Barr | Einer zuviel an Bord: Anna Pigeon ermittelt - Band 2: Kriminalroman | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 413 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

Barr Einer zuviel an Bord: Anna Pigeon ermittelt - Band 2: Kriminalroman


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95824-474-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2, 413 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

ISBN: 978-3-95824-474-0
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Faszinierende Landschaften und abgründige Verbrechen: Der Krimi 'Einer zuviel an Bord' von Nevada Barr jetzt als eBook bei dotbooks. Isle Royale, Michigan: Ruhe und Frieden in der Natur ist alles, was die Parkrangerin Anna Pigeon sucht. Aber bereits in ihren ersten Tagen im Nationalpark am Lake Superior machen Taucher eine grausige Entdeckung - in den Tiefen des Sees liegt ein Schiffswrack, in dem sich sechs Tote befinden. Fünf gehören zur Mannschaft, die damals mit dem Schiff sank, doch woher stammt die sechste Leiche? Ein Abenteuertaucher, dem die Schatzsuche im Wrack zum tödlichen Verhängnis wurde? Warum aber kehrt zur gleichen Zeit die Frau eines Rangers von ihrem Spaziergang am See nicht zurück? Anna beschleicht der Verdacht, dass sich im Totenschiff ein Geheimnis verbirgt, für das jemand bereit ist zu morden ... und sie ist nun mitten in sein Visier geraten! Fesselnd und atemlos spannend - der zweite Band der packenden Krimireihe um die Parkrangerin Anna Pigeon mit ihrem untrüglichen Gespür für die Abgründe menschlichen Handelns: 'Barr kennt und liebt ihre Landschaft und schreibt darüber mit dem Einfühlungsvermögen einer wahren Naturfreundin.' The Washington Post Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Einer zuviel an Bord', Band 2 der international erfolgreichen Krimiserie von Nevada Barr, die Leser in die großartigen Nationalparks Amerikas entführt. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Nevada Barr wurde 1952 in Yerington, Nevada geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, bevor ihre Liebe zur Natur sie als Rangerin in verschiedene Nationalparks führte. Dies inspirierte sie zu ihrer Serie über Anna Pigeon, die mehrfach preisgekrönt wurde - unter anderem erhielt der erste Band, 'Die Spur der Katze', den renommierten Agatha-Award als bestes Debüt - und international erfolgreich ist. Nevada Barr lebt heute in Mississippi. Bei dotbooks veröffentlichte Nevada Barr ihre Reihe um Anna Pigeon, die ersten drei Bände sind auch im Sammelband »Spur der Toten« erhältlich: »Die Spur der Katze« »Einer zuviel an Bord« »Zeugen aus Stein« »Feuersturm« »Paradies in Gefahr« »Blutköder« »Wolfsspuren«
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Kapitel 1


Diese Fischkiller sind zu allem fähig, dachte sie. Durch die beschlagene Windschutzscheibe konnte Anna eine helle Form ausmachen, die auf den zwei Meter hohen Wellen tanzte, grau wie Schiefer und genauso unnachgiebig. Ein giftgrüner Echoimpuls auf dem Bildschirm bestätigte ihr die unwillkommene Existenz des Boots. Einen halben Kilometer nordöstlich zeigte ihr ein weiterer Echoimpuls, daß noch ein Idiot in irgendeiner Idiotenmission unterwegs war.

Irritiert drehte sie an dem Radargerät herum, als könnte sie den Nebel über dem See lichten, indem sie den Bildschirm scharf stellte. Plötzlich mußte sie an einen alten Bekannten denken, einen Typen namens Lou, mit dem sie einmal über Hemingway gestritten hatte. Völlig frustriert über Annas eher ablehnende Haltung hatte Lou irgendwann zum letzten, vernichtenden Schlag ausgeholt: »Du bist eine Frau. Du verstehst Papa Hemingway nicht.«

Anna kurbelte das Seitenfenster herunter. Der Regen klatschte ihr ins Gesicht und lief ihr in den Jackenärmel. »Wir verstehen auch nichts vom Fischen!«, schrie sie in den Wind.

Der Rumpf der Bertram klatschte hart auf eine sich zurückziehende Welle. Einen Moment lang blockierte der Bug die Sicht durch die Windschutzscheibe, dann sank er wieder – ein künstlicher Horizont, der einen schwindlig machte, weil man nie wußte, wo genau er zur Ruhe kommen würde. Unter einem donnernden Wasservorhang setzte das Boot wieder auf. Anna fluchte, besann sich aber eines Besseren. Ein Meinungsaustausch mit den Elementen war wohl keine so gute Idee. Womöglich biß sie sich beim nächsten Aufprall die Zunge ab.

Vor fünf Wochen, als sie zum ersten Mal auf den Lake Superior hinausgefahren war, den Bootsschein noch nagelneu in der Brieftasche, hatte sie sich mit den technischen Daten der Bertram zu trösten versucht. Die Bertram war eines der robustesten Sechsundzwanzig Fuß-Schiffe, die es gab. Wenn man ihren Anhängern und der einschlägigen Fachliteratur glauben wollte, hielt die Bertram ungefähr allem stand – abgesehen vielleicht von einem feindlichen Torpedoangriff.

Auf einem freundlicheren Gewässer hätte dieser Gedanke Anna sicher getröstet. Auf den stahlgrauen Wellen des Lake Superior jedoch schien ihr ein feindlicher Torpedo beinahe das kleinere Übel zu sein. Torpedos unterlagen menschlichen Berechnungsfehlern. Männer schossen sie ab, also konnte eine Frau ihnen ausweichen. Lake Superior dagegen wartete. Er hatte jede Menge Zeit und jede Menge Fische, die gefüttert werden wollten.

Die Belle Isle pflügte durch den Kamm einer Dreimeterwelle, und in den Sekundenbruchteilen, in denen man zwischen den zusammenschlagenden Wassermassen und den Scheibenwischern hindurchspähen konnte, sah Anna die Fahrtlichter eines kleinen Schiffs, rechts von ihr, etwa fünfzig Meter entfernt.

Anna zwängte sich zwischen das Armaturenbrett und die Steuerbank, die ihr genau bis zum Po reichte, und griff zum Mikro. »Low Dollar, Low Dollar, hier spricht die Belle Isle. Hören Sie mich?« Durch das statische Rauschen und Knistern antwortete eine Männerstimme: »Ja, ja! Sind Sie das da drüben?«

Nicht zum ersten Mal wunderte sich Anna, daß so viele Bootsfahrer jeden Sommer den Lake Superior überlebten. Es gab keinerlei Vorschriften über Bootsscheine oder sonstige Fahrprüfungen. Jeder Mann, jede Frau und jedes Kind, alle, die ein Schiff in die Finger bekamen, konnten hinausfahren und sich zwischen den Riffen und Sandbänken, den Linienfrachtern und Wochenend-Fischerbooten herumtreiben. Die Warnschilder der Küstenwache – ACHTUNG TAUCHER, UNTIEFE, BOJE, LANGSAM, KIELWELLE VERMEIDEN – waren für die Hälfte aller Bootsfahrer einfach hübsche Dekorationen am Wegesrand. »Gehen Sie auf sechs-acht.« Anna stellte ihr Funkgerät von der Ruf- und Meldefrequenz auf den Betriebskanal. »Richtig, ich bin es. Ich werde jetzt backbord an Sie ranfahren. Wiederhole: backbord. Links«, fügte sie zur Sicherheit hinzu.

»Ähm ... zehn-vier«, kam die Antwort.

In den folgenden Minuten konzentrierte sich Anna ganz auf das Boot, versuchte es zu spüren, die Kraft der Maschinen, die Wucht des Winds, das Aufbäumen der Wellen. Auf der Insel gab es Leute, die zur Not mit einem Rennboot sogar an einem Wirbelsturm anlegen konnten, beispielsweise Holly Bradshaw von der Besatzung des Tauchboots 3rd Sister oder auch Chief Ranger Lucas Vega und die ganzen alten Seebären von Fisherman's Home und Barnums' Island, die noch kommerzielle Fischereirechte aus der Zeit innehatten, bevor die Isle Royale zum Nationalpark erklärt worden war. Anna jedenfalls gehörte nicht zu dieser Elite.

Sie vermißte Gideon, ihr Reitpferd in Texas. Selbst wenn er widerspenstigster Laune war, konnte sie ihn ohne größere Blamage in die Koppel hinein und wieder heraus manövrieren. Für die Belle Isle war wesentlich mehr Geschicklichkeit erforderlich, und außerdem, dachte Anna verdrießlich, war sie längst keine so angenehme Gesellschaft.

Jetzt kam die Low Dollar wieder in Sicht, auf einer grauschimmernden Welle schaukelnd. Anna langte aus dem Seitenfenster und ließ einen Fender hinunter, um die Seite des Boots zu schützen. Der Heckfender war schon draußen; beim Verlassen der Ranger-Station in Amygdaloid hatte sie nämlich vergessen, ihn einzuholen, und er hatte die ganze Zeit über aufs Wasser geklatscht.

Aus mir wird nie ein richtiger Seebär, sagte sich Anna. Mit einem lautlosen Seufzer ging sie rechts auf Vollgas, drosselte links ein wenig und machte sich so von hinten an das kleine Boot heran. Zusammen versanken die beiden Schiffe in einem Wellental.

Die Low Dollar schlingerte und torkelte wie eine dicke Frau, die versucht, sich von einem Wasserbett zu erheben. Sie lag gefährlich dicht an der Wasseroberfläche, und Anna entdeckte einen Eimer, eine Scheuerbürste mit Holzgriff und eine leere Flasche Heaven Hill Bourbon, die in ihrem eigenen kleinen See auf dem überfluteten Deck ertranken.

Zwei Männer kämpften sich durch das Schlagwasser und versuchten, sich mit bloßen Händen und Bootshaken an der Belle Isle festzuklammern, die Gesichter starr vor Angst und Kälte. »Bleibt mir bloß weg, ihr Nulpen«, schimpfte Anna vor sich hin. Zu schreien wäre reine Zeitverschwendung gewesen, selbst wenn sie sich gegen das Heulen des Windes hätte durchsetzen können. Diese Männer konnten ihre Finger genausowenig von der Belle Isle lassen wie ein Ertrinkender vom sprichwörtlichen rettenden Strohhalm.

Schiffsrumpf knallte gegen Schiffsrumpf, während sie die beiden Boote zusammenzogen und damit Annas ganzes sorgfältiges Manöver zunichte machten.

Der Mann im Bug, windzerzaust in einem übergroßen billigen Regenmantel, zog ein gelbes Nylonseil heraus und begann, die beiden Schiffe zu vertäuen, als hätte er Angst, Anna könnte sich doch wieder auf und davon machen.

Sie schaltete auf Leerlauf und stieg die beiden Stufen aus der Steuerkajüte hinauf. Der Fischer im Achterschiff steuerbord fing jetzt an, die Hecks zu vertäuen. »Hey! Hey!«, rief Anna. Befestigt mein Boot bloß nicht an dieser – »Schrottmühle«, wäre das logische Ende des Satzes gewesen, aber da kam ihr eine Lektion in den Sinn, die Lucas Vega vor ziemlich kurzer Zeit erteilt hatte. Es war darum gegangen, wie wichtig es sei, einen positiven Kontakt zu den Touristen aufzubauen und gute Beziehungen auch mit den Sportfischern zu pflegen, die jeden Sommer die Insel überschwemmten.

»Binden Sie das los!«, schrie sie gegen den Wind. »Binden Sie es los!« Der Mann, der etwa Mitte Vierzig war, in seinem unförmigen Sweatshirt und seiner Mütze mit Ohrenklappen aber älter aussah, sah sie verständnislos an. Er hörte zwar auf, mit dem Tau zu hantieren, machte aber keine Anstalten, es aufzuknoten. Statt dessen sah er zu seinem Kumpel hinüber, der das Seil unermüdlich weiter um die Bugklampen wickelte.

»Hal?«, blökte der Mann mit klagender Stimme. Offenbar brauchte er den Rat einer echten Autoritätsperson.

Anna wartete, die Hände auf der Reling der Low Dollar. Der alte Kahn war noch einigermaßen gut in Schuß, da kam es auf ein paar Minuten nicht an. Und nach den schlaffen Wangen und den erweiterten Pupillen zu schließen, stand Annas Gegenüber vor Angst und Kälte am Rand eines Nervenzusammenbruchs.

Hal vollendete seine Serie von Pfadfinderknoten und kam auf der Längsseite des Boots zurück. Er war jünger als der Mann, der weiterhin die Heckleine umklammerte – ungefähr fünfunddreißig. Auch ihm war die Angst ins Gesicht geschrieben, und er wirkte alles andere als gelassen, aber er machte wenigstens den Eindruck, als könnte er zuhören.

»Hi«, begrüßte Anna ihn. »Ich bin Anna Pigeon. Sie sind Hal, hab ich das richtig verstanden?« Der Mann nickte stumm. »Sind Sie der Kapitän der Low Dollar, Hal?« Wieder ein Nicken. »Sie haben ein bißchen Wasser abgekriegt, wie's aussieht.«

Die alltäglichen Worte zeigten den gewünschten Effekt. Allmählich wich der Es-geht-um-Leben-und-Tod-Ausdruck aus seinen blaßblauen Augen. Er wischte sich mit dem Ärmel über den Mund, als wollte er einen Schalter anknipsen, der seine Lippen wieder funktionsfähig machte. »Ja«, brachte er schließlich heraus. »Wir sind in Little Todd auf irgendwas aufgelaufen, haben uns aber weiter keine Gedanken drüber gemacht. Und als wir dann hier waren, war schon mehr Wasser reingelaufen, als wir ausschöpfen konnten. Da haben wir angefangen zu funken. Ich glaube, die Schiffsschraube hat nen Schlag abgekriegt, und das Wasser dringt an der Welle ein.«

Jetzt, da die Normalität mehr oder eher weniger wiederhergestellt war– angenommen, die Welt hörte nicht plötzlich auf, in diesem...



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