E-Book, Deutsch, Band 7, 146 Seiten
Reihe: Tillas Eifel-Ermittlungen
Berenz Landluft, Mord und Eifelglück: Der gefallene Ritter
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-5003-5
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein charmanter Eifel-Krimi mit Amateur-Ermittlerin
E-Book, Deutsch, Band 7, 146 Seiten
Reihe: Tillas Eifel-Ermittlungen
ISBN: 978-3-7517-5003-5
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gaukler, Gewandungen und Gewimmel: Tilla hat ihren rollenden Gemüsegarten vor den Toren eines Mittelalterspektakels aufgebaut. Diese Ablenkung kommt ihr gerade recht, denn die bevorstehende Hochzeit von Joos und Renate sorgt für reichlich Anspannung. In einer Verkaufspause gönnt sich Tilla mit Hölzi eine Auszeit und schaut sich das fieberhaft erwartete Ritterturnier an. Das endet jedoch abrupt in einer Tragödie: Ein Ritter wird tödlich getroffen - die Lanze seines Gegners war angespitzt. Ein klarer Fall von Mord! Doch wer steckt dahinter? Das Opfer ist ein bekannter Regionalpolitiker, der sich sehr viele Feinde gemacht hat. Ein naheliegendes Motiv - oder?
Über die Serie:
Tilla liebt ihr Leben in einer restaurierten Wassermühle in der idyllischen Eifel. Ihr ganzer Stolz ist der liebevoll aufbereitete Oldtimer-Kastenwagen, mit dem sie als fahrendem Krämerladen die Eifeler Kundschaft mit allem Möglichen und Unmöglichen versorgt. Dabei kriegt die Mittdreißigerin eine Menge mit: Gerüchte, Geheimnisse und ... Morde! Und auch sonst ist ihr Leben alles andere als ruhig: Romantische Avancen, ihre chaotische Mutter und allerlei alltägliche Katastrophen halten Tilla auf Trab - und doch würde sie ihr Eifelglück um nichts in der Welt tauschen.
eBooks von beTHRILLED - mörderisch gute Unterhaltung!
Björn Berenz ist in der Eifel zu Hause. Geboren 1977 in Koblenz, lebt er seit vielen Jahren mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in der Vulkaneifel. Als Autor beschäftigt er sich mit vielen Themen, von fantastischen Geschichten über Kinder- und Jugendbücher bis hin zu Krimis. Aber die Romane um Tillas Ermittlungen mit ihrem fahrenden Krämerladen nehmen einen besonderen Platz in seinem Herzen ein - beginnen sie doch direkt vor seiner Haustür ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1
Tilla war genervt. Sie war sogar gefährlich genervt. Ihre Mutter hatte in den letzten Stunden alles, aber wirklich alles kommentiert, umgestellt und kurzerhand neu arrangiert, was die kleine Verkaufsstätte hergab. Was ursprünglich als gemeinsame Idee gedacht gewesen war – ein mittelalterlicher Verkaufsstand auf dem alljährlichen Ritterfestival in Monreal –, hatte sich für Tilla rasch in ein nervenaufreibendes Unterfangen verwandelt, in dem Königin Renate I. das Zepter fest in der Hand hielt.
Tapfer biss Tilla sich auf die Zunge, weil sie diese Diskussionen einfach nicht mehr ertrug. Dabei verstand sie den Grund für Renates Affektiertheit. Ihre Mutter war seit Tagen von einer Unruhe geplagt, mit der sie wiederum ihrem gesamten Umfeld auf den Zeiger ging. Grund dafür war die anstehende Hochzeit, die ihr Nervenkostüm zu einem wandelnden Flohzirkus werden ließ.
Tilla hätte wissen müssen, dass es keine gute Idee war, gemeinsam mit ihr einen Verkaufsstand zu betreiben. Sie horchte tief in sich hinein. Eigentlich hatte sie es besser gewusst, sich jedoch von Joos überreden lassen.
»Sie sucht deine Nähe, Tilla, mach etwas mit deiner Mutter«, hatte sie die Stimme des Niederländers im Ohr. »Damit ihr euch näherkommt«, hatte er gesagt. »Damit ihr endlich zueinanderfindet.«
Mittlerweile hatte Tilla den Mann durchschaut. Ihm war es weder um ein Suchen noch um ein Finden gegangen. Nein, einzig und allein wollte er selbst seine Ruhe. Zumindest einen Tag lang.
Tilla wuschelte sich durch den roten Pony, der unter ihrer Haube hervorlugte. Gleichzeitig stieß sie ein leidvolles Seufzen aus, während sie versuchte, ihre Mutter auszublenden, die nun auch das selbst angerührte Haartonikum auf Basilikum-Basis umstellte.
Sie hatte keine Lust, sich weiter die Laune verderben zu lassen. Dafür waren all die Eindrücke viel zu, nun ja, eindrucksvoll.
Um sie herum breitete sich das lebhafte Spektakel des mittelalterlichen Festes aus. Das sonst so ruhige Eifeldörfchen war kaum wiederzuerkennen. Die kleinen Gassen waren gesäumt von Marktständen, an denen von kunstvoll geflochtenen Körben bis hin zu Holzschnitzereien alle erdenklichen Handwerkstücke angeboten wurden. Passend zum Ambiente trugen die meisten Besucher altertümliche Gewandungen. Tilla sah Frauen in langen Leinenkleidern, und hier und da waren sogar schwer gerüstete Ritter zugegen. Ihr kam es vor, als wäre sie wahrlich in eine andere Zeit eingetaucht. Passend dazu vernahm sie die melancholischen Klänge einer Drehleier und das kräftige Schlagen von Trommeln. An wirklich jeder Ecke wurde den Besuchern etwas geboten. Jongleure, Minnesänger, Feuerschlucker, Zotenreißer, Gassenhauer. Und mittendrin standen sie und ihre Mutter in einer Bretterbude, die sie ausnahmsweise gegen ihren geliebten, schweinsnasigen Transporter eingetauscht hatte.
Sie hatten sich eigens zu diesem Anlass in mittelalterliche Gewänder geworfen und sahen aus wie zwei Marketenderinnen aus längst vergangenen Zeiten.
Tilla trug ein langes, grob gewebtes Leinenkleid in einem erdigen Braunton, das an der Taille mit einem breiten Stoffgürtel zusammengebunden war. Darüber hatte sie eine leichte Schürze geschnürt. Ein Kopftuch aus weichem Stoff, ebenfalls in einem Naturton, hielt ihre Haare zurück.
Renate hingegen hatte sich für ein Kleid in dunklem Grün entschieden, das mit einem schlichten, braunen Mieder zusammengehalten wurde. Sie hatte zusätzlich ein grob gewebtes Tuch über ihre Schultern gelegt und trug ebenfalls eine schlichte Schürze.
Tilla freute sich, Teil des Ganzen zu sein. Obwohl ihr Verkaufsstand nichts weiter war als ein grob gezimmerter Unterstand mit einem von ihr handbemalten Schild mit der Aufschrift: »Renatilla – Heiltinkturen & Naturwunder«. Jeder Zentimeter Raum war vollgestopft mit selbst gemachten Produkten, die sie in wochenlanger Vorarbeit hergestellt hatten. Salben gegen Muskelkater, Ringelblumenbalsam für spröde Hände, Lavendelwasser zur Aufheiterung und Thymiantinkturen gegen Erkältungen. Daneben lagen handgeschöpfte Seifen aus Rosmarin und Kamille, die einen beruhigenden Duft verströmten. Penibel darauf bedacht, nur Produkte anzubieten, die es schon im Mittelalter gegeben haben könnte, hatte sie gemeinsam mit Renate Internetforen durchforstet, Ratgeber aus der Elzbacher Bücherei gewälzt und sich mit Mönchen des Benediktinerordens in Maria Laach unterhalten, die dort eine traditionsreiche Gärtnerei führten.
Gerade präsentierte ihre Mutter eine Pfefferminzsalbe für müde Füße, die sie demonstrativ einer Frau entgegenhielt, die vor ihrem Stand stehen geblieben war und einen neugierigen Blick auf die Waren warf. Tilla seufzte, denn so ging es die ganze Zeit. Kaum ließ sich potenzielle Kundschaft blicken, avancierte Tilla zur Randfigur und musste sich in die zweite Reihe zurückziehen, weil das Stück eben nur für die Hauptrolle geschrieben war.
Einen Kunden nach dem anderen schnappte ihr Renate vor der Nase weg. Und wie so oft, wenn Tilla gerade dabei war, Luft zu holen, um ihr Verkaufsgespräch zu beginnen, stellte Renate sich einfach vor sie und riss die Unterhaltung an sich.
Doch davon hatte Tilla endgültig genug. Ohne ein weiteres Wort streifte sie die Leinenschürze ab und warf sie Renate vor die Füße. Diese riss überrascht die Augen auf und hatte bereits den Mund halb geöffnet, doch Tilla ließ sie nicht zu Wort kommen.
»Ich muss ohnehin jetzt dringend weg«, erklärte sie. »Zu Hölzi!«
»Was denn? Jetzt? Mitten im Geschäft?«, herrschte Renate sie an. Doch ehe sie weiterfragen konnte, hatte Tilla sich schon umgedreht und trat aus dem Stand hinaus und hinein in die Menschenmenge. Die Klänge der Dudelsäcke und Trommeln verschluckten das Geschimpfe ihrer Mutter hinter ihr. Tilla atmete tief durch, als sie endlich etwas Abstand zwischen sich und den Stand gebracht hatte.
Mit jedem Schritt fiel die schlechte Laune von ihr ab. Endlich war sie nur noch eine Besucherin. Sie ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Ein Gefühl von Vorfreude durchströmte sie.
Sie konnte es kaum erwarten, Hölzi zu sehen und ihm Glück zu wünschen. Denn ihr bester Freund erfüllte sich einen Kindheitstraum. Er hatte sich zum Ritterturnier angemeldet. Eigens hierfür hatte er monatelang trainiert. Und diese Ablenkung war genau das, was er brauchte, denn vor einigen Wochen hatte sein geliebter Jeep jäh seinen letzten nach Benzin stinkenden Huster getan. Ein schwerer Laster hatte ihn auf der Landstraße geschnitten und den alten Wagen so stark beschädigt, dass er nur noch reif für den Schrottplatz gewesen war. Zum Glück war Hölzi bei dem Unfall nichts passiert. Trotzdem trauerte er dem Auto hinterher. Dass er nun zum zweiten Mal in so kurzer Zeit sein Glück herausforderte und sich den Gefahren des Turnierkampfes stellte, war schon beinahe leichtsinnig, wie Tilla fand.
Kurz schaute sie hinauf zur Ruine der Löwenburg, auf deren Turmspitze ein halbes Dutzend bunter Fahnen im Wind wehte. Sie ließ den Blick über den großen Platz schweifen, der mit seinen vielen Holzbuden kaum wiederzuerkennen war. In der Ferne hörte sie jetzt das Klimpern einer Laute, über die sich zwei warme Stimmen legten, die von verlorener Liebe und mutigen Taten sangen.
Der zweistimmige Gesang zog sie magisch an, und schon bald erkannte sie unter dem Sängerduo eine vertraute Gestalt. Überrascht, ihn hier zu sehen, brauchte Tilla einen Moment, um ihn einzuordnen. Sie blieb stehen und lauschte, bis das Lied verklungen war. Erst als er den letzten Akkord spielte, trat sie näher.
»Hanno, was für eine Überraschung!« Er war derjenige, den ihre Mutter und Joos für ihre Hochzeit als Trauredner ausgewählt hatten. Und das vollkommen zu Recht. Wenn Hanno eins konnte, dann war das Reden schwingen. Er war eine regionale Größe als Büttenredner bei Karnevalsveranstaltungen. Darüber hinaus moderierte er die Kriminacht in der Festhalle von Elzbach, die jedes Jahr zur Vorweihnachtszeit hiesige regionale Krimiautoren vorstellte. Neben ihm stand eine hübsche Frau in einem samtgrünen Kleid. Sie trug einen bunten Blumenkranz im strohblonden Haar.
Hanno grinste, als er Tilla erkannte. »Na, das ist ja wirklich eine Überraschung«, grüßte er zurück.
Er umarmte sie kurz und stellte die Frau an seiner Seite vor. »Das ist meine Gemahlin Sonja.«
»Es freut mich, Euch kennenzulernen, meine Teuerste«, sagte Tilla betont vornehm und mittelalterlich. »Eure Stimmen sind unglaublich.«
Die Frau wollte etwas erwidern, doch da entstand Unruhe in der Menge um sie herum. Tilla hörte aufgeregte Stimmen und bemerkte, wie sich alle Köpfe gleichzeitig zu einer bestimmten Stelle wandten. Genau dort schritt ein hochgewachsener Mann in einem aufwendigen Ritterkostüm durch die Menge. Sein blank polierter Brustpanzer glänzte in der Mittagssonne, und das lange dunkle Haar fiel ihm wild über die Schultern. Aufmerksam musterte Tilla ihn. Er war überaus gut aussehend, mit einem markanten, kantigen Gesicht. Zudem strahlte er eine derartige Präsenz aus, dass die Menschen fast ehrfürchtig zur Seite wichen, um ihn durchzulassen.
»Wer ist denn das?«, raunte sie dem Pärchen zu, ohne den Blick von dem Mann zu nehmen.
»Das ist Sir Magnus«, antwortete Sonja leise. »Er ist ein Schaukampf-Ritter, der hier jedes Jahr auftritt. Er hat viele Anhänger – die Frauen, nun ja, du siehst es ja selbst.« Mit einem verschmitzten Lächeln reckte sie ihr Kinn in Richtung einer Gruppe junger Frauen, die ihn ungeniert anhimmelten. Sie näherte sich Tillas Ohr, flüsterte: »Sieht er nicht blendend aus?«
»Eigentlich heißt er Markus«, gab Hanno weniger...