Berry-Dee | Wie Serienmörder denken | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Berry-Dee Wie Serienmörder denken

Ein schockierender Blick in die Abgründe des Bösen. Ein True Crime Klassiker des Kriminologens und Englands-Bestseller-Autors

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-7453-1221-8
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Was läuft im Kopf eines Serienmörders ab? Wie kann sich ein freundlicher, harmlos wirkender Mensch von einem auf den anderen Moment in ein abscheuliches Monster verwandeln, das bestialisch foltert und mordet, und sich danach verhalten, als wäre nichts geschehen? Der weltbekannte Kriminologe Christopher Berry-Dee hat zehn inhaftierte Serienmörder zu ihren Motiven befragt. Herausgekommen sind dabei mörderische Berichte, die uns den Atem stocken lassen.

Christopher Berry-Dee wurde 1948 im englischen Winchester geboren. Er ist Gründungsdirektor des Criminology Research Institute und war Herausgeber der Zeitschrift The Criminologist. Berry-Dee hat über 30 der berüchtigtsten Serien-, Massen- und Einzelmörder interviewt und verhört. Seine Bücher sind in Großbritannien Bestseller und zählen bereits jetzt zu den Klassikern der True-Crime-Literatur.
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HARVEY LOUIS CARIGNAN
USA
»Dieser Kerl ist der Teufel in Person. Sie hätten ihn schon vor Jahren grillen sollen, Punkt, und sie hätten Schlange stehen müssen, um den Schalter zu betätigen. Wenn er dann tot gewesen wäre, hätten sie ihm einen Pfahl durchs Herz treiben, ihn begraben und eine Woche später wieder ausgraben sollen, um einen weiteren Pfahl hineinzurammen, nur um sicherzugehen, dass er wirklich tot ist.« RUSSELL J. KRUGER, CHEFERMITTLER, MINNEAPOLIS POLICE DEPARTMENT   Der 24. September 1974, frühmorgens in Minneapolis: Die Sonne war bereits aufgegangen und die Streifenpolizisten Robert Nelson und Robert Thompson fuhren die 1841 E 38th Street entlang, als sie einen verdreckten erbsengrünen 1968er Chevrolet Caprice erblickten. Der Wagen war auf der anderen Seite der Straße gegenüber einem Diner abgestellt. Thompson fuhr einmal langsam um den Block herum, während sein Partner die Angaben des Polizeiberichts überprüfte, der am Vortag herausgegeben worden war. »Das könnte er sein«, sagte Nelson, »der sieht aus wie der gesuchte Wagen. Jetzt müssen wir nur noch den Fahrer finden. Das ist ein groß gewachsener Typ und, nach dem, was hier steht, hat er eine Figur wie ein Gorilla.« Die beiden Polizisten blickten durch das Fenster des Caprice und schauten sich das Wageninnere genau an. Und tatsächlich waren da eine rot karierte Decke, Pornozeitschriften und eine Bibel zu sehen. Neben dem Schaltknüppel bemerkten sie mehrere Schachteln Marlboro-Zigaretten. All diese Dinge hatte ein Vergewaltigungsopfer im Zusammenhang mit dem Mann erwähnt, den die Polizei suchte. Während Nelson mit seiner Wache telefonierte und Verstärkung anforderte, betrat Thompson den Diner und fragte den Inhaber, ob er wisse, wer der Fahrer des Wagens sei. »Ja klar«, antwortete der misstrauisch, »aber als er euch Polizisten gesehen hat, ist er auf und davon.« Ein paar Minuten später wurde Harvey Louis Carignan gestellt, kurz befragt und dann festgenommen. Er wurde in die Stadt gebracht, über sein Recht der Aussageverweigerung belehrt und des Mordes und der Vergewaltigung angeklagt. Nach bis zu 50 Tötungsdelikten konnte nun einer der grausamsten Serienmörder Amerikas nie wieder seinen Hammer einsetzen. * * * »Selbst jetzt kommt es mir manchmal so vor, als wäre meine Kindheit kurz gewesen und hätte nur ein paar Tage gedauert. Es gibt nichts, an dem ich mich festhalten, und nichts, auf das ich mit Freude zurückblicken kann. Von meiner damaligen und heutigen Situation aus betrachtet, war und ist sie eine einzige große Verzweiflung.« CARIGNAN, IN EINEM BRIEF AN DEN AUTOR, 14. APRIL 1993 Harvey, am 18. Mai 1927 im Armeleuteviertel von Fargo, North Dakota, geboren, war wie viele Serienmörder ein uneheliches Kind, das seinen leiblichen Vater nie kennenlernte. Seine 20 Jahre alte Mutter Mary tat sich schwer mit dem kränklichen Jungen, der einfach nicht gedeihen wollte. 1930, als die Große Depression ihre schlimmste Phase erreicht hatte, begann sie, das Kind jedem anzuvertrauen, der es irgendwie versorgen konnte. So wuchs der Junge bei unterschiedlichen Personen auf, wechselte von einer Schule zur nächsten und war außerstande, familiäre Bindungen zu entwickeln oder eine solide Ausbildung zu absolvieren. Schon sehr früh in diesen prägenden Jahren litt Harvey unter Zuckungen im Gesicht und bis zu seinem 13. Lebensjahr war er Bettnässer. Auch erkrankte er an Chorea Huntington – auch Veitstanz genannt – einer Erbkrankheit, die sich durch unkontrollierbare spasmische Ruckbewegungen äußert. Mit zwölf Jahren wurde er in einer Erziehungsanstalt in Mandan, North Dakota, untergebracht, in der er – so steht es in seinem »Vorstrafenregister« des FBI – sieben Jahre lang blieb. Während dieser Zeit wurde er nach eigenen Aussagen von einer Lehrerin ständig sexuell belästigt und missbraucht. In einem Brief vom 12. Juni 1993 schreibt er: »... Ich hatte eine Lehrerin, die sich immer an meinen Schreibtisch setzte, und dann schrieben wir obszöne Bemerkungen auf und tauschten sie aus. Damals war ich 13 oder 14 – und man zeige mir doch mal einen 14-jährigen Jungen, der nicht bereitwillig und mit Vergnügen in einem Schulzimmer sitzen und pornografische Notizen mit seiner Lehrerin austauschen würde. Ich habe sie nie berührt, ohne eine gewischt zu bekommen, doch nach der Schule behielt sie mich da, und dann musste ich mich vor sie stellen, während sie masturbierte, mich beschimpfte und mir sagte, wozu sie mich zwingen würde. Aber verdammt, keine ihrer Drohungen hat sie je wahrgemacht. Das Weibsstück ließ mich nicht mal gemeinsam mit ihr masturbieren! Wenn ich meinen Penis herausholte, hat sie mich grün und blau geprügelt! Sie hatte ungeheuer große Brüste. Sie war wirklich eine grausame Frau …« Während seiner Teenagerjahre blieb Harvey Carignan in der Erziehungsanstalt in Mandan. Dann, 1948, im Alter von 21 Jahren, ging er zur Armee, die ihn mit offenen Armen willkommen hieß. Harvey war nun nicht mehr der schmächtige kleine Wicht, der seit seinem vierten Lebensjahr unter seelischem und sexuellem Missbrauch zu leiden hatte. Die kohlenhydratreiche und ausgewogene Ernährung in Mandan hatte dazu beigetragen, dass er mittlerweile zu einem bärenstarken, gut genährten und enorm muskulösen jungen Mann herangewachsen war. Seine mörderische Karriere begann Carignan 1949, als er am frühen Sonntagabend des 31. Juli die 57 Jahre alte Laura Showalter tötete, nachdem er zuvor in einem kleinen Park in Anchorage, Alaska, versucht hatte, sie zu vergewaltigen. Der Tod trat rasch ein, nachdem er ihren Kopf zertrümmert hatte, was zu schrecklichen Hirnverletzungen geführt hatte. Das Gesicht des Opfers war vom Kinn bis zur Stirn zerstört, Knochen und Gewebe wurden unter den Hieben seiner wuchtigen Fäuste zu Brei zermalmt. »Dieser Mörder war so stark«, sagte ein Polizeibeamter, »dass er mit einem Schlag wie eine Rakete, die in einen Panzer kracht, ein Loch in ihren Schädel hieb.« Am Freitag, dem 16. September 1949, versuchte Carignan eine junge Frau namens Dorcas Callen zu vergewaltigen, doch sie entkam seinem Angriff. Der Soldat, augenscheinlich betrunken, obwohl es erst elf Uhr vormittags war, stellte sich ihr in der Nähe einer Kneipe in der Anchorage Street in den Weg. Als er Dorcas aufforderte, mit ihm mitzufahren, lehnte sie ab und wandte sich um. »Hey«, rief er, »ich glaube, ich kenne dich … vielleicht.« »Bitte gehen Sie«, flehte Dorcas. »Sie kennen mich nicht.« Sie hatte große Angst, denn sie wusste, dass in dieser Gegend erst vor ein paar Wochen eine Frau totgeprügelt worden war. Der groß gewachsene Soldat, der da vor ihr stand, war über ihre Ablehnung verärgert, und sie schaffte es nicht, davonzulaufen. Bevor sie auch nur einen Schritt tun konnte, packte der Mann sie und zog sie von der Straße. Sie fielen in einen Graben neben der Straße und er lag mit seinem ganzen Körper auf ihr. Er fing an, ihr die Kleidung vom Leib zu reißen, berührte mit seinen Händen ihre Brüste und griff ihr zwischen die Beine. Er war kurz davor, sie zu vergewaltigen. Dorcas wehrte sich verbissen und versuchte verzweifelt, sich auf der lockeren Erde des Grabens abzustützen. Er war sehr kräftig, fast unmenschlich stark. Doch irgendwie schaffte sie es, schreiend aus dem Graben zu klettern und über die Straße in die Kneipe zu rennen, von der aus sie die Polizei anrief. Im Krankenhaus durchlebte sie mit ihrem zerschrammten und blutverschmierten Gesicht den Schrecken dieses Überfalls noch einmal in allen Einzelheiten. »Er verwandelte sich schlagartig in ein Wesen aus der Hölle. Seine Wut kam aus dem Nichts, als ob jemand plötzlich das Böse in ihm angeschaltet hätte«, erzählte sie mit geschwollenen Lippen. Dank ihrer Beschreibung des Mannes, der sie angegriffen hatte, konnte Carignan noch am gleichen Tag festgenommen werden. 1950 musste er sich vor dem Bundesbezirksgericht für das Territorium von Alaska, dritte Abteilung, unter dem Vorsitz von Richter George W. Folta wegen vorsätzlichen Mordes an Laura Showalter verantworten. Als Ass hatte die Staatsanwaltschaft ein Mordgeständnis im Ärmel, das der Angeklagte gegenüber Marshal Herring abgegeben hatte. Harvey Carignan wurde schuldig gesprochen und zum Tod durch den Strick verurteilt. Bei der folgenden Revision vor dem Obersten Gerichtshof befanden die Richter Reed, Douglas, Black und Frankfurter einstimmig, dass Harvey Carignans Verurteilung der McNabb-Regel widerspreche. Die besagt, dass Geständnisse nicht anerkannt werden können, wenn sie während eines illegalen Gewahrsams erwirkt wurden, weil der Gefangene nicht sofort einem Haftrichter vorgeführt wurde. Weil diese Regel verletzt worden war, stuften die Richter das Geständnis als unzulässig ein. So kam es, dass Harvey dem Tod entkam, jedoch zu 15 Jahren Haft...


Christopher Berry-Dee wurde 1948 im englischen Winchester geboren. Er ist Gründungsdirektor des Criminology Research Institute und war Herausgeber der Zeitschrift The Criminologist. Berry-Dee hat über 30 der berüchtigtsten Serien-, Massen- und Einzelmörder interviewt und verhört. Seine Bücher sind in Großbritannien Bestseller und zählen bereits jetzt zu den Klassikern der True-Crime-Literatur.


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