E-Book, Deutsch, Band 221, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
Bergen Lore-Roman 221
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8953-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Scheidungsanwalt Dr. Claus Goldmann
E-Book, Deutsch, Band 221, 64 Seiten
Reihe: Lore-Roman
ISBN: 978-3-7517-8953-0
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Christiane Burkert hat alles verloren: Ihr Mann verstößt sie, und im Gerichtssaal zerreißt Dr. Claus Goldmann, der gefürchtete Scheidungsanwalt, ihr Leben in Stücke. Vor aller Welt gebrandmarkt, bleibt ihr nur ein Halt - ihr kleiner Sohn Malte. Für ihn erträgt sie die Demütigung, verkauft nachts Blumen und Zigaretten im 'Kakadu' und kämpft Tag für Tag gegen Hunger, Armut und Verzweiflung. Als sie glaubt, am Ende zu sein, geschieht das Unfassbare: Eine schöne, elegante Dame nimmt sich ihrer an und bietet ihr eine Stellung als Hausmädchen. Voll Dankbarkeit willigt Christiane ein - bis sie erfährt, wessen Haus sie betreten hat. Es ist das Heim von Dr. Claus Goldmann. Und ihre neue Herrin ist niemand anderes als seine Frau Sonja. Nun muss Christiane unter dem Dach jenes Mannes leben, der sie vor Gericht erniedrigte - und doch um Maltes Zukunft stark bleiben ...
Autoren/Hrsg.
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Scheidungsanwalt
Dr. Claus Goldmann
Er trennte Paare – bis ihn die
Liebe fand
Von Gitta van Bergen
Christiane Burkert hat alles verloren: Ihr Mann verstößt sie, und im Gerichtssaal zerreißt Dr. Claus Goldmann, der gefürchtete Scheidungsanwalt, ihr Leben in Stücke. Vor aller Welt gebrandmarkt, bleibt ihr nur ein Halt – ihr kleiner Sohn Malte. Für ihn erträgt sie die Demütigung, verkauft nachts Blumen und Zigaretten im »Kakadu« und kämpft Tag für Tag gegen Hunger, Armut und Verzweiflung.
Als sie glaubt, am Ende zu sein, geschieht das Unfassbare: Eine schöne, elegante Dame nimmt sich ihrer an und bietet ihr eine Stellung als Hausmädchen. Voll Dankbarkeit willigt Christiane ein – bis sie erfährt, wessen Haus sie betreten hat. Es ist das Heim von Dr. Claus Goldmann. Und ihre neue Herrin ist niemand anderes als seine Frau Sonja. Nun muss Christiane unter dem Dach jenes Mannes leben, der sie vor Gericht erniedrigte – und doch um Maltes Zukunft stark bleiben ...
Christiane setzte den kleinen Hut auf ihr Blondhaar und warf einen letzten Blick in den Spiegel. Ein trauriges Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann schlich sie zur Tür und lauschte – Maltelein schlief. Befreit atmete sie auf, nahm die Handtasche mit dem blauen Umschlag und schloss leise hinter sich.
An der Haltestelle wartete sie auf die überfüllte Straßenbahn. Die stickige Luft machte ihr fast übel, sie war froh, bald auszusteigen. Vor ihr lag ein modernes Bürohaus. Auf dem Schild stand: Rechtsanwalt Wilhelm Roden.
Er war ein alter Freund der Familie, oft Gast bei ihren Eltern und Verwalter des Nachlasses. In der Not suchte sie ihn wieder auf.
Das Büro war voller Geschäftigkeit, ein Mädchen führte sie zu Roden. Der weißhaarige Herr kam ihr an der Tür entgegen.
»Gnädige Frau ...?« Er drückte ihre Hand, forschte in ihrem Gesicht.
»Guten Tag, Herr Roden.« Ihr Lächeln wirkte schwach, in den Augen lag Flehen.
»Wir haben uns lange nicht gesehen.«
»Seit Vaters Tod«, bestätigte sie leise.
Er wusste, dass das fröhliche Mädchen von einst viel gelitten hatte.
»Nun, was bedrückt Sie?«
Christiane zog den Umschlag aus der Tasche. »Diesen Brief erhielt ich heute.«
Roden las die eisigen Zeilen von Rechtsanwalt Dr. Claus Goldmann und blickte mitleidig auf sie.
»Haben Sie gewusst, dass Ihr Mann die Scheidung einreicht?«
»Nein! Peter und ich leben zwar seit einem halben Jahr getrennt, aber ...«
»Er hat den besten Anwalt der Stadt gewählt. Darum müssen Sie mir alles offen erzählen.«
Christiane berichtete stockend von ihrer Ehe: der raschen Verliebtheit, dem Elternhaus, den Geldsorgen, Peters Kündigung und Spielsucht. Er habe sie nur wegen ihres Vermögens geheiratet, sie verspottet, gedemütigt – bis er sagte: »Wir haben nie zueinander gepasst.«
»Das genügt nicht als Scheidungsgrund«, erklärte Roden nüchtern.
»Aber ich habe nichts getan ...«
»Gerade deshalb wird es schwer. Doch wir kämpfen.«
Als Christiane später nach Hause kam, lief ihr Malte entgegen.
»Mami, wo bleibst du denn?«
Sie nahm ihn in die Arme, strich über sein rosiges Gesicht und flüsterte: »Liebling ...«
Für ihr Kind lohnte es sich, durchzuhalten – selbst wenn sie abends in einem verrauchten Lokal Blumen und Zigaretten verkaufen musste.
***
Die Tage vergingen.
Christiane eilte jeden Abend in den »Kakadu«, trug zuerst die Zigaretten von Tisch zu Tisch und musste sich dann umkleiden, die kleine Kappe mit einem Spitzenhäubchen und den Boyanzug mit einem Kleid vertauschen und sich einen Korb an den Arm hängen, in dem Blumen lagen.
Sie kam immer spät heim und war oft noch sehr müde, wenn Malte bereits munter und ausgeschlafen war. Der Kleine krabbelte dann schnell zu ihr ins Bett und erwartete, dass sich seine Mutter mit ihm unterhielt.
Er wurde auch nie enttäuscht. Aber oft musste sie sich zusammennehmen. Es wurde besonders in letzter Zeit so spät. Sie legte sich zwar mit Malte nach dem Essen hin, aber bis dahin war der lange Morgen zu überstehen, musste sie ihren kleinen Haushalt in Ordnung bringen und hatte zu kochen ...
Aber Christiane war zufrieden, hatte keinen Grund zum Klagen, denn sie verdiente bei ihrer Tätigkeit recht gut, bekam oft ein ansehnliches Trinkgeld, sie, die einzige Tochter des Regierungsrates Burkert.
Nach einigen Tagen erhielt sie von Wilhelm Roden einen Brief. Er teilte ihr mit, dass sie ihn umgehend aufsuchen sollte.
Sie wählte wieder die Zeit, da Malte schlief.
Rechtsanwalt Roden begrüßte sie wieder sehr herzlich und forderte sie auf, Platz zu nehmen. Er übersah die nervöse Spannung Christianes und plauderte vorerst über unwichtige Dinge.
»Wie geht es dem Söhnchen?«
»Danke, gut.« Christiane hielt das Hinauszögern nicht mehr aus. »Was gibt es Neues?«, fragte sie also unumwunden.
»Ich habe mich mit Dr. Goldmann in Verbindung gesetzt«, begann der alte Herr vorsichtig. »Ich glaube ... er plant einen schweren Angriff gegen uns.«
»Schweren Angriff?«, murmelte Christiane tonlos. »Das verstehe ich nicht!«
Als der Anwalt in die großen, erschreckten Frauenaugen blickte, nickte er bekümmert.
»Frau Christiane«, murmelte er dann langsam und eindringlich, »haben Sie ... hm ... außereheliche Beziehungen ...?«
Die Lippen Christianes lagen plötzlich wie ein Strich aufeinander. Ihr Gesicht war von einer Blässe überzogen.
»Nein, natürlich nicht«, sagte sie fest.
»Ich dachte es mir«, antwortete der Anwalt nachdenklich. »Und doch ...«
»Was heißt hier und doch?«, forschte Christiane ängstlich.
»Ich will Sie nicht beunruhigen, Frau Christiane, aber wie gesagt, mir schwant nichts Gutes. Dr. Goldmann lässt es jedenfalls zu keiner Verständigung kommen.«
»Ich habe nichts getan, was in den Augen des Gerichtes als Schuld angesehen werden kann!«
Wilhelm Roden seufzte unwillkürlich. Er ahnte, dass es Schwierigkeiten geben würde.
»Frau Christiane ... überlegen Sie einmal, ob Ihr Gatte ... nicht doch irgendeine Handhabe gegen Sie ...«, drängte er jetzt.
Christiane lächelte sehr sicher und überlegen.
»Nein, Herr Roden, es gibt nichts in meinem Leben, was ich dem Gericht verschweigen müsste ...«
»Sie brauchen nebenbei gesagt gar nicht mitzukommen — jedenfalls nicht zum Sühnetermin!«
»Umso besser.« Die junge Frau atmete auf.
Als sie dem Freund ihres Vaters die Hand reichte, trug sie den Kopf gerade und stolz erhoben. Sie verstand den alten Herrn nicht. Er schien Angst vor seinem Kollegen zu haben.
Die junge Frau atmete auf. Frühlingsahnen lag in der Luft. Ein warmer, sanfter Wind streichelte ihre Wangen. Sie hatte noch einige Minuten Zeit und machte einen kleinen Umweg zur Redaktion einer bekannten Zeitung. Vielleicht hatte sie diesmal mit einem ihrer Stellengesuche Erfolg gehabt.
Aber als sie dem Angestellten ihre Chiffre nannte, überreichte er ihr nur zwei Briefe. Sie öffnete sie sofort und ließ sie gleich in den Papierkorb flattern. Nein, sie hatte einfach kein Glück! Man bot ihr eine Stellung als Hausmädchen an. Natürlich würde man für das Kind eine Regelung finden müssen, schrieb man weiter. Sie durfte Malte also nicht mitbringen, denn das bedeutete dieser letzte Satz.
Malte schlief noch, als sie nach Hause kam, schlief tief und fest. Christiane zog sich langsam, beinahe etwas schwerfällig, aus. Sie war zum Umfallen müde. Jedes Glied schmerzte, sie sehnte sich nach Ruhe und hoffte, dass die Scheidung bald überstanden sein würde.
***
»Der Sühnetermin ist ohne Zwischenfälle vorübergegangen, Frau Christiane. Aber ... zu dem in acht Tagen anberaumten Haupttermin müssten Sie schon erscheinen ...«
Christiane wusste noch nicht, wo sie während der Zeit Malte lassen sollte, aber es musste wohl einmal so gehen.
»Ja, natürlich«, antwortete sie schwer.
»Mein Kollege Goldmann ... scheint sehr sicher zu sein, dass das Urteil für Ihren Gatten günstig ausfallen wird, Frau Christiane.« Der alte Rechtsanwalt ließ jetzt alle Rücksicht auf die blasse, junge Frau fallen. »Können Sie mir nicht irgendwelche Beweise bringen, dass ... Ihr Gatte mit einer anderen Frau ... zusammengelebt hat oder noch lebt?«
»Nein, Herr Roden. Ich sagte Ihnen doch schon, dass ich ihn niemals wiedergesehen habe. Mir ist es auch gleichgültig, wie man entscheidet. Wenn nur erst alles vorbei ist.«
»Nun, so gleichgültig hat es Ihnen aber nicht zu sein, Frau Christiane!«, warnte der alte Herr. »Für Sie steht allerhand auf dem Spiel ...«
»Ich habe nichts mehr zu verlieren«, kam es herb zurück. »Und ich kann...




