BENNETT | Die unschuldige Kurtisane | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical Gold

BENNETT Die unschuldige Kurtisane


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-7337-6941-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Reihe: Historical Gold

ISBN: 978-3-7337-6941-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



'Auf ein Wort, Mylord!' Energisch schließt Vivianna die Tür des Separees hinter sich - und findet sich in Oliver Montegomerys Umarmung wieder. Er scheint sie für eine der jungen Kurtisanen zu halten, di in dem Etablissement der stadtbekannten Madame Aphrodite tätig sind! Dennoch weckt sein heißer Kuss in Viviannas tugendhaften Herzen ein gewagtes Verlangen. Dabei ist sie diesem charmanten Verführer aus einem völlig anderen Grund hierher nachgeschlichen: Nur er kann das Waisenhaus, für das sie sich einsetzt, retten! Aber kaum löst sie sich atemlos von seinen Lippen und bringt mutig ihr Anliegen vor, erwartet sie einen weitere Überraschung....

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PROLOG

1826, The Greentree Estate, Yorkshire, England

Die sechsjährige Vivianna legte warnend den Zeigefinger an die Lippen und strich sich die kastanienbraunen Locken zurück, die schon lange kein Wasser und keinen Kamm mehr gesehen hatten. Ihre beiden kleinen Schwestern, deren Gesichter ebenfalls mit Dreck und Tränen verklebt waren, drängten sich eng an sie und hielten den Atem an.

Die Stimmen vor dem Haus schienen näher zu kommen.

Eine kannte Vivianna. Es war die Stimme des Mannes mit dem Backenbart, der schon einmal hier gewesen war. Er hatte versucht, sie aus dem Haus zu locken.

Der Mann machte Vivianna Angst.

Noch lange nachdem er kopfschüttelnd davongestapft war, hatten die drei Mädchen im Schlafzimmer in einer dunklen Ecke gekauert. Vivianna hatte ihren Schwestern mit leiser Stimme die Geschichte von drei kleinen Mädchen erzählt, die von einer Frau mit schmalem, verkniffenem Gesicht und ihrem bösen Mann erst entführt und dann allein zurückgelassen wurden. Die Geschichte der drei kleinen Mädchen ähnelte ihrer eigenen. Aber in Viviannas Erzählung wurden die drei Mädchen von ihrer Mutter wiedergefunden, und alles nahm ein gutes Ende. Ein glückliches Ende.

„Hunger“, hatte die zweijährige Marietta geflüstert, als die Geschichte zu Ende war.

„Ich weiß, dass du hungrig bist.“ Vivianna streichelte sanft über die zerdrückten blonden Locken ihrer Schwester, die sie aus blauen Augen erwartungsvoll ansah. „Aber es ist kein Brot mehr da. Wir haben heute Morgen den ganzen Rest aufgegessen. Wenn es dunkel ist, hole ich uns draußen etwas.“ Sie wusste zwar nicht, wo und wie sie etwas Essbares finden sollte. Aber sie war die älteste. Sie musste sich um ihre zwei jüngeren Schwestern kümmern.

Marietta hatte sie vertrauensvoll angelächelt. Francesca hingegen hatte nur gewimmert und sich enger an Vivianna geschmiegt. Ihr Haar und ihre Augen waren so dunkel, dass sie wie ein kleiner Kobold wirkte. Sie war erst ein Jahr alt und verstand nicht, was um sie herum vorging. Aber sogar sie schien zu ahnen, dass etwas nicht stimmte, dass sie nicht länger daheim waren. Daheim, das war ein warmes Haus gewesen, wo sich freundliche Dienstboten um sie kümmerten. Francesca hatte tief geschlafen, als der Mann gekommen war, der sie zu Mrs. Slater in die Kutsche gebracht und sie dann weggeschickt hatte.

Weit weg.

Vivianna wusste nicht, wie viel Zeit seitdem vergangen war – die Tage und Wochen flossen in ihrer Erinnerung ineinander. Aber es schien ihr sehr lange her zu sein. Allmählich verblassten ihre Erinnerungen an ihr Zuhause, daran, wie es ausgesehen hatte. Mrs. Slater war nicht böse zu ihnen gewesen, aber auch nicht besonders freundlich. Und wenn der schreckliche Mann da war, den sie ihren Mann nannte, hatte sie noch gleichgültiger gewirkt. Die beiden Erwachsenen hatten sich tage- und nächtelang in ihr Schlafzimmer zurückgezogen und den Kindern nur zu essen gegeben, wenn ihnen der Sinn danach stand. Vivianna hatte auf ihre jüngeren Schwestern aufgepasst und dafür gesorgt, dass sie ruhig blieben, damit der Mann nicht böse wurde.

Und wenn es doch geschah, hatte sie ihnen anschließend Geschichten erzählt, bis sie eingeschlafen waren. Vivianna selbst hatte oft noch lange wach gelegen und überlegt, wie sie wohl wieder nach Hause kommen könnten. Sie hatte furchtbares Heimweh nach ihrem Zuhause und nach ihrer Mutter. Aber sie war so hilflos.

Sie wusste noch, dass sie auf dem Land gelebt hatten. Aber wo, wusste sie nicht. Vivianna kannte auch den Namen des nächsten Ortes nicht – sie war nie dort gewesen.

Vivianna hatte schon, als sie noch sehr klein war, begriffen, dass die Tatsache, dass sie überhaupt existierten, ein Geheimnis war. Stets waren sie von allen abgeschirmt worden, die allzu neugierige Fragen stellen konnten.

Und ihre Mutter … sie hatten sie einfach Maman genannt. Vivianna wusste nicht, wie ihre Mutter mit Nachnamen hieß. Sie wusste nur, dass sie irgendwo in London lebte, wenn sie nicht bei ihnen war.

Ihre Entführer hatten die Mädchen lange Zeit in einem Bauernhaus versteckt. Und plötzlich, eines Morgens, waren die Slaters nicht mehr da. Die Mädchen warteten im Haus auf ihre Rückkehr. Sie warteten und warteten. Vivianna war sicher, dass Mrs. Slater irgendwann zurückkommen würde. Noch war das nicht geschehen. Die drei Schwestern blieben in dem dunklen, maroden Bauernhaus sich selbst überlassen.

Vivianna kümmerte sich in der Zwischenzeit, so gut es ging, um ihre Schwestern.

Wieder waren Stimmen zu hören. Vivianna blinzelte müde. Es strengte sie an, wenn sie längere Zeit stehen musste. Sie hatte außerdem festgestellt, dass sie mittlerweile so hungrig und schwach war, dass sie dazu neigte, sich Dinge einzubilden. Einmal hatte sie gemeint, in dem ungepflegten Garten einen Löwen zu sehen, dabei war es, wie sie später feststellte, nur eine gescheckte Katze gewesen.

Aber die Stimme des Mannes mit dem Backenbart bildete sie sich nicht nur ein. Und dann hörte sie eine Frau. Irgendetwas an dieser vornehmen, sanften Stimme erinnerte Vivianna schmerzhaft an ihr Zuhause.

„Maman?“, flüsterte sie. Natürlich wusste sie, dass es nicht die Stimme ihrer Mutter war, die sie hörte, dennoch übte ihr Klang eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf sie aus. „Bleibt hier!“, befahl sie ihren Schwestern. Vorsichtig schlich sie aus dem feuchten, stickigen Schlafraum in das Vorderzimmer. Durch die kleinen Scheiben des schmutzigen Fensters sah sie hinaus in den Garten, der aus wucherndem Unkraut bestand. Sie sah den Mann mit Backenbart und neben ihm eine große, elegant gekleidete Dame. Sie hatte ihr honigblondes Haar aufgesteckt. Und sie trug ein knöchellanges, schwarzes Kleid. Elegante, schwarze Stiefeletten mit kleinem Absatz sahen darunter hervor. Vivianna wusste, was dieses schwarze Kleid bedeutete: Jemand, der der Dame nahestand, war gestorben.

„Geprahlt hat sie jedenfalls ziemlich mächtig“, sagte der Mann gerade.

„Wer hat geprahlt, Rawlings?“, fragte die Dame geistesabwesend und folgte ihm über den schmalen, ausgetretenen Pfad durch das Unkraut zur Vordertür. „Furchtbar sieht es hier aus“, bemerkte sie. Vivianna konnte sehen, dass die Dame die Stirn runzelte. „Mir war nicht klar, dass alles so verkommen ist, seit Edward …“ Plötzlich glitt ein Schatten über ihr Gesicht.

Der Mann, den sie Rawlings nannte, bemerkte diesen Stimmungswechsel nicht. „Mrs. Slater, Mylady. Sie prahlte im Dorf damit, dass die drei Mädchen die Töchter einer Londoner Edel…gesellschafterin seien, und behauptete, sie würde eine Menge Geld damit verdienen, dass sie die Kinder hier auf dem Land versteckt.“

Die Dame warf einen zweifelnden Blick auf das Haus. „Hmm … Sind Sie wirklich sicher, dass die Kinder noch im Haus sind, Rawlings?“

„Ja, Mylady. Sie verlassen es anscheinend nie. Die älteste ist dünn wie eine Bohnenstange, soweit ich sehen konnte. Aber sie hat die kleineren hinter sich geschoben und hätte bestimmt versucht, mich am Eintreten zu hindern.“

„Kaum zu glauben“, murmelte die Dame, mehr zu sich als an Rawlings gewandt. „Schlimm genug, dass die beiden … Slaters, sagten Sie, nicht? … einfach verschwunden sind, ohne irgendjemanden über ihren künftigen Aufenthaltsort zu unterrichten. Aber dass sie drei Kinder, die ihnen zur Pflege überlassen wurden, einfach allein zurücklassen, das ist … das ist geradezu monströs!“

„Mrs. Slater sei eine Kinderfrau, hieß es, die dafür bezahlt werde, sich um unerwünschte Kinder zu kümmern, Mylady. Die drei hier hat sie von irgendwo aus dem Süden mitgebracht. Vermutlich ist ihre Mutter, wer auch immer sie sein mag, froh, sie los zu sein.“

„Es sind Kinder, Rawlings. Jemand muss sich um sie kümmern. Ich werde ein Zuhause für sie finden.“

Vivianna begann zu beben. Die sanfte Entschiedenheit der vornehmen Dame brachte etwas in ihrem Inneren zum Schmelzen. Dieser Dame konnte sie vertrauen. So einer Dame konnte sie sicher ihre zwei kleinen Schwestern unbesorgt anvertrauen.

Die Tür zum Haus wurde geöffnet. „Ist jemand da?“, rief die schwarz gekleidete Frau. Dann wandte sie sich mit leiser Stimme an Rawlings. „Wie heißen die Mädchen denn?“

„Die älteste heißt, glaube ich, Vivianna, Mylady. Mrs. Slater hat sie im Dorf einmal ‚Annie‘ genannt, aber das gefiel dem Mädchen nicht.“

Die Dame lächelte. „Und die anderen?“

„Die sind noch so klein … ich weiß es nicht, Mylady.“

„Nun gut. Vivianna? Vivianna, hörst du mich?“

Wie erstarrt blieb Vivianna stehen. Die Dame betrat das Häuschen und blieb stehen. Es war sehr düster.

Ich kann mit den beiden anderen immer noch entwischen, dachte Vivianna. Aber die Dame hatte sie bei ihrem Namen gerufen, da konnte sie nicht einfach wegrennen. Und wo hätten sie auch hingesollt? Hier im Haus konnte sie für ihre Schwestern sorgen, aber da draußen … das war etwas anderes. Vivianna war verängstigt und sehr, sehr müde. Sie zögerte. Die Dame wirkte so … vertrauenswürdig. Vivianna hoffte, dass sie ihnen helfen würde.

„Vivianna?“ Wieder rief die Dame nach ihr, sanft, aber drängend. Der Saum ihres schwarzen Kleides strich an der schmutzigen Wand entlang. Sie achtete nicht darauf. Die Kinder waren in ihren Augen alles, was zählte.

„Hier bin ich.“

Die Dame drehte sich zu dem kleinen Mädchen um. Rawlings machte einen Schritt nach vorn, als wolle er Vivianna packen, aber die Dame hob die Hand und gebot ihm stillschweigend einzuhalten. Sie sah gütig aus und lächelte. Mrs. Slater...



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