E-Book, Deutsch, Band 1, 450 Seiten
Reihe: Geißel der Nacht
Bauer Geissel der Nacht
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7562-8048-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Beliars Erwachen
E-Book, Deutsch, Band 1, 450 Seiten
Reihe: Geißel der Nacht
ISBN: 978-3-7562-8048-3
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Endlich raus aus diesem tristen Dorfleben, nie wieder auf den Feldern arbeiten und keine überfürsorglichen Eltern mehr, das wünscht sich Jaron sehnlichst. Gemeinsam mit seiner Freundin wird er demnächst aufbrechen - am besten gleich morgen, und dann Königreiche durchqueren und sagenhafte Abenteuer erleben. Doch der Tag der Abreise kommt anders als gedacht und Jaron spürt zum ersten Mal die volle Härte des Lebens. Der Fürst der Unterwelt kehrt zurück - schrecklicher denn je! Die erste Saat des ungeteilten Chaos. Schon bald findet er sich in einer Gruppe wieder, die unterschiedlicher nicht sein könnte - sie alle verfolgen andere Ziele und sind doch aufeinander angewiesen. Was Schmerz und Trostlosigkeit mit einem anrichten, kann man erst wirklich verstehen, wenn man durch die Hölle geschleift wird. Wie viele Opfer würdest du bringen, um zu überleben? Geißel der Nacht eine Mischung aus gefährlicher Heldenreise wie "Der Herr der Ringe" kombiniert mit der Brutalität aus "Game of Thrones".
Robin Bauer, geboren 1991, wohnhaft im schönen Niederösterreich, nahe Krems an der Donau. Mit dem Markennamen CROWL ist er seit über zwölf Jahren kreativ tätig. Als jahrelanger begeisterter Pen & Paper Spieleleiter und Vollblut - Fantasy/Science-Fiction-Fan entstand nach drei Jahren Arbeit sein Debütroman "Geißel der Nacht." www.instagram.com/crowl__
Autoren/Hrsg.
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Prolog
Noch ein Stück höher zielen, dann würde er bestimmt treffen, fokussiert auf den roten Apfel, der auf dem Strohballen liegt. Die Sehne ist bis zum Anschlag gespannt. Seine Hände zittern – den richtigen Moment abzuwarten, ist gar nicht so leicht. Er kann seine Muskeln spüren und wie ihm langsam, aber stetig die Kraft schwindet. Lange kann er diese Anspannung bestimmt nicht mehr halten. Mit zugekniffenem Auge späht er den Holzpfeil entlang – er muss jetzt schießen. Vaters Langbogen, den dieser immer zum Jagen für die Hasen benutzt, hat er noch nie zuvor in seinen Händen gehalten. Viel wuchtiger – ganz anders als ein normaler Bogen – liegt er in seinen Armen. Aber eine Wette ist nun mal eine Wette. Den restlichen Tag lang mit Mutter Esther Gemüse zu schneiden, dazu hat er wahrlich keine Lust. Er holt tief Luft, wartet einen letzten Augenblick, bis die Eisenspitze nahezu perfekt auf den Apfel gerichtet ist, und lässt los. Ein Surren ertönt in der Luft – TREFFER! Jubelnd, mit breitem Grinsen, springt er in die Höhe, als der Apfel zu Boden fällt. „Jaron!“, hört er seinen Vater Osric mit stolzer, aber auch entrüsteter Stimme sprechen. „Glückwunsch, mein Sohn – doch deine Gedanken waren auch woandershin, nicht nur auf den Moment des Schusses gerichtet. Du magst zwar getroffen haben, doch Dank deiner Unkonzentriertheit hast du dir eine Wunde am Daumen zugezogen!“ Jaron blickt auf seine Hand. Der Pfeil, den er abgeschossen hatte, hat ihm eine Schnittwunde entlang seines Daumens verpasst, aus der nun Blut tropft. Anscheinend war sein Griff nicht richtig am Bogen fixiert. Sich am Pfeil zu schneiden, passiert eigentlich nur Anfängern und Jaron ist das äußerst unangenehm. „Sich ablenken zu lassen ist der größte Fehler, den ein Krieger machen kann“, fährt Vater fort. „Mit einer Verwundung durch einen eigenen Schuss wäre man im Kampf beeinträchtigt. Wenn du nun einen weiteren Pfeil setzen müsstest, würde dir das Zielen ab jetzt viel schwerer fallen.“ Vater Osric ist ein großer, schlanker, aber trotzdem muskulöser Mann. Mittlerweile zeichnet sich sein Alter am Körper ab. Die Jahre haben ihm eine Glatze verpasst. Graue Bartstoppeln und faltige Augenlider zieren sein schmales Gesicht. Mutter Esther meint immer, Jaron hätte die himmelblauen Augen seines Vaters vererbt bekommen. Egal wie hart die Arbeit am Acker auch sein mag, wenn Mutter ihre zwei Männer sieht, geht ihr jedes Mal das Herz auf. Trotz der mühseligen Tätigkeit, die die Familie jeden Tag verrichten muss, sind sie froh darüber, Essen und ein Dach über dem Kopf zu haben. Seit Vaters Zeit im Krieg, wo er viel Leid und Tod sah, achtet er besonders auf seine Familie. Während des Krieges eignete er sich sogar einige Fähigkeiten im medizinischen Bereich an, um verwundeten Kameraden schnell helfen zu können – wenn nötig. Für Osric ist es nichts Neues, eine Waffe, auch im Kampf Mann gegen Mann, zu benutzen. Sein Wissen möchte er an Jaron weitergeben. Die Zeiten sind in den letzten Monaten unruhig geworden und der Winter steht vor der Tür. Der unentwegte kalte Wind lässt einen harschen Winter erahnen. Kalte Jahreszeiten bedeuten für viele Menschen Hunger, Armut und Leid. Oftmals ist das Grund genug, dass ein Königreich einem anderen den Krieg erklärt. Jaron streicht sich verschämt durch sein kurzes, strubbeliges braunes Haar. Er kann verstehen, was Vater ihm sagen wollte. Jaron legt den Bogen beiseite und geht Richtung Strohhaufen über das Feld. „Gewonnen habe ich trotzdem“, sagt er mit kindisch herausgestreckter Zunge und zieht die Pfeilspitze aus dem Apfel. „Das hast du“, antwortet Vater schmunzelnd. „Vor dem Gemüseschneiden hast du dich jetzt drücken können – nicht aber vorm Pflügen des Feldes. Lass uns weitermachen, bevor die Sonne untergeht – wir haben noch eine Menge Arbeit vor uns.“ Osric packt die Zügel des Ochsen. Seine müden Hände schnallen den Gurt fester, an dem das Tier einen angespitzten Holzkeil nachzieht. Mit dieser Vorrichtung ist das Pflügen um einiges angenehmer. Jarons Aufgabe ist es, das Unkraut sowie Gesteinsbrocken vom Feld zu entfernen. Wahrlich keine spannende Tätigkeit, um den Tag zu verbringen. Viel lieber würde er in der Schenke mit seinen Dorffreunden eine Partie Würfel spielen oder wieder Kuhmist an die Wände des fetten Müllers werfen. Vater empfindet Arbeit stets als gut und ehrlich. Lieber Silber hart verdienen, als durch zwielichtige Methoden an Gold zu kommen, nur um vielleicht dabei seine Hand zu verlieren. So denkt Jaron aber nicht. Er will die Welt entdecken. Nicht hier im trostlosen Emmerstal versauern. Mehr als nur das kleine Fleckchen Land sehen, wo er Tag für Tag lebt. Das Land Eunessa ist riesig, mit verschiedenen Königreichen und unterschiedlichsten Kulturen. Küstengebiete mit kristallklarem Meer, wo man in vielen Metern Tiefe den Meeresboden betrachten kann. Unendlich scheinende Wiesenflächen, soweit das Auge reicht. Inmitten des Landes – gigantische Berge, die bis zur Wolkendecke hinaufragen. Dort, wo der Winter niemals aufhört. So vieles gibt es da draußen, wonach sich Jaron in seinen Gedanken sehnt. Er wirft zwei Steine beiseite – er ist zurück in der Realität angekommen. „Jaron, beeil dich!“, murrt Vater. „Hol den Spaten aus dem Schuppen – wir müssen mit der Hand noch einiges nachbearbeiten.“ Seufzend nickt Jaron. Ob wohl jeder in seinem Dorf so ein spannendes Leben hat wie er? Er kehrt zum Elternhaus zurück, wo Mutter Esther nasse Wäsche über ein gespanntes Seil hängt. Aus Freude ihren Jungen zu sehen, wirft sie ihm lächelnd einen müden Blick zu. Ihre feinen braunen Haare wehen im kalten Wind. Mutter wohnte einst in der großen Stadt Kuun, bis sie sich eines Tages am Jahrmarkt in Vater verliebte und mit ihm hinaus aufs Land nach Emmerstal zog. Sie ist der Inbegriff einer herzensguten Frau. Trotz ihrer zierlichen Figur ist sie stets bemüht, ihrem Ehemann helfend unter die Arme zu greifen. „Suchst du etwas, mein Kind?“, fragt sie freundlich. „Ich bin kein Kind mehr“, gibt Jaron schnippisch zur Antwort. „Ich gehe in die Scheune und hole weiteres Werkzeug. Wir brauchen den Spaten, da das Feld heute besonders hart zum Umgraben ist.“ Er streicht sich erschöpft über sein Gesicht. In den letzten Tagen hat Jaron kaum Schlaf finden können. Immer wieder plagen ihn merkwürdige Albträume, die so real wirken, dass sie ihm keine Ruhe lassen. Der Schuppen befindet sich direkt neben dem Bauernhaus. Ein eher rustikal zusammengeschustertes Holzhüttchen, in dem man etliches Gerümpel finden kann. In einer Ecke des Raumes liegt ein hoher Berg an frischem Stroh für die Pferde und den Ochsen. Das Haus, in dem die Familie lebt, befindet sich etwas außerhalb des Dorfes, nahe einem Waldrand. Umringt von Feldern müssen sie sich unentwegt um die Bearbeitung und Pflege ihrer Ländereien kümmern. Kaum ist man mit einem Feld fertig, ruft schon das nächste. Ein immerwährender Trott, aus dem Jaron eines Tages ausbrechen will. Die Sonne geht langsam unter. Er spürt den kalten Hauch des Windes bis unter seine Gewandung. Ein einfaches graues Hemd und eine dünne braunschwarze Lederhose schützen nur wenig davor zu frieren. Jaron öffnet die quietschende Holztüre und geht in Richtung der hinteren Wand. Von Besen und eingerollten Seilen bis hin zu Spaten, Sichel und Heugabel hängen dort aufgereiht allerhand Utensilien. Murrend, keine Lust mehr aufs Feld zurückzukehren, packt er das benötigte Werkzeug. Plötzlich packt jemand Jaron von hinten und zieht ihm einen schwarzen Sack über den Kopf. Kaum begreifend, was hier vor sich geht, wird eine Schnur um seinen Hals festgezogen. Mit einem Fußtritt in den Allerwertesten wird er in den Strohhaufen geworfen. „Hey, was soll das!“, schnauft Jaron erschrocken auf. Als er panisch versucht sich von der Kopfbedeckung zu befreien, kann er ein leises Kichern vernehmen. „Das hört sich doch an wie…?“, überlegt er und beginnt zu strahlen. Jaron entfernt den Lumpen und sieht in das Gesicht einer bildhübschen, jungen Dame. „Dhara! Was machst du denn hier?“, sagt er mit verliebt stotternder Stimme. Ihre rehbraunen Augen verzaubern beim bloßen Anblick Jarons Sinne. Blondes, leicht gewelltes langes Haar schmiegt sich an ihre sanften Gesichtszüge. Sommersprossen, als würde das Licht sie küssen, schmücken ihre Nase und Wangen. Wie eine Prinzessin steht sie mit ihrem bunten, selbst zusammengeflickten Kleid vor ihm. Er hat in seinem Leben noch nie ein schöneres Mädchen gesehen! Vor allem, weil sie nicht nur hübsch, sondern obendrein auch noch klug ist. Umso glücklicher ist er, dass sie sich mit ihm abgibt. Ihr Abenteuerdrang scheint genauso groß zu sein wie Jarons. Gemeinsam haben sie sich schon oft überlegt, einfach von hier fortzulaufen. Leider kam es nie dazu – bis jetzt. Sie will schon lange von hier verschwinden. Ihre Mutter ist vor Jahren dem Fieber erlegen und...