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E-Book, Deutsch, 436 Seiten

Bernhardi Orioni


4. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7448-4769-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 436 Seiten

ISBN: 978-3-7448-4769-8
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Im Winter 1636 erhält der heruntergekommene Hauptmann Jakob Wenterodt den Auftrag, zusammen mit seinen Männern den Verräter Heinrich Orioni zu fangen. Diese Aufgabe führt sie bis ins südliche Frankreich hinein. Während der feingeistige Orioni ihnen immer wieder entkommt, heftet sich die 14-jährige Pascale an seine Fersen. Was hat es mit dem Mädchen auf sich, dessen Herkunft ebenso rätselhaft erscheint, wie die Zukunft aller Beteiligten? - Illustrierter historischer Abenteuerroman. Band 2 der Reihe und unabhängig lesbar.

Schon viele Jahre lang begleiten Geschichten die Autorin Anne Bernhardi. Sie studierte Illustration in Hamburg und war der glücklichste Mensch auf Erden, als die Figuren ihrer Geschichten irgendwann 1:1 auf dem Papier auftauchten. Seitdem ist es ihre größte Freude, Geschichte zu erfinden und sie zugleich zu illustrieren. - Schon in frühen Jahren kletterte sie mit ihren Eltern in südfranzösischen Katharerburgen herum, eine Tatsache, die sie bis heute an alles Alte und Historische fesselt. - Inzwischen lebt sie in der Nähe von Köln, illustriert und schreibt oder wandert mit Hund durch die Natur.

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Kapitel 1
Januar 1636 Schnee. Meilenweit und ganz gleich, in welche Richtung man schaute, die Welt hatte sich in eine Wüste aus Kristallen verwandelt. Der scharfe Wind trieb die Flocken unablässig vor sich her, wirbelte sie herum und brachte sie selbst in den verborgensten Winkeln noch zu Boden. Es war kein Wetter zum Wandern. Nicht einmal ein Wetter, um einen Hund vor die Tür zu scheuchen. Und doch blieb ihm nichts anderes übrig, als stur einen Fuß vor den anderen zu setzen, eine zerknitterte Landkarte in der rechten Hand, die er zum Schutz vor der Kälte ebenso wie die linke tief in seinen dicken Wollmantel gebohrt hatte. Zwei Wollsocken in jedem Stiefel sollten Erfrierungen verhindern, ebenso wie der Schal, den er bis unter die Augen gezogen hatte. Den Hut wiederum bis zu den Augenbrauen. Neben ihm, am Ende der Zügel, die er sich an den Oberarm geknotet hatte, stapfte ein Pferd, dessen rote Farbe kaum noch zu erkennen war, so hatten es die Schneeflocken umwoben. Nein, es war kein Wetter, um sich vor die Tür zu wagen, aber am Ende hatte der Mann gute Gründe, die ihn dazu zwangen. Viel zu gute Gründe. Gründe, die selbst die Gefahr des Erfrierens harmlos erscheinen ließen. Es war Mitte Januar und der kälteste Winter, den er bisher erlebt hatte. Das wollte viel heißen, er war nicht mehr jung. Laut der Karte aber müsste seine Suche bald ein Ende haben, denn er hatte Sarlat schon vor Stunden durchquert, und wenn er nicht allzu weit vom Weg abgekommen war, müsste er die Dächer seines Ziels bald sehen können. Die Dächer von La Roque Gageac, einem Dorf, das an die Felsen geschmiegt lag, als wäre es aus ihnen selbst herausgeschlagen, zu seinen Füßen die Dordogne, deren Fluten gegen Eisschollen ankämpften, die sich an ihren Rändern zu fantastischen Gebilden auftürmten. Immer mal wieder sah er sich um. Es wäre nicht nötig gewesen. Die weiße Welt lag unberührt und wie schlafend da. Wenigstens etwas, befand er. Wahrscheinlich hatten seine Verfolger ebenso mit den Widrigkeiten zu kämpfen wie er selbst. Das gab ihm ein gewisses Maß an Trost. Mit der aufkommenden Dunkelheit war es dann so weit. In einer mächtigen Linkskurve, in der sich Fluss und Felsen annäherten, entdeckte er eine Formation von Weiß, die ihm sagte, dass sich unter dem Schnee Häuser verbargen. Er hatte das kleine Dorf gefunden. Die letzten Schritte lief er etwas schneller, nahm noch einmal alle Kraft zusammen. Und tatsächlich befand sich dort die kleine Schenke, die er bisher nur aus Briefen kannte, gleich in erster Reihe unten am Fluss. Das hölzerne Schild war vereist, stand in einem leicht schrägen Winkel, als wäre es mitten in einem Windzug erstarrt. Mich ereilt noch das gleiche Schicksal, dachte er und hob die Hand, nur um festzustellen, dass die Tür verschlossen war. Auf sein vorsichtiges Klopfen hin näherten sich im Haus Schritte, ein Riegel wurde zurückgeschoben und die Tür öffnete sich einen Spaltbreit. »Das Gasthaus ist geschlossen«, kam die Antwort auf Französisch. »Guten Abend.« Der Reisende zog sich den Hut vom Kopf, woraufhin sich der Schnee, der ihn bedeckt hatte, auf die Türschwelle und ein Stück weit ins Haus ergoss. »Ich brauche ein Bett für die Nacht und mein Pferd einen warmen Stall.« Es schien, als müsste der Mann im Inneren eine Weile überlegen. »Der Koch hat nichts zu kochen, wir sind eingeschneit. Und bis einen Krug weißen Wein haben wir auch nichts zu trinken, die Fässer sind alle leer. Wer in aller Welt reist bei solch einem Wetter?« Eine legitime Frage. »Mir ist alles recht. Solange ich nicht dort draußen übernachten muss«, hustete der Reisende trocken. Es wurde Zeit, aus dieser Kälte zu kommen. »Mein Pferd?« »Meine Tochter wird sich um Euer Pferd kümmern, und seid versichert, sie hat Erfahrung mit Pferden. Lasst es ruhig vor dem Haus angebunden, sie wird es gleich holen.« »Vielen Dank.« »Dann ...« Der Mann im Inneren trat zur Seite und öffnete die Tür so weit, dass der Reisende eintreten konnte. »Dann kommt und setzt Euch.« Vor den Augen des Wirts machte der Reisende drei Schritte vorwärts, visierte den erstbesten Stuhl an und ließ sich darauf niedersinken. Dort blieb er sitzen und blickte eine ganze Weile wie in Trance vor sich hin. Nach all der langen Zeit drang mit einem Mal die Müdigkeit wie ein düsteres Gift in ihn ein, sodass ihm für kurze Zeit schwarz vor Augen wurde. Kaum war die Tür geschlossen, verschwand der kalte Luftzug, und die Wärme hüllte den Reisenden ein. Die Gaststube war klein, kaum zehn grobe Tische standen an den Wänden verteilt. Die Decke hing tief, sie war dunkel durch die Jahre, und abgesehen von der Feuerstelle gab es keine Lichtquelle. Aber es tat gut. Gut, einfach nur dazusitzen und darauf zu hoffen, dass einem kein Zeh oder Finger abgefroren war. Die Luft war nicht so rein wie draußen im Schnee, aber auch nicht stickig von zwanzig Gästen. Nur der Geruch des Traubeneichenholzes, das im Feuer immer mal wieder knallte und Funken sprühte, lag in der Nase. »Wie schon gesagt, ich kann Euch nur den weißen Wein anbieten«, wiederholte der Wirt. Er kratzte sich nachdenklich über seinen dunklen Vollbart, als der Gast die Augen schloss, anstatt zu antworten. »Wäre er dem Herrn recht?« Die Antwort kam nicht sofort. Vielmehr schälte sich der Reisende nun aus seinem Mantel, in dessen Stofffalten der Schnee inzwischen bis auf wenige Reste geschmolzen war und zu Boden tropfte. Er betrachtete den feuchten Mantel noch eine Weile, legte ihn dann über einen Schemel, der in nächster Nähe stand. Müde sah er zum Wirt. Der allerdings war mit Staunen beschäftigt. Er hatte unter dem Mantel keine so prächtigen Kleider erwartet. »Kümmert Euch nicht darum.« Der Reisende schüttelte den Kopf. »Was soll man auch tragen, wenn man in der Eile nichts Reisetauglicheres auftreiben konnte. Seide wärmt furchtbar schlecht, so viel ist sicher.« »Aber wäre Monsieur nicht viel besser im Manoir de Tarde aufgehoben? Dies ist bloß ein einfaches Wirtshaus. Monsieur de Tarde ist ein guter Mensch, er wird Euch sicherlich ein sehr viel feineres Zimmer anbieten können. Er ist sehr belesen, ein wenig alt vielleicht, aber sehr …« »Nein, es ist alles in bester Ordnung.« Der Wirt schluckte. »Monsieur ... der Wein?« »Schon recht.« »Pascale!«, schallte es durch den Raum. »Hast du Monsieur nicht gehört? Hol den Wein, aber erst kümmere dich um sein Pferd.« Zur Überraschung des Reisenden löste sich nun eine kleine Gestalt aus einer Nische neben dem Kamin. Ein Mädchen von wohl vierzehn Jahren, dünn und zierlich, seufzte tief und wanderte die Stufen in den Keller hinab, um kurz darauf wieder mit einem Krug Wein zu erscheinen. Der Wirt ging ihr entgegen und nahm ihr den Krug aus den Händen. Aus der Distanz konnte der Reisende sehen, wie der Vater seiner Tochter mitteilen wollte, dass es sich zu benehmen galt, aber das Mädchen warf lieber einen neugierigen Blick auf den Gast und bemerkte dann, wie der Reisende sie auf die gleiche Art musterte. »Pascale, nun lauf und sag Henri, er soll zusammenklauben, was er kriegen kann. Wir haben einen Gast und er hat Hunger. Und kümmer dich um das Pferd, hast du gehört?« Der Blick des Gastes folgte weiterhin dem Mädchen. »Sie ist noch ein wenig grün hinter den Ohren.« Unsicher und nervös lachte der Wirt und ließ es gleich darauf wieder sein, als er im Gesicht seines Gastes keine freundliche Antwort auf sein Lachen entdecken konnte. Ob der Gast aus Missfallen oder aus Erschöpfung nicht reagierte, war nicht zu erkennen. Es wurde still. Seine Sporen klirrten leise, als sich der Reisende seinen Stuhl näher an den Kamin zog. Die Feuerstelle war groß und aus dem gleichen gelben Sandstein gehauen wie alle Häuser der Region. Dann und wann schaffte es der scharfe Wind tatsächlich, eine verirrte, ehemals sehr große Schneeflocke durch den Kamin bis hinunter in die Nähe des Feuers zu treiben, wo sie schmolz und verdampfte, bevor sie den Boden berührte. Diese Wärme wollte er ausnutzen. Es gab nichts Besseres für eisige Knochen. Für alte Knochen. Es dauerte nicht lange, da füllte sich die Wirtsstube mit angenehmem Duft. »Ich kann Monsieur zumindest schon einmal etwas Brot anbieten. Die Butter ist uns leider ausgegangen, der geräucherte Schinken auch. Etwas Käse bleibt noch. Und später dann ein Huhn. Meine Frau hat es gestern frisch geschlachtet, es war für uns selbst gedacht, aber nun bieten wir es gern Monsieur an. Welch ein Zufall doch, dass uns noch der weiße Wein geblieben ist.« »Das ist nicht nö...«, setzte der Reisende an, doch er brach ab und fuhr fort, das Mädchen zu beobachten, das sich wieder in die Nische am Kamin zurückzog, nach einem Buch griff und sich in eine Decke einwickelte. »Oh, doch, es ist...



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