Becks / Gerlach | Die Vest Saga | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

Becks / Gerlach Die Vest Saga

Die Tochter des Kaisers
2. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7448-5969-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Die Tochter des Kaisers

E-Book, Deutsch, 176 Seiten

ISBN: 978-3-7448-5969-1
Verlag: Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Vest Riclenchusin 1236. Der 14jährige Kilian nimmt Reißaus, nachdem er von seinem Vater brutal zusammengeschlagen wurde. Er flieht mit seinem Pferd in ein naheliegendes Waldgebiet. Durch einen Kampf mit zwei unverschämten Junkern wird er schwer verwundet. Ein Köhler, der im Dienst eines Frauenklosters steht, nimmt sich seiner an und ersetzt mit ihm seinen lang vermissten Sohn. Nach elf Jahren lernt Kilian Ada kennen und verliebt sich in sie. Ada wird schwanger. Für die hinterlistige Äbtissin ist das eine Katastrophe. Ada ist keine Novizin, wie sie immer glaubte. Sie wurde als vierjähriges Stauferkind von Slawenkriegern entführt und der Magistra des Klosters gegen Geld zur Obhut überlassen. Doch dann kündigt sich Slawenfürst Johan I. an. Um in der Reichspolitik mitmischen zu können, will der Witwer Ada zur Frau nehmen. Die beiden wollen nach Dortmund fliehen, doch dann überschlagen sich die Ereignisse.

Thomas Becks lebt und arbeitet in Recklinghausen. Als Heimatforscher beschäftigt er sich seit Jahren intensiv mit der Geschichte des Vestes Recklinghausen. Er veröffentlichte bereits Bücher und Zeitungsartikel zu historischen Themen aus dieser Region.

Becks / Gerlach Die Vest Saga jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


KILIAN VERLÄSST SEINE FAMILIE
Kilian wurde sehr früh vom Vater geweckt. Sie hatten beide einen Kater und schwiegen sich deshalb bei der Morgenmahlzeit an. Urban holte zwei Trinkschläuche aus vernähter Tierhaut aus einer Kammer und füllte sie mit Honigwein. Als etwas von dem Wein danebenging, fluchte er so laut, dass Judith erwachte. Sie stand auf und bewaffnete sich mit einem Kantholz, um nachzusehen, ob sich Diebesgesindel im Haus befand. Das passierte nicht selten. »Was treibt ihr denn mitten in der Nacht?«, fragte sie sichtlich erleichtert, als sie die beiden bei Kerzenlicht am Esstisch sitzen sah. Urban ging hinaus und öffnete die Fensterläden. »Es ist schon hell, Judith«, sagte er gut gelaunt, als er wieder hereinkam, »genau die richtige Zeit für einen Schnatgang.« Judith wurde sofort hellwach. »Urban«, flehte sie ihn an, »bitte, tue es nicht. Das ist doch barbarisch.« »Davon verstehst du nichts«, antwortete Urban ruhig, »ich muss dem Jungen die Grenzen unseres Landes zeigen, er ist nun schließlich ein Mann.« »Recht so!«, rief der Opa von seiner Schlafstätte aus, »der Junge hat Sachsenblut in seinen Adern, der wird das schon überstehen.« Kilian verstand kein Wort. Durch das besorgte Gesicht seiner Mutter und der besorgniserregenden Bemerkung seines Großvaters, bekam er ein mulmiges Gefühl in der Magengegend. ›Was, verdammt, muss ich denn überstehen‹, fragte er sich. Das Wort Schnatgang kannte er nur von Werinheri aus Suderwick. Seit dem Schnatgang fing sein Stottern an. »Muss ich nachher stottern wie Werinheri?«, fragte er deshalb. »Ei bewahre«, meldete sich sein Opa wieder, »Werinheri ist ein weicher Franke, seine Ahnen waren noch weichere Brukterer! Siehe es als deine erste Ritterprüfung.« Urban füllte Met in einen Zinnbecher und reichte ihn Kilian. »Hier trink das!« Kilian gehorchte grinsend, während sein Vater den Krug leer trank, um danach kräftig zu rülpsen. Der Junge tat es ihm gleich, leerte den Becher und rülpste ebenfalls. »Bist du bereit, Sohn?« Kilian wischte sich mit dem Ärmel den Mund trocken. »Ich bin bereit, Vater«, antwortete Kilian angeheitert und deshalb mutiger. »Warum hast du die Trinkschläuche mit Wein gefüllt, Vater?« Der Vater wusste nicht, was er seinem Sohn darauf antworten sollte. Diese Frage hatte er damals ja auch nicht gestellt, als er mit seinem Vater den Schnatgang machte. »Für den Frieden, auf den wir danach anstoßen werden«, sagte Urban deshalb knapp und wich dabei den zornigen Blicken seiner Frau aus. »Treibe es nicht zu toll, Urban, hörst du?«, zischte Judith leise, für Kilian nicht hörbar. Dann eilte sie mit Tränen in den Augen zum Stall, der sich im Haus befand. Dort warf sie sich auf einen Strohhaufen und weinte bitterlich. Judith wusste, dass sie heute ihr Kind verlieren würde. Der fröhliche Junge würde nach dem Grenzgang ein Mann sein, dem sein Vater die kindliche Seele aus dem Leib geprügelt haben wird. ›Dieser verfluchter Brauch‹, dachte sie voller Wut. Hier im Stall nahm sie innerlich Abschied von ihrem Kind. »Hör genau zu, was ich dir sage, mein Sohn«, fing Kilians Vater an, nachdem sie schon über einige Wiesen und Kämpen des Hofes marschiert waren, »dieses Land gehört uns nicht, es gehört einem Kloster im fernen Werden. Wir sind keine Leibeigene, wir sind Zinsbauern, das ist was Besseres. Unser Unterhof gehört zum Oberhof Heldringhusen, der genau vor dem Viehtor der Stadt Riclenchusin liegt.« »Können wir da mal hin, Vater?« »Später, Junge, du musst zuhören! Das Kloster in Werden besitzt unseren Hof mit allem was dazugehört, also auch uns.« »Ich dachte, wir sind was Besseres …« »Sei nicht so vorlaut, Junge, Leibeigene dürfen kein Geld für sich behalten. Sie besitzen, außer ihrem Leben, nichts. Wir dürfen ein Teil des Geldes sparen, falls etwas übrig bleibt. Doch frei sind wir dennoch nicht. Wenn du mal frei sein willst, musst du dich freikaufen.« »Ich müsste mich also freikaufen, um Ritter zu werden?« »Zum Beispiel. Doch das Geld wirst du nie zusammenbekommen, dafür sorgen die da oben schon. Du müsstest dafür mindestens drei englische Mark aufbringen, das sind 432 Denare, unmöglich also. Das musst du dir aus dem Kopf schlagen, Kilian.« Kilian wusste jetzt schon, dass er das Geld aufbringen würde. Urban nahm einen kräftigen Schluck Wein zu sich und überreichte den Schlauch seinem Sohn. »Von der Ernte gestern wird Heldringhusen nichts sehen, noch nicht.« »Das verstehe ich jetzt nicht«, sagte Kilian, während er seinem Vater den Schlauch zurückgab. Sein Vater seufzte. »Die Benediktiner in Werden lassen es sich gut gehen, die würden doch nie den nackten Flachs nehmen. Nein! Die Männer Gottes wollen Wolle von uns. Einen ganzen Wagen Wolle wollen sie.« Urban war schon betrunken und musste über die Wortkombination „Wolle wollen“ kichern. Dann verfinsterte sich seine Miene wieder. »Verstehst du? Denen gehört das Land und wir gehören ihnen ebenfalls. Die nehmen uns nicht nur die Früchte der Felder, sondern auch die Früchte unserer Hände Arbeit.« Urban spuckte aus … Er hatte sich in Rage geredet, genau das Maß an Rage, das er am Tag des Schnatgangs brauchte. Er nahm noch einen tiefen Schluck aus dem Weinschlauch, ehe er verbittert fortfuhr. »Wir müssen liefern«, stöhnte der Vater, »einen Wagen Wolle, acht Scheffel Weizen, sieben Scheffel Roggen, drei Schweine, haben wir keine Schweine, dann zahlen wir eben drei Schillinge, die nehmen die Herren sehr gerne. Ein Kissen jährlich und ein Beinkleid.« Urban setzte wieder den Schlauch an, trank ihn leer und warf ihn zu Boden. »Und was passiert, lieber Sohn, wenn wir nicht pünktlich liefern?« Kilian wurde sein Vater unheimlich, er bekam Angst vor ihm. »Ich weiß es nicht, Vater.« »Nein?«, schrie er seinen Sohn plötzlich an und packte ihn an den Schultern. »Sie schicken Ritter, Panzerreiter, die ohne Krieg nur herumlungern und Spaß daran haben, uns armen Bauern mit ihren Waffen das Fürchten zu lehren. Mein lieber Sohn, der du unbedingt ein Dienstmann werden möchtest! Ich werde dir zeigen, was ein Ritter mit Leuten wie uns macht«, sprach es aus und schlug Kilian seine Faust in die Magengrube, zwei weitere Schläge trafen dessen Kopf und ließen ihn zusammengekrümmt zu Boden gehen. Kilian raffte sich auf und floh vor seinem betrunkenen Vater. »Ja renn nur weg, mein tapferer Ritter«, rief er voller Spott hinter ihm her und nahm sich den zweiten Weinschlauch vor. »Ich habe alles versaut«, schimpfte er über sich selbst. Er hatte seinen Sohn am falschen Ort verprügelt. Eigentlich hätte er Kilian an der Grenze des Kamps schlagen wollen, sodass er sich die Stelle sein Leben lang gemerkt hätte. ›Ich habe alles versaut‹, dachte Urban, während er den zweiten Schlauch leer trank. Kilian, der sich, zuhause angekommen, sofort weinend ins Bett fallen ließ und über seine seelischen wie körperlichen Verletzungen eingeschlafen war, wurde durch die Stimmen seiner Familie geweckt. »Du darfst die Träume des Jungen nicht zu ernst nehmen, Urban«, sagte Judith, »jeder Junge in Kilians Alter träumt doch davon, ein Ritter zu werden.« Als ihr Bruder Wenzel ihr auch noch zustimmte, brach für Kilian die Welt komplett zusammen. Noch in der kommenden Nacht wollte er zusammen mit Ambiscari von Zuhause fortlaufen. Er wollte seiner Familie beweisen, dass er, Kilian, das Zeug zum Ritter hat. Kilian besaß nur ein Halfter für Ambiscari, er wollte nicht den einzigen Sattel seines Vaters mitnehmen. Es war für Kilian kein Problem ohne Sattel zu reiten, wie es alle seines Alters im Dorf konnten. Der Vollmond half ihm den Bonenweg zu finden. Es war der Weg, den schon seine Vorfahren nutzten, um den Thingplatz am Ossenberg zu besuchen. Zum Fuße des Götterberges, der eher ein Hügel war, an dem die Germanen Gericht hielten, beteten oder ihren Göttern Opfer darboten. Bis zu diesem Weg führte er sein Pferd am Strick, damit niemand im Dorf sein Fortgehen bemerkte. Gedanken darüber, dass sein Vater deshalb noch Ärger bekommen könnte, machte er sich nicht. Es war der warme Monat Heuert, auf den der ebenso warme Ernting folgen würde, der Kilian vergessen ließ, seine Schuhe und einen Umhang gegen Nässe und Kälte mitzunehmen. Wenigstens hatte er daran gedacht, seinen Hut aufzusetzen, den er auch im Sommer bei der Feldarbeit trug. Außerdem nahm er einen Brotlaib mit, den er zusammen mit einem Stück Speck sowie dem Messer seines Großvaters in eine der zwei Decken wickelte, die er für sich und Ambiscari aus der Truhe im Stall mitgenommen hatte. * Als das Dorf kaum mehr zu sehen war, schwang sich Kilian auf sein Pferd, das sich im selben Moment aufbäumte und buckelte, sodass Kilian im...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.