Bertelsson | Walküren | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 356 Seiten

Bertelsson Walküren

Ein Island-Krimi
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-96148-007-4
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Island-Krimi

E-Book, Deutsch, 356 Seiten

ISBN: 978-3-96148-007-4
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mord, Skandal, Erpressung - entdecken Sie die dunklen Seiten von Island im Kriminalroman »Walküren« von Thráinn Bertelsson, jetzt als eBook bei dotbooks. Ein Auto in der Kraterlandschaft von Rauðhólar, ein Schlauch, durch den Auspuffgase ins Innere gepumpt wurden, und eine einsame Tote: Auf den ersten Blick sieht alles nach Selbstmord aus - doch warum sollte Freya Hilmarsdóttir freiwillig aus dem Leben scheiden? Die ebenso bekannte wie verhasste Politikerin arbeitete an einem Buch, mit dem sie einen Skandal in höchsten Kreisen provozieren wollte; nun ist das Manuskript verschwunden. Kommissar Gunnarsson und seine Kollegin Hallsdóttir von der Kripo Reykjavík beginnen zu ermitteln - und stechen in ein Wespennest. Denn in Island, wo jeder jeden kennt, gibt es nur einen Weg, Geheimnisse zu wahren: Man muss die Mitwissenden aus dem Weg räumen ... »Ein bissiger, manchmal kaltschnäuziger Krimi, der keine Wünsche offen lässt. Bertelsson hat seine Story fest im Griff, ist einfallsreich und wortgewandt. Ein sehr spannendes Buch, das jeder Fan von skandinavischen Krimis gelesen haben sollte.« Jugend-themenguide.de Jetzt als eBook kaufen und genießen - das Scandi-Crime-Highlight »Walküren« von Thráinn Bertelsson ist ein Muss für Island-Fans und alle, die von den Bestsellern von Arnaldur Indriðason, Eva Björg Ægisdóttir und Yrsa Sigurdardóttir begeistert sind. Wer liest, hat mehr vom Leben! dotbooks - der eBook-Verlag.

Thráinn Bertelsson, geboren 1944 in Reykjavík, war Mitglied des isländischen Parlaments und ist außerdem als Roman- und Drehbuchautor, Journalist, Kolumnist und Regisseur erfolgreich; sein Film 'Magnús' wurde für den Europäischen Filmpreis nominiert.
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Kapitel 14
Morgenwerk


Eine befriedigte Frau strahlt. Deshalb pflegte Hanna Dís (genauer: Jóhanna Snædís Snæbjörnsdóttir) an Werktagen frühmorgens Geschlechtsverkehr zu haben, bevor sie zur Morgentalkshow bei Plus-TV aufbrach, dem Fernsehsender, den Magnús ihr zuliebe gekauft hatte, obwohl das Fernsehgeschäft in Island nicht unbedingt gewinnbringend war.

»Sag mal, müssen wir denn unbedingt immer in derselben Stellung bumsen? Hältst du dich für einen Missionar, oder was? Ich fass es nicht. Was glaubst du, wofür deine Zunge gut ist?«

Dusche, Müsli, einen Magermilchjoghurt, eine halbe Pampelmuse, Orgasmus. In dieser Reihenfolge. Dann Klamotten, Makeup und direkt ins Studio.

»Ich wünschte, ich wäre wie du«, sagte sie. »Hast schon einen Orgasmus, wenn du nur die Hose ausziehst. So wäre ich auch gerne. Das würde so viel Zeit sparen.«

Frühzeitiger Samenerguss, das war sein Problem. Er bekam meist innerhalb von einer Minute einen Orgasmus, es sei denn, er war betrunken; in dem Fall konnte er zwar wesentlich länger, doch dann ließ sie ihn unter keinen Umständen ran.

Aber es stimmte – die Zunge war für viele Dinge zu gebrauchen.

Am Anfang war Magnús’ Zunge noch ganz ungelenk gewesen. Er hatte kaum Luft bekommen, wenn ihr Hintern auf seine Nase drückte, aber mit der Zeit und regelmäßigem Üben ging es immer besser, und jetzt freute er sich geradezu auf das Morgenwerk, lag im Bett, erregt und ungeduldig, und wartete darauf, dass das Wasser in der Dusche abgedreht wurde, wartete darauf, das Öffnen und Schließen des Kühlschranks zu hören, wartete auf das Tapsen ihrer nackten Füße.

Er bekam nie genug von diesem schlanken, festen Körper. Sie war federleicht, selbst wenn sie auf seinem Gesicht saß, stöhnte und keuchte und schrie, während seine Zunge zwischen ihren Beinen hin- und herschnellte. Sie war voller Energie, dynamischer als er, obwohl er doppelt so schwer war wie sie.

Er wog hundertundein Kilo, morgens, bevor er gefrühstückt und nachdem er auf die Toilette gegangen war. Er hatte einmal hunderteinundzwanzig Kilo gewogen, aber sie hatte ihm geholfen, abzunehmen. Nicht, indem sie ihn hungern ließ, sondern indem sie ihn dazu brachte, öfter und weniger auf einmal zu essen.

Sie war gegen Diäten. Sie brachte ihm bei, seinen Lebensstil zu ändern.

Sie wog siebenundvierzig Kilo.

Außerdem war er gut doppelt so alt wie sie, siebenundfünfzig.

Sie war siebenundzwanzig. Ein Altersunterschied von dreißig Jahren. Trotzdem konnte sie unglaublich viel, was er nicht konnte.

Er konnte im Grunde nur arbeiten.

Sie konnte das Leben genießen, interessierte sich für alle möglichen und unmöglichen Dinge – Klamotten, Musik, Mode, Reisen, Bücher, Fitness, Yoga.

Er kannte sich mit Geld und Geschäften aus.

Sie war gebildet und weit gereist. Mit sechzehn war sie ein Jahr als Austauschschülerin in Argentinien gewesen, anschließend sechs Monate durch Südamerika gereist und hatte Portugiesisch in Brasilien gelernt. Sie sprach fließend Englisch und hatte einen Masterabschluss in Medienwissenschaften von der University of California. Außerdem konnte sie Französisch, Spanisch und Deutsch.

Er konnte sich mit Mühe und Not auf Englisch verständigen und beherrschte ein paar Worte Dänisch.

Sie war das Abenteuer seines Lebens.

Er fühlte sich wie neugeboren, zwar im selben alten Körper, aber seine Seele war grundsaniert. Hanna Dís hatte ihm ein neues Sehvermögen geschenkt. Jetzt betrachtete er seine Umgebung mit ihren Augen und achtete auf Dinge, die er nie zuvor registriert hatte. Gleichzeitig verfügte er über seine Erfahrungen. Er konnte innerhalb von Sekunden erkennen, ob ein Geschäft – oder im Grunde jede nur denkbare Firma – gut geführt wurde, sich im Aufschwung oder Niedergang befand.

Er war ein Geschäftsmann von Gottes Gnaden. Gute Preise und freundlicher Service. Das war das Geheimnis. Vielleicht noch etwas Finanzsinn. Und vor allem Fleiß.

Magnús Magnússons berufliche Laufbahn begann im Njörður-Laden im Vitastígur, als er gerade einmal zwölf Jahre alt war. Er fing dort im Frühjahr als Botenjunge an und arbeitete den ganzen Tag. Mit seinem Fleiß und seinem Engagement fiel er sofort auf. Wenn er gerade keinen Botengang zu erledigen hatte, räumte er das Lager im Keller auf oder stapelte Waren in die Regale im Laden. Während der Wintermonate, in denen er noch schulpflichtig war, arbeitete er nach dem Unterricht, und sobald er mit vierzehn seinen Schulabschluss hatte, wurde er fest im Laden angestellt, nicht als Botenjunge, sondern als ebenbürtiger Verkäufer mit demselben Lohn wie die Erwachsenen.

Njörður Bernharðsson, der Ladeninhaber, war schon Ende fünfzig und erkannte nicht, dass die Zeiten sich änderten, dass die Kunden ein vielfältigeres Warenangebot forderten und überall Selbstbedienungsläden aus dem Boden schossen. Njörður pflegte zu sagen, diese Selbstbedienungsläden würden nie zu einer Konkurrenz für den Kaufladen an der Ecke werden, denn dorthin kämen die Kunden, die wüssten, was sie bräuchten, und eine persönliche Bedienung wünschten.

Magnús war vollkommen anderer Meinung, aber Njörður wollte nichts ändern. Dann ereilte Magnús’ Arbeitgeber am Heiligabend ein Hirnschlag. Es war in dem Jahr, als Magnús neunzehn wurde. Njörður war halbseitig gelähmt und konnte nicht mehr sprechen. Zweieinhalb Jahre war er bettlägerig, bis er endlich seinen Frieden fand.

Es galt als couragiert, dass Sigurveig, Njörðurs Frau, die mit einem gelähmten Ehemann und vier Töchtern zwischen siebzehn und vierunddreißig dasaß, den jungen Mann zum Geschäftsführer machte und ihm die Führung der Firma überließ. Aber Sigurveig ließ sich davon nicht abbringen. Auch wenn sie es nicht erwähnte, so spekulierte sie doch darauf, dass die Firma in der Familie bleiben würde. Sie hatte nämlich bemerkt, dass die jüngste Tochter, Brynhildur, fleißig im Laden mithalf und zu Hause oft davon erzählte, wie tüchtig und ideenreich der junge Geschäftsführer sei. Dennoch überraschte es Sigurveig, als die jüngste Tochter ihr mitteilte, sie habe sich heimlich mit Magnús verlobt – und sei außerdem von ihm schwanger.

Magnús widmete sich voll und ganz dem Geschäft. Er führte Neuerungen ein, verkaufte mittags günstige warme Mahlzeiten und stellte den Laden auf Selbstbedienung um. Obwohl er ein Mann der Zukunft und der neuen Marktbedingungen war, wurde er dennoch ein bisschen wehmütig, als die Handwerker die alte Verkaufstheke entsorgten. Just unter dieser Theke war das Kind gezeugt worden, das seine Verlobte Brynhildur im Bauch trug.

Das Geschäft lief gut. Als Njörður starb, kaufte Magnús der Witwe den Laden ab. Zwei Jahre später war es an der Zeit, zu expandieren, und Magnús eröffnete einen zweiten Laden in Seltjarnarnes und später im selben Jahr noch einen im Árbærviertel. Seine Idee war der Betrieb kleiner Selbstbedienungsläden und die Ablösung der Kaufläden an der Ecke in den meisten Stadtvierteln. Es wurden sieben Filialen. Je mehr Läden er besaß, desto stärker konnte Magnús den Betrieb rationalisieren und desto bessere Konditionen bekam er bei den Großhändlern. Die Njörður-Läden waren beliebt; hier kaufte man gerne ein. Dennoch warfen sie nicht genug ab, denn die Kunden strömten immer häufiger in die Hagkaup-Läden, wo man mehr Wert auf niedrige Preise als auf guten Service legte.

Als Magnús beschloss, etwas zu verändern, war es zu spät. Die Schulden hatten sich in astronomischer Geschwindigkeit angehäuft, und weder Banken noch Gläubiger hatten Verständnis dafür, dass er Spielraum brauchte, um den Konkurrenzkampf mit dem Riesen Hagkaup aufnehmen zu können. Die Leute wollten offenkundig lieber gute Preise als guten Service. Der Konkurs war unvermeidlich.

Zu jener Zeit waren schon drei Kinder auf der Welt. Der Älteste war der zwölfjährige Njörður, Sigurveig war neun und Elfar sieben Jahre alt. Brynhildur kümmerte sich um Haus und Kinder. Sie lebten zusammen, waren aber nicht miteinander verheiratet; dafür hatte immer die Zeit gefehlt. Durch den Konkurs verloren sie ihr gesamtes Hab und Gut und mussten aus dem neuen Einfamilienhaus, das Magnús auf einem sündhaft teuren Grundstück in Stigahlíð gebaut hatte, ausziehen. Zwar hätten sie die Möglichkeit gehabt, in die Kellerwohnung zur Schwiegermutter zu ziehen, aber das kam für Brynhildur nicht in Frage. So mieteten sie auf ihren Namen eine Wohnung in der Snorrabraut; Brynhildur arbeitete als Tagesmutter, und die Wohnung füllte sich mit Kleinkindern. Magnús war nach dem Konkurs monatelang arbeitslos, bis er endlich seinen Stolz hinunterschluckte und stellvertretender Geschäftsleiter in einer Hagkaup-Filiale wurde – bei der Konkurrenz, die ihn in die Knie gezwungen hatte.

Drei Jahre dauerte die Zeit der Erniedrigung. Dann bekam Magnús wieder Aufwind. Er mietete einen Laden in Seltjarnarnes, ursprünglich ein ausgedientes Kühlhaus, und importierte Waren von einer billigen Supermarktkette aus Deutschland, die er als Handelspartner hatte gewinnen können. Die Geschäftsidee war einfach – die niedrigsten Preise am Markt anzubieten – und sie schlug ein. Ein Jahr später eröffnete er einen zweiten Mínus-Laden in Akureyri. Die Zeiten waren gut, und die Leute schienen Unmengen von Geld zur Verfügung zu haben. Die Sparsamen kauften bei Mínus ein, die anderen gingen in die Hagkaup- oder Nóatún-Läden.

Nicht nur Magnús hatte herausgefunden, dass die Allgemeinheit dort einkaufen wollte, wo es am billigsten war. Bónus, Krónan, Nettó, Europris – aber Mínus war Marktführer. Im ganzen Land entstanden immer neue Filialen. Der Import wurde billiger und der Profit wuchs. Im Jahr 2000 kaufte Magnús die...



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