E-Book, Deutsch, 332 Seiten
Bendixen Ich kann auch anders!
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7578-7064-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Alles außer Krimi
E-Book, Deutsch, 332 Seiten
ISBN: 978-3-7578-7064-5
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
ICH KANN AUCH ANDERS - Alles außer Krimi Auch ohne Mord und polizeiliche Ermittlungen kann viel passieren. Simon wird vor eine schreckliche Entscheidung gestellt, Allie verliebt sich in den falschen Mann, Michaela versucht, aus der DDR zu fliehen und der kleine Kalle will mit Hilfe einer Zeitmaschine endlich seinen Vater kennenlernen. Diese und andere Geschichten sorgen für spannende Unterhaltung und das eine oder andere Schmunzeln. Es geht nach Mexiko, auf einen Abenteuertrip durch einen kanadischen Nationalpark und mit dem Ballon über die Ostsee. Dieses Buch ist prall gefüllt mit historischen und humorvollen Geschichten, mit Lovestorys und Dramen. Nur Krimis sind diesmal keine dabei. Garantiert.
Britta Bendixen wurde 1968 in Flensburg geboren und hat 2012 ihren ersten Kriminalroman veröffentlicht, dem bisher vier weitere folgten, zuletzt 2022 "List und Lüge". Außerdem schreibt sie Kurzgeschichten, Kurzkrimis und Anekdoten über ihre Heimatstadt. 2020 gründete sie das Schreibforum "Autorenwiese". Britta Bendixen lebt mit ihrer Familie in Handewitt bei Flensburg.
Autoren/Hrsg.
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Einfach kann doch jeder
Wiebke und Magnus stiegen in den morgenkalten Wagen. Noch stand der Mond am Himmel und sorgte mit seinem geisterhaft blassem Licht dafür, dass die Wolken an einen Horrorfilm erinnerten. »So eine Schnapsidee von Erik!«, murrte Wiebke beim Anschnallen. »Es war nett gemeint von ihm«, entgegnete Magnus gähnend und fuhr los. »Nur, weil ich einmal erwähnt habe, dass ich das gern machen würde, schenkt er mir so eine Fahrt zum Geburtstag. Das war doch eine nette Geste von ihm.« »Okay, das stimmt. Aber dass Svea und ich mitkommen müssen! Dabei leide ich doch unter Höhenangst.« Magnus schaltete höher. „Du hast keine Höhenangst.« »Hab ich wohl! Als wir letztes Jahr auf dem Eiffelturm waren, ist mir ganz kodderig geworden.« »Was musstest du auch vorher zwei Crepès essen? Da wäre jedem schlecht geworden.« Er hielt an. Wiebke blickte beleidigt durch die Windschutzscheibe. Das Rot der Ampel tauchte die gesamte Umgebung in diese Farbe. »Warum fährst du nicht?«, fragte sie. »Na, wieso wohl? Vielleicht weil es noch nicht grün ist?« »Es ist Samstagmorgen, halb fünf«, meinte Wiebke. „Um diese Zeit ist kein Schwein unterwegs, wir sind völlig allein auf weiter Flur. Also kannst du ruhig mal auf den angeborenen deutschen Gehorsam pfeifen und Gas geben.« »Wieso hast du es denn plötzlich so eilig?«, fragte Magnus amüsiert. »Ich hab’s nicht eilig«, widersprach Wiebke, »ich will es nur hinter mir haben. Also fahr schon.« In dem Moment sprang die Ampel um. »Sie sind noch nicht da«, stellte Magnus fest, als sie fünf Minuten später den kleinen Flugplatz erreichten. »Svea ist doch immer zu spät«, erinnerte ihn Wiebke. Magnus schloss den Wagen ab, schaute Richtung Einfahrt und bemerkte: »Da sind sie ja.« Erik hatte kaum den Motor ausgestellt, als Svea auch schon aus dem Auto sprang. »Ich hätte fast den Wecker nicht gehört«, rief sie zur Begrüßung, »kein Wunder bei der Uhrzeit. Dabei habe ich mich die ganze Woche total auf die Fahrt gefreut. Seid ihr auch so aufgeregt?« »Aber sicher«, sagte Magnus lächelnd. Wiebke fummelte schweigend einen Fussel von ihrer Jacke. Gemeinsam umrundeten die vier Freunde ein Gebäude und Erik präsentierte stolz seine neue Videokamera. Schließlich erreichten sie den Flugplatz. Dort waren ein paar Männer mit den Vorbereitungen beschäftigt. Der Älteste von ihnen, ein Hüne mit breitem Kreuz und wettergegerbtem Gesicht, kam ihnen entgegen. Auf dem grauen Haar trug er eine Helmut-Schmidt-Gedächtnis-Mütze. »Moin, ich bin Fiete«, sagte er und streckte zunächst Wiebke eine Hand entgegen. Ihre schmale Rechte verschwand in der schwieligen Pranke und wurde herzlich zerdrückt. »Tscha, denn kann dat glicks losgehen«, verkündete Fiete, nachdem er auch die anderen begrüßt hatte, und wies auf die arbeitenden Männer. »Die Jungs richten das gute Stück noch auf. Dat is ne figgeliensche Sache. Ihr könnt aber schon ma reinkrabbeln.« »Ich wünschte, der Korb hätte eine Tür«, seufzte Wiebke in Magnus‘ Richtung. »Der Rand ist so hoch, da komm ich ja nie drüber. « »Stell dich nicht so an«, meinte ihr herzloser Gatte nur. »Außerdem gibt es einen Hocker, siehst du?« Sie sah es, doch sie ahnte, dass ihre Kletterversuche auch mit Hocker für die anderen ein Anlass zur Heiterkeit werden würden. Und tatsächlich hörte sie Magnus und Svea kichern, während sie sich krampfhaft bemühte, das Hindernis zu überwinden. Zudem hielt Erik alles mit seiner Videokamera fest. Wiebkes Wangen brannten vor Scham. Schließlich waren sie alle vier an Bord. Vom Korb aus beobachteten sie, wie sich der bunt gestreifte, dünne Stoff zu wölben begann. Erstaunlich behände gesellte sich Fiete zu ihnen. Er rieb sich die Hände. »Na, denn woll’n wir mal. So in ein, zwei Stunden landen wir wieder. Mein Kollege kommt mit‘m Auto hinterher, sammelt euch nach der Landung ein und fährt euch hierher zurück. Dann wird jeder getauft, ihr kriegt ne Urkunde und einen Ballonfahrernamen. Ich heiße übrigens Luftgraf Fiete von der Förde, Herrscher über den Wolken. Na, is dat wat?« »Wow!«, sagte Erik. Der Luftgraf schien die Ironie nicht zu bemerken. Er betätigte den Brenner, woraufhin eine Flamme die Luft im Ballon weiter erwärmte. Wiebke hielt sich die Ohren zu und erntete einen missbilligenden Blick von Magnus. »Das ist so laut!«, verteidigte sie sich. »Noch!«, brüllte Fiete gegen den Lärm an. »Aber wart ma ab, wenn wir erst ma oben sind, ist es so ruhig, dass du eine Möwe furzen hören kannst.« Svea und Magnus prusteten los und Erik hob indigniert eine Augenbraue. Als sich mit einem Schaukeln der Korbboden vom Rasen löste, quiekte Svea vergnügt und Wiebkes Kehle entschlüpfte ein Schreckensschrei. Worauf hatte sie sich da nur eingelassen? Fiete schloss das Ventil, der Lärm verstummte, und langsam stiegen sie in den blauen Himmel hinauf. Svea, Erik und Magnus beugten sich über den Rand und freuten sich darüber, wie klein alles von oben wirkte. Fiete trat zu Wiebke und legte ihr fürsorglich einen Arm um die Schultern. »Willst du nicht auch ma gucken? Musst keine Angst haben, mien Deern. Ich versprech dir, ich bring dich heil wieder runter. Noch is keiner oben geblieben.« »Gut zu wissen«, murmelte sie und atmete erleichtert auf, als Fiete sie wieder losließ. »Ist das nicht schön?«, schwärmte Magnus. »Da vorn ist schon Harrislee.« »Ich sehe den Marktplatz«, bestätigte Erik eifrig. »Und da unten, da rechts, in dem weißen Haus, da wohnte meine erste Freundin.« Svea lächelte säuerlich. »Etwa die, die wir neulich getroffen haben? Die mit dem dunklen Haaransatz und den drei Scheidungen?“ »Nein, eine andere«, erwiderte Erik knapp. »Kennst du nicht.« Eine Zeitlang umhüllte sie atemlose Stille. Die aufgehende Sonne tauchte den Horizont in so leuchtende Farben, dass sogar Wiebke ergriffen war. Zudem konnte sie erfreulicherweise nirgends eine Möwe mit Verdauungsschwierigkeiten entdecken. »Herrlich!« Magnus strahlte. Fiete stupste Wiebke mit dem Ellenbogen an. »Ist das nich ne tolle Aussicht? Nu guck doch ma runter!« »Lieber nicht. Ich leide nämlich unter Höhenangst.« Magnus hatte das natürlich gehört und musste seinen Senf dazugeben. »Tut sie nicht. Keine Bange.« »Seht nur! Das Meer!« Erik hob seine Videokamera hoch. Gemächlich schwebten sie auf die Ostsee zu. »Da hinten is Dänemark«, erklärte Fiete. Svea nickte begeistert. »Und da - die Ochseninseln!« Vorsichtig warf nun auch Wiebke einen Blick nach unten und erkannte ein winziges Spiegelbild des Ballons auf der wie geriffelt wirkenden Wasseroberfläche. Als Fiete nach einer ganzen Weile wieder das Ventil öffnete, blieb der Lärm zu Wiebkes Erleichterung aus. Fiete dagegen schien besorgt. Er brummelte vor sich hin und versuchte es erneut. Erik ließ seine Kamera sinken. »Was ist los?« Fiete lüftete seine Mütze und kratzte sich den Scheitel. »Tscha, ich sach ma so: Der Wind will nich so wie ich will, und die Gasflaschen sind leer.« Magnus runzelte die Stirn. »Was soll das heißen?« »Das soll heißen, die Natur is unberechenbar. Manchmal macht der Wind so ‘n Schlenker, mit dem kein Schwein gerechnet hat.« »Und was bedeutet das in diesem Fall konkret?«, wollte Erik wissen. Fietes Blick wurde düster. »Das bedeutet, wir könnten in der Ostsee landen, wenn der Wind nicht bald aus der richtigen Ecke pustet.« Wiebke sah nervös zu Magnus, der wiederum mit Erik einen Blick tauschte. Fiete besprach sich per Handy mit dem Kollegen, der ihnen im Auto gefolgt war. Er klang ernst. »Guckt mal!“ Sveas Stimme klang dünn. Sie wies nach unten. Die anderen folgten ihrem Beispiel, auch Wiebke wagte es erneut, einen Blick über den Rand zu werfen. Das Spiegelbild des Ballons war deutlich größer als vorher. Sie wich zurück. »Magnus, ich hab Angst.« »OGottogott!« Svea zerrte am Ärmel ihres Mannes. »Erik, tu doch was!« Der wandte sich drohend an Fiete. »Ich sag Ihnen mal was: Wenn uns etwas passiert, dann sollten Sie sich warm anziehen. Mein Nachbar ist Anwalt. Eine gesalzene Schadensersatzklage ist Ihnen sowas von sicher, wenn -« »Erik, hör auf!«, bat Magnus. Fiete blieb ruhig. »Lass man, mien Jung! Is doch klar, dass dein Kollege nich...