Beblo / Dehn | Neuropsychologie der Depression | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 113 Seiten

Reihe: Fortschritte der Neuropsychologie

Beblo / Dehn Neuropsychologie der Depression


2., überarbeitete Auflage 2024
ISBN: 978-3-8444-3188-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 6, 113 Seiten

Reihe: Fortschritte der Neuropsychologie

ISBN: 978-3-8444-3188-9
Verlag: Hogrefe Publishing
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zu den Kernsymptomen der Depression – eine der häufigsten psychischen Störungen – gehören neben der veränderten Stimmung, den Verhaltensauffälligkeiten und den körperlichen Symptomen auch Beeinträchtigungen geistiger Funktionen wie Aufmerksamkeit und Gedächtnis. Diese neuropsychologischen Störungen beeinträchtigen das soziale und berufliche Leben der Betroffenen, steigern das Suizidrisiko und gefährden insgesamt den Behandlungserfolg, weshalb der Diagnose und Therapie dieser Leistungseinbußen eine wichtige Bedeutung zukommt.

Für die 2. Auflage wurde das Buch komplett überarbeitet. Insbesondere zur Therapie neuropsychologischer Beeinträchtigungen bei Depression, aber auch zu wichtigen Einflussfaktoren und den neuronalen Korrelaten liegen inzwischen neue Erkenntnisse vor, die in die zweite Auflage Eingang gefunden haben. Ebenfalls findet sich ein deutlich erweitertes Kapitel zur Depression nach Schlaganfall, womit depressive Störungen im Rahmen neurologischer Erkrankungen nun noch anschaulicher dargestellt werden.

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Zielgruppe


Neuropsycholog:innen, klinische Psycholog:innen, Psychiater:innen

Weitere Infos & Material


2  Kognitive Beeinträchtigungen
Kognitive Beeinträchtigungen gehören zu den häufigsten und hartnäckigsten Symptomen depressiver Störungen. Conradi und Kolleg:innen (2011) berichteten, dass 90?% der Personen mit einer Major Depression über kognitive Einbußen klagen. Im Verlauf der anschließenden 3 Jahre nannten noch immer 66?% der Patient:innen entsprechende Beeinträchtigungen. Darüber hinaus blieben diese bei 44?% der sonst remittierten Patient:innen bestehen. Gemäß der fünften Ausgabe des „Diagnostics and Statistical Manual of Mental Disorders“ (DSM-5, APA, 2013) und des „International Classification of Diseases“ (ICD-11, WHO, 2021), sind kognitive Beeinträchtigungen der Depression charakterisiert durch vermindertes Denkvermögen, Konzentrationsschwäche und eine beeinträchtigte Entscheidungsfindung (siehe Abschnitt 1.1). |8|Studien zu verschiedenen kognitiven Einbußen bei depressiven Erkrankungen liegen mittlerweile in großer Zahl vor. Um diese Erkenntnisse zu bündeln, sind in den letzten Jahrzehnten eine Reihe von internationalen (z.?B. Barczyk, Douglas & Porter, 2020; Beblo, Sinnamon & Baune, 2011; McClintock et al., 2010) sowie auch deutschsprachigen Übersichtsartikeln erschienen (Beblo, 2016a; Konrad, Losekam & Zavorotnyy, 2015). Außerdem liegen bereits zahlreiche Meta-Analysen zu verschiedenen Aspekten neuropsychologischer Defizite bei Depression vor, die jeweils unterschiedliche methodische oder klinische Schwerpunkte verfolgt haben (siehe Tabelle 4). Insgesamt konnte die neuropsychologische Forschung die kognitiven Einbußen depressiver Patient:innen vorwiegend in den Bereichen der Aufmerksamkeit, des Gedächtnisses, der exekutiven Funktionen sowie des Verarbeitungstempos bestätigen. Autoren Jahr Schwerpunkt Lee et al. 2012 Ersterkankung Epp et al. 2012 Stroop-Effekt Bora et al. 2013 Remittierte Depression und Early/Late-Onset Snyder 2013 Exekutivfunktionen Rock et al. 2014 CANTAB-Testbatterie Wagner et al. 2015 Kinder und Jugendliche (bis 18 Jahre) Ahern & Semkovska 2017 Ersterkrankung und Verlauf Goodall et al. 2018 Jugendliche und junge Erwachsene (12?–?25 Jahre) Semkovska et al. 2019 Remittierte Depression Bernhardt et al. 2019 Behandlungsbezogene Veränderungen Wang et al. 2020b Aufmerksamkeitsfunktionen Parkinson et al. 2020 Neuropsychologische Einzeltests Historisch betrachtet versuchten Wissenschaftler:innen und Forscher:innen das Profil kognitiver Einbußen bei der Depression insbesondere deshalb zu beschreiben, um die Depression von dementiellen Erkrankungen abzugrenzen und darüber hinaus Schlüsse über spezifische neurobiologische Fehlfunktionen zu ziehen (Keefe, 1995). Diese Ziele werden zwar noch immer verfolgt, sie sind jedoch aus verschiedenen Gründen etwas in den Hintergrund getreten. Zum einen konnte bisher kein depressionsspezifisches kognitives Defi|9|zitprofil ermittelt werden (Beblo & Exner, 2010; Porter et al., 2015). Zum anderen geben moderne Bildgebungsverfahren zunehmend Einsichten in die Neurobiologie beider Erkrankungen und verringern somit die diesbezügliche Relevanz testpsychologischer Studien. In jüngerer Zeit konzentrieren sich einige Forschende eher auf die Untersuchung von Faktoren, welche die kognitive Leistung depressiver Patient:innen beeinflussen (z.?B. Grübeln bzw. Rumination). Desweiteren werden zunehmend die klinischen Implikationen sichtbar, welche sich aus den kognitiven Beeinträchtigungen ergeben und den Blick auch auf effektive Behandlungsstrategien kognitiver Defizite lenken. Erste Ergebnisse wecken hier die Hoffnung, dass kognitive Defizite bei affektiven Störungen gezielt und erfolgreich behandelt werden können. 2.1  Beeinträchtigte neuropsychologische Funktionen: Testbefunde
2.1.1  Ausmaß der Beeinträchtigungen In Übereinstimmung mit Studien unserer Forschungsgruppe (z.?B. Beblo, Baumann, Bogerts, Wallesch & Herrmann, 1999; Beblo et al., 2010b; Lahr, Beblo & Hartje, 2007) weisen metaanalytische Studien auf ein insgesamt moderates Ausmaß neuropsychologischer Beeinträchtigungen hin. So wurde bereits in einer älteren Meta-Analyse von Christensen et al. (1997) ein über alle Bereiche hinweg berechnetes kognitives Defizit von durchschnittlich -0,63 Standardabweichungen unter dem Mittelwert von gesunden Kontrollpersonen ermittelt. Bei Bora und Kolleg:innen (2013) lag der aus allen kognitiven Subdomänen zusammengesetzte Wert für die „globale Kognition“ bei Personen mit remittierter Depression bei -0,47 Standardabweichungen unter dem mittleren Niveau der gesunden Vergleichsgruppe. Damit fallen die globalen kognitiven Defizite bei Depression im Durchschnitt weniger stark aus, als die Beeinträchtigungen bei beispielsweise schizophrenen Störungen (Li et al., 2020). ...



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