E-Book, Deutsch, Band 763, 64 Seiten
Berger Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 763
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8031-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Licht für Waldesruh
E-Book, Deutsch, Band 763, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-8031-5
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der neuen Gesellschafterin auf Gut Waldesruh fliegen alle Herzen zu - mit einer Ausnahme: Ilka von Henning. Die Verlobte des Gutsherrn, sieht in der sanften Cornelia eine Gefahr. Ihr Instinkt sagt ihr, dass die Neue ihr gefährlich werden könnte. Deshalb fordert sie von ihrem Verlobten, Cornelia sofort fortzuschicken. Doch dieser Wunsch bleibt unerfüllt. Cornelia verfügt über die Gabe, alle Leute mit ihrem glockenhellen Lachen und ihrem sonnigen Gemüt um den Finger zu wickeln - die hochmütige Verlobte natürlich ausgenommen. Doch der Vater der verstorbenen ersten Frau des Gutsherrn und Maltes Tante, die sich sonst spinnefeind sind, blühen auf. Sie sind nicht nur plötzlich ein Herz und eine Seele, sondern Verbündete, die gemeinsam zielstrebig einen geheimen Plan verfolgen ...
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Ein Licht für Waldesruh
Kehrt mit Cornelia das verlorene Glück zurück?
Der neuen Gesellschafterin auf Gut Waldesruh fliegen alle Herzen zu – mit einer Ausnahme: Ilka von Henning. Die Verlobte des Gutsherrn, sieht in der sanften Cornelia eine Gefahr. Ihr Instinkt sagt ihr, dass die Neue ihr gefährlich werden könnte. Deshalb fordert sie von ihrem Verlobten, Cornelia sofort fortzuschicken. Doch dieser Wunsch bleibt unerfüllt.
Cornelia verfügt über die Gabe, alle Leute mit ihrem glockenhellen Lachen und ihrem sonnigen Gemüt um den Finger zu wickeln – die hochmütige Verlobte natürlich ausgenommen. Doch der Vater der verstorbenen ersten Frau des Gutsherrn und Maltes Tante, die sich sonst spinnefeind sind, blühen auf. Sie sind nicht nur plötzlich ein Herz und eine Seele, sondern Verbündete, die gemeinsam zielstrebig einen geheimen Plan verfolgen ...
Cornelia stellte ihr Köfferchen auf den Bahnsteig und blickte sich suchend um. Offenbar holte sie niemand ab. Na gut, sie würde wohl auch so nach Gut Waldesruh finden.
Mit ihr hatten etliche Reisende den Zug verlassen. Auf eine ältere Frau ging Cornelia entschlossen zu.
»Entschuldigen Sie, können Sie mir sagen, wo das Gut Waldesruh liegt?«, fragte sie höflich.
»Kind, da musst du aber ganz schön laufen«, sagte die Angesprochene bedauernd und musterte Cornelia aufmerksam. »Oder sollte ich dich besser siezen?«, fragte sie dann unsicher.
Cornelia errötete leicht. Sie war es gewohnt, als bedeutend jünger angesehen zu werden, als sie war.
»Ich bin vor Kurzem neunzehn geworden, doch viele halten mich für jünger. Aber sagen Sie ruhig Du zu mir.« Cornelia lächelte die ältere Frau fröhlich an.
»Nein, nein«, wehrte diese ab. »Wenn Sie schon neunzehn sind, sieze ich Sie selbstverständlich.«
Die Frau wusste nicht so recht, wie sie Cornelia einstufen sollte. Sie warf einen schnellen Blick auf das viel zu kurze, dünne Mäntelchen und auf die schon recht ausgetretenen, flachen Sportschuhe. Auf dem Kopf trug Cornelia eine selbst gestrickte Mütze. Reich war die Kleine bestimmt nicht und kräftig auch nicht. Sicher wollte sie auf Waldesruh arbeiten. Aber dort konnte man eigentlich nur Mädchen gebrauchen, die kräftig waren und zupacken konnten.
»Tja, den Koffer würde ich vielleicht hier auf dem Bahnhof stehen lassen«, schlug die ältere Frau nun vor. »Der Vorsteher ist immer gefällig und verwahrt ihn bestimmt gern.« Dann zeigte sie in eine bestimmte Richtung. »Da liegt das Gut, vielleicht vier Kilometer von hier entfernt, ein schöner Besitz. Wollen Sie auf Waldesruh arbeiten?«
»Ja, ich freue mich sehr, dass ich dort eine Anstellung gefunden habe.« Cornelia strahlte die fremde Frau an wie die Maiensonne.
»Hm, ich will Ihnen Ihren Mut nicht nehmen«, sagte die Dame, die nun neben dem Mädchen dem Ausgang zustrebte, »doch Landarbeit ist keine leichte Arbeit. Ich nehme an, Sie kommen aus der Stadt?«
»Ja, aber ich wollte schon immer gern auf dem Lande wohnen.«
»Nun ja, wohnen und arbeiten ist vielleicht doch ein Unterschied«, meinte die Frau vorsichtig. »Wissen Sie, der Gutsherr hat den Ruf in der Gegend, gut zu bezahlen, dafür aber auch reelle Arbeit zu verlangen, und durchgehen lässt er auch nichts«, setzte sie mit einem schnellen Seitenblick auf Cornelia hinzu.
»Ich will arbeiten und mich nicht etwa schonen«, stellte Cornelia die Dinge richtig. »Ich bin das Arbeiten gewöhnt. Bis jetzt habe ich für sechs jüngere Pflegegeschwister gesorgt. Mein Pflegevater war stets mit mir zufrieden.«
»Wie alt sind denn Ihre Pflegegeschwister?«
»Zwischen drei und zwölf Jahre. Und nun hat mein Pflegevater wieder geheiratet. Es war nicht so, dass er oder seine zweite Frau mich aus dem Haus geekelt hätten. Aber da ich nicht mehr benötigt werde, kann ich ihm selbstverständlich nicht länger auf der Tasche liegen.«
Dass ein noch so junges Mädchen schon so ernsthaft reden konnte, versetzte die ältere Dame in höchstes Erstaunen.
»Und Sie haben dort den ganzen großen Haushalt geschmissen?«, fragte sie ungläubig.
»Ja, das war kein Problem«, erklärte Cornelia lächelnd. »Ich liebe Kinder sehr.«
Die Dame dachte kurz.
»Wenn Sie auf Waldesruh nicht zurechtkommen, besuchen Sie mich doch einmal«, bot sie dann an. »Ich heiße Trina Müller und bin von Beruf Hebamme. Ich komme in viele Häuser. Sicher könnte ich Ihnen eine Stellung verschaffen, wenn Sie Kinder so sehr lieben.«
»Danke«, entgegnete Cornelia fröhlich. »Ich hoffe, das wird nicht nötig sein!«
»Das wünsche ich Ihnen selbstverständlich auch. Sie dürfen mich aber auch ohne Anlass besuchen, Fräulein ...«
»Ich heiße Cornelia Mester.«
Sie hatten inzwischen die Sperre passiert. Die Hebamme legte die Hand über die Augen.
»Da kommt wahrhaftig Jan von Waldesruh«, sagte sie. »Sie werden also doch abgeholt. Das freut mich für Sie. Ich muss in eine andere Richtung. Auf Wiedersehen dann!« Sie reichte Cornelia herzlich die Hand.
»Auf Wiedersehen und vielen Dank für Ihre Freundlichkeit.«
Die Hebamme hatte sich bereits in Bewegung gesetzt, blieb dann jedoch noch einmal stehen und sah sich nach Cornelia um.
»Als erfahrene alte Frau möchte ich Ihnen noch einen Rat erteilen«, sagte sie zögernd. »Seien Sie nicht jedermann gegenüber zu vertrauensselig. Sie könnten einmal böse Überraschungen erleben.« Dann ging sie endgültig davon.
???
Cornelia nahm ihr Köfferchen und eilte hurtig auf das Gefährt zu, das inzwischen vor dem kleinen Stationsgebäude gehalten hatte. Auf dem Kutschbock saß ein weißhaariger alter Mann.
»Guten Tag, sind Sie Jan von Waldesruh?«, fragte Cornelia freundlich.
»Ja, der bin ich.« Der Alte musterte Cornelia neugierig. »Sie sind doch gewiss gerade mit dem Zug gekommen. Vielleicht haben Sie ein städtisches Fräulein aussteigen sehen? Das soll ich abholen. Leider habe ich mich ein bisschen verspätet.«
»Das Fräulein bin ich!« Cornelia lachte fröhlich.
»Das ist doch wohl nicht möglich«, murmelte der Alte erstaunt. »Ich sollte ein Fräulein und kein Kind abholen. Na, da wird sich der Herr aber freuen«, setzte er düster hinzu.
»Ich bin kein Kind mehr, sondern schon neunzehn Jahre alt!«, erklärte Claudia.
»Na.« Jan kratzte sich an seinem stoppeligen Bart. »Wenn das man stimmt! Aber das ist gottlob nicht meine Sache. Ich soll Sie abholen und nach Waldesruh bringen, mehr nicht.«
»Sie und der Gutsherr werden schon bald merken, dass ich meine Sache trotz meines jungen Aussehens gut mache«, sagte Cornelia siegesgewiss.
Jan stieg vom Kutschbock, hob den Koffer in die Kutsche und kletterte wieder hinauf. Cornelia setzte sich neben ihn.
»Ich freue mich so, dass ich mit Pferd und Wagen abgeholt werde«, sagte sie.
»Tatsächlich«, staunte Jan. »Wissen Sie, die anderen waren immer böse, wenn ich mit der Kutsche am Bahnhof gewartet habe. Sie wollten lieber mit dem Auto fahren.«
»Das kann ich nicht verstehen.« Cornelia schüttelte den Kopf. »Aber welche anderen meinen Sie eigentlich?«
Jan wurde ein bisschen verlegen und kratzte sich wieder am stoppeligen Kinn.
»Na, die Stadtfräulein, die vor Ihnen hier waren.«
»Waren es viele?«, fragte Cornelia nun ein bisschen zaghaft.
»Nicht wenige.«
»Warum sind Sie denn wieder gegangen?«
»Hü!«, rief Jan dem Braunen zu und knallte mit der Peitsche. Offenbar wäre er die Antwort gern schuldig geblieben, aber Cornelia sah ihn noch immer erwartungsvoll an.
»Tja, die beiden alten Herrschaften sind recht schwierig, wissen Sie, und der Gutsherr hat bereits genug Ärger mit ihnen und will sich nicht noch zusätzlichen mit den Stadtfräulein aufhalsen.«
Zwar hätte Cornelia gern gewusst, warum ihre Vorgängerinnen Ärger gemacht hatten, aber die Frage unterdrückte sie.
»Ich werde bleiben«, erklärte sie, doch Jan war davon nicht ganz überzeugt.
Voller Entzücken wanderte Cornelias Blick über die schöne Landschaft. Überall Wiesen, Felder und Wälder, so weit das Auge reichte.
»Da ist ja auch ein See«, rief sie begeistert.
»Ja, der gehört auch zu Waldesruh. In ihm fischt der Herr. Ein Bootshaus birgt ein Segel- und ein Ruderboot. Im Sommer baden alle Leute vom Gut dort, allen voran der Herr.«
»Ach, dann darf ich sicher auch ...« Cornelias Augen leuchteten.
»Das ist Waldesruh«, sagte der alte Kutscher nun. Das Gut lag auf einem Hügel. Die Gemäuer waren weiß gestrichen und leuchteten von Weitem.
Cornelia meinte, niemals ein schöneres Haus gesehen zu haben. Sie faltete unwillkürlich andächtig die Hände.
»In solch...




