Bedorf / Gelhard | Die deutsche Philosophie im 20. Jahrhundert | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 404 Seiten

Bedorf / Gelhard Die deutsche Philosophie im 20. Jahrhundert

Ein Autorenhandbuch
2. überarbeitete Auflage 2015
ISBN: 978-3-534-74025-3
Verlag: wbg Academic in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Ein Autorenhandbuch

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ISBN: 978-3-534-74025-3
Verlag: wbg Academic in Wissenschaftliche Buchgesellschaft (wbg)
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Das Handbuch bietet einen umfassenden Überblick über die wichtigsten Autoren der deutschsprachigen Philosophie des 20. Jahrhunderts. Dabei stehen nicht die sich stark voneinander abgrenzenden Schulen und Strömungen, sondern die Autoren selbst im Mittelpunkt. In knapp 100 Einzelbeiträgen werden Parallelen und Zusammenhänge jenseits der üblichen Kategorisierungen aufgezeigt. Den Schwerpunkt der Darstellung bildet dabei die spezifische Entwicklung und Argumentationsstruktur der Werke - nicht biographische Informationen. Unter den Porträtierten rangieren die führenden Köpfe des Jahrhunderts, wie Adorno, Wittgenstein, Heidegger oder Popper, ebenso wie weniger bekannte Wissenschaftler aus Nachbardisziplinen, deren Theorien für die Entwicklung der Geistesgeschichte bedeutsam waren. Alle Denker werden von ausgewiesenen Experten und auf dem aktuellen Stand der Forschung dargestellt. Eine ausführliche Bibliographie, sowie ein Personen- und Sachregister machen dieses Handbuch zu einem wichtigen Grundlagenwerk und Arbeitsinstrument.

Bedorf, Thomas / Gelhard, Andreas (Hrsg.)

Bedorf / Gelhard Die deutsche Philosophie im 20. Jahrhundert jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Bühler, Karl
Geboren 1879 in Meckesheim, gestorben 1963 in Los Angeles. 1903 Promotion zum Dr. med. in Freiburg, 1904 Promotion am Institut für Psychologie der Universität Straßburg, 1907 Habilitation in Würzburg. Ab 1922 Professor für Psychologie und Leiter des psychologischen Instituts an der Universität Wien. 1938 kurze Verhaftung durch die Nationalsozialisten, 1940 Emigration über Oslo in die USA. 1940–45 Professor in Minnesota; 1945–55 Professor für Psychiatrie an der Universität von Southern California, Los Angeles. Die von Bühlers Lehrer Oswald Külpe begründete Würzburger Schule der Psychologie steht der Gestalttheorie nahe, die vom Prinzip der „Übersummativität“ ausgeht („Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“). Das bringt sie von Anfang an in Gegensatz zu Wilhelm Wundt und seinem Leipziger Kreis, wo die Beschreibung psychischer Tatsachen als Reduktion komplexer Bewusstseinsvorgänge auf einfache, mit Anschauungsinhalten versehene „Elemente“ begriffen wurde („Elementenpsychologie“). Kennzeichen der Leipziger Schule ist ein experimentelles Vorgehen, das die Selbstauskünfte der Versuchspersonen auf ein Minimum reduziert, um die Erhebung der Bewusstseinselemente möglichst objektiv zu halten; höhere („zusammengesetzte“) intellektuelle Funktionen gelten als experimentell nicht nachweisbar. Die Experimente Külpes und seiner Mitarbeiter fördern dagegen psychische Prozesse ohne anschaulichen Inhalt zutage. Zum Eklat zwischen beiden Schulen kommt es in der so genannten Bühler-Wundt-Kontroverse (Pongratz 1997), in der Wundt Bühlers Ergebnisse zurückweist, weil er sich zu stark auf die Selbstbeobachtung seiner Probanden stütze. Wundts Kritik an Bühlers „Ausfragemethode“ hat in der weiteren Geschichte der experimentellen Psychologie immer wieder Neuauflagen erlebt. Seine Ansicht, höhere intellektuelle Funktionen seien einer experimentellen Untersuchung nicht zugänglich, hat sich aber nicht durchgesetzt (Lück 1991, 67–79). Eine wichtige Stütze für die Untersuchung nichtanschaulicher Denkinhalte findet Bühler in Husserls Unterscheidung zwischen Gegenstand und Inhalt intentionaler Erlebnisse und insbesondere in seiner Theorie signitiver Akte (Husserl 1900, Bd. II/2, 67). Im Gegensatz zu Husserl besteht er aber darauf, dass die Theorie experimentell überprüfbar bleiben muss (Bühler 1907, 298f.). Diese Spannung zwischen philosophischem Anspruch und empirischen Methoden kennzeichnet auch Bühlers einflussreichstes und philosophisch gehaltvollstes Buch, die Sprachtheorie (Bühler 1934). Bühler begreift Sprache darin als ein „Werkzeug“, das der menschlichen Mitteilung dient (ebd., XXI). Gegen Husserls Logische Untersuchungen, die ihm nur geeignet erscheinen, „die Rede eines Monadenwesens“ zu erläutern, bezieht er sich – lange vor dem Erscheinen der deutschen Fassung – auf die Méditations Cartésiennes (ebd., 11; vgl. Husserl 1931a). Vor allem Husserls Analysen der Intersubjektivität in der fünften Meditation scheinen ihm geeignet, das „soziale Moment der Sprache“ hervorzuheben und das „Studium der intersubjektiv geregelten Sprachkonventionen“ voranzutreiben (ebd., 68f.). Bühlers Gebrauch des Ausdrucks „intersubjektiv“ ist aber schwankend und orientiert sich letztlich stärker an Saussures Theorie der langue als an Husserls Analysen der Fremderfahrung; den „intersubjektiven Charakter der Sprachgebilde“ sieht er z.B. in deren „Unabhängigkeit vom einzelnen Sprecher“ (ebd., 58). Bühlers bekanntestes theoretisches Konzept, das nicht nur in der Linguistik, sondern auch in der Philosophie vielfach aufgenommen und abgewandelt wurde, ist das Organonmodell der Sprache. Dieses Modell beruht auf der elementaren Mitteilungsstruktur „einer – dem anderen – über die Dinge“, deren Pole Bühler als „Sender“, „Empfänger“ und „Gegenstand“ bezeichnet; den drei Polen entsprechen die drei grundlegenden „Leistungen“ der menschlichen Sprache: „Ausdruck“ (des Senders), „Appell“ (an den Empfänger) und „Darstellung“ (des Gegenstandes) (ebd., 24, 28). Der Dimension des Ausdrucks hat Bühler 1933 eine eigene Ausdruckstheorie (Bühler 1933) gewidmet, die stärker theoriegeschichtlich ausgelegt ist als die Sprachtheorie und die von der späteren Rezeption kaum zur Kenntnis genommen wurde. Der Untertitel der Sprachtheorie lautet Die Darstellungsfunktion der Sprache. Das entspricht Bühlers Überzeugung, die Sprachwissenschaft habe sich vorwiegend mit der – situationsunabhängig analysierbaren – Satzstruktur der Sprache zu beschäftigen. Der Untertitel ist aber letztlich irreführend, weil diejenigen Passagen des Buches, die den größten Einfluss auf die spätere Linguistik hatten und auch das größte philosophische Potential besitzen, letztlich der Appellfunktion der Sprache zuzuordnen sind (die die Sprachtheorie so ausführlich behandelt, dass Bühler keinen Anlass sah, noch eine gesonderte Studie über die Appellfunktion zu veröffentlichen). Philosophisch gesehen ist auffallend, dass Bühler nahezu zeitgleich mit Wittgenstein beginnt, eine Theorie der Sprechhandlungen zu entwickeln; aus Sicht der Linguistik begründet vor allem die ausführliche Analyse deiktischer Ausdrücke – des von Bühler so genannten Zeigfelds der Sprache – den Rang des Buches als Standardwerk der Sprachwissenschaft. Beide Aspekte hängen im systematischen Grundriss der Sprachtheorie eng zusammen. Bühlers Unterscheidung von „Sprechhandlung“ und „Sprachwerk“ korrespondiert der Unterscheidung zwischen „Zeigfeld“ und „Symbolfeld“ der Sprache, mit der er seine „Zweifelderlehre“ begründet. Er betont, „daß uns das sprachliche Zeigfeld an der Sprechhandlung und das Symbolfeld am entbundenen Sprachwerk am klarsten ins Auge fällt“ (ebd., 168). Das Symbolfeld bezeichnet die Sphäre der „Nennwörter“, die in Satzgebilde eingehen, um Aussagen über Gegenstände zu treffen. Dieser Modus des Sprechens ist nach Bühler aber nicht die einzige und nicht einmal die wichtigste Möglichkeit einer „Verständigung über die Dinge“; der Gebrauch der „Zeigwörter“ ist häufig der „zweckmäßigste“, weil er „eine erweiterte und verfeinerte Berücksichtigung der Situationsumstände“ erlaubt (ebd., 105). Bühlers detaillierte Einzelanalysen, die nach wie vor zum festen Bestand der linguistischen Forschung gehören, behandeln die Zeigwörter „hier, jetzt und ich“ als „Origo des Zeigfeldes“ (ebd., 102); mit Blick auf die verschiedenen Möglichkeiten sprachlichen Zeigens unterscheiden sie die „Deixis ad oculos“ (Verweis auf wahrnehmbare Gegenstände) von der „Deixis am Phantasma“ (Verweis auf imaginäre Gegenstände; z.B. Nachstellen einer Unfallsituation vor Gericht) und den „anaphorischen“ Verweisstrukturen innerhalb eines Textes (ebd., 80). Dabei bleibt die Orientierung am konkreten Sprechereignis immer gewahrt: „Zeigen ist das sprechhandelnde Verhalten kat’exochen“ (ebd., 168). Die im weitesten Sinne philosophische Rezeption Bühlers konzentriert sich vor allem auf die Sprachtheorie, die, anders als die Ausdruckstheorie, zahlreiche Neuauflagen erlebte und ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Japanische übersetzt wurde. Zu den wichtigsten Autoren, die Bühlers Organonmodell aufnahmen und weiterentwickelten, gehörten in der Sprachwissenschaft Roman Jakobson (Jakobson 1960) und in der Philosophie Jürgen Habermas (Habermas 1981). Besonders enge Beziehungen zu Bühlers Denken finden sich in der Phänomenologie, zum Beispiel in Bernhard Waldenfels’ Theorie der Responsivität (Waldenfels 1994). Literatur: Bühler 1913, Bühler 1927, Bühler 1933, Bühler 1934, Eschbach 1984, Graumann 1984 Andreas Gelhard Buhr, Manfred
Geboren 1927 in Kamenz, gestorben 2008 in Berlin. 1947–51 Studium der Geschichte und Philosophie an der Universität Leipzig, anschließend 1952–56 wissenschaftlicher Assistent und Aspirant ebendort, 1956 Promotion. 1962 Habilitation in Greifswald, danach stellvertretender Direktor am neuen Akademie-Institut für Philosophie sowie Ernennung zum Akademie-Professor (1965). 1964–89 Berichterstatter für das Ministerium für Staatssicherheit (IM „Rehbein“). 1969–89 Direktor des Zentral-Instituts für Philosophie der Akademie der Wissenschaften der DDR. 1990 demokratische Abwahl als Institutsdirektor, Entlassung und Vorruhestand. Manfred Buhr gehörte, neben Erich Hahn und dem Chefideologen der SED, Kurt Hager, zu den wichtigsten polit-ideologischen Funktionsträgern der vergangenen DDR-Philosophie, die über drei Jahrzehnte für die Durchsetzung des Absolutheitsanspruchs der SED-Führung in Sachen der allein zugelassenen...


Schürmann, Volker
Volker Schürmann, geb. 1960 im Ruhrgebiet, hat eine Professur für Philosophie, insbesondere Sportphilosophie an der Sporthochschule Köln. Einer seiner Schwerpunkte ist Gesellschaftstheorie.

Werber, Niels
Niels Werber (* 10. Juli 1965 in Freiburg i. Br.) ist ein deutscher Literatur-, Medien- und Kulturwissenschaftler mit den Spezialgebieten ›Systemtheoretische Literaturwissenschaft‹ und ›Mediengeschichte‹.

Gelhard, Andreas
Andreas Gelhard ist wissenschaftlicher Leiter des Forum interdisziplinäre Forschung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Darmstadt.

Bedorf, Thomas
Thomas Bedorf, geb. 1969, ist Professor für Philosophie an der FernUniversität in Hagen.

Schüßler, Werner
Prof. Dr. Dr. Werner Schüßler, geb. 1955, ist Ordinarius für Philosophie an der Theologischen Fakultät Trier. Er ist Begründer und Mitherausgeber der „Tillich-Studien“, des „International Yearbook for Tillich Research“ sowie der Reihe „Tillich Research“.

Bedorf, Thomas
Thomas Bedorf, geb. 1969, ist Professor für Philosophie an der FernUniversität in Hagen.

Gelhard, Andreas
Andreas Gelhard ist wissenschaftlicher Leiter des Forum interdisziplinäre Forschung und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Philosophie der Technischen Universität Darmstadt.

Horster, Detlef
Detlef Horster, geb. 1942, war bis 2007 Professor für Sozialphilosophie an der Leibniz Universität Hannover. Zahlreiche Veröffentlichungen zur Philosophie.

Bedorf, Thomas / Gelhard, Andreas (Hrsg.)



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