Bendixen | Die Friedhofsvilla | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 544 Seiten

Bendixen Die Friedhofsvilla

Flensburg-Krimi
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8271-8724-6
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Flensburg-Krimi

E-Book, Deutsch, 544 Seiten

ISBN: 978-3-8271-8724-6
Verlag: CW Niemeyer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



WENN DIE HÖLLE AUF DEM FRIEDHOF BEGINNT … Eine kopflose Leiche im Wald stellt Kommissar Carsten Andresen und sein Team vor eine Herausforderung. Kaum haben die Ermittlungen begonnen, verschwindet plötzlich die Tochter von Andresens Lebensgefährtin spurlos. Kurz darauf wird auch er vermisst. Für seine Kollegen Lutz Weichert und Mirja Sommer deutet alles auf eine Entführung hin, doch es gibt keine Lösegeldforderungen. Geht es hier nicht um Geld, sondern um Rache? Sind der Hauptkommissar und seine Ziehtochter in Lebensgefahr? Um das Rätsel ihres Verschwindens zu lösen, suchen Weichert und Sommer in Andresens Vergangenheit nach Hinweisen. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt. Währenddessen durchlebt Andresen auf dem Dachboden einer stadtbekannten, alten Villa seine ganz persönliche Hölle …
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KAPITEL 1 „Carsten, wo ist Mama?“ Carsten Andresen schaute über seine Schulter zur Tür des Wohnzimmers. Im Rahmen stand Antonia, die fünfzehnjährige Tochter seiner Lebensgefährtin, und blickte ihn ungeduldig an. „Sie hat eine Hausbesichtigung“, antwortete er. Diese fanden häufig an einem Samstag statt, weil Berufstätige dann Zeit für so was hatten. „Und wann kommt sie wieder?“ „Keine Ahnung. In ein oder zwei Stunden, schätze ich.“ Es klingelte an der Tür. „Ich geh‘ schon!“, rief Antonia. Wenig später hörte Carsten sie und ein weiteres Mädchen verschwörerisch kichern. Er erhob sich aus seinem Sessel, von wo aus er eine TV-Doku über das Leben in der früheren DDR verfolgt hatte, und steuerte auf die beiden Kichererbsen zu. „Die Luft ist rein“, flüsterte Antonia ihrer Freundin gerade zu. „Die Luft ist rein für was?“, erkundigte er sich freundlich und schaute sich die Besucherin genauer an. Es handelte sich um eine von Antonias Freundinnen aus der Nachbarschaft, ihr Name fiel ihm gerade nicht ein. Aber er hatte durchaus registriert, dass sie bei seinem Erscheinen hastig etwas hinter ihrem Rücken versteckt hatte. Er sah sie aufmerksam an. „Moin.“ „Hallo“, erwiderte sie leise und senkte verlegen den Blick. Andresen lehnte sich an den Türrahmen und verschränkte die Arme. Demonstrierte Lässigkeit. „Na, was habt ihr denn vor?“, erkundigte er sich, obwohl es ihn nicht sonderlich interessierte, doch als Vertretung von Daniela musste er wohl zumindest fragen, denn sie täte es garantiert. „Nichts Besonderes“, antwortete Antonia abwinkend. „Wir gehen rauf in mein Zimmer. Komm, Zoey.“ Richtig, fiel Andresen wieder ein. Zoey heißt sie. Die Tochter von Silke. Eine alleinerziehende Mutter, die bei einer Versicherung arbeitete und nur wenige Gehminuten entfernt wohnte. Antonia schob ihre Freundin Richtung Treppe, sichtlich bemüht, das Mitbringsel in deren Händen verborgen zu halten. Doch mit so einer Aktion weckte sie erst recht Andresens Argwohn. Er war nicht umsonst Hauptkommissar bei der Flensburger Kripo. „Zeig doch mal, was du da hast“, sagte er zu Zoey in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. Darin hatte er Übung. Antonia blieb stehen, legte den Kopf in den Nacken und stöhnte genervt auf. „Na los, her damit.“ Carsten streckte die Rechte aus und wedelte ungeduldig mit der Hand. Die beiden Mädchen tauschten einen Blick, dann hielt Zoey ihm zögernd eine Schachtel entgegen. Er nahm sie und betrachtete sie eingehend. Von dem kleinen Hochglanzkarton lächelte eine junge Frau mit Haaren, deren Farbe Andresen stark an das Krümelmonster erinnerte. Entgeistert sah er Antonia an. „Du willst dir die Haare knallblau färben? Spinnst du?“ Prompt verschloss sich das Gesicht seiner Ziehtochter. Sie ging auf ihn zu und riss ihm die Schachtel aus der Hand. „Das geht dich gar nichts an.“ „Na hör mal! Deine Mutter würde das garantiert nicht erlauben.“ „Sie ist aber nicht da, oder?“ „Stimmt. Aber ich bin hier, und als autorisierte Vertretung sage ich Nein.“ „Du bist nicht mein Vater“, konterte Antonia mit erhobenem Kinn. „Du hast mir gar nichts zu sagen. Komm, Zoey, wir verschwinden.“ Damit wandte sie sich wieder um und erklomm die ersten Stufen. „Toni, gib mir die verdammte Schachtel!“, verlangte Andresen wütend, „und zwar sofort!“ Antonia schnaubte nur und flitzte in einem Affenzahn hinauf ins Obergeschoss. Zoey warf ihm zwar einen verschüchterten Blick zu, folgte ihrer Freundin jedoch eilig nach oben. Carsten stand da wie ein Idiot, und so was hasste er wie die Pest. Natürlich hatte Antonia recht. Er war nicht ihr Vater, obwohl er das Mädchen liebte wie ein eigenes Kind. Immerhin kannte er sie bereits seit dem Grundschulalter. Doch in der letzten Zeit machte der Teenager ihn wahnsinnig. Nicht nur mit der rotzigen Art, die sie immer häufiger an den Tag legte. Ihr Zimmer sah aus wie eine Messie-Unterkunft, ständig aß sie seinen Lieblingsjoghurt auf, ehe er einen davon essen konnte, und behielt noch dazu die leeren Becher samt Löffel oben bei sich, sodass er hin und wieder gezwungen war, seinen Kaffee mit einer Kuchengabel umzurühren, weil sämtliche Löffel fehlten. Manchmal wagten Daniela und er sich, mit Tabletts bewaffnet, in die Höhle ihres kleinen Pubertiers, wenn es nicht da war, und holten alles an Besteck und Geschirr, was sie finden konnten, um Schublade und Küchenschränke wieder aufzufüllen. Es erstaunte beide immer wieder, wie viel sie zum Vorschein brachten. Sie fanden Teller unter dem Bett, Schüsseln im Kleiderschrank und Gläser auf der Fensterbank, dezent hinter dem Vorhang verborgen. Und nicht selten klebten schimmelige oder verkrustete Essensreste daran. Kam Toni dann nach Hause, gab es meist einen handfesten Krach zwischen Mutter und Tochter, bei dem strenge Regeln aufgestellt wurden, die Antonia ohnehin nicht einhielt. Als unmittelbare Konsequenz wurde der Teenie regelmäßig dazu verdonnert, die verdreckten Fundstücke zu säubern und wegzustellen. Was sie auch tat. Diese ungeliebte Arbeit hinderte sie jedoch nicht daran, wenig später eine neue Sammlung zu starten, sodass das Spiel von Neuem begann. Ja, auch die resolute Daniela stieß momentan an ihre Grenzen. Ihre heranwachsende Tochter machte, was sie wollte, wusste alles besser, und für die Frechheiten, die sie von sich gab, hätte Carsten in dem Alter saftige Ohrfeigen kassiert. Das war inzwischen verpönt, was er im Prinzip auch guthieß. Aber manchmal … Er knirschte mit den Zähnen. Die Pubertätsphase war eine echte Herausforderung ans Nervenkostüm, stellte er nicht zum ersten Mal fest. Als seine eigene Tochter Desirée in dem Alter gewesen war, hatte sie sich ebenfalls ohne Erlaubnis die Haare gefärbt, erinnerte er sich. Einmal hatte sie anschließend wie Pumuckl ausgesehen, und die Handtücher, die sie benutzt hatte, musste er wegwerfen, weil die grellen Farbflecken auch nach der Wäsche in voller Pracht leuchteten. Was stimmt nicht mit diesen Kindern, überlegte er auf dem Weg zurück zu seinem Fernsehsessel, dass sie an der Grenze zum Erwachsenwerden unbedingt aussehen wollen wie die Helden ihrer frühen Kindheit? Er ließ sich kopfschüttelnd in seinen Sessel fallen und nahm sein Smartphone auf, das griffbereit auf dem Wohnzimmertisch lag. Er würde Daniela nicht anrufen, weil sie das hasste, wenn sie arbeitete, doch er konnte ihr eine WhatsApp-Nachricht schicken. Antonia will sich ihre Haare blau färben, lässt sich von mir aber nicht davon abbringen, weil ich nicht ihr biologischer Erzeuger bin. Mach dich also auf eine Überraschung gefasst, wenn du nach Hause kommst. C. Dahinter fügte er einen Kuss-Smiley ein, um die schlechte Botschaft ein wenig abzumildern. Er hatte getan, was er konnte, fand er und legte das Handy zurück auf den Tisch. Dennoch machte sich ein ungutes Gefühl in seiner Magengegend breit, während er die Doku weiterverfolgte und sich fragte, ob es in der früheren DDR wohl blaue Farbe für die Haare gegeben hatte. Er bezweifelte es. Montag „Moin, Chef“, begrüßte Kriminalkommissarin Mirja Sommer ihn am Montagmorgen, als er ihr gemeinsames Büro betrat. „Gute Nachrichten: Letzte Nacht wurde der Kerl, der ständig auf der westlichen Höhe einbricht, auf frischer Tat ertappt. Und das Beste ist, er hat sämtliche Taten gestanden.“ Sein „Großartig“ fiel knapp aus. Mürrisch entledigte er sich seines Parkas und hängte ihn an den spillerigen Garderobenständer. Die junge Kommissarin sah auf. „Welche Laus ist Ihnen denn über die Leber gelaufen?“ „Wieso?“, fragte er gereizt. „Ich bin prächtiger Stimmung!“ „Davon hat Ihr Gesicht offenbar noch nichts mitbekommen. Ärger zu Hause?“ „Aber woher denn?“ Er blitzte Mirja auf dem Weg zu seinem Schreibtisch an. „Nur weil die kleine Rotzgöre, die bei uns wohnt, plötzlich eine Haarfarbe hat, die an einen Karibik-Cocktail erinnert, und Daniela mir die Schuld dafür gibt? Ich bitte Sie!“ Als seine Lebensgefährtin am Samstagnachmittag nach Hause gekommen war, hatte Carsten sofort gesehen, dass es in ihr brodelte wie in einem Vulkan kurz vor dem Ausbruch. Ihm hatte sie lediglich einen finsteren Blick zugeworfen und war – ohne sich vorher die Jacke oder die Schuhe auszuziehen, was immer ein schlechtes Zeichen war – sofort und zwei Stufen auf einmal nehmend ins Obergeschoss geeilt. Sekunden später wurde er unfreiwillig Zeuge einer weiteren lautstarken Mutter-Tochter-Auseinandersetzung, inklusive Türenknallen und lautem Geheule vonseiten Antonias. Die mütterliche Ansage kam natürlich zu spät, das Haar ihres Nachwuchses leuchtete bereits wie ein Blaulicht im Einsatz. Später bekam auch er sein Fett weg, weil er sich gegen Toni nicht durchgesetzt und die „völlig idiotische Aktion“ nicht verhindert hatte. Natürlich hatte er versucht, sich zu verteidigen, doch ohne Erfolg. Seitdem war Daniela ungefähr so zugänglich wie ein Kaktus, und Antonia schmollte schweigend vor sich hin. Da der Auslöser der ganzen Angelegenheit – die blauen Haare – allgegenwärtig war, änderte sich daran auch nichts. Die Stimmung im Haus war daher mit frostig noch schmeichelhaft umschrieben. „Welcher Cocktail?“, fragte Mirja nun und riss ihn damit aus seinen unschönen Gedanken. Stirnrunzelnd sah er zu ihr...


Bendixen, Britta
Britta Bendixen wurde 1968 in Flensburg geboren, und das Lesen entwickelte sich schnell zu ihrem absoluten Lieblingshobby. 2012 begann die Rechtsanwaltsfachangestellte selbst mit dem Schreiben und fand darin ihre Berufung. Seither hat sie sechs Regionalkrimis (zuletzt „Die Friedhofsvilla“, 2025, CW Niemeyer Verlag) und mehrere Bände mit Kurzgeschichten sowie Flensburger Anekdoten veröffentlicht. Im Jahr 2020 hat sie mit der „Autorenwiese“ ein Forum gegründet für alle, die gern schreiben, sich weiterentwickeln und austauschen wollen. Die Autorin ist Mitglied bei den „Mörderischen Schwestern“, der Flensburger „Teerunde“ sowie dem „Krimi-Kartell“ und veranstaltet allein oder mit Kollegen Lesungen. Britta Bendixen reist und fotografiert gern, interessiert sich für das englische Mittelalter und schaut ebenso gern Quizsendungen wie die Spiele der Handballmannschaft SG Flensburg-Handewitt. Mit ihrem Ehemann, zwei Töchtern und drei Katzen lebt Britta Bendixen im beschaulichen Handewitt bei Flensburg.


www.brittabendixen.de / www.autorenwiese.de



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