hinter einem zwei Meter hohen, mit Elektrodrähten versehenen Maschendrahtzaun und außerdem geschützt von einem mit sechs weiteren Elektrodrähten ausgestatteten Aluminiumschuppen von der Größe eines altmodischen Doppelplumpsklos, wurden die Köstlichkeiten gelagert, die der aufgeregte schwarz-weiße Welpe nun witterte: zwei Zweihundert-Liter-Fässer, gefüllt mit einer Mischung aus Kuhblut und Fischabfällen, die erhitzt und dann zweieinhalb Monate lang zum Gären in den sogenannten »Brauschuppen« gestellt worden waren.

Joan, offenbar von Geburt an frei von Würgereiz, hatte Anna fröhlich gezeigt, wie man mit einer Hand die Fischstückchen heraussiebte, während man mit der anderen die dunkelrote Flüssigkeit in Ein-Liter-Plastikflaschen schöpfte.

»Mit den Fingern klappt es am besten«, hatte Rand erklärt. »Forschung pur, glamouröser kann es überhaupt nicht mehr werden.« Bei diesen Worten bedachte sie Anna mit einem Grinsen, das kleine, schiefe, sehr weiße Zähne sehen ließ und unter gewöhnlichen Umständen ansteckend gewesen wäre.

Als Anna nun im Büro des Labors stand und der Welpe anfing, an ihren Schnürsenkeln zu lecken, war sie froh, dass sie der Versuchung, das Lächeln zu erwidern, nicht erlegen war. In diesem Fall hätte sich der üble Gestank, den sie nur als Eau de Cadavre, den typischen Geruch des Todes oder Teufelskotze beschreiben konnte, vermutlich auch über ihre Zähne gelegt.

»Mit der Zeit lässt es nach.« Eine freundliche Frau mit schulterlangem braunen Haar blickte von ihrem Computer auf, als würde Anna ihre Gedanken ebenso freigiebig verbreiten wie den Gestank. »Es dauert eben ein wenig. Hast du schon mit Stinktierködern gearbeitet?«

»Das wird der Nachtisch«, entgegnete Anna mit finsterer Miene, worauf die Frau lachte.

»Das ist der beste Köder. Joan sagt, sie wälzen sich darin und spielen wie zu groß geratene Hunde. Das Zeug stinkt so erbärmlich, dass man es in Schraubdeckelgläser abfüllen muss, weil der Geruch Plastik durchdringt.«

Anna dachte an die Köder aus Blut und Stinktiersekret. Beide waren gründlich erforscht worden, und man hatte die verschiedensten Duftnoten erprobt und wieder verworfen, bis man die gefunden hatte, die für Grizzlybären am unwiderstehlichsten waren. Bald würde Anna, Behälter mit diesen Gerüchen auf dem Rücken, ins Herz des Bärenlandes marschieren, in den zu Montana gehörenden Teil des Waterton-Glacier International Peace Parks, und zwar nur bewaffnet mit einer Dose Pfefferspray, zur Abwehr der größten Allesfresser in diesen Breitengraden.

Der Welpe bellte und stützte tapsige große Pfoten auf Annas Oberschenkel. Sein schwarz abgesetzter Schwanz beschrieb kurze, kräftige Bögen. »Du würdest dich wohl am liebsten in mir wälzen, was?«, meinte Anna. Als er wieder bellte, musste sie das Bedürfnis unterdrücken, ihn hochzuheben, um sein weiches Babyfell nicht mit ihren schmutzigen Händen zu verunreinigen. Deshalb wandte sie sich von seinen flehenden braunen Augen ab, um die Farbkopien zu betrachten, die den Ursus horribilis darstellten und mit Heftzwecken an der Pinnwand über dem Konferenztisch befestigt waren. Der dicke Muskel zwischen den Schulterblättern diente nach allgemeiner Auffassung dem Zweck, die wichtigste Funktion der zwölf Zentimeter langen Krallen zu unterstützen – das Graben. Das Fell war grau und mit silbrigen Fäden durchzogen. Die runden, plumpen Ohren erinnerten an die eines Teddybären. Das Gebiss wirkte weniger friedlich, denn die Eckzähne waren etwa drei Zentimeter lang und ausgezeichnet an die Ernährungsgewohnheiten des Bären angepasst. Grizzlys fraßen Aas, Pflanzen, Eichhörnchen, Insekten – und manchmal auch Menschen.

Anna dachte über den letzten Punkt nach und hielt sich vor Augen, dass sie Lockstoffe bei sich tragen, damit hantieren und nachts daneben schlafen würde.

Sie trat näher heran und musterte die gewaltigen Schädel und die kräftigen Kiefer auf den Fotos. Tatzen, die einen starken Mann umwerfen, und Krallen, die ihm mühelos die Gedärme aus dem Leib reißen konnten. Dennoch empfand sie keine Angst.

Mitglieder der Einsatzgruppe, die die Bären im Park überwachte und Auseinandersetzungen zwischen den Tieren und Besuchern schlichtete, beklagten sich ebenso wie die hiesigen Parkpolizisten regelmäßig darüber, wie verblödet die Amerikaner seien, weil sie die Bären als Kuscheltiere betrachteten. Ein Mann musste sogar daran gehindert werden, seinem fünfjährigen Sohn Eiscreme ins Gesicht zu schmieren, um zu fotografieren, wie ein Bär es ableckte.

Anna kannte sich zu gut mit den Lebensgewohnheiten wilder Tiere aus, um Bären für harmlos zu halten. Allerdings gehörte sie zu einer zweiten und nicht minder gefährlichen Art von Dummköpfen, zu den Leuten nämlich, die sich wilden Tieren, ganz gleich ob nun mit Flügeln, Fell oder Zähnen ausgestattet, spirituell verbunden fühlten. Die Überzeugung, dass sie sie als Fürsprecherin erkennen und sie nicht angreifen würden, verhinderte die notwendige und lebenserhaltende Angst davor, zerrissen und verschlungen zu werden. Allerdings erstreckte sich diese Wahnvorstellung nicht auf afrikanische Löwen. Von ihnen konnte man nun wirklich nicht erwarten, dass sie ausländische Touristen verschonten, denn schließlich hatte jeder hin und wieder Lust auf eine Abwechslung auf dem Speisezettel. Aber amerikanische Löwen und Bären ...

Anna musste über sich selbst lachen. Zum Glück war sie nicht so leichtsinnig, die Kameradschaft zwischen den Arten auf die Probe zu stellen. Außerdem hätte sie diese Gefühle niemals einem anderen Menschen gestanden. Am allerwenigsten Joan Rand, ihrer Aufseherin, Ausbilderin und Begleiterin während der neunzehn Tage, die sie sich mit dem Bären-DNA-Projekt im Glacier-Park vertraut machen würde. Das hier erworbene Wissen würde ihr helfen, die Tierwelt an ihrem Arbeitsplatz, dem Natchez Trace Parkway in Mississippi, besser zu betreuen.

»So, meine stinkende kleine Freundin, dein Urlaubsgepäck ist fertig«, verkündete Joan, die gerade aus dem Allerheiligsten kam. Rand war zwar von Geburt Amerikanerin, lebte allerdings schon lange an der Grenze zum französischsprachigen Teil Kanadas und konnte, wenn sie wollte, genauso klingen wie Pepé Le Pew, das Pariser Comic-Stinktier. Anna lachte. Joan erinnerte sich gewiss noch an Pepe, denn sie war etwa in Annas Alter, befand sich also irgendwo in dem fruchtbaren Tal der mittleren Lebensjahre zwischen fünfundvierzig und fünfundfünfzig.

Anna hatte Joan auf Anhieb sympathisch gefunden. Rand war mit ihren einssechzig ziemlich kurz geraten und pummelig. Sie hatte die schmalen Schultern eines Menschen, der nicht viel tragen konnte, und den breiten Hintern und die kräftigen Oberschenkel einer Person, der es ohne Weiteres gelingen würde, einen Ausbilder bei der Armee in Grund und Boden zu marschieren.

Anna mochte ihren scharfen Verstand, ihre raue Stimme und ihre Schlagfertigkeit, auch wenn sie die beiden Tage, die sie nun schon zusammenarbeiteten, nicht als ungezwungen erlebt hatte. Sie wurde das Gefühl nicht los, ständig nach einem Gesprächsthema suchen zu müssen. Meistens wurde das Schweigen mit Arbeit überspielt. War das nicht möglich, breitete sich rasch Beklommenheit aus, aber Anna hatte noch Hoffnung.

Inzwischen hatte die Bärenforscherin den Stinktier-Akzent abgelegt und rückte ihre gewaltige Brille zurecht. »Setz dich. Das ist Rory Van Slyke, unser Sherpa von Earthwatch und Mädchen für alles. Er hat versprochen, im Fall eines Bärenangriffs seinen knackigen jungen Körper zu opfern, damit wir beide überleben und unser wichtiges Werk vollenden können.«

Rory, den Joan gerade vorgestellt hatte, lächelte schüchtern. Während ihrer Jahre als Mitarbeiterin eines Nationalparks war Anna nur einmal Angehörigen der Organisation Earthwatch begegnet. Als sie vor einiger Zeit als Parkpolizistin im Isle Royale National Park Bootspatrouillen auf dem Lake Superior gefahren war, hatten Mitglieder von Earthwatch – eines unabhängigen, mit Spenden finanzierten und von ehrenamtlichen Mitarbeitern betriebenen Umweltverbandes – gemeinsam mit der Nationalen Parkverwaltung die Lebensgewohnheiten der Elche erforscht. Die freiwilligen Helfer hatten die undankbare Aufgabe gehabt, die unwegsamsten Gebiete eines unwirtlichen Nationalparks zu durchstreifen, nach toten und verwesenden Elchen zu suchen, die Zecken an den Kadavern zu zählen und die ansehnlichsten Exemplare der Parasiten für eine spätere Untersuchung mitzunehmen. Das taten sie nicht nur gern, sondern bezahlten sogar für dieses Privileg, was hieß, dass Uneigennützigkeit doch kein Mythos war. Alle Earthwatcher, die Anna bis jetzt kennengelernt hatte, waren jung wie Rory Van Slyke. Wahrscheinlich lag das daran, dass ein Erwachsener diese Plackerei nicht überlebt hätte.

»Wie geht es dir?«, sagte Anna, ohne nachzudenken.

»Gut, vielen Dank. Und dir?«

Es war schon lange her, dass jemand diese altmodische Begrüßungsformel zu Ende gebracht hatte. Offenbar war Rory gut – oder streng – erzogen worden.

»Ausgezeichnet«, entgegnete sie. Der Junge – der junge Mann – hatte...



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