E-Book, Deutsch, Band 6, 142 Seiten
Reihe: Tillas Eifel-Ermittlungen
Berenz Landluft, Mord und Eifelglück: Fellnasen in Gefahr
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-5002-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein charmanter Eifel-Krimi mit Amateur-Ermittlerin
E-Book, Deutsch, Band 6, 142 Seiten
Reihe: Tillas Eifel-Ermittlungen
ISBN: 978-3-7517-5002-8
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Björn Berenz ist in der Eifel zu Hause. Geboren 1977 in Koblenz, lebt er seit vielen Jahren mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern in der Vulkaneifel. Als Autor beschäftigt er sich mit vielen Themen, von fantastischen Geschichten über Kinder- und Jugendbücher bis hin zu Krimis. Aber die Romane um Tillas Ermittlungen mit ihrem fahrenden Krämerladen nehmen einen besonderen Platz in seinem Herzen ein - beginnen sie doch direkt vor seiner Haustür ...
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
»Ist das nicht ein herrlicher Morgen?« In einer überschwänglichen Geste breitete Renate die Arme aus, als wollte sie den gesamten Marktplatz umarmen. Dabei wedelte sie Tilla mit dem Trompetenärmel ihrer Tunika direkt vor dem Gesicht herum. »Lass das!« Diese versuchte, der Stoffattacke zu entkommen, was in der Enge des Transporters ein Ding der Unmöglichkeit war. »Und überhaupt«, beschwerte Tilla sich weiter. »Das ganze Zeug hier drinnen raubt mir glatt den Atem. Den Geruch von Lavendel, Kamille und Ringelblumen bekomme ich nie wieder aus meinem Wagen.« Sie rümpfte die Nase. »Und dieses Parfüm, das du trägst, was ist das?« »Selbst angemischt«, sagte Renate, ohne das überschwängliche Grinsen zu vernachlässigen. »Als Hauptbestandteil Yasmin.« Sie drehte ihr den Kopf zu und zwinkerte sie vielsagend an. »Joos liebt diesen Duft an mir. Er wird davon immer ganz wusch…« »Renate!« Mutter grinste noch mehr. Tilla verdrehte die Augen, brummte und zählte innerlich bis zehn. Weil sie damit noch immer nicht die gewünschte innere Ruhe erreichte, zählte sie einfach weiter. Eigentlich wollte sie nicht genervt, schon gar nicht schlecht gelaunt sein. Dafür war der Morgen wirklich viel zu schön, nämlich genau so, wie man sich ein Sommerwochenende vorstellte. Und auch der Ausblick, der sich vom Verkaufstresen ihres alten Citroën HY aus bot, wusste zu gefallen. Der gesamte Marktplatz war gefüllt mit Besuchern, die durch die Gassen der Stände schlenderten und aufmerksam die Waren betrachteten. Der erste Elzbacher Eifelmarkt war ein voller Erfolg. Überall wuselten Menschen umher, plauderten und lachten. Weiter vorne bot ein Metzger seine Würste an, die auf einem riesigen Schwenkgrill brutzelten und mit ihrem rauchigen Aroma nicht nur die hungrigen Marktbesucher anzogen. Gleich nebenan hatte ein Imker seinen Stand aufgebaut, und schräg gegenüber bot eine Bäuerin Proben ihres selbst gemachten Ziegenkäses an. Ein paar Meter weiter hatte die Blumenhändlerin Lilly ihren Stand errichtet und war gerade dabei, einen kunterbunten Strauß zu arrangieren. Tilla wischte sich eine Haarsträhne aus der verschwitzten Stirn. Okay, das Wetter war zwar schön, aber die angestaute Wärme in ihrem Transporter machte ihr trotz offen stehender Luke zu schaffen. Sie trug eine Leinenbluse, die bereits an ihrem Rücken klebte, und einen bequemen Petticoat-Rock, der zumindest ihre Bewegungsfreiheit nicht einschränkte. Das jedoch schaffte Renate, die neben ihr stand und gerade die nächste Kundin mit einem strahlenden Lächeln begrüßte, indem sie ihr eine Dose der selbst gemachten Ringelblumensalbe in die Hand drückte. »Diese Creme ist einfach wunderbar«, schwärmte Renate und erklärte der Frau vor der Theke, wie man die Salbe am besten auftrug. »Meine eigene Rezeptur. Nur natürliche Zutaten, alles frisch aus meinem Garten. Sie werden sehen, Ihre Haut wird sich anfühlen wie die eines Neugeborenen.« Tilla presste die Lippen zusammen. Sie hatte diesen Satz heute schon mindestens zehnmal gehört, und jedes Mal klang er genauso enthusiastisch und überzeugend wie beim ersten Mal. Und das wiederum spannte ihre Nerven dramatisch. Renate hatte einfach dieses Talent, die Menschen mit ihrer Art einzuwickeln. Ob es nun die Kräuteröle, Seifen oder Salben waren – die Leute kauften ihr alles ab. Als wäre ihre Mutter ein zum Leben erwachter Magnet, der die Käufer anzog. Ihre Verkaufszahlen sprachen für sich – und das, obwohl der Eifelmarkt gerade erst seit zwei Stunden eröffnet war. Tilla hätte es wissen müssen. Nahm ihre Mutter etwas in die Hand, war es von Erfolg gekrönt. Und natürlich stellte Renate sie auch mit ihrem Verkaufstalent in den Schatten. Sie trat ein Stück zur Seite, um die Bühne für Renate frei zu machen. Brummend verschränkte sie die Arme und ließ ihre Augen einmal mehr über den Marktplatz schweifen. Hier und da entdeckte sie bekannte Gesichter – Leute aus dem Dorf, mit denen sie täglich zu tun hatte. Trafen sich ihre Blicke, wurde freundlich genickt. Erkannten sie Renate, stürmten sie auf den Transporter zu und verwickelten sie in eine Plauderei. So war ihre Mutter eben. Irgendetwas hatte sie an sich, mit dem sie die Herzen der Menschen im Sturm eroberte. Tilla rümpfte wieder die Nase, als Renate wild zu winken begann, um Frau Adenbach aus der Yoga-Runde zu grüßen, die am Transporter vorbeischlenderte. Obwohl Tilla sich bemühte, sich unbedarft zu geben, konnte sie nicht umhin, sich ein wenig ausgeschlossen zu fühlen. Weil ihre Mutter einmal mehr im Mittelpunkt stand. Und eben auch, weil es sich heute nicht um ihr Gemüse drehte, sondern ausschließlich um Renates Pflegeprodukte. »Tilla, Schätzchen, kannst du mir bitte noch ein paar von den Lavendelbädern aus dem Karton suchen? Die Leute reißen sie mir regelrecht aus den Händen«, rief Renate über die Schulter, während sie sich umdrehte, um eine neue Kundin zu begrüßen. Tilla nickte brummend, ging in die Hocke und wühlte sich durch die Kartons, die sie heute Morgen in aller Herrgottsfrühe gemeinsam mit Joos in den Transporter geladen hatte, weil ihre Mutter sich noch zurechtmachen musste. Es war schon ironisch: Heute war sie nicht die Gemüsehändlerin, die die Bewohner der Altenheime in der Gegend nicht nur mit frischen Vitaminen, sondern auch allen möglichen anderen notwendigen und das Leben verschönernden Dingen belieferte, sondern einfach nur die Assistentin ihrer Mutter. Innerlich fluchte sie. Sie hätte doch wissen müssen, worauf sie sich da eingelassen hatte. Als sie wieder auftauchte, hatte sich eine stattliche Schlange vor ihrem Transporter gebildet. »Ich glaube, du musst mir helfen, Tilla. Allein dauert das alles viel zu lange.« Renate drückte ihr ein paar Creme-Dosen in die Hände. »Die Dame mit der gelben Rüschen-Bluse möchte die Ringelblumensalbe«, sagte sie. »Die junge Dame mit dem lachsfarbenen T-Shirt die Kamille-Lotion, und …« Das Aufheulen von Polizeisirenen zerschnitt Renates Worte. Sämtliche Blicke fuhren herum in Richtung Hauptstraße, wo erst ein Streifenwagen in rasantem Tempo vorbeirauschte und direkt darauf ein zweiter mit blinkendem Blaulicht folgte. »Nanu«, wunderte sich die junge Frau im lachsfarbenen Shirt lautstark. »Ist etwa wieder ein Tiger entflohen?« Niemand stimmte in ihr Lachen ein, vermutlich, weil die Erinnerungen an dieses tatsächliche geschehene Ereignis bei den meisten Bewohnern des Ortes noch zu frisch waren. Tilla sah den beiden Polizeiwagen stirnrunzelnd hinterher. »Ob etwas passiert ist?«, fragte Renate ausgerechnet sie. Und dabei sah sie ihre Tochter fast schon vorwurfsvoll an. »Himmel, ich vermute, dass sie die Festbeleuchtung nicht zum Spaß eingeschaltet haben, aber woher soll ich das denn wissen?«, fragte Tilla säuerlich zurück. »Na, weil du doch so gut mit diesem Ben kannst«, hörte sie Frau Adenbach, die sich in die Schlange eingereiht hatte. »Ja, äh, schon«, stammelte Tilla vollkommen perplex. »Aber das heißt doch noch lange nicht, dass …« »Und wenn du ihn mal anrufst?«, schlug Renate vor. Tilla starrte sie an. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, dass die Kundschaft vor der Theke in entschiedener Zustimmung nickte. »Wäre ja schon gut zu wissen, was da los ist«, befand das Lachs-Shirt. »Man ist ja schließlich besorgt.« Damit erntete sie noch mehr Nicken. »Hm. Ich bin mir sicher, er hat jetzt Besseres zu tun, als mit mir zu telefonieren, aber schön.« Schnaufend zückte Tilla ihr Smartphone und scrollte sich durch ihre Kontakte zu Ben. Es tutete in der Leitung, und Tilla hörte das zischende Flüstern ihrer Mutter. »Lautsprecher!« Also drückte Tilla die Lautsprechertaste und bemerkte aus dem Augenwinkel, wie die Spannung um sie herum wuchs. Die Schlange vor der Verkaufsluke rückte näher zusammen, und das Gemurmel verstummte, als hätte jemand den Ton heruntergedreht. »Tilla?« Bens Stimme wurde übertönt von einer Sirene, die auch an diesem Ende der Leitung laut und deutlich zu hören war. »Du, gerade ist es wirklich schlecht, ich …« »Er soll die Sirene ausmachen!«, rief Renate dazwischen. »Man versteht ja kein Wort!« »War das deine Mutter?!«, fragte Ben irritiert. »Bin ich auf Lautsprecher?« Die Sirene verstummte. »Wir haben gesehen, wie du und Sabine mit Blaulicht durch das Dorf gerast seid, und man hat mich genötigt, dich anzurufen«, sagte Tilla und verdrehte die Augen. »Was ist los?« »Was los ist?« Ben schnaubte, und Tilla konnte sich vorstellen, wie er dabei das Lenkrad fest umklammerte. »Eine Menge ist los! ›Lass dich in die Eifel versetzen‹, haben sie gesagt. ›Da geht es ruhig zu, da kannst du dich vom Großstadtstress erholen.‹ Pah! Von wegen!« Ein belustigtes Raunen ging durch die Menge, doch alle lauschten gespannt weiter. »Wer hat denn da gelacht?«, fragte Ben verwundert. Da er keine Antwort erhielt, sprach er weiter. »Wir haben einen Doppeleinsatz. So etwas passiert zwar selten, kommt aber hin und wieder vor. Sabrina muss zur Neufundland-Ranch, dort läuft eine Demonstration aus dem Ruder, und sie muss die Gemüter beschwichtigen.« Ben holte tief Luft und fuhr dann fort, ehe Tilla nachfragen konnte: »Tja, und ich – ich wurde nach Bischofswald beordert, um einen Einbruch aufzunehmen. Es ist alles ziemlich … nun … schräg«, erklärte er weiter, nachdem er einen Moment geschwiegen hatte. »Seit einiger Zeit häufen sich die Einbrüche in umliegenden Heimatmuseen.« Er stieß ein Schnauben aus, das einem...