E-Book, Deutsch, 216 Seiten
Bartels-Schlüer Veni, vidi, vici
16. durchgesehene und ergänzte Auflage 2020
ISBN: 978-3-8053-5231-4
Verlag: wbg Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Geflügelte Worte aus dem Griechischen und Lateinischen
E-Book, Deutsch, 216 Seiten
ISBN: 978-3-8053-5231-4
Verlag: wbg Philipp von Zabern in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Heureka und Panta rhei, Alea iacta est und Carpe diem sind das meistzitierte, lebendigste Griechisch und Latein. Doch diese geflügelten Worte sind in aller Regel zugleich entflogene Worte, und sie tragen kein Ringlein am Fuß, auf dem Autor und Werk, Kapitel und Paragraph säuberlich verzeichnet wären. Das längst zum Standardwerk gewordene »Veni vidi vici« präsentiert gegen 500 geflügelte Worte, dazu rund 300 Stück ›Kleingeflügel‹ von ad hoc bis vice versa. Die Erläuterungen begnügen sich nicht mit Übersetzung und Stellennachweis; sie betten diese Zugvögel aus der griechischen und römischen Welt, in ihren ursprünglichen Zusammenhang ein und zeichnen ihre Prägungs- und Wirkungsgeschichte in der Antike, sozusagen Biotope und Flugrouten, in zahlreichen Zitaten nach. Klaus Bartels lädt Kenner und Freunde dieser buntgefiederten Gattung nicht nur zum Nachschlagen in der Not, sondern auch zum vergnüglichen Blättern ein: Nullus est liber tam malus, ut non aliqua parte prosit!
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??e?µ?t??t?? µ?de?? e?s?t? (Ageometretos medeis eisito). «Keiner, der nichts von Geometrie versteht, trete hier ein!» (in dem Sinne: «Keiner, der nichts von Mathematik versteht, …») Als Inschrift über dem Eingang der Platonischen «Akademie» angeführt bei Elias, Kommentar zu Aristoteles, Kategorien, in: Commentaria in Aristotelem Graeca, Band 18, S. 118, Zeile 18f.; ähnlich vorher bei Philoponos, Kommentar zu Aristoteles, De anima, in: Commentaria in Aristotelem Graeca, Band 15, S. 117, Zeile 27 (??e?µ?t??t?? µ? e?s?t?) und später bei Tzetzes, Historiarum variarum chiliades 8, 249, 973 (??de?? ??e?µ?t??t?? e?s?t? µ?? t?? st????, «… betrete mein Haus»). Wenn die erst in der Spätantike bezeugte Inschrift erfunden ist, so ist sie gut erfunden: Die Mathematik und besonders die Geometrie, die den Blick von den vielerlei mehr oder weniger genau, größer oder kleiner gezeichneten Kreisen auf die eine unvergängliche Idee des Kreises lenkt, galt Platon als die unabdingbare Vorschule der philosophischen Dialektik, vgl. besonders Staat 7. 522 Cff. ????st?? ?e?? (Agnostos theos). «Unbekannter Gott.» Lukas, Apostelgeschichte 17, 23, aus dem Anfang der Rede des Apostels Paulus auf dem athenischen Areopag: «Denn als ich durch eure Stadt ging und eure Heiligtümer betrachtete, fand ich auch einen Altar, auf dem die Inschrift stand: Dem unbekannten Gott. Was ihr nun, ohne es zu kennen, verehrt, das verkündige ich euch.» ???af?? ??µ?? (Agraphos nomos). «Ungeschriebenes Gesetz.» Der Begriff des «ungeschriebenen Gesetzes» begegnet zuerst in einem bei Andokides, Rede über die Mysterien 85ff., angeführten Solonischen Gesetz, das die Anwendung nicht schriftlich aufgezeichneter und öffentlich bekanntgemachter Gesetze ausschloß. In der Folge deutet der Begriff insbesondere auf das in der Natur begründete, besonderer Bestätigung nicht bedürftige «Naturrecht»; so bei Sophokles, Antigone 454f., wo Antigone sich gegenüber Kreons Gebot, den Leichnam des toten Polyneikes nicht zu bestatten, sondern den Vögeln und Hunden zu überlassen, auf die «ungeschriebenen, niemals wankenden Satzungen der Götter» (???apta ??sfa?? ?e??/??µ?µa) beruft, und bei Thukydides, Peloponnesischer Krieg 2, 37, 3, wo Perikles in seiner Rede auf die Gefallenen den von den Archonten erlassenen Gesetzen die «ungeschriebenen» zur Seite stellt, die, wenn sie übertreten werden, «nach allgemeinem Urteil Schande bringen» (… ?s?? ???af?? ??te? a?s????? ?µ???????? f????s??). ?e? ??? e? p?pt??s?? ?? ???? ??ß?? (Aei gar eu piptusin hoi Dios kyboi).«Denn allemal gut fallen die Würfel des Zeus.» Sophokles, in: Nauck, Tragicorum Graecorum Fragmenta, Fragment 809. Der in einem Scholion zu Euripides, Orest 603, dem Sophokles zugeschriebene, vielfach auch sonst – ohne Nennung eines Autors – angeführte Vers war nach dem Zeugnis des Eustathios, Kommentar zu Homers Ilias, S. 1084, Zeile 2f., und zur Odyssee, S. 1397, Zeile 18, «sprichwörtlich» geläufig. (??? ß??t???)/a? de?te?a? p?? f???t?de? s?f?te?a? (Kan brotois/hai deuterai pos phrontides sophoterai). «(Und bei uns Menschen sind) die zweiten Gedanken irgendwie die klügeren.» Euripides, Hippolytos 435f.; die Amme zu Phädra. Cicero, 12. Philippische Rede 2, 5, zitiert den offenbar geläufigen Vers in lateinischer Version: Posteriores enim cogitationes, ut aiunt, sapientiores solent esse, «Die späteren Gedanken sind ja, wie man sagt, gewöhnlich die klügeren»; in einem Brief an seinen Bruder Quintus, 3, 1, 18, spielt er mit den zwei griechischen Worten de?t??a? f???t?da? locker auf den Euripidesvers an. Vgl. Errare humanum est, unten S. 65. ???? ???ste?e?? ?a? ?pe?????? ?µµe?a? ?????/µ?d? ????? pat???? a?s???µe? (Aien aristeuein kai hypeirochon emmenai allon/mede genos pateron aischynemen). «Immer der Beste zu sein und überlegen zu sein den anderen und dem Geschlecht der Väter nicht Schande zu machen.» Homer, Ilias 6, 208f.; der lykische Heerführer Glaukos zitiert die Mahnung, mit der sein Vater Hippolochos, der Sohn des Bellerophontes, ihn in den Trojanischen Krieg ausgesandt hatte. Der erste der beiden Verse erscheint Ilias 11, 784 noch einmal; dort erinnert Nestor den Patroklos an die Mahnung, mit der Peleus seinen Sohn Achilleus in den Krieg ausgesandt hatte. Cicero führt das Mahnwort in einem Brief an seinen Bruder Quintus, 3, 5, 4, leicht variiert in griechischer Sprache an. ??? ’? t?? µ?? ta?ta ?e?? ?v ????as? ?e?ta? (All’ etoi men tauta theon en gunasi keitai). «Aber wahrhaftig! Das liegt nun im Schoße der Götter.» Ein Homerischer Formelvers; Ilias 17, 514; Odyssee 1, 267 und öfter. ??d?a µ?? ???epe, ???sa, p???t??p?? … (Andra moi ennepe, Musa, polytropon …) «Den Mann nenne mir, Muse, den vielgewandten …» Homer, Odyssee 1, 1; der Anfang der Homerischen «Odyssee», des – nach der «Ilias» – zweitältesten Werks der europäischen Literatur: «Den Mann nenne mir, Muse, den vielgewandten, der gar viel umgetrieben wurde, nachdem er Trojas heilige Stadt zerstörte …» Homer kannte erst eine einzige Muse; zum Abschluß des Musenanrufs in Vers 10 wird sie noch einmal angesprochen: «Davon …, Göttin, Tochter des Zeus, sage auch uns!» Der Name des «vielgewandten», listenreichen Odysseus wird erst in der folgenden Götterszene genannt. ???????, ?????, ?at????? (Anegnon, egnon, kategnon). «Ich habe gelesen, ich habe verstanden, ich habe verworfen.» Kaiser Julianus Apostata, der vom Christentum «Abtrünnige», in einem (nicht datierbaren) Brief an die führenden christlichen Bischöfe, bei Sozomenos, Kirchengeschichte 5, 18, 7. Wie Sozomenos weiter berichtet, erwiderten die Bischöfe: «Du hast wohl gelesen, aber nicht verstanden; denn wenn du verstanden hättest, hättest du nicht verworfen.» Das kaiserliche Verdikt ist der prägnanten Kürze des Caesarischen Veni vidi vici(unten S. 176) nachgebildet. ?????p?? µ?t??? ?p??t?? (Anthropos metron hapanton). «Der Mensch ist das Maß aller Dinge.» Der sogenannte «Homo-mensura-Satz» des Protagoras, des Archegeten der griechischen Sophistik (in: Diels-Kranz, Fragmente der Vorsokratiker, Fragment B 1). Der Eingangssatz der – verlorenen – Schrift «Wahrheit» ist im Wortlaut und vollständig zitiert bei Sextus Empiricus, Adversus mathematicos 7, 60, und bei Diogenes Laërtios, Leben und Lehre der Philosophen 9, 51: ???t?? ???µ?t?? µ?t??? (?st??) ?????p??, t?? µ?? ??t??, ?? ?st??, t?? d? ??? ??t??, ?? ??? ?st??,...