Becker | Behaust-Sein und Hausen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 396, 240 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 120 mm

Reihe: Lindemanns Bibliothek

Becker Behaust-Sein und Hausen

Ein mensch(heit)liches Dilemma: Apokalypse inklusive?
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96308-166-8
Verlag: Lindemanns VERLAG & AGENTUR
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein mensch(heit)liches Dilemma: Apokalypse inklusive?

E-Book, Deutsch, Band 396, 240 Seiten, Format (B × H): 190 mm x 120 mm

Reihe: Lindemanns Bibliothek

ISBN: 978-3-96308-166-8
Verlag: Lindemanns VERLAG & AGENTUR
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Zeige mir, wie du haust, und ich sage dir, wer du bist. Hausen und Behaust-Sein charakterisieren das Wesen des Menschen in seiner Kreatürlichkeit. Als Individuum und im Kollektiv. Im Guten wie im Bösen. In der Natur, mit der Natur und gegen die Natur. Aber auch für, mit und gegen seinesgleichen. Denn als Naturwesen ist der Mensch unberechenbar. Bis an die Grenze der Selbstzerstörung und darüber hinaus. Kurt E. Beckers Texte aus vier Jahrzehnten loten die Chancen und Risiken mensch(heit)lichen Hausens und Behaust-Seins aus und thematisieren die immer gleichen Fragen unserer Exis­tenz auf dem blauen Planeten Erde. Der Mensch haust nämlich, weil er hausen muss. Über die Zeiten hinweg. Ein wach- und aufrüttelndes Buch!

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Vier Mauern und ein Dach über
dem Kopf. Die Verantwortung
als „Hausender“
(2021 erschienen) Vier Mauern und ein Dach über dem Kopf: Der behauste Mensch1 ist ein Sinnbild unserer Kultur und Zivilisation im Spannungsfeld von Idealem und Realem. In diesem Spannungsfeld ist der „behauste Mensch“ verantwortlich für seine Behausung. Und das in einem umfassenden Sinn des Wortes: von der Hütte im Wald, deren Planung, Bau und Betreiben, bis zur Urbanisierung des Planeten. Immanuel Kants modifizierter kategorischer Imperativ liefert den Maßstab dieser Verantwortung: „Hause nur nach derjenigen Maxime, durch die du zugleich wollen kannst, dass sie ein allgemeines Gesetz werde.“ Der Begriff „hausen“ knüpft an seine ursprüngliche Bedeutung an und meint wohnen, wirtschaften, haushalten, mehr noch: das menschliche Sein auf Erden schlechthin im Sinne Martin Heideggers, nicht zuletzt im Begriff „Heimat“ zum Ausdruck kommend. Die heute gängige umgangssprachliche Abwertung des Begriffs etwa als „sich wüst aufführen“ bleibt formal außen vor, gewinnt aber substanziell dort dystopisch Gewicht, wo von den durch Menschen verursachten Gefährdungen die Rede ist. Wie „haust“ der Mensch als Individuum und wie „haust“ er in seinen Gemeinschaften mit anderen? Welche Wirklichkeiten ergeben sich aus diesem Hausen für das Leben der Menschen? In welchem Verhältnis steht das Hausen zum Leben und vice versa? Gibt es gleich-bleibende Regeln des Hausens über die Zeiten hinweg? Oder verändern sich die Regeln des Hausens von Zeit zu Zeit? Welchen Einflüssen ist das Hausen in diesen Zeitläuften ausgesetzt? Diese immer wiederkehrenden Fragen bilden die Essenz des „Behaust-Seins“ in einem übergreifenden Sinn. Denn das Behaust-Sein meint eben nicht nur die spezifische Architektur in ihrer jeweiligen Epoche oder das einzelne Bauobjekt mit seinem Wohn-, Geschäfts- oder Arbeitszweck, sondern es geht immer in erster Linie um den individuellen Menschen in seinem architektonischen, gestalterischen und baulichen Wirken und um alle damit verbundenen und daraus resultierenden Lebenswirklichkeiten der Gesellschaften und ihrer Mitglieder innerhalb dieser vier Mauern und unter ihren Bedachungen. Das Menschsein in einer Behausung umfasst die Zeitspanne zwischen Geburt und Tod, unseren Aufenthalt auf Erden quasi, aber auch dessen Vorher im Mythos und dessen Nachher im Vermächtnis. Nicht nur bei Aristoteles ist die Metaphysik Ergebnis der Physik und wird demzufolge auch erst im zehnten und damit letzten Band seiner Werke behandelt. Auch dem Behaust-Sein eignet eine Metaphysik mit einer spezifisch eigenen Entelechie, eine physische Entität in Gestalt eines umbauten Raums voraussetzend. In diesem umbauten Raum als konkreter Bedingung des Behaust-Seins ereignet sich Philosophie als Ergebnis menschlicher und menschelnder Kommunikation, mündend in den berühmten Fragen Immanuel Kants, in Bezug auf das Thema dieses Beitrags entsprechend modifiziert: • Was kann ich wissen über mein Behaust-Sein? • Was soll ich tun als Behauster? • Was darf ich hoffen in meinem Behaust-Sein? • Was ist der Mensch als Behauster? Was kann ich wissen über mein Behaust-Sein? Überwiegend gilt: Im Behaust-Sein ist der Mensch sesshaft, was einschließt, dass er überall sesshaft werden kann, in seinem Behaust-Sein an keinen bestimmten Ort auf der Erde gebunden ist. Es steht ihm als freiem Menschen frei zu wählen, in welcher Region der Erde, in welchem Land, in welcher Stadt, in welchem Dorf, in welchem Wald (Henry David Thoreau: Walden oder Leben in den Wäldern) er behaust sein möchte. Solange Migration nicht Ergebnis eines Zwangs ist, ist auch der Migrant lediglich einer, allgemein definiert, der sich freiwillig auf die Suche nach einem neuen Zuhause, einem neuen Lebensmittelpunkt, einer neuen Heimat begibt. Von diesem Migrationsverständnis zu unterscheiden ist das der Flucht durch deren Unfreiwilligkeit. In der fortgeschrittenen Industriegesellschaft ist der Wechsel der Arbeit nicht selten auch mit einem Wechsel des Wohnortes verbunden. Von diesem mehr oder minder freiwillig Umziehenden, dessen Umzug bedingt ist durch den Wechsel der Arbeitsstelle gleich Wechsel des Wohnortes, zu unterscheiden ist der Flüchtling, der aus seiner Behausung aus welchen Gründen auch immer, Kriegen oder Naturkatastrophen etwa, gewaltsam Vertriebene, der sich an einem anderen Ort, meist sogar in einem anderen Land ein neues Zuhause suchen muss. Fraglos hat der Begriff „Flüchtling“ viele Facetten und konnotiert mit Verlust von Heimat, von Sicherheit und von Identität. Der Flüchtling ist der Entwurzelte. Die große Mehrheit der Menschen indes ist in unserer so und nicht anders gewordenen Gegenwart in einer bestimmten Gegend verwurzelt, auf Dauer sesshaft, das Behaust-Sein erweist sich als Definiens menschlich zivilisierten Lebens. Und das über die Zeiten hinweg – von den ummauerten Städten als identitätsstiftenden Behausungsentitäten über Burgen und Festungen des Mittelalters bis hin zum afrikanischen Kral, um nur einige Beispiele zu nennen. Diese Definition schließt den Zustand des „Unbehaust-Seins“, wie Hans Egon Holthusen ihn beschrieben hat, ein. Der „unbehauste Mensch“ in Holthusens Sinne ist ein Sonderfall des Behaust-Seins und beschreibt im Konkreten das Lebensgefühl der Trümmergeneration nach dem Zweiten Weltkrieg, die mit ihren Behausungen auch ihre Heimat verloren hatte, in Ruinen leben und aus den Ruinen ein neues Behaust-Sein schaffen musste. Unbehaust lebt freilich auch der Obdachlose in einem Zustand des Mangels an einem Dach über dem Kopf, aber an einem ihm angestammten Platz, der auch verteidigt wird – entweder vorübergehend oder auf Dauer. Aber auch „mobile“ soziale Gruppierungen, wie wir sie per se etwa bei den Nomadenvölkern oder in der US-amerikanischen Wohnwagen-Kultur finden, gehören in diese Kategorie des Unbehaust-Seins ohne spezifische Sesshaftigkeit, die identitäts- und heimatstiftende mobile Behausung quasi von Ort zu Ort bewegend. Im Rückgriff auf literarische Texte von Goethe über Rilke bis Kafka analysiert Holthusen die Situation des modernen Menschen in seinem Geworfensein schlechthin, verbunden mit einer zwangsläufigen Loslösung auch von den alten geistigen Ordnungen. Der unbehauste Mensch steht insofern auch als Symbol für die Zerbrechlichkeit behausten Existierens. „Hausen“, das verdeutlicht der als Flüchtling Unbehauste genauso wie der am Ende eines Krieges in den Trümmern seiner Stadt Unbehauste oder der Obdachlose als – in der Regel – Opfer der modernen Leistungs-, Überfluss- und Konsumgesellschaft, ist keine Selbstverständlichkeit. Behaust-Sein ist das Ergebnis eines nicht zuletzt umfassend schöpferischen Prozesses in und an den Wirklichkeiten unserer Welt und wird so als Wirkung wiederum selbst zum kulturellen, sozialen, politischen, ökonomischen und ökologischen Element des Wirklichen. Diese Wirkung kann auch beschrieben werden als umfängliche Arbeit des Menschen an eben dieser Welt und beinhaltet im Ergebnis das So-und-nicht-anders-Sein des Menschen in der Zeit wesentlich in unserer Hemisphäre. In diesem existenziellen Sinn schreibt Martin Heidegger: „Bauten behausen den Menschen.“ Und weiter: „Das alte Wort ‚bauen‘, zu dem das ‚bin’ gehört, antwortet: ‚ich bin’, ‚du bist’ besagt: ich wohne, du wohnst. Die Art, wie du bist und ich bin, die Weise, nach der wir Menschen auf der Erde sind, ist das Buan, das Wohnen. Mensch sein heißt: ... wohnen.“ Schließlich erwächst aus dem Hausen aber, Heidegger folgend, auch eine Verpflichtung des Bewahrens der Schöpfung vor Schaden und der Vermeidung von Bedrohungen: „Der Grundzug des Wohnens ist ... Schonen. Er durchzieht das Wohnen in seiner ganzen Weite. Sie zeigt sich uns, sobald wir daran denken, dass im Wohnen das Menschsein beruht, und zwar im Sinne des Aufenthalts der Sterblichen auf der Erde.“ Und diese Erde gelte es zu bewahren, nicht zuletzt vor Missbrauch durch den Menschen selbst und seine Technik. Die Arbeit an der Welt, das Herrichten der Erde zur Basis menschlicher Behausungen, hat uns die Möglichkeit globalen Betroffen-Seins von Katastrophen vor Augen geführt und damit der Globalisierung eine bizarre Dimension des Schreckens verliehen. Aus jenen kollektiven Bedrohungen, die die Menschen selbst hervorgebracht haben, leitet Hans Jonas eine „Heuristik der Furcht“ ab, die in der Tat neue Wertsetzungen und Orientierungen ermöglichen könnte. Es geht um eine Re-Humanisierung der Technik, deren verantwortungslose Verselbstständigung und Ent-Humanisierung sicherlich nicht in der Absicht ihrer Erfinder angelegt war. Das damit verbundene Paradoxon ist das bizarre Symbol unseres zivilisatorischen Geworden-Seins schlechthin. Dem Menschen als „Mängelwesen“ (Johann Gottfried Herder und Arnold Gehlen), ohne Kleidung, vier Mauern und ein Dach über dem Kopf kaum überlebensfähig, ist es dank seines Genius als „Fähigkeitswesen“ gelungen, sich zunächst seine Existenz gegenüber den Unbilden der Natur zu sichern, sich anschließend aber in eine existenzbedrohende Krise hineinzumanövrieren. Und letztlich als Initial dieses „Manövers“ steht der Oikos – im Griechischen das Haus oder auch das Herdfeuer, seit Aristoteles der Ursprung aller Ökonomie, die nichts anderes war als „Hauswirtschaft“, die Bewirtschaftung der einzelnen Behausung zum einen und die Bewirtschaftung der kollektiven Behausung, der polis, zum anderen. Die Konsequenzen der daraus folgenden atemberaubenden Entwicklung sind bekannt. Mündend in unserer Moderne in einen steten Diskurs...


Dr. Phil. Kurt E. Becker, Journalist, Kommunikationsprofi, Medien- und Executivecoach für Führungskräfte der Wirtschaft und des öffentlichen Lebens, berät seit 40 Jahren Unternehmen der Bau- und Immobilienbranche. Der Publizist ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher zur Frage des Menschseins in unserer Zeit.



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