Barth / Ernst / Marx | Innovative Bewertung von KMU | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 164 Seiten, E-Book

Barth / Ernst / Marx Innovative Bewertung von KMU

Ein Praxisleitfaden

E-Book, Deutsch, 164 Seiten, E-Book

ISBN: 978-3-7910-5966-2
Verlag: Schäffer-Poeschel Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Die Bewertung mittelständischer Unternehmen weist einige Besonderheiten auf, die mit den traditionellen Bewertungsverfahren nicht erfasst werden können. In diesem Buch wird mit der simulationsbasierten Unternehmensplanung und Unternehmensbewertung ein innovatives Verfahren vorgeschlagen, dass eine Alternative zur klassischen CAPM-basierten Unternehmensbewertung darstellt. Die großen Vorteile: Anstelle von Kapitalmarktrisiken werden tatsächlich in KMU vorhandene Risiken und Marktunvollkommenheiten berücksichtigt, sodass die Bewertungsergebnisse als Grundlage unternehmerischer Entscheidungen dienen können. Zudem entspricht die simulationsbasierte Unternehmensbewertung den neuen Gesetzen und Prüfungsstandards.

Das Buch richtet sich an Führungskräfte in und Berater:innen von kleinen und mittleren Unternehmen, die sich mit Bewertungsfragen beschäftigen. Aber auch Studierenden gibt das Buch wertvolle Tipps und Hilfestellungen zur Bewertung von KMU mit an die Hand. Mithilfe einer durchgehenden Case Study können alle Berechnungsschritte einfach nachvollzogen und auf das eigene Unternehmen übertragen werden.

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1.3 Die simulationsbasierte Bewertung von KMU
Wie wir gesehen haben, befindet sich die Unternehmensbewertung von KMU in einer methodischen Sackgasse. Einen Ausweg könnte die simulationsbasierte Unternehmensbewertung liefern. 1.3.1 Konzeption der simulationsbasierten Bewertung
Die simulationsbasierte Unternehmensplanung und Unternehmensbewertung setzt an den Kritikpunkten der bislang geübten Bewertungspraxis von KMU an. Simulationsbasierte Bewertungsverfahren sind DCF-Unternehmensbewertungsverfahren, die auf der Quantifizierung zukünftiger Risiken des Bewertungsobjekts basieren, die Risiken mittels Simulation aggregieren, daraus Risikomaße berechnen und diese der Unternehmensbewertung zugrunde legen. Bei diesen Verfahren werden die Wirkungen der Einzelrisiken des KMU (unter Beachtung von Korrelationen) den entsprechenden Posten der Plan-GuV und Plan-Bilanz im Rahmen einer erwartungstreuen Planung zugeordnet.22 Die Risikowirkungen der Einzelrisiken (z.?B. Umsatzschwankungen) werden durch Wahrscheinlichkeitsverteilungen beschrieben (z.?B. durch eine Dreiecksverteilung, PERT-Verteilung oder Normalverteilung).23 In unabhängigen Simulationsläufen werden im Rahmen einer Monte-Carlo-Simulation Tausende Zukunftsszenarien durchgespielt.24 Die Gesamtheit aller Simulationsläufe bildet eine repräsentative Stichprobe aller möglichen risikobedingten Zukunftsszenarien von GuV und Bilanz. Zielgrößen der Simulation sind z.?B. die Cashflows. Aus den ermittelten Realisationen der Zielgrößen können aggregierte Häufigkeitsverteilungen ermittelt werden. Ausgehend von der Häufigkeitsverteilung der Cashflows können nun Risikomaße berechnet werden, die auf dem tatsächlichen Risikoumfang der Cashflows basieren. Die am häufigsten verwendeten Risikomaße sind die Standardabweichung oder der Value at Risk. Aus den Ergebnissen der Risikoanalyse können Sicherheitsäquivalente und risikoadäquate Kapitalkosten abgeleitet werden. Bei der Sicherheitsäquivalent-Methode, auch Risikoabschlagsmethode, wird zunächst im Zähler vom Erwartungswert des Cashflows ein Risikoabschlag abgezogen. Die sich so ergebenden Sicherheitsäquivalente werden dann mit dem risikofreien Zinssatz diskontiert, um den Unternehmenswert zu erhalten. Bei der in der Praxis weitverbreiteten Risikozuschlagsmethode wird im Zähler der Erwartungswert des Cashflows ohne Risikoabschlag verwendet. Dieser wird dann mit dem risikoadjustierten Kapitalkostensatz aus der Risikoanalyse diskontiert und der Unternehmenswert ermittelt. Abbildung 1 zeigt den Ablauf der simulationsbasierten Unternehmensplanung und Unternehmensbewertung.25 Abb. 1: Ablauf der simulationsbasierten Unternehmensplanung und Unternehmensbewertung
Quelle: Ernst (2022a), S. 99. 1.3.2 Argumente für den Einsatz der simulationsbasierten Bewertung
1.3.2.1 Erfüllung gesetzlicher Regelungen zur Risikoanalyse und Risikoaggregation Die rechtlichen Mindestanforderungen an das Risikomanagement wurden in Deutschland im Jahr 2021 durch StaRUG (Unternehmensstabilisierungs- und -restrukturierungsgesetz) und FISG (Finanzmarktintegritätsstärkungsgesetz) erweitert. Gemäß § 1 StaRUG sind nun auch die mittelständischen haftungsbeschränkten juristischen Personen (GmbHs und AGs) verpflichtet, mögliche »bestandsgefährdende Entwicklungen« früh zu erkennen, was eine Risikoanalyse und Risikoaggregation voraussetzt.26 Geprüft werden muss das Risikofrüherkennungssystem von den Wirtschaftsprüfern gemäß dem IDW Prüfungsstandard 340 (von 2020). Deshalb muss in KMU ein Risikofrüherkennungssystem vorhanden sein, dessen Erkenntnisse bei allen unternehmerischen Entscheidungen der Geschäftsleitung berücksichtigt werden müssen. Erfolgt dies nicht, ist die Geschäftsleitung persönlich haftend. Die simulationsbasierte Planung und Bewertung bietet ein Instrumentarium, das den gesetzlichen Anforderungen entspricht und Haftungsrisiken reduziert und im Idealfall ausschließt. 1.3.2.2 Nutzung einer verbesserten Datenlage für eine Risikoanalyse Die bisherige Rechtfertigung für eine Risikoanalyse mit Fokus auf (historische) Kapitalmarktdaten, nämlich den Mangel an geeigneten Alternativen, kann man mittlerweile nicht mehr akzeptieren. Aufgrund der genannten Gesetze und Prüfungsstandards kann heute unterstellt werden, dass viele Informationen über die Chancen und Gefahren (Risiken) in den Unternehmen verfügbar sind und bei Entscheidungen zugrunde gelegt werden (müssen). Diese Informationen können in der simulationsbasierten Planung und Bewertung systematisch verarbeitet werden. 1.3.2.3 Berücksichtigung von Transformationseffekten Der Begriff VUCA fasst die Herausforderungen zusammen, denen sich Unternehmen in einer zunehmend digitalisierten Welt stellen müssen. In der Managementlehre steht er für Volatility, Uncertainty, Complexity und Ambiguity.27 Die Transformation entfaltet enorme Kräfte und ist der Katalysator für radikale Veränderungen. Dies gilt insbesondere für KMU. Mit der Transformation sind disruptive Technologien verbunden, die neue Akteure hervorbringen und die Geschäftsmodelle vieler etablierter Unternehmen gefährden. Diese Extremereignisse sind mit einer hohen Parameterunsicherheit verbunden und werfen daher besondere Probleme für die Unternehmensplanung, wertorientierte Unternehmenssteuerung und das Risikomanagement auf. Die beschriebenen Umweltbedingungen sind exakt das Gegenteil dessen, was in der modernen Kapitalmarkttheorie als Prämissen der Modellwelt unterstellt wird und als Entscheidungsgrundlage für geeignet gilt. Denn die moderne Kapitalmarkttheorie kann aufgrund ihrer Modellannahmen in keiner Weise die in einer Transformationsphase typischen Phänomene berücksichtigen. Da die simulationsbasierte Planung und Bewertung die Auswirkungen einer Transformation auf die Risikosituation im Unternehmen quantitativ erfassen kann, können die damit verbundenen Chancen und Gefahren abgebildet werden. Somit liefern die Simulationsergebnisse eine optimale Datengrundlage für unternehmerische Entscheidungen. 1.3.2.4 Berücksichtigung des Insolvenzrisikos Im CAPM wird von der Prämisse ausgegangen, dass ein fixes Anlageuniversum gegeben ist, zu dem weder eine neue Anlage hinzukommen noch aus dem eine Anlage ausscheiden kann. Das hat zur Folge, dass die Insolvenz eines Unternehmens mit dem damit verbundenen Abbruch des Zahlungsstroms für die Eigentümer nicht vorgesehen ist. Damit verbunden wird eine unendliche Lebensdauer des Unternehmens angenommen. In der Zwischenzeit gibt es eine Vielzahl von Veröffentlichungen, die dieses Thema aufgreifen und die Bedeutung des Insolvenzrisikos betonen.28 Heute besteht kein Zweifel mehr an der Bedeutung des Insolvenzrisikos und der Notwendigkeit seiner Einbeziehung in die Unternehmensbewertung. Die Berücksichtigung des Insolvenzrisikos ist ein zentraler Baustein der simulationsbasierten Planung und Bewertung. 1.3.2.5 Neue Bewertungsverfahren verfügbar In der Vergangenheit wurde regelmäßig argumentiert, dass es keine Alternative zur finanzierungstheoretischen Bewertungslehre vollkommener Märkte gäbe. Ausgehend von grundlegenden Gedanken der simulationsbasierten Bewertungslehre wurden in den letzten Jahren innovative Bewertungsmethoden entwickelt, welche die Besonderheiten unvollkommener Kapitalmärkte und von KMU berücksichtigen. Dieser Ansatz einer simulationsbasierten Unternehmensplanung und Unternehmensbewertung wird im nächsten Abschnitt vorgestellt. 1.3.3 Vorteile der simulationsbasierten Bewertung von KMU
Die folgenden sechs Vorteile der simulationsbasierten Unternehmensplanung und Unternehmensbewertung greifen die Schwächen der CAPM-basierten Unternehmensbewertung auf und bieten Lösungswege, um die Risikosituation in Unternehmen und die Unvollkommenheiten auf Märkten zu berücksichtigen. 1.3.3.1 Verwendung einer erwartungstreuen Planung Erwartungstreue Planwerte sind eine notwendige Voraussetzung für die Anwendung der Ertragswert- oder Discounted-Cashflow-Verfahren.29 Ein Erwartungswert drückt aus, welche Ausprägungen von Ertrag oder Cashflow »im Mittel« aller risikobedingt möglichen Zukunftsszenarien eintreten werden. Die simulationsbasierte Planung und Bewertung arbeitet nicht wie in der Praxis üblich mit Zielvorgaben als Planwerte, sondern ermittelt mithilfe der Monte-Carlo-Simulation erwartungstreue Planwerte. 1.3.3.2 Berücksichtigung der Unternehmensrisiken in der Unternehmensplanung Bei der simulationsbasierten Unternehmensplanung werden beim Aufbau des Simulationsmodells, also einer integrierten GuV-, Bilanz- und Kapitalflussrechnungsplanung inklusive der Verteilungsfunktionen der Unternehmensrisiken, alle wesentlichen Zusammenhänge zwischen Planwerten und Risikowerten betrachtet und plausibilisiert. Ebenso werden mittels Monte-Carlo-Simulation Zukunftsszenarien des Unternehmens berechnet, wobei die Abhängigkeiten der Planungspositionen zu berücksichtigen sind. Eine simulationsbasierte Bewertung basiert auf einem kritisch und durchgängig analysierten Planungsmodell, bei dem bestehende Abhängigkeiten und unsichere Planannahmen systematisch untersucht...


Barth, Thomas
Prof. Dr. Thomas Barth ist Professor für Controlling und Steuerberatung an der HfWU Nürtingen. Vor seiner Tätigkeit in der Lehre arbeitete er für viele Jahre bei einer internationalen Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft. Darüber hinaus fungiert er als Mitglied in den Prüfungsausschüssen für das Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberaterexamen in Baden-Württemberg.

Marx, Stefan
Prof. Dr. Stefan Marx ist Professor für Wirtschaftsprüfung und Rechnungswesen an der HfWU Nürtingen. Er ist Studiendekan des Studienganges Betriebswirtschaft (B.Sc.) und Leiter des Steinbeis-Beratungszentrum Corporate Governance und Wirtschaftsprüfung.

Ernst, Dietmar
Prof. Dr. Dr. Dietmar Ernst ist Professor für International Finance an der HfWU in Nürtingen und Direktor des European Institute of Quantitative Finance.

Thomas Barth

Prof. Dr. Thomas Barth ist Professor für Controlling und Steuerberatung an der HfWU Nürtingen. Vor seiner Tätigkeit in der Lehre arbeitete er für viele Jahre bei einer internationalen Wirtschafts- und Steuerberatungsgesellschaft. Darüber hinaus fungiert er als Mitglied in den Prüfungsausschüssen für das Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberaterexamen in Baden-Württemberg.





Dietmar Ernst

Prof. Dr. Dr. Dietmar Ernst ist Professor für International Finance an der HfWU in Nürtingen und Direktor des European Institute of Quantitative Finance.





Stefan Marx

Prof. Dr. Stefan Marx ist Professor für Wirtschaftsprüfung und Rechnungswesen an der HfWU Nürtingen. Er ist Studiendekan des Studienganges Betriebswirtschaft (B.Sc.) und Leiter des Steinbeis-Beratungszentrum Corporate Governance und Wirtschaftsprüfung.


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