E-Book, Deutsch, 312 Seiten
Bendixen PatchWords - a la carte
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7460-7627-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Kurzgeschichten zum Genießen
E-Book, Deutsch, 312 Seiten
ISBN: 978-3-7460-7627-0
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der dritte Kurzgeschichtenband von Britta Bendixen ist wie ein üppiges Buffet, köstlich, originell und vielseitig. Von leichten Happen über kriminell kurz Angebratenes und phantasievolle Kreationen bis zum Dessert Surprise ist alles dabei. Jede Geschichte nimmt den Leser mit auf eine unterhaltsame Reise, quer durch die Zeiten und bis ans andere Ende der Welt.
Britta Bendixen wurde 1968 in Flensburg an der dänischen Grenze geboren. Bücher waren schon immer ein wichtiger Teil ihres Lebens. Im Jahr 2012 begann die Rechtsanwaltsfachangestellte selbst mit dem Schreiben. Seitdem hat sie drei Kriminalromane, ein Buch mit Anekdoten über ihre Heimatstadt sowie unzählige Kurzgeschichten veröffentlicht. Die Autorin liebt historische Romane, Urlaubs- und Städtereisen, fotografiert gern und ist seit vielen Jahren Fan der erfolgreichen Handballmannschaft SG Flensburg-Handewitt. Sie lebt mit ihrer Familie und zwei Katzen in dem Handballdorf Handewitt bei Flensburg.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Antonia will Samba tanzen Wie an jedem normalen Wochentag herrschte auch an diesem Morgen Chaos im Hause Schäfer. »Mama, kannst du meine neue Jeans waschen?« Das war Antonias Teenie-Tochter. »Heute will ich kein Salamibrot«, quengelte Sohnemann Nr. 1. »Machst du mir ein Käsebrot?« »Ich kann keine Schleife«, jammerte der Jüngste. »Hilfst du mir, Mama?« »Mein Anti-Schuppen-Shampoo ist alle, Schatz«, bemerkte wenig später Antonias Mann. »Besorgst du mir Neues?« Antonia nickte, schmierte Brote, schrieb die Einkaufsliste, band Schleifen und schlug erleichtert drei Kreuze, als die ganze Bande aus dem Haus war. Dann ließ sie sich mit einem Stoßseufzer im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Endlich Ruhe! Doch nach zwei Minuten rappelte sie sich wieder hoch. Sie musste Wäsche waschen, Betten machen, aufräumen, bügeln und einkaufen. Sie hatte das Zimmer beinahe verlassen, als sie hinter sich ein lautes »Plopp« hörte. Verwundert drehte sie sich um - und erstarrte zur Salzsäure. Auf dem Lieblingssessel ihres Mannes saß eine Frau mit haselnussbraunen kurzen Haaren und zahlreichen Sommersprossen. Sie schnalzte mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Wer ... wer sind Sie?«, fragte Antonia perplex. »Was tun Sie in meinem Wohnzimmer?« »Ich konnte es nicht mehr ertragen«, sagte die Frau aufgebracht. »Du brauchst ganz offensichtlich meine Hilfe.« Sie stand auf und lächelte Antonia zu. »Ich bin Nelly, dein Schutzengel.« Antonias Hand suchte Halt an der Kommode neben der Tür. »Mein .... Mein Schutzengel«, wiederholte sie mechanisch und kniff sich unauffällig in den Arm. Nelly nickte. »Weißt du noch, letzte Woche? Als dich beinahe ein herabfallendes Stück Mauerwerk erwischt hätte? Ich hab ihm einen kleinen Schubs gegeben, damit es dich nicht trifft.« Antonia nickte langsam. »Ich erinnere mich daran. Der Stein zerquetschte eine Taube.« Nelly hob bedauernd die Schultern. »Das war ein bedauerlicher Kollateralschaden. Aber dich hab ich beschützt.« »Danke«, sagte Antonia ehrlich. »Gern geschehen. Und nun zu dem, was mir wirklich Sorgen macht. Schätzchen, du musst dich mal wehren! Ich höre dich immerzu ›Ja‹ sagen. Du springst für alle, das ist auf Dauer einfach nicht gesund.« Sie machte eine kurze Pause und sah Antonia mit ernster Miene an. »Ich spreche aus Erfahrung.« »Sie meinen, Sie sind ...« »Herzinfarkt«, nickte Nelly. »Ich habe mich auch mein Leben lang für Familie und Freunde aufgeopfert. Bis die verflixte Pumpe irgendwann gestreikt hat.« »Das tut mir leid«, murmelte Antonia. Nelly winkte ab. »Schon gut. Jetzt ist es wichtig, dass wir uns um dich kümmern, denn du kommst ständig zu kurz, ich beobachte das schon lange genug. Was hast du für Hobbys?« »Hobbys?« Antonia dachte nach. »Ich stricke gern.« »Ja ja, Pullover und Mützen für die Familie, ich weiß. Was noch?« Diesmal dauerte das Nachdenken länger. Sie liebte es, zu backen, doch auch das war meist für die Familie. Zum Lesen kam sie kaum noch, abends fielen ihr immer die Augen zu, sobald sie sich in ein Buch vertiefen wollte. Und sonst ...? »Was hast du gern gemacht, bevor du geheiratet hast?«, fragte Nelly ungeduldig. »Getanzt«, antwortete Antonia. »Am liebsten Samba und Rumba.« »Prächtig!« Nelly klatschte in die Hände, ihre Augen funkelten vergnügt. »Lass uns einen Kurs suchen und dich anmelden. Und sobald das erledigt ist, bringe ich dir bei, wie man ›Nein‹ sagt.« »Das weiß ich längst«, erwiderte Antonia spitz, holte tief Luft und demonstrierte es. »Nein.« »Ein guter Anfang«, nickte Nelly zufrieden. »Als nächstes lernst du, wann man es anwendet.« Antonia wusste nicht wieso, doch instinktiv vertraute sie ihrem Schutzengel. Also meldete sie sich online für einen Samba-Kurs an, ließ die Jeans ihrer Tochter, die sie in dem Chaos in ihrem Zimmer nicht finden konnte, schmutzig dort zurück und machte sich dann mit Nelly an ihrer Seite auf zum Einkaufen. »Wenn mich jemand fragt, wer Sie sind, was sage ich dann?«, fragte sie. »Ich kann kaum sagen, Sie wären mein Schutzengel.« »Es wird niemand fragen«, antwortete Nelly gelassen. »Außer dir kann mich keiner sehen.« Es stimmte. Die Verkäuferin an der Käsetheke nahm Nelly ebenso wenig zur Kenntnis wie Frau Schneider, die Antonia an der Kasse traf. »Ach, Frau Schäfer, wie gut, dass ich Sie treffe! Ich organisiere eine Tombola für die Freiwillige Feuerwehr und könnte gut Unterstützung gebrauchen. Sie sind doch immer so engagiert. Würden Sie mir dabei helfen?« »Eine Tombola?« Antonia hatte schon oft bei so etwas mitgemacht und wusste, dass es ein Haufen Arbeit war. »Mal sehen, also ich denke schon, dass ich...« »Sag ›Nein‹«, raunte Nelly ihr zu. Antonia zögerte und sah Frau Schneider an, die ihr optimistisch zulächelte. Sie fühlte sich plötzlich unbehaglich. »Sag ›Nein‹«, wiederholte Nelly energisch. Antonia holte tief Luft. »Es tut mir leid, Frau Schneider, aber ... nein.« »Oh.« Frau Schneiders Lächeln verschwand und machte einer verschnupften Miene Platz. »Ich verstehe.« Antonia schwankte. »Du brauchst dich nicht zu rechtfertigen«, sagte Nelly. »Wir beide wissen genau, dass die alte Schachtel dir die meiste Arbeit aufdrücken und anschließend die Lorbeeren einheimsen würde. Sie ist Rentnerin und hat massig Zeit. Bleib hart, Antonia!« »Dreiundzwanzigachtundvierzig«, mischte sich die gelangweilte Kassiererin ein. »Wollen Sie Ihre Sammelpunkte haben?« »Sag ›Nein‹«, soufflierte Nelly. »Nein, danke.« Antonia räumte ihre Einkäufe in die Tasche, zahlte und floh aus dem Supermarkt. »Eigentlich sammle ich die Punkte«, zischte sie Nelly zu. »Da kann man nämlich Salatschüsseln gewinnen.« »Das war eine Übung«, sagte Nelly versöhnlich. »Nächstes Mal nimmst du die Punkte wieder. Obwohl du eigentlich mehr als genug Schüsseln hast, meine Liebe.« Mit der Zeit gewöhnte sich Antonia an ihren neinsagenden Schatten und es fiel ihr immer leichter, die zahlreichen Bitten der Familie und ihrer Bekannten abzulehnen. Aber wohl fühlte sie sich damit nicht. »Jeder reagiert beleidigt oder wütend«, klagte sie Nelly ihr Leid. »Bald kann mich niemand mehr leiden. Ich glaube, ich möchte lieber wieder die alte Antonia sein.« »Natürlich sind sie erst einmal nicht begeistert«, gab Nelly zu. »Das ist doch klar. Du ziehst neue Grenzen und das gefällt nur wenigen.« »Niemandem«, berichtigte Antonia. »Schön, keiner mag das. Aber warte es noch ein Weilchen ab, dann haben sich alle daran gewöhnt, dass sie dich nicht mehr herumkommandieren können, und machen dir ein Geschenk.« »Ach tatsächlich! Und was für ein Geschenk soll das sein?« »Hab Geduld«, mahnte Nelly. »Dann wirst du es sehen.« »Mama, ich hab meine schmutzigen Klamotten in den Waschkeller gebracht«, sagte Antonias Tochter am übernächsten Morgen. »Wäscht du heute noch?« Sie hatte ihre Wäsche selbst zusammen gesammelt? Antonia war angenehm überrascht. »Ja, ich denke schon.« Das brachte ihr einen Kuss auf die Wange ein. »Danke, du bist die Beste! Meine neue Bluse wäre perfekt für die Party morgen Abend.« In der Küche war ihr Sohn dabei, sich etwas ungelenk ein Käsebrot zu schmieren. »Das ist ja lieb von dir«, lobte Antonia. »Mach bitte eins mehr, das kann dann dein Bruder mit in die Schule nehmen.« Er seufzte, nickte dann aber. »Okay.« Ihr Mann räumte den Frühstückstisch ab. »Fängt dieser Samba-Kurs heute an?«, fragte er. »Ja, ich freue mich schon drauf.« Antonia, beobachtete verdutzt, wie er die schmutzigen Teller in den Geschirrspüler räumte. Ihr Blick fiel auf Nelly, die ihr gegenübersaß und Antonia verschmitzt zuzwinkerte. Beim Einkaufen lief sie erst Frau Schneider über den Weg, die sie kühl grüßte. »Wie läuft es mit der Tombola?«, erkundigte sich Antonia freundlich. »Es ist viel Arbeit«, kam es knapp zurück. »Meine Schwiegertochter unterstützt mich glücklicherweise.« »Hat sie doch noch eine Dumme gefunden«, flüsterte...