Barr | Zeugen aus Stein: Anna Pigeon ermittelt - Band 3: Kriminalroman | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 357 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

Barr Zeugen aus Stein: Anna Pigeon ermittelt - Band 3: Kriminalroman


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-95824-475-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 3, 357 Seiten

Reihe: Anna Pigeon ermittelt

ISBN: 978-3-95824-475-7
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Eine uralte Felsenstadt wird zur tödlichen Falle: Der Krimi 'Zeugen aus Stein' von Nevada Barr jetzt als eBook bei dotbooks. Mesa Verde Nationalpark, Colorado. Die Parkrangerin Anna Pigeon ist erst wenige Wochen in Mesa Verde stationiert, als der Park von mehreren mysteriösen Todesfällen erschüttert wird. Als hoch oben auf dem Felsplateau in der alten Indianerstadt der Anasazi die Leiche ihres Kollegen gefunden wird, beginnt für Anna ein Wettlauf gegen die Zeit. Sie ist sich sicher, jemand wollte ihn zum Schweigen bringen. Auf ihrer Suche nach der grausamen Wahrheit gerät Anna zwischen alle Fronten ... Packend und rasant - der dritte Band der fesselnden Krimireihe um die Parkrangerin Anna Pigeon mit ihrem untrüglichen Gespür für die Abgründe menschlichen Handelns: 'Barr kennt und liebt ihre Landschaft und schreibt darüber mit dem Einfühlungsvermögen einer wahren Naturfreundin.' The Washington Post Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Zeugen aus Stein', Band 3 der international erfolgreichen Krimiserie von Nevada Barr, die Leser in die großartigen Nationalparks Amerikas entführt. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Nevada Barr wurde 1952 in Yerington, Nevada geboren. Sie arbeitete als Schauspielerin, bevor ihre Liebe zur Natur sie als Rangerin in verschiedene Nationalparks führte. Dies inspirierte sie zu ihrer Serie über Anna Pigeon, die mehrfach preisgekrönt wurde - unter anderem erhielt der erste Band, 'Die Spur der Katze', den renommierten Agatha-Award als bestes Debüt - und international erfolgreich ist. Nevada Barr lebt heute in Mississippi. Bei dotbooks veröffentlichte Nevada Barr ihre Reihe um Anna Pigeon, die ersten drei Bände sind auch im Sammelband »Spur der Toten« erhältlich: »Die Spur der Katze« »Einer zuviel an Bord« »Zeugen aus Stein« »Feuersturm« »Paradies in Gefahr« »Blutköder« »Wolfsspuren«
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KAPITEL 1


Keine Gräber. Das beunruhigte Anna. Menschen starben. Wenn man die Leichen nicht aufaß, verbrannte oder per Post an einen Freund schickte, mußten sie irgendwo untergebracht werden. Jedenfalls müßten zumindest Knochen da sein. Eine Zivilisation, die sechshundert Jahre lang lebte und starb, hätte sogar einen ganzen Berg Knochen hinterlassen müssen.

Keine Friedhöfe. Und plötzlich keine Menschen mehr. Gerade hatten sie noch gekocht, gewebt und den Boden bestellt, und am nächsten Tag – alle weg. Es standen noch Töpfe auf der kalten Asche, Türmatten vermoderten in den Hauseingängen, Werkzeuge lagen achtlos neben halbfertigen Arbeiten.

Also: eine Invasion, eine Armee, die alle massakriert hatte? Aber wo waren dann die eingeschlagenen Schädel? Die gesplitterten Knochen? Oder Zähne, die wie ausgesäte Maiskörner auf der Erde lagen?

Eine Seuche, die amerikanische Variante der schwarzen Pest? Zwei Drittel der Bevölkerung tot. Die Überlebenden verlassen die zerstörten Siedlungen – und schleppen Tausende von Leichen mit? Sehr unwahrscheinlich. Schon gar nicht in einer Gesellschaft, die das Rad noch nicht kannte.

Wenn Menschen und ihre Lebensweise erst in ein Erklärungsschema gepreßt wurden, war sowieso alles zu spät. Aber dennoch – Leichen mußte es geben. Anna konnte sich keine Zivilisation vorstellen, die der nächsten Generation keine Leichen und keinen Müll hinterließ.

Jemand schlug mit der Hand auf den wackligen Resopaltisch, und Anna zuckte zusammen.

»Wo warst du?« zischte Alberta Stinson, Chefin der Fremdenführer für die Chapin Mesa.

»Überall – nur nicht hier, Al«, flüsterte Anna. Sie fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, um die Träume wegzuwischen, und sah dann verstohlen auf ihre Armbanduhr. Die Personalkonferenz dauerte schon volle zwei Stunden. Es gab keinen Kaffee mehr. Doughnuts waren gar nicht angeboten worden.

Alberta Stinson bohrte Anna den Zeigefinger in die Rippen. »Bleib bitte wach! Die Jungs müssen sich mal wieder austoben.« Alberta – oder Al, wie sie allgemein genannt wurde – bezeichnete die Verwaltungsvertreter von Mesa Verde immer respektlos als »die Jungs«. Stinson wog fünfzehn Pfund mehr, als in den Frauenzeitschriften für ihre Größe empfohlen wurde, und ihre graumelierten Haare sahen aus, als hätte sie sich mit einer Zickzackschere daran verkünstelt. Sie leitete Besichtigungen, hielt Vorträge, wanderte durch die unzähligen Ruinen der Mesas. Ihr Gesicht war vom Wetter gegerbt, und um die Augen hatte sie lauter kleine Fältchen, weil sie immer in die grelle Sonne blinzelte. Soweit Anna wußte, gab es im Leben dieser Frau nur zwei Leidenschaften: Sie wollte herausfinden, warum »die Alten« verschwunden waren, und sie wollte dafür sorgen, daß jeder, der die Überreste ihrer Kultur zerstörte, ebenfalls verschwand.

Anna zog Albertas gelben Notizblock zu sich her. Unter ihre Kritzeleien – Galgen, Schlingen und andere Folterinstrumente – schrieb sie: »Kann leider nicht helfen. Bin nur 'ne kleine GS-7. Kein Biß.«

Al schnaubte ärgerlich.

Dreißig Minuten waren vergangen, seit Anna sich innerlich verabschiedet hatte, und es wurde immer noch hitzig debattiert. Der Kongreß hatte Geld zur Verfügung gestellt, und zwar nicht zu knapp. Das Geld war dafür gedacht, die veraltete Wasserleitung zu ersetzen, die die Wohnhäuser und die öffentlichen Gebäude des Mesa Verde National Park versorgte. Seit Mai dröhnten schwere Maschinen durch die historische Landschaft, begleitet von heftigen Auseinandersetzungen. Jede Woche wurden irgendwelche Sitzungen anberaumt oder abgesagt.

Die gereizte Stimmung verpestete die Wüstenluft genauso wie der vom Bagger aufgewühlte Staub. Wie in jeder Kleinstadt sickerte das Gift nach unten durch. Die Herrschenden führten Krieg, die Bauern ergriffen Partei. Selbst die Aushilfskräfte, die nur für die Hochsaison eingestellt waren, versammelten sich in verschwörerischen Grüppchen, hetzten gegen irgendwelche Kollegen, und mit jedem Glas Bier wuchs die selbstgerechte Empörung.

Anna war neu in Mesa Verde und deshalb noch von keiner Fraktion vereinnahmt worden. Aber die ständigen Spannungen zerrten an ihren Nerven und verstärkten ihre Tendenz zur Einsiedelei.

Um einen Tisch aus Blech und Resopal – so wie man sie normalerweise bei irgendwelchen Festveranstaltungen für das Servieren lederner Brathähnchen aufstellte – saßen die maßgeblichen Mitspieler: ein ausgezehrter, gieriger Verwaltungsbeamter, mit einem guten Gespür für Zahlen und einem unerschütterlichen Fortschrittsglauben; der Chief Ranger, ein wachsamer, strenger Mann, der den Park um jeden Preis aus dem mittelalterlichen sanitären Zustand heraus- und zu imposanten Besucherstatistiken hinführen wollte, was seiner Meinung nach durch ein besseres Wasserleitungssystem ermöglicht würde; Ted Greeley, der Tiefbau-Unternehmer, der verpflichtet worden war, dieses Projekt im angemessenen Zeitraum zu verwirklichen, und Al Stinson, Historikerin, Archäologin und Beschützerin der Toten. Oder jedenfalls Schützerin des Anspruchs der Wissenschaft an die Toten.

Als die Anasazi im zwölften Jahrhundert vom Hochplateau der Mesa Verde verschwanden, hatten sie ihre Geheimnisse mitgenommen. Stinson war fest entschlossen zu verhindern, daß Maschinen des zwanzigsten Jahrhunderts irgendwelche Spuren und Überbleibsel dieser Geheimnisse zerstörten, ehe sie genauestens untersucht worden waren. Da das gesamte Gebiet der Chapin Mesa eine Fundgrube war, bekamen die Archäologen schon Alpträume, wenn auch nur ein Loch für irgendeinen Pfosten gegraben wurde. Und dann war ein Tiefbau-Unternehmer engagiert worden, um über eine Strecke von siebzehn Meilen einen fast zwei Meter tiefen Graben auszuheben.

Der Auftrag wurde Theodore Roosevelt Greeley von Greeley Tiefbautechnik zugesprochen. Man bezahlte ihn fürstlich. Obwohl Greeley äußerlich jovial wirkte, hielt Anna ihn für einen hartgesottenen Kapitalisten. Für ihn galt vermutlich nicht mehr das alte amerikanische Sprichwort: Nur ein toter Indianer ist ein guter Indianer, sondern die modernere Variante: Nur ein profitabler Indianer ist ein guter Indianer.

Immer in Sorge um die Finanzen, tendierten der Verwaltungsmann und der Chief Ranger zu Greeleys Lager.

Anna und der District Ranger Hills Dutton waren als einzige der Anwesenden nicht direkt in die Auseinandersetzungen verwickelt. Dutton, ein großer, imposanter Mann, saß auf einem Klappstuhl am Ende des Tischs. Er hatte die Munition aus dem Magazin seiner Sig Sauer 9-Millimeter-Pistole entfernt und schien nun Kugel für Kugel zu inventarisieren.

»Anna?«

Der Chief Ranger nuschelte wie immer, und es dauerte einen Moment, bis Anna registrierte, daß sie gemeint war.

»Ja?«

»Irgendwelche Anmerkungen?« Der Chief Ranger wollte offensichtlich die Last der Verantwortung nicht alleine tragen. Niemand in diesem erhabenen Gremium interessierte sich auch nur im geringsten für Annas Meinung. Sie und Hills waren lediglich eingeladen worden, weil die Sekretärin sich weigerte, Kaffee zu holen.

»Tja – wenn alle nicht direkt benötigten Angestellten außerhalb des Parkgebiets wohnen würden, wäre das Problem schon beträchtlich kleiner.« Zu »nicht direkt benötigt« gehörten nicht nur die Leute, die in der Hauptsaison als Ruinenführer arbeiteten, sondern auch die Archäologen, die Leiter der einzelnen Abteilungen, die Verwaltungsleute, der Chief Ranger und der Parkdirektor höchstpersönlich. Annas Vorschlag wurde mit verdrossenem Schweigen aufgenommen. Sie freute sich, daß sie mit ihrer Idee alle vor den Kopf gestoßen hatte. Vermutlich würde es eine Weile dauern, bis jemand sie nochmal mit der Bitte um eine »Anmerkung« belästigte. Also konnte sie sich getrost wieder in ihre eigene Welt zurückziehen.

Wenn die Parkbesucher sich am Ende des Tages verabschiedeten und das Abendlicht die wissenschaftlich grelle Mittagssonne ersetzte, entfloh Anna dem ganzen Hexenkessel.

Sie fand es erholsam, dort zu sein, wo keine Leute waren. Nach ihren Jobs im Backcountry der Wildnisparks – Guadalupe Mountains .in Texas und Isle Royal in Lake Superior – kam ihr Mesa Verde mit über zweihundertfünfzigtausend Besuchern im Jahr richtig großstädtisch vor. Tagsüber, wenn die Ruinen der Öffentlichkeit zugänglich waren, konnte sie sich gar nicht weit genug entfernen, um dem ständigen Brausen des Verkehrs zu entgehen und dem Brummen der Busse, die mit laufendem Motor irgendwo herumstanden und ihre Touristengruppen ausspuckten.

Wenn der Park geschlossen wurde, zog sie sich unter dem Vorwand, auf Patrouille zu gehen, in den Cliff Palace zurück, wo endlich wieder Stille eingekehrt war. Cliff Palace gehörte zu den größten Anasazi-Siedlungen, die bisher entdeckt worden waren. Anna kletterte so hoch hinauf, wie offiziell erlaubt war. Dann setzte sie sich hin und lehnte sich mit dem Rücken an den noch warmen Stein der uralten Mauern, um sie herum Zimmer und Türmchen und Zinnen, versunkene Kammern, die mit Tunneln verbunden waren, und Plätze mit Steinvertiefungen für das Schroten von Korn.

Von diesem Pueblo hatte man einen Ausblick in die Weite des Landes – Mesas, Spitzkuppen und grüne Täler, dahinter das Blau ferner Bergketten, das in das Blau des Himmels tauchte. Die Luft war dünn und klar. Sie war so trocken, daß sie nur das scharfe Aroma von Pinon und Ponderosa in sich trug.

Von ihrem Platz hoch oben in den Ruinen schaute sie in den Cliff Canyon hinunter, zu den Felsbehausungen. Sie schienen nacheinander aufzutauchen, zuerst eine, dann zwei, dann ein halbes Dutzend, wie versteckte Bilder in einem Kinderrätsel.

Winzige Siedlungen schmiegten sich in die natürlichen Nischen unterhalb des Plateaus und wachten über die verschlungenen...



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