Berndorf | Eifel-Liebe | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 11, 317 Seiten

Reihe: Eifel-Krimi

Berndorf Eifel-Liebe

Der 11. Siggi-Baumeister-Krimi
Überarbeitete Auflage
ISBN: 978-3-89425-815-3
Verlag: GRAFIT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der 11. Siggi-Baumeister-Krimi

E-Book, Deutsch, Band 11, 317 Seiten

Reihe: Eifel-Krimi

ISBN: 978-3-89425-815-3
Verlag: GRAFIT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der 11. Band der Eifel-Serie Oma Ohler ist verzweifelt: Die Ehe ihrer Enkelin Anna zerbricht. Die alte Dame wendet sich an den Journalisten Siggi Baumeister mit der Bitte, der Sache nachzugehen. Aber der winkt ab, schließlich ist er kein Privatdetektiv. Als jedoch in Annas Clique das große Sterben beginnt, erwacht Baumeisters Interesse, zumal ihn die Recherche der Morde von seinen eigenen Problemen ablenkt.

Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den 'stern' und den 'Spiegel', bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete. Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz. Außerdem lieferbar: Die Raffkes und Der Kurier (beides Politthriller).

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ERSTES KAPITEL
  Ich wurde wach und wusste sofort, dass es regnete. Das Wasser singt auf den Blättern der Bäume ein ganz eigenes Lied, die Morgenjubilate der Vögel sind verhalten, klingen nach einem leicht melancholischen Piano. Zuweilen kam eine Bö und warf den Regen heftig gegen das schräg gestellte Fenster über meinem Kopf. Ich weigerte mich, die Augen zu öffnen, lauschte in die Welt hinein und fühlte mich hervorragend, locker, leicht und windschlüpfrig. Diese Sekunden des Glücks waren kurz. Ich hegte immer schon den Verdacht, dass die beiden Kater im Garten es hören, wenn ich die Augen aufschlage. Sofort beginnt ihr aufdringliches Lied vom drohenden Hungertod. Auch mein Hund musste den Hauch vom Stoffknistern meines Kopfkissens wahrgenommen haben. Er begann, zögernd und leise zuerst, dann hoch und grell zu jaulen, während er in schneller werdendem Rhythmus an der Tür kratzte. Landleben hat etwas archaisch Schönes. Ich linste vorsichtig zum Wecker, es war acht Uhr. Prompt sprang das Radio an und lärmte hinaus in meine stille Welt. Thomas Nettelmann sprach die Nachrichten auf SWR 1 und er sprach sie beneidenswert wach. Da hatte es unser aller Bundeskanzler doch tatsächlich übers Herz gebracht, den Verteidigungsminister zu feuern. Zeit seines Amtes hatte der hartnäckig wie ein preußischer Gartenschlauch operiert, der sich ohne Wasserdruck bemüht, aufrecht zu stehen. Das war eine gute Nachricht. Die Skandälchen in deutscher Politik haben immer etwas vom Ambiente der Gartenzwerge. Zweifellos würde der Geschasste behaupten, die Deutschen seien noch nicht reif für einen Mann wie ihn. Glücklicherweise kam der Redakteur von SWR 1 dann auf die Idee, eine Nummer vom alten Satchmo anzubieten: die Edelschnulze What a wonderful world. Aber nicht die Standardnummer, sondern die, in der der Drummer einen Latinrhythmus unterlegt und der alte Haudegen so klingt wie eine Harley-Davidson im Standgas. Das ist richtig schön und macht die Welt weich. Ich stand auf und öffnete die Schlafzimmertür, woraufhin mein Hund Cisco Anlauf nahm und im Bett landete. Diesen Moment genießt er jedes Mal wie einen endgültigen Kick. Anschließend wühlte er sich unter mein Kopfkissen, vielleicht weil das so schön roch, und kam zum Erliegen. »Hund«, sagte ich, »es gibt ein Häppchen.« Ich zog den Bademantel über und befand mich auf der dritten Stufe ins Erdgeschoss, als er mir japsend ins Kreuz flog. Wir haben so unsere Rituale. In der Küche bekam Cisco das versprochene Häppchen, dann füllte ich die Schüsseln der Kater mit Industriefutter und stellte sie auf die Terrasse. Ich nahm zwei Hand voll Koi-Sticks für die Gartenteichbewohner und strich frohgemut und leicht beschürzt durch mein bescheidenes Biotop. Als ich, so grell ich konnte, pfiff, kamen sie alle, dreißig oder vierzig, ich hatte es aufgegeben, sie zu zählen. Zuweilen schwimmen im Hochsommer fünfzig bis sechzig Babyfische im Flachwasser, was darauf hindeutet, dass die Viecher Liebe machten. Die Regel aber ist, dass die Kleinen von heute auf morgen wieder verschwinden, vermutlich weil die Eltern sie zum Fressen gern haben. Plötzlich begriff ich, aus welchem Grund ich so eine unverschämt gute Laune hatte. Ich war allein, ich hatte das Haus und den Garten ganz allein für mich. Ein seltsam beglückender Zustand. Meine Gefährtin Vera war zum Landeskriminalamt nach Mainz gefahren, weil ihre Vorgesetzten sie angerufen und irgendeinen dringlichen Umstand für ihre Teilnahme an einer Konferenz geltend gemacht hatten. Vermutlich wollten sie ihr trotz ihres Urlaubsjahres irgendeine Ehrenaufgabe anhängen. Behörden sind so. Das Haus meiner Freunde Emma und Rodenstock in Heyroth war fertig gebaut, ein Traum in der Mischung ›aus Alt mach Neu‹. Seltsamerweise hielten sie sich jedoch nach wie vor meistens bei mir in Brück auf. Vielleicht war es Gewohnheit, vielleicht war es die Sehnsucht, in mir so etwas wie einen Freund und Sohn zu haben. Warum, zum Teufel, hatten sie eigentlich nicht einfach einen vergrößerten Wintergarten an mein Haus gebaut? Wie auch immer, die beiden waren weit fort, in den USA. Irgendwo abseits von Washington im Shenondoah Valley zur Beerdigung einer der siebenundvierzig hochbetagten US-Tanten von Emma. Emmas Familie ist eine gewaltige, tratschreiche, kosmopolitische Mischpoke. So konnte ich, nackt und schmutzige Wirtinnenverse grölend, Billard auf dem Dachboden spielen. Ich konnte laut Heine rezitieren oder vielleicht Hamlets Monolog. Ich konnte, o Wunder, in jeden Raum meines Hauses grußlos und ohne zu klopfen hineinstürmen und brauchte nicht zu befürchten, auf irgendeine Person zu stoßen, die sich möglicherweise gestört fühlte. Ich konnte … ich konnte tatsächlich alles tun, ohne auf Widerstand zu stoßen. Welch ein Fest für meine ausgetrockneten Sinne! Wenn man vom Teufel spricht – mein Handy schrillte, ich ließ mich auf einem Gartenstuhl nieder, der etwas geschützt vor dem Regen stand, zog mir züchtig den Bademantel über die Blöße und sagte brav: »Krematorium, Ofen vier.« »Hei, Alter!«, brüllte Rodenstock, als stünde er neben mir. »Wir wollten uns nur kurz melden. Wir feiern immer noch Tante Hannahs Abgang. Und es gibt eine Menge netter Menschen hier. Meine Frau stellt mich dauernd mit den Worten vor: Das ist mein letzter Mann!« Er kicherte. »Ihr müsst doch, ihr … Es ist bei euch mitten in der Nacht«, sagte ich zaghaft. »Das ist richtig. Aber ich sagte schon, wir feiern noch ein bisschen. Was macht die Eifel? Ist da noch Leben?« Er musste betrunken sein. Immer wenn er mich mit ›Alter‹ anredete, war er betrunken. »Hier ist nichts los.« »Na, nicht schlimm«, grölte er. »Warte mal, meine Frau will noch mit dir reden.« Drei Sekunden Hörerübergabe. »Baumeister, Schätzchen«, kam Emmas Stimme über den Großen Teich und klang nach sechzig holländischen Zigarillos. »Wie geht es dir? Nein, antworte nicht. Es geht dir schlecht, weil du allein bist.« »Wieso das? Ich feiere meinen Freiheitstag. Du hast mit Vera telefoniert?« »Richtig, Schätzchen. Also, mein Mann …«, jetzt kicherte auch sie. »Mit dem mache ich richtig Staat. Meine Leute hier sagen, er wäre eine himmlische Mischung aus dem alten Kontinent, aus erstklassiger Bildung und englischem Gentleman. Und sie können nicht fassen, dass er ein Bulle ist. Die Frauen sagen alle, er wäre richtig süß. Wenn ich ihm das verrate, schmeißt er mit dem Ming-Porzellan. Na ja, Tante Hannah hat es ja jetzt endlich geschafft. Wurde auch irgendwie Zeit. Sie war ja schon über neunzig. Und die rechte Hüfte machte nicht mehr mit und immer brauchte sie wen, der den Rollstuhl schob. Nun hat sie sich einfach verabschiedet. Gießt du auch immer die Blumen in Heyroth?« »Ja, Emma.« »Das ist fein. Weißt du, man denkt ja bei Beerdigungen immer über das Leben nach. Und ich finde, dass wir dich haben, ist sehr schön.« Sie schniefte. Mit Sicherheit war auch sie angeheitert. »Ach, Baumeister, Schätzchen, wie vermissen wir dich. Bei der nächsten Beerdigung musst du unbedingt mitkommen. Meine Leute werden sicher auch dich heiß und innig lieben. Du holst uns doch in Frankfurt ab?« »Aber klar. Wisst ihr schon, wann?« »Nein, morgen früh steht ja noch die Testamentsverlesung aus. Tante Hannah hatte ziemlich viel an den Füßen, weißt du. Und dann muss ich meinen Mann unbedingt noch einem anderen Teil meiner Mischpoke vorführen. Soll ich dir etwas mitbringen?« »Ja, eine Harley-Davidson, bitte, und eine ganz große Tüte dieser furchtbaren amerikanischen Freiheit.« »Erbschleicher!«, schimpfte Emma und brach das Gespräch ab. Ich hatte trotz des Bademantels einen eiskalten Hintern bekommen und verzog mich schleunigst in mein Haus. Als ich im heißen Wasser in der Badewanne saß und meinen verwandtenfreien Tag plante, meldete sich Vera aus Mainz. Sie war im Gegensatz zu den Amerikanern nüchtern. »Baumeister, ich habe hier noch eine Weile zu tun. Wie geht es dir? Und liebst du mich noch?« »Gut. Eben habe ich mit Emma gesprochen. Sie versaufen das Fell der alten Tante Hannah und sind gut drauf. Was wollen sie denn von dir?« »Das ist eine etwas längere Geschichte«, erwiderte sie zögerlich. »Ich erzähle sie dir später. Ich muss jetzt noch mal ins Office. Es geht um den Jahresrückblick, weißt du?« »Aha«, sagte ich, weil mir sonst nichts einfiel. »Ruf mich an, bevor du einfliegst.« »Das mache ich, Baumeister, das mache ich.« Endlich grölte ich: »Frau Wirtin hat auch einen Schmiiiied …« Von irgendwoher tauchte mein Hund auf und stellte sich mit beiden Vorderläufen auf den Badewannenrand. Nur mit Mühe konnte ich ihn davon abhalten, zu mir ins Wasser zu hüpfen. Schließlich legte er sich auf die Matte vor der Wanne und spielte beleidigt. Das kann er meisterhaft. Ein wenig später ging ich frisch wie der junge Tag und gut gekleidet nach unten und setzte mir einen Kaffee auf, wobei ich mich fragte, wie ich eigentlich bis dahin ohne Kaffee überlebt hatte. Der erste Becher war noch nicht zur Hälfte geleert, als die alte Frau kam. Sie kam zu Fuß, nicht mit irgendeinem Auto, was mich erstaunte, denn der Eifler erscheint grundsätzlich mit seinem Auto, vielleicht noch mit einem Truck oder einem Schlepper, ein Moped kommt auch vor. Aber niemals zu Fuß. Zu Fuß kommen sie nur zu Beerdigungen. Die alte Dame kam also zu Fuß, war klein und mit einem Gesicht gesegnet, das voller Misstrauen schien. So als ob sie Böses von mir gehört hätte. Vor dem linken Wohnzimmerfenster machte sie Halt, nahm eine kleine schwarze Handtasche in beide Hände, zog eine Brille daraus...


Jacques Berndorf - Pseudonym des Journalisten Michael Preute - wurde 1936 in Duisburg geboren und lebt heute in der Eifel. Er war viele Jahre als Journalist tätig, arbeitete unter anderem für den "stern" und den "Spiegel", bis er sich ganz dem Krimischreiben widmete.

Seine Siggi-Baumeister-Geschichten haben Kultstatus, im Grafit Verlag sind erschienen: Eifel-Blues, Eifel-Gold, Eifel-Filz, Eifel-Schnee, Eifel-Feuer, Eifel-Rallye, Eifel-Jagd, Eifel-Sturm, Eifel-Müll, Eifel-Wasser, Eifel-Liebe, Eifel-Träume und Eifel-Kreuz.

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