E-Book, Deutsch, Band 766, 64 Seiten
Berger Die Welt der Hedwig Courths-Mahler 766
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-7517-8089-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tränen am Tag des Glücks
E-Book, Deutsch, Band 766, 64 Seiten
Reihe: Die Welt der Hedwig Courths-Mahler
ISBN: 978-3-7517-8089-6
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Barbara Uhlens Leben hängt an einem seidenen Faden, als sie nach einem schweren Autounfall mit Blaulicht und heulenden Sirenen in die Unfallklinik gefahren wird. Wie durch ein Wunder gelingt es Dr. Klaus Mehnen, dessen Vater die Klinik gehört, ihr Leben zu retten. Als der Juniorchef fortan die langsame Genesung der Patientin persönlich überwacht, sieht er immer wieder ihren verlegenen, leuchtenden Blick auf sich ruhen. Eine Schwärmerei junger Patientinnen für den behandelnden Arzt ist nichts Ungewöhnliches, und so misst Klaus dem keinerlei Bedeutung zu. Doch in diesem Fall ist es wohl mehr. Denn eines Tages bittet Barbaras Vater, ein schwerreicher Industrieller, den jungen Arzt, sein Schwiegersohn zu werden, und dafür will er ihn fürstlich bezahlen ...
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Tränen am Tag des Glücks
Was ein liebendes Frauenherz ertragen musste
Barbara Uhlens Leben hängt an einem seidenen Faden, als sie nach einem schweren Autounfall mit Blaulicht und heulenden Sirenen in die Unfallklinik gefahren wird. Wie durch ein Wunder gelingt es Dr. Klaus Mehnen, dessen Vater die Klinik gehört, ihr Leben zu retten. Als der Juniorchef fortan die langsame Genesung der Patientin persönlich überwacht, sieht er immer wieder ihren verlegenen, leuchtenden Blick auf sich ruhen. Eine Schwärmerei junger Patientinnen für den behandelnden Arzt ist nichts Ungewöhnliches, und so misst Klaus dem keinerlei Bedeutung zu. Doch in diesem Fall ist es wohl mehr. Denn eines Tages bittet Barbaras Vater, ein schwerreicher Industrieller, den jungen Arzt, sein Schwiegersohn zu werden, und dafür will er ihn fürstlich bezahlen ...
Der Sanitätswagen fuhr mit großer Geschwindigkeit und laut tutendem Martinshorn auf das Klinikgebäude zu. Es war wie so viele Male zuvor. Die Sanitäter sprangen aus dem Auto, öffneten die zweiflügelige Klapptür und zogen die Trage heraus.
Auf ihr lag ein junges Geschöpf mit blutverschmiertem Gesicht und einer Fülle kupferroten Haars.
Der Juniorchef der privaten Unfallklinik wollte gerade eine Tasse Kaffee trinken, als das Haustelefon läutete. Klaus Mehnen hob den Hörer ab und meldete sich.
»Ich komme sofort«, sagte er und warf der dampfenden Tasse Kaffee einen bedauernden Blick zu. An manchen Tagen gab es absolut keine Ruhe! Morgens um sechs Uhr hatte er bereits die erste Operation vorgenommen, jetzt war es drei Uhr nachmittags.
Mit raschen Schritten lief Klaus durch die Gänge. Er fühlte trotz der Müdigkeit, die ihn nun doch packte, einen gewissen Stolz.
Sein Großvater hatte die Klinik erbaut. Und er, Klaus, würde sie in der dritten Generation einst von seinem Vater übernehmen.
Vor Kurzem hatte dieser das alte Gebäude modernisieren lassen. Die beiden Operationssäle waren auf den neuesten technischen Stand gebracht worden.
Ja, die Mehnen-Klinik konnte sich sehen lassen! Sie besaß in der Stadt den besten Ruf.
Die Verunglückte lag auf dem Untersuchungstisch, als Klaus hinzukam. Seine Müdigkeit war augenblicklich verflogen.
Die junge Ärztin Gabriele Dahlem war gerade dabei, die Verletzte zu untersuchen. Der Juniorchef schätzte die junge Kollegin sehr.
»Ein Verkehrsunfall«, informierte sie ihn.
Die Patientin war noch immer bewusstlos, als sie geröntgt wurde.
»Es sieht nicht gut aus«, sagte Dr. Dahlem, als sie gemeinsam mit dem jungen Arzt die Röntgenaufnahmen betrachtete.
»In der Tat. Wir müssen sofort operieren. Sind die Untersuchungsergebnisse aus dem Labor da?«
»Ja, hier sind sie.« Die Ärztin reichte sie ihm. »Wollen Sie, ich meine ... Ihr Vater ...« Die sonst so selbstsichere Ärztin stammelte ein wenig.
Klaus lächelte nachsichtig. Er wusste, was ihm seine Kollegin andeuten wollte. Sein Vater hatte bisher immer so komplizierte Operationen wie diese vorgenommen. Professor Ewald Mehnen war ein Arzt mit Erfahrung, ein Chirurg, der schon seit Jahrzehnten am Operationstisch stand.
»Ich wollte, ich könnte meinen Vater noch rechtzeitig herbeizitieren«, erwiderte Klaus ehrlich. »Meine Eltern haben sich einen freien Tag genommen und sind zu den Verwandten meiner Mutter aufs Land gefahren. Das Risiko wäre zu groß, wollten wir auf die Rückkehr des Chefs warten.«
Die Ärztin nickte verstehend.
»Lassen Sie darum alles für die Operation vorbereiten, stellen Sie entsprechende Blutkonserven bereit. Wer ist das Mädchen eigentlich? Sind die Angehörigen schon benachrichtigt?«
»Ich glaube nicht«, gestand die Ärztin. Sie warf Klaus einen bewundernden Blick zu. Er dachte an alles und verlor auch in schwierigen Situationen niemals die Nerven.
Außerdem besaß er wirklich Mut, das musste man ihm lassen.
Freilich, wenn er wartete oder zögerte, war das Leben des jungen Menschenkindes verwirkt. Bei der Operation bestand andererseits das Risiko, dass die Verletzte aus der Narkose nicht wieder erwachte. Etwas Schlimmeres gab es für einen Chirurgen kaum.
Dr. Dahlem stellte fest, dass es sich bei der Verletzten um eine gewisse Barbara Uhlen handelte.
»Bitte, versuchen Sie herauszubekommen, wer die Angehörigen von Fräulein Uhlen sind, und benachrichtigen Sie sie umgehend«, beauftragte sie eine Schwester.
Dann kehrte sie in den Vorraum des Operationssaales zurück.
Klaus stand bereits an einem Waschbecken und schrubbte sich die Hände.
»Die Angehörigen werden benachrichtigt«, sagte Gabriele Dahlem.
»Danke.« Der junge Arzt nickte der Kollegin freundlich zu. Er sah nicht, dass sie bei seinem Blick leicht errötete, da er sich schon wieder seinen Händen zugewandt hatte.
Eine Krankenschwester half beiden Ärzten in die sterilen Kittel. Sie streifte ihnen auch die Handschuhe über und band ihnen den Mundschutz vors Gesicht. Dann betraten sie gemeinsam den Operationssaal.
Der Anästhesist war bereits anwesend und hatte seinen Platz am Kopfende des Operationstisches eingenommen. Die Operationsschwester hatte alles für den schweren Eingriff vorbereitet.
Dr. Klaus Mehnen stellte seinem Kollegen etliche Fragen.
»Wie ist der Blutdruck der Patientin, wie die Herztätigkeit?«
Der Anästhesist antwortete kurz und präzise.
Klaus nickte und warf allen schnell einen Blick zu.
»Wir beginnen«, sagte er dann und atmete tief durch.
Sofort darauf setzte Dr. Mehnen das Skalpell an und trennte die Bauchdecke auf ...
Was der Sohn seines berühmten Vaters während der nächsten Stunden leistete, würden seine drei Mitstreiter sicher niemals vergessen. Es traten unvorhergesehene Blutungen auf, die nur mit Mühe gestillt werden konnten. Dann blieb das Herz der jungen Barbara Uhlen stehen, dabei hatte man gehofft, jetzt am Ende der Operation zu sein.
Der Arzt leitete sofort Wiederbelebungsmaßnahmen bei der Patientin ein, die ihm unter den Händen wegzusterben drohte. Zum Glück gelang es ihm, die junge Frau zurückzuholen.
Und dann war die Operation endlich beendet und die Wunde genäht.
»Ich danke Ihnen«, sagte der junge Arzt. »Bringen Sie die Patientin auf die Intensivstation«, fügte er hinzu und verließ den Raum.
Gabriele Dahlem folgte ihm.
Eine Schwester befreite zuerst den Doktor und dann Dr. Dahlem von den Kitteln, den Handschuhen und dem Mundschutz.
»Es ist alles gut gegangen, war aber wahnsinnig anstrengend und aufregend, Schwester Maria«, sagte Gabriele Dahlem zu der erfahrenen Schwester.
»Gott sei Dank.« Sie atmete hörbar auf. »Die Eltern der Patientin warten bereits voller Sorge und wollen Sie, Doktor Mehnen, sprechen. Es handelt sich um den bekannten Industriellen Uhlen.«
»Gut. Ich komme gleich.« Klaus schrubbte sich die Hände, ließ kaltes Wasser über seine Handgelenke laufen und spritzte sich kaltes Wasser ins Gesicht. Danach fühlte er sich ein wenig erfrischt.
Die Schwester half ihm in einen frischen weißen Kittel.
»Sie waren großartig, Kollege, ich gratuliere«, sagte die junge Ärztin mit leuchtenden Augen.
»Ich hatte einen besonders guten Tag, und das Mädchen muss mehrere Schutzengel gehabt haben«, erwiderte er bescheiden.
»Das mag sein, aber die Patientin hat auch Ihnen ihr Überleben zu verdanken«, beharrte die Ärztin.
»Ich habe getan, was ich konnte. Nun will ich erst einmal mit den Eltern sprechen. Ich kann mir vorstellen, was sie in den letzten Stunden durchgemacht haben.«
Gabriele Dahlem sah ihm nach, als sich die Tür hinter ihm schloss. Klaus Mehnen war mit Leib und Seele Arzt, und es war eine Freude, mit ihm zusammenzuarbeiten.
???
Der Arzt erreichte unterdessen das Besucherzimmer, das mit bequemen Sesseln ausgestattet war.
Als Dr. Mehnen eintrat, erhoben sich sofort eine elegante ältere Dame und ein älterer beleibter Herr. Sie sahen ihn furchtsam und erwartungsvoll an.
»Ich bin Doktor Mehnen«, stellte er sich vor.
Man reichte sich die Hände.
»Wie geht es unserer Tochter?«, fragte Elisabeth Uhlen schluchzend.
Ihr Mann legte fürsorglich einen Arm um die bebenden Schultern seiner Frau.
»Setzen wir uns doch«, schlug Klaus vor. Man merkte ihm von der wahnsinnigen Anstrengung der letzten Stunden kaum etwas an.
»Was ist mit Barbara? Sie ist unser einziges Kind. Es wäre furchtbar, wenn ...« Wieder war es Elisabeth Uhlen, die das Wort an den Arzt richtete und vor Ungeduld fast verging.
»Ich habe Ihre Tochter operiert, es geht ihr den Umständen entsprechend.«
»Was bedeutet das«, wollte Frau Elisabeth wissen.
»Es war eine schwere Operation, gnädige Frau. Wollte ich Ihnen genau erklären, welche inneren Verletzungen Ihre Tochter durch den Unfall davongetragen hat, wäre es für beide Teile anstrengend. Lassen Sie sich sagen, dass etliche Rippen gebrochen sind, eine hat die Lunge verletzt. Die Milz war gequetscht und...




