Benesch / Steiner | Klinische Studien lesen und verstehen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 168 Seiten

Benesch / Steiner Klinische Studien lesen und verstehen

E-Book, Deutsch, 168 Seiten

ISBN: 978-3-8463-6086-6
Verlag: UTB
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Studierende wie Lehrende stehen häufig vor der Herausforderung, Studien lesen und deren Ergebnisse bewerten zu müssen. Dieses gut verständliche Lehrbuch vermittelt in der 3., aktualisierten Auflage die Grundlagen dafür.

Statistisch bzw. epidemiologisch nicht oder kaum vorgebildete Leserinnen und Leser lernen an Beispielen der Medizin, Sozialwissenschaften oder Psychologie, Studienergebnisse zu beurteilen und zu verstehen.

Zentral sind das „Schlüsselthema Signifikanz“ und die damit verbundenen Begriffe (z. B. Alpha-Fehler, Power-Analyse, Signifikanzniveau, p-Wert).

Zudem werden häufige medizinstatistische Kennzahlen erklärt und können mithilfe des Buches korrekt interpretiert werden. Checklisten bieten praktische Hilfen bei der systematischen Beurteilung von Publikationen.
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Weitere Infos & Material


Vorwort 5
Vorwort zur 2. Auflage 7
Vorwort zur 3. Auflage 7
1 Grundlagen statistischer Tests 11
1.1 Stichprobe und Grundgesamtheit 11
1.2 Signifikanz (p-Wert) 21
1.3 Die Nullhypothese und die Alternativhypothese 27
1.4 Fehler erster Art und Fehler zweiter Art 32
1.5 Das Signifikanzniveau 49
1.6 Ein- und zweiseitige Forschungshypothesen 52
1.7 Signifikanz und Relevanz, Power (Macht) und Fallzahlschätzung 56
1.8 Konfidenzintervalle 64
1.9 Standardabweichung versus Standardfehler 68
2 Medizinstatistische Kennzahlen aus der Epidemiologie 71
2.1 Inzidenz und Prävalenz 71
2.2 Maßzahlen für das Risiko 81
2.2.1 Odds Ratio (OR) 81
2.2.2 Relatives Risiko (RR; relative risk) 89
2.2.3 Absolute und relative Risikoreduktion (ARR, RRR) 97
2.2.4 „Number needed to treat“ (NNT; Anzahl der notwendigenBehandlungen) und „number needed to harm“ 102
2.2.5 Goldstandard und diagnostische Tests 104
2.2.6 Sensitivität und Spezifität 106
2.2.7 ROC – Receiver Operator Characteristics Curve und ROC-Analysen 116
3 Die Beurteilung der Qualität von Studien 122
3.1 Hierarchie der Evidenz: Studiendesigns 124
3.2 Kriterien zur Studienbeurteilung/Checklisten 131
3.3 Eine Checkliste zur Studienbeurteilung selbst erstellen 154
Literaturverzeichnis 158
Zum Autor/Zur Autorin 161
Stichwortverzeichnis 163


2Medizinstatistische Kennzahlen aus der Epidemiologie Als wissenschaftliche Disziplin beschäftigt sich die Epidemiologie mit den Ursachen, Folgen und der Verbreitung von gesundheitsbezogenen Ereignissen in einer Population. Ihre Hauptaufgabe liegt in der Analyse jener Komponenten bzw. Faktoren, die zur Gesundheit und Krankheit von Individuen beitragen, um damit Einschätzungen über – in erster Linie – Erkrankungen und deren Ausbreitung treffen zu können. Medizinstatistische Kennzahlen ermöglichen eine Präzisierung dieser Einschätzung bezogen auf eine Population und machen somit auch das Ableiten von Interventionen möglich. In diesem Kontext wird im Folgekapitel auf die grundlegendsten Kennwerte und deren praktische Relevanz eingegangen. 2.1Inzidenz und Prävalenz Um welches Problem geht es in diesem Kapitel? Im Jahr 2010 wurden in Österreich bei 36.733 Menschen Krebsneuerkrankungen dokumentiert, 19.103 bei Männern und 17.630 bei Frauen. Bei 10.419 Männern und 9.253 Frauen führte eine Krebserkrankung im Jahr 2010 zum Tod, damit sind Krebserkrankungen für etwa ein Viertel der jährlichen Todesfälle verantwortlich. Tendenziell gehen aber sowohl das Risiko einer Neuerkrankung als auch das Sterblichkeitsrisiko zurück. 2010 gab es etwas weniger Inzidenzfälle als 2009 (37.698 Neuerkrankungen) und um 1% mehr als vor zehn Jahren (37.200 Neuerkrankungen). Bei den Männern haben die Neuerkrankungen von 2009 auf 2010 um 4% abgenommen. Im Vergleich zu 2000 nahm die Zahl der Neuerkrankungen bei Männern um knapp 2% ab. Bei den Frauen zeigt sich gegenüber 2009 ein Rückgang um fast 1% bzw. eine Zunahme um ebenfalls 1% gegenüber 2000. (Statistik Austria, Krebsinzidenz im Überblick, 2012) Das Problem dabei: Wie können die unterschiedlichen Verläufe der Erkrankungen über den zeitlichen Verlauf dargestellt und somit auch Überlegungen bezüglich verschiedener Beeinflussungen abgeleitet werden? Welche Krebsformen sind bei Männern und bei Frauen am häufigsten? Wie viele Menschen erkranken zum Beispiel jährlich an Speiseröhrenkrebs? Wie hoch ist das Risiko, im Laufe des Lebens an Krebs zu erkranken? Welche Zahlen lassen Einschätzungen über Entwicklungen bezüglich Erkrankungen in einer Population (Grundgesamtheit) zu? Wie kann das Auftreten von Neuerkrankungen dokumentiert und verglichen werden? Wenn Sie dieses Unterkapitel gelesen haben, können Sie folgende Fragen beantworten: Welche Relevanz haben Inzidenz und Prävalenz und deren Variationen im Kontext epidemiologischer Studien? Was ist der Unterschied zwischen Inzidenz und Prävalenz und wie werden diese inhaltlich richtig interpretiert? Schlüsselbegriffe Inzidenz, Inzidenzrate, kumulative Inzidenz, Inzidenzdichte, Prävalenz, Punktprävalenz, Periodenprävalenz Zwei wesentliche Begrifflichkeiten in der Medizinstatistik sind „Inzidenz“ und „Prävalenz“. Diese sind im Zusammenhang mit epidemiologischen Überlegungen, also Beobachtungen und Untersuchungen von möglichen Risikofaktoren oder Lebensumständen und dem Auftreten von Erkrankungen oder Kombinationen von Krankheitskomponenten von großer Bedeutung. Im Zusammenhang mit Inzidenz und Prävalenz wird auch oft von den sogenannten „Häufigkeitsmaßen“ der Epidemiologie gesprochen. Zur Konkretisierung und Einschätzung von eben diesen Häufigkeiten einzelner auftretender Krankheiten und ihrer Verläufe in der Bevölkerung sind diese zwei Termini wesentlich und nicht wegzudenken. Inzidenz In der medizinischen Fachliteratur ist mit der Inzidenz oft die Inzidenzrate (Neuerkrankungsrate) gemeint. Darunter versteht man die Anzahl der neu auftretenden Fälle einer Erkrankung in der Bevölkerung pro definierte Zeiteinheit. Meist wird dazu ein Jahr herangezogen. Unter Inzidenz versteht man die Anzahl der Neuerkrankungen in der Bevölkerung pro definierte Zeiteinheit, welche meist ein Jahr darstellt. Zu unterscheiden sind die kumulative Inzidenz (CI; Inzidenzanteil) und die Inzidenzdichte I. Kumulative Inzidenz (CI; Inzidenzanteil): Diese gibt den Anteil jener Personen einer gesunden Bevölkerung (population at risk) an, die in einem bestimmten Zeitraum T neu erkrankt sind, und entspricht somit auch der obigen Definition von Inzidenz. Um eine Vergleichbarkeit herstellen zu können, wird die kumulative Inzidenz auf eine bestimmte Anzahl von Personen aus einer ebenfalls vorher festgelegten Bezugsbevölkerung bezogen. Üblicherweise werden Angaben pro 1.000 oder pro 100.000 Personen gemacht – also zum Beispiel 3 von 1.000 Personen im Zeitraum von einem Jahr. Als Beispiel dafür soll Abbildung 2.1 dienen: In ihr werden die Neuerkrankungen an malignem Melanom (also schwarzem Hautkrebs) von Männern und Frauen in Deutschland bezogen auf je 100.000 Einwohner in Deutschland über einen Zeitraum von 10 Jahren angegeben. Beginnend mit 13,2 Frauen und 12,2 Männern im Jahr 1999 bis 16,6 Frauen und 17,1 Männer im Jahr 2008 – immer bezogen auf 100.000 Einwohner. Abb. 2.1: Kumulative Inzidenz bei malignem Melanom „Malignes Melanom“ © http://gesundheitsblogger. de/news/files/ 2012/03/Infografik_Malignes_Melanom.jpg; Oft wird, wenn von der Inzidenz gesprochen wird, eigentlich die kumulative Inzidenz angegeben, diese beiden Begrifflichkeiten werden synonym verwendet. Die kumulative Inzidenz berechnet sich wie folgt: Bei der kumulativen Inzidenz wird darauf geachtet, wie viele Personen einer gesunden Bevölkerung in einem definierten Zeitraum neu erkranken. Beispiel: Wenn innerhalb von 10 Jahren aus einer Gruppe von 1.000 Kindern 50 an Röteln erkranken, errechnet sich die kumulative Inzidenz als 50/1.000 = 0,05 oder 5%. Möchte man die Inzidenz pro Jahr ermitteln, müssen in diesem Beispiel die 5% nochmals durch die 10 Jahre dividiert werden. Die jährliche Inzidenzrate liegt also bei 0,005%. Aus einer Studie Im Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2011 des Robert Koch-Institutes mit Datenstand 1.3.2012 ist zu lesen: „Dem RKI wurden 2.889 HIV-Infektionen gemeldet, die im Jahr 2011 neu diagnostiziert wurden. Dies entspricht einer bundesweiten Inzidenz von 3,5 Fällen pro 100.000 Einwohner. Die Gesamtzahl der neudiagnostizierten HIV-Infektionen ist damit gegenüber dem Jahr 2010 (2.939) kaum merklich zurückgegangen.“ Robert Koch-Institut (2011). Jahrbuch meldepflichtiger Krankheiten für 2011, S. 100. Hier wird die Inzidenz (Anzahl) der HIV-Infektionen im Jahr 2011 in Deutschland auf 3,5 Fälle pro 100.000 Einwohner angegeben, was bei ca. 80 Millionen Einwohnern (Stand: 31.12.2011) eine ungefähre Anzahl von 2.800 Infektionen ergibt: 3,5 Erkrankungen auf 100.000, also · 10 für eine Million und · 80 für die gesamte Anzahl von Bewohnern der Bundesrepublik Deutschland. Inzidenzdichte (I; hazard rate): Die Festlegung der Inzidenzdichte erfolgt mit Einbezug von Risikozeiten. Die in der Definition angegebene Risikozeit wird definiert als der Zeitraum, in dem ein nicht erkranktes Individuum einem Risikofaktor ausgesetzt war (zum Beispiel hat neben der Dosis radioaktiver Strahlenbelastung auch die Zeit, die eine Person der Strahlung ausgesetzt war, Relevanz für das Auftreten von Leukämie). Für die Berechnung der Inzidenzdichte werden die Risikozeiten aller Personen – erkrankter wie nicht erkrankter – addiert und in den Nenner gesetzt. In der Formel wird diese Summe als „Personenzeit“ bezeichnet. Die Inzidenzdichte berechnet sich wie folgt: Die Inzidenzdichte bezieht die Expositionszeit eines nicht erkrankten Individuums mit ein. Aus einer Studie In der Stadt Stockholm ereigneten sich 1973 unter den 40- bis 44-jährigen Männern (41.532 Personenjahre) 29 Herzinfarkte. Die Inzidenzdichte betrug: Hedderich, J. & Sachs, L. (2012). Angewandte Statistik. Methodensammlung mit R. (14., überarbeitete und ergänzte Auflage). Heidelberg: Springer, Gabler, S. 174. Das heißt, das Ergebnis ist keine Wahrscheinlichkeit. Es ist keine Verhältniszahl. Es ist lediglich eine Maßzahl, die Neuerkrankungen pro Risikozeiten angibt. Mit ihr wird die Dynamik der Erkrankung in der Bevölkerung abgebildet. Diese Maßzahl macht im Vergleich zu beispielsweise der Inzidenz inhaltlich nur Sinn, wenn man sie in Zeitverläufen betrachtet. Die Mortalität kann als Sonderfall der Inzidenz angesehen werden. Die Todesfälle bilden dann das Ergebnis und nicht die Anzahl der Erkrankungen. Dementsprechend gibt es auch eine Mortalitätsdichte und eine kumulative Mortalität. Zusammenfassend Unter Inzidenz wird die Zahl der Neuerkrankungen in einem definierten Kollektiv oder einer Population innerhalb einer bestimmten Zeit verstanden. Sie ist also die Wahrscheinlichkeit für eine beliebige Person, in einem gewählten Beobachtungszeitraum zu erkranken. Ausgegangen wird dabei von einer Population, in der zu Beginn des Beobachtungszeitraums keine Erkrankungen der Mitglieder vorliegen (vgl. Weiß 2010, S. 249). Es wird zwischen kumulierter Inzidenz und Inzidenzdichte unterschieden. Aus einer Studie Tabelle 2.1 zeigt die Krebsinzidenz für Brustkrebs (Klassifikation C50 nach ICD 10) der Statistik Austria mit Letztstand 5.10.2012 nach Stadium des Tumors im Jahresdurchschnitt (2008–2010), aufgeteilt nach Männern und Frauen. Die Krebsinzidenzrate ist einer der wichtigsten Indizes zur epidemiologischen Beurteilung von Tumorerkrankungen. Die Inzidenz...


Benesch, Michael
Dr. Michael Benesch ist Arbeits- und Wirtschaftspsychologe, Geschäftsführer der M. Benesch Unternehmensberatung und lehrt an verschiedenen Hochschulen.

Steiner, Elisabeth
Prof. Elisabeth Steiner ist Dipl. Sozialarbeiterin und Psychologin an der FH Campus Wien.

Dr. Michael Benesch ist Arbeits- und Wirtschaftspsychologe, Geschäftsführer der M. Benesch Unternehmensberatung und lehrt an verschiedenen Hochschulen.Prof. Elisabeth Steiner ist Dipl. Sozialarbeiterin und Psychologin an der FH Campus Wien.


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