Bauer / Meyer-Lindenberg / Kiefer | Referenz Psychische Störungen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 976 Seiten

Reihe: Referenz

Bauer / Meyer-Lindenberg / Kiefer Referenz Psychische Störungen

E-Book, Deutsch, 976 Seiten

Reihe: Referenz

ISBN: 978-3-13-243254-3
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Ein Nachschlagewerk, das psychische Störungen umfassend behandelt und dabei übersichtlich bleibt?

Referenz Psychische Störungen beweist, dass dies möglich ist: Gut verständlich und klar strukturiert liefert das Werk verlässliche Antworten auf die Fragestellungen zu psychiatrischen Krankheitsbildern, Leitsymptomen und Methoden. Profitieren Sie von präzisen Angaben, wie Therapiealgorithmen oder Dosierungsempfehlungen, die Sie direkt im Arbeitsalltag anwenden können.

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Ärzte

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1 Intelligenzminderung
Frank Häßler, Knut Hoffmann 1.1 Steckbrief
Intelligenzminderung (IM) zählt zu den Störungen der intellektuellen Entwicklung mit Defiziten in der Kognition, der Sprache, der Motorik, der sozialen Kompetenz und der Empathie sowie dem adaptativen Verhalten. Häufig treten dabei auch Störungen der sozio-emotionalen Entwicklung auf. Ursächlich kommen genetische Faktoren und Umwelteinflüsse infrage. Die Diagnostik erfolgt unter Einbeziehung psychometrischer Tests zur Abklärung des Intelligenzniveaus. Da Intelligenzminderung keine behandlungsbedürftige und -fähige Störung ist, zielen therapeutische Interventionen auf die Verbesserung des sozialen Funktionsniveaus bzw. die koinzidenten psychischen und somatischen Störungen ab. Vor Beginn einer Psychopharmakotherapie, deren Indikation besonders kritisch bei älteren Patienten und Kindern zu prüfen ist, sind alle anderen Interventionen auszuschöpfen. 1.2 Aktuelles
In der WHO-Klassifikation ICD-11, die 2019 verabschiedet wurde und voraussichtlich 2021 auch in Deutschland eingeführt werden soll, ist Intelligenzminderung als „Disorders of intellectual Development” unter 6A00 verschlüsselt und wie folgt definiert: „Disorders of intellectual development are a group of etiologically diverse conditions originating during the developmental period characterized by significantly below average intellectual functioning and adaptive behavior that are approximately two or more standard deviations below the mean (approximately less than the 2.3rd percentile), based on appropriately normed, individually administered standardized tests. Where appropriately normed and standardized tests are not available, diagnosis of disorders of intellectual development requires greater reliance on clinical judgment based on appropriate assessment of comparable behavioural indicators”. Die vierstufige Schweregradeinteilung in leicht bis schwerst bleibt erhalten. Als 5. Kategorie gibt es noch den Zusatz „vorläufig“, der Kindern unter 4 Jahren bzw. Personen, bei denen keine valide Messung der intellektuellen Funktion bzw. des adaptiven Verhaltens möglich ist, vorbehalten ist ? [18]. Eine aktuelle deutsche Übersetzung liegt noch nicht vor. 1.3 Synonyme
Mental Retardation (alt) Intellectual Disability (USA) Learning Disability (UK) Global developmental Delay (für Kinder <5 Jahre) Disorders of intellectual Development (ICD-11) Idiotie, Imbezilität (alt) 1.4 Keywords
Intelligenzdiagnostik Diagnostik genetischer Syndrome andere Störungen mit intellektuellen Einschränkungen Psycho- und Pharmakotherapie herausfordernden Verhaltens Intelligenzminderung bei Kindern und alten Menschen 1.5 Definition
Intelligenzminderung mit einem Intelligenzquotienten (IQ) <70 wird laut ICD-10 definiert als „Ein Zustand von verzögerter oder unvollständiger Entwicklung der geistigen Fähigkeiten; besonders beeinträchtigt sind Fertigkeiten, die sich in der Entwicklungsperiode manifestieren und die zum Intelligenzniveau beitragen, wie Kognition, Sprache, motorische und soziale Fähigkeiten“ ? [17]. Nach DSM-5 ? [10] umfasst die Diagnose Beeinträchtigungen allgemeiner psychischer Fähigkeiten, die wiederum das adaptive Funktionsniveau in drei Domänen oder Bereichen behindern. Diese drei Domänen sind: die konzeptionelle Domäne, die Sprache, Lesen, Schreiben, Mathematik, Urteilen, Denken, Wissen und Gedächtnis einschließt; die soziale Domäne mit Empathie, sozialem Urteilsvermögen, interpersonellen Kommunikationsfähigkeiten, Fähigkeiten zur Beziehungsaufnahme und zum Halten dieser; die praktische Domäne, die auf Selbstmanagement, Hygiene, berufliche Verantwortlichkeit, Umgehen mit Geld, Freizeitverhalten, Schulbesuch und andere Arbeitsaufgaben fokussiert. Intelligenzminderung ist keine psychiatrische Erkrankung, sondern ein individuelles Merkmal, mit dessen Auftreten sich die Wahrscheinlichkeiten von assoziierten Risiken erhöhen. 1.6 Epidemiologie
1.6.1 Häufigkeit
Die Prävalenz in der Allgemeinbevölkerung schwankt in epidemiologischen Studien in Abhängigkeit vom Schweregrad der Intelligenzminderung zwischen 0,6 und 1,8% ? [24]. In einer aktuellen Studie betrug sie unter den 3- bis 17-Jährigen 1,1% ? [26]. Einige Schätzungen gehen sogar von 3% aus ? [32]. 1.6.2 Altersgipfel
Bei einer Intelligenzminderung handelt es sich um zeitstabiles Merkmal, wobei die individuellen Beeinträchtigungen von Fertigkeiten abhängig vom Alter und den damit verbundenen Entwicklungsaufgaben zu unterschiedlichen Funktionsbeeinträchtigungen im Alltag führen. 1.6.3 Geschlechtsverteilung
Das männliche Geschlecht überwiegt leicht (1,2 bis 1,4:1), was zum Teil durch die zahlreichen X-chromosomalen Gendefekte begründet ist, die zu einer Intelligenzminderung führen oder beitragen, zum Teil auch durch die erhöhte Vulnerabilität bei peripartalen Noxen. 1.6.4 Prädisponierende Faktoren
Prädisponierende Faktoren sind mit Intelligenzminderung assoziierte Erbkrankheiten sowie prä-, peri- und postnatale Einflüsse, die Auswirkungen auf die Hirnentwicklung und Hirnreifung haben. 1.7 Ätiologie und Pathogenese
Die ätiologischen Faktoren, die zu einer leichten und mittleren Intelligenzminderung (IQ 35–69) führen, unterscheiden sich von denen, die ursächlich eine schwere Intelligenzminderung (IQ <35) determinieren ? [32]: Für eine schwere Intelligenzminderung verantwortlich sind eher genetische Faktoren wie De-novo-Punktmutationen und verschiedene Umwelteinflüsse wie eine zerebrale Hypoxie zum Zeitpunkt der Geburt, mütterliche Infektionen und/oder Expositionen gegenüber toxischen Substanzen in der Schwangerschaft sowie mütterlicher Diabetes mellitus, eine Frühgeburt, Hirnblutungen und postpartale Infektionen, Tumoren etc. Leichte bis mittlere Intelligenzminderung ist dagegen eher durch viele Gene mit geringen Effekten („polygen“) sowie o.g. Umwelteinflüsse bedingt, wobei Zeitpunkt und Dauer während der Schwangerschaft, der Geburt und der frühkindlichen Entwicklung und damit der Hirnentwicklung über den Schweregrad der Intelligenzminderung entscheiden. 1.8 Klassifikation und Risikostratifizierung
Es kann zwischen leichter, mittelgradiger, schwerer und schwerster Intelligenzminderung unterschieden werden. Bislang stützte sich die Zuordnung zu einer der genannten Gruppen primär auf den Intelligenzquotienten (IQ) in Kombination mit einer phänomenologischen Beschreibung der vier verschiedenen Gruppen. Die Klassifikation nach ICD-10 ? [17] unterteilt folgende Schwergrade: leichte Intelligenzminderung (F70): IQ zwischen 50 und 69 (80% aller Intelligenzgeminderten) mittelgradige Intelligenzminderung (F71): IQ zwischen 35 und 49 (12% aller Intelligenzgeminderten) schwere Intelligenzminderung (F72): IQ zwischen 20 und 34 (7% aller Intelligenzgeminderten) schwerste Intelligenzminderung (F73): IQ <20 (<1% aller Intelligenzgeminderten) Die Unterteilung anhand des IQ kann jedoch unterhalb eines IQ-Wertes von 50 mit wissenschaftlich anerkannten Intelligenztests nicht zufriedenstellend vorgenommen werden. Der DSM-5 ? [10]. verzichtet daher bei der Schweregradeinteilung vollständig auf IQ-Werte und stützt sich allein auf die phänomenologische Beschreibung. In der ICD-11 bleibt die aus der ICD-10 bekannte Schweregradeinteilung auf der Basis von IQ-Werten erhalten. 1.9 Symptomatik
In...


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