Berndt | Nachtjäger | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 363 Seiten

Reihe: Eine Rose für das Biest

Berndt Nachtjäger

Eine Rose für das Biest 1
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7487-1638-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Eine Rose für das Biest 1

E-Book, Deutsch, Band 1, 363 Seiten

Reihe: Eine Rose für das Biest

ISBN: 978-3-7487-1638-9
Verlag: BookRix
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Vincent lebt zurückgezogen von der Welt und versucht zu vergessen, was er ist. Ein Monster, das er weder kontrollieren noch bezwingen kann. Als ihm Nina begegnet und ihn sowohl mit ihrer Schönheit als auch ihrer Stimme verzaubert, drängt seine Nachtseite an die Oberfläche. Er flieht, um Ninas Leben zu retten. Doch die junge Frau sucht ihn erneut auf, lockt die Bestie in ihm hervor und besänftigt sie auf eine Weise, die Vincent den Atem verschlägt. Nathan führt die Gemeinschaft der Nachtjäger an. Als ihn Nina darum bittet, Vincents Leben zu retten, ist er gezwungen, gegen seine Instinkte zu handeln, denn mit Vincent holt ihn seine Vergangenheit in Tschechien ein und wirft einen Schatten auf alles, wofür er je gekämpft hat. »Nachtjäger« ist der erste Teil der Dilogie »Eine Rose für das Biest« und wird mit Band zwei »Jagdfieber« fortgesetzt. Eine erste, wesentliche kürzere Fassung des Romans erschien 2012 unter dem Titel »Das Biest in ihm« im Sieben Verlag.

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2. Ein Tanz in Licht und Staub
  Vincent   In ein paar Minuten kam dieser Knut. Bis dahin musste er verschwunden sein. Hätte er es bloß nicht versprochen. Das Letzte, wonach ihm war, war auszugehen. Und wenn er blieb? Er würde sich zu Tode grübeln. Ganz davon abgesehen, dass ihn Paul zu einem Origami-Monster falten würde. Sich auf die Straße zu wagen hieß sich abzulenken. Von der Leere in ihm, die hätte Trauer sein müssen, von dem unwirklichen Gefühl, etwas nie wirklich Besessenes verloren zu haben. Die vergangenen Stunden hatte er mit Hin- und Herlaufen verbracht, ohne sich über seine Empfindungen klar zu werden. Lediglich sein Verstand funktionierte. In einer Schärfe, die ihn erschreckte. Vincent zog den Glasring vom kleinen Finger, legte ihn vor sich auf den Schreibtisch. Ein Andenken an deinen Vater. Er hatte den Ring nie zuvor gesehen. Wie sollte er ihn an seinen Vater erinnern? Er hatte ihn in den Keller gesperrt und mit dem Biest alleingelassen. Diese Erinnerung würde er niemals vergessen. Er würde noch verrückt werden. Ständig gingen ihm dieselben Fragen durch den Kopf. Sie würden erst in ein paar Wochen beantwortet. Vielleicht stellten sich bis dahin die Gefühle ein, die ein Sohn empfinden musste, der seine Mutter verloren hatte. Und wenn nicht? Es war vor zehn Jahren geschehen. Seine Trauer käme zu spät. Irgendwann würde er mit Paul darüber reden. Nicht heute und nicht morgen, aber bald. Eine Ahnung sagte ihm, dass Lorenas Tod erst dann real für ihn würde. Schrödingers Katze. Das Gedankenexperiment war nur halb so paradox, wie alle behaupteten. Jeden Moment kam Knut. Es wurde Zeit zu verschwinden. Er zog sich für den Abend um, verließ sein Zimmer. Aus dem Bad drang verzweifeltes Fluchen. Paul klebte vor dem Spiegel, zupfte hektisch seine gewachsten Strähnen in Form. Vincent stellte sich hinter ihn, wuschelte sich durch die eigenen. Paul zuckte kieksend zusammen. »Du bist noch da?« »Stress nicht. Ich bin so gut wie weg.« Ob er sich rasieren sollte? Er fuhr sich prüfend übers Kinn. »Denk nicht einmal daran«, zischte Paul wie eine Schlange, der jemand auf den Schwanz getreten war. »Verschwinde, bevor er in die Straße einbiegt.« »Du willst mich vor ihm geheim halten?« »Auf jeden Fall das Wesentliche.« Erneut flogen die schlanken Finger durch die Haare. »Dieser Mann bedeutet mir außerordentlich viel und ich werde ihn nicht mit einem mordenden Mitbewohner verschrecken.« »Normalerweise sind es nur Rehe und Hirsche.« Wildschweine zur Strecke zu bringen war sportlich. Ihre Hauer konnten die Bestie ebenso aufreißen wie jeden anderen Angreifer. Dennoch war er öfter als einmal neben einem erlegten Keiler zu sich gekommen. Das Tier in ihm liebte Herausforderungen. »Bis auf die Ausnahmen«, murmelte Paul und wurde eine Spur blasser um die Nase. »Gibt dir das einen Kick, mit einem Mörder zusammenzuleben, oder warum erinnerst du mich ständig daran?« Hätte die Option bestanden, sich der Polizei zu stellen, er hätte es getan. Aber die Gefahr, dass die Bestie im Gefängnis ein Blutbad anrichtete, bevor ihr jemand den Gnadenschuss verpasste, war zu groß. »Es tut mir leid.« Paul griff hinter sich, erwischte Vincents Hand. »Ich bin nervös. Du weißt, dass ich dann unerträglich werde.« »Schon gut.« Die Haare in Pauls Nacken waren frisch anrasiert. Sah gut aus. »Warst du beim Friseur?« »Selbstverständlich.« Flüchtig musterte er ihn durch den Spiegel. »Dir sollte ich auch mal wieder mit der Schere zu Leibe rücken.« Er schnappte sich eines der Gummis von der Ablage und fing Vincents Haare ein. »Trage sie wenigstens zusammengebunden, sonst sehen sie nach ein paar Minuten in Wind und Schnee ungekämmt aus.« »Sie sind ungekämmt.« Wozu sollte er Wert auf sein Äußeres legen? Je mehr Leute ihm fernblieben, umso sicherer für sie. Paul rollte mit den Augen. »Wenn du als Mensch verrohst, spielst du dem Monster in die Hand. Du musst dich so kultiviert wie möglich kleiden und geben.« »Ich dachte, du findest den Fünf-Tage-Bart und die Mähne sexy.« »Tu ich auch.« Ihre Blicke trafen sich im Spiegel. »Dein kratziges Kinn, die Tatsache, dass dein Hemd weit genug offen steht, um den Ansatz deiner Schlüsselbeine zu zeigen und deine Brustmuskeln zu erahnen, dein bitteres Lächeln, das nur deshalb bitter ist, um die Einsamkeit dahinter zu verstecken.« »Hör auf, mich zu analysieren.« Er knöpfte das Hemd weiter zu. Paul schüttelte seufzend den Kopf. »Ich vergaß deine Angst, sich nach Ewigkeiten in einem staubigen Schuppen unter Menschen zu wagen.« Entschlossen öffnete er wieder den zweitobersten Knopf. »Werkstatt, kein Schuppen.« Paul schnaubte. »Nach dem letzten Check war ich der angstauslösende Faktor.« Er zog seine Brauen hinauf, legte eine Spur Spott in sein Lächeln. »Wovor sollte sich ein Monster fürchten?« »Davor, eines zu sein, und jetzt hau ab.« Die Klingel schrillte. Paul zuckte zusammen. »Ich bin nicht fertig.« Panisch starrte er sein Spiegelbild an. »Los, mach ihm auf – aber kein Wort!« »Darf ich wenigstens Hallo sagen?« »Nein!« Er stieß ihn aus dem Badezimmer. »Warum? Hast du Angst, dass er sich in mich verliebt?« »Geh!« Es klingelte erneut. Vincent musste lachen. In dieser Verfassung hatte er Paul noch nie erlebt. Es hatte ihn anscheinend böse erwischt. Er griff sich seinen Mantel, versenkte die Brieftasche zusammen mit Haus- und Wagenschlüsseln in den Taschen. Mehr brauchte er nicht für eine Runde durch die Straßen und einen Kaffee in einer Bar. Es schrille zum dritten Mal. »Vince!« Pauls Stimme schrammte an der Hysteriegrenze. »Schon gut!« Vor der Tür stand ein überrascht lächelnder Enddreißiger, der ihm eine Rose entgegenhielt. »Ich bin Knut.« Er ließ die Rose sinken. »Ist Paul da?« »Er bügelt sich in Form.« Vincent streckte ihm die Hand hin. »Hi, ich bin Vincent, sein Mitbewohner.« Das Wort Freund würde ihn bloß irritieren. »Freut mich.« Ein Hauch Rosa legte sich auf Knuts Wangen. »Paul hat mir viel von dir erzählt.« Dem arglosen Lächeln nach handelte es sich ausschließlich um schmeichelhafte Lügen. Knut schnupperte an ihm vorbei Richtung Küche. »Riecht gut. Weißt du, was es gibt?« »Bio-Pulpo.« Er wies hinter sich. »Paul ist noch dabei, die Saugnäpfe von seinem Gesicht zu pflücken. Das Vieh hat sich gewehrt.« »Vincent!« Wie angeschossen stürmte Paul aus dem Badezimmer. »Wolltest du nicht gehen?« Sein Blick stach Löcher in ihn. »Tut mir leid. Ich darf nicht mit fremden Männern reden.« Knut hob erstaunt die Brauen. »Mit Frauen übrigens auch nicht.« »Strenge Vorgaben.« Um Knuts Mund spielte ein amüsiertes Lächeln. Eine interessante Mischung aus teurem Aftershave, Schneeluft und einem Hauch Stressschweiß wehte ihm entgegen. »Du riechst köstlich.« Er kam nicht umhin, sich die Lippen zu lecken. »Ich würde dich gern probieren.« Neben ihm gefror Paul zu seiner Salzsäule. Knut grinste. »Danke.« »Na dann, euch beiden einen schönen Abend.« Während er an Pauls Eroberung vorbeiging, knurrte er leise. »Vince!«, zischte Paul und versuchte Knut in die Wohnung zu ziehen. Der blieb, wo er war. »Das klang absolut sexy. Knurrt der öfter?« »Nein, tut er nicht. Und jetzt rein mit dir!« Vincent musste lachen, dabei gab es keinen Grund. Paul würde ihn bei nächster Gelegenheit in Streifen schneiden. Vor dem Haus blies ihm der Wind Schneeflocken ins Gesicht. Die Kälte fühlte sich gut auf seinen Wangen an. Einen Moment genoss er sie, bevor er zu seinem Wagen schlenderte. Der Pick-up war alt und zerbeult, aber das störte ihn nicht. Er erfüllte seinen Zweck. Das war genug. Er fuhr durch die verschneite Stadt nach Nordosten. In seinem Magen begann es zu kribbeln. Was er vorhatte, war Leichtsinn. Er hatte sich nicht grundlos von den Menschen zurückgezogen, und jetzt stürzte er sich in ihre Mitte. Er musste es langsam angehen lassen. An einem Ort, den er kannte und an dem er sich im Notfall in bekannte Schlupfwinkel flüchten konnte. Rufus’ Werkstatt in Prenzlauer Berg. Nicht mehr als eine Garage zwischen Bars und Cafés. Die Leute gingen daran vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Er folgte den Straßen, die ihm immer vertrauter wurden. Das mit Graffitis überzogene Blechtor. Fast wäre er vorbeigefahren. Der Parkplatz davor war zugeschneit. Vielleicht stand deshalb kein anderer Wagen dort. Er rangierte den Pick-up in die Lücke und stieg aus. Ein seltsames Gefühl wuchs in ihm. Die Zeit bei Rufus gehörte zu den besten seines bisherigen Lebens. Der Bildhauer hatte seine eigenen Höhen und Tiefen längst über alle Grenzen hinweg ausgelotet. Ein Mann, dem in emotional heiklen Situationen Klauen und Fell wuchsen, hatte ihn zwar erstaunt, doch nicht erschüttert. Er hatte es schlicht als Laune der Natur hingenommen. »Ich vermisse dich.« Vincent fuhr mit den Fingern über das dreckige Tor bis zu dem rostigen Vorhängeschloss. Offenbar hatte dieser Ort einen neuen Besitzer gefunden. Mit den Händen in den Manteltaschen schlenderte er die Straße entlang. Lachende Gesichter hinter Panoramascheiben, erhobene Gläser, von Alkohol gerötete Wangen. Freunde, die nebeneinander durch den Schneematsch stapften auf der Suche nach dem nächsten warmen Ort. Ein Paar küsste sich, eine Gruppe junger Mädchen sangen einen Popsong,...



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