Bianca-Maria Dr. Karsten Fabian - Folge 148
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7325-2078-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Für ein kleines Stück vom Himmel ...
E-Book, Deutsch, Band 148, 64 Seiten
Reihe: Dr. Karsten Fabian
ISBN: 978-3-7325-2078-7
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eigentlich führt Angela Keller eine gute Ehe mit ihrem Mann. Nur ist Daniel ihr manchmal zu ernst und zu strebsam. Er will an seiner Karriere arbeiten und vergisst darüber, wenigstens hin und wieder mit ihr auszugehen. Die beiden verbringen nicht viel Zeit miteinander, und auch um die Organisation der Arbeiten an ihrem neuen Haus kümmert sich vor allem Angela.
Zum Sommerfest im Heidedorf geht die junge Frau dann kurz entschlossen mit Mirko, einem der Bauarbeiter. Sie weiß zwar, dass Mirko ein bisschen verliebt in sie ist, aber sie ahnt nicht, wie unberechenbar und skrupellos er sein kann. Und so nimmt das Verhängnis seinen Lauf ...
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»Das wird ein hübsches Zuhause, Angela!« Interessiert betrachtete Karsten Fabian den Neubau. »In so einem Haus kann ein junges Paar ja nur glücklich sein.«
Angela lächelte und strich sich eine aschblonde Haarlocke aus der Stirn.
»Das hoffe ich, Doktor Fabian. Ich bin heilfroh, dass es so weit geschafft ist. In den nächsten Tagen kommt der Klempner. Bis zum Herbst müsste dann alles fertig sein.«
»Ich kann mir schon vorstellen, dass Sie es kaum abwarten können, Ihre eigenen vier Wände zu haben.« Der Landarzt folgte der hübschen jungen Frau zu dem Haus ihrer Eltern. Es lag nur hundert Meter entfernt. »Wie geht es denn Ihrer Mutter?«, erkundigte er sich. »Sie ist ja eigentlich Doktor Heidecks Patientin. Aber mein Kollege ist zurzeit in Kur.« Dr. Fabian lächelte. »Auch Ärzte haben hin und wieder eine Generalüberholung nötig.«
»Ein so stattlicher Mann wie Sie doch nicht, Doktor Fabian«, sagte Angela so herzlich, dass es nicht wie eine Schmeichelei klang.
Karsten grinste. »Danke.«
»Meine Mutter hat schreckliche Schmerzen, auch wenn sie nicht jammert«, kam die junge Frau auf seine Frage zurück. »Sie kann nicht mal mehr ihren heiß geliebten Sahnekuchen genießen, ohne dass sie dafür mit Schmerzen büßen muss.«
»Das kriegen wir schon in den Griff«, versprach der Landarzt optimistisch.
Nach dem Mittagessen hatte Marie Teffler so heftige Gallenkoliken bekommen, dass sie sich ins Bett gelegt hatte. Dr. Fabian gab ihr etwas gegen die akuten Schmerzen.
»Sie haben Gallensteine, Frau Teffler, aber das wird Doktor Heideck Ihnen wohl schon gesagt haben«, meinte er.
»Ich weiß«, seufzte Marie. »Wenn ich bloß nicht so eine Angst vor der Operation hätte.«
»Sie müssen keine Angst haben, Frau Teffler. Sie werden einschlafen und erst wieder wach werden, wenn der ganze Spuk vorbei ist. Schieben Sie die Operation aber nicht auf die lange Bank. Damit quälen Sie sich nur unnötig.«
Die nette Art des Landarztes überzeugte Marie Teffler, sodass sie gegen die sofortige Überweisung ins Kreiskrankenhaus nicht länger protestierte.
Dr. Fabian verabschiedete sich und machte sich dann auf den Weg zu dem nächsten Patienten, der gesundheitlich nicht in der Lage war, selbst in die Landarztpraxis zu kommen.
***
Obwohl der Abend dämmerte, war es noch immer recht warm in dem schönen Heidedorf. Angela packte für ihre Mutter die Reisetasche fürs Krankenhaus.
Bert Teffler saß auf der Terrasse und genoss sein Feierabendbier. Er fühlte sich nicht besonders wohl in seiner Haut, wenn er sich vorstellte, dass seine Marie unters Messer musste. Aber wenn die Landärzte dafür waren, würde es schon seine Richtigkeit haben.
Den Altenhagener Landärzten vertrauten die Dörfler blind, und sie waren nie schlecht damit gefahren. Es wird schon gut gehen, dachte Bert. Auch nach dreißig Jahren Ehe hing er noch voller Liebe an seiner Frau.
Angela blickte durch die Tür. »Das Essen ist fertig, Vater. Kommst du?«
»Ist dein Mann denn schon aus der Kreisstadt zurück?«
»Schön wär’s. Aber einen pünktlichen Feierabend kennt Daniel ja nicht. Der würde noch am liebsten die Nächte durcharbeiten.«
Dem Kleinbauern entging die Bitterkeit in der Stimme seiner Tochter nicht. Ächzend nahm er auf der Bank am Tisch Platz. Seine Knochen machten ihm wieder zu schaffen.
»Sei froh, dass dein Mann strebsam und fleißig ist, Angela«, meinte er, während er sich Rührei aus der Pfanne nahm, die mitten auf dem Tisch stand. »Sein Chef, Rechtsanwalt Bittner, hält große Stücke auf ihn.«
»Man kann alles übertreiben«, murrte Angela. »Daniel findet ja nicht mal Zeit, mit mir die Inneneinrichtung unseres Hauses zu besprechen. Alles muss ich allein entscheiden. Es wundert mich, dass er nicht auch noch in der Anwaltskanzlei übernachtet.«
»Kommt deine Mutter nicht zum Essen?«, versuchte Bert, von dem heiklen Thema abzulenken.
»Sie möchte nichts essen und will lieber im Bett bleiben. Ich habe ihr Tee gebracht. Gut, dass sie sich jetzt endlich operieren lässt. Pass nur auf, wenn alles vorbei ist, fragt sie bestimmt, warum sie sich nicht früher hat operieren lassen.«
»Hoffentlich geht alles gut«, sorgte sich Bert. »Ich werde auch gleich zu Bett gehen. Morgen früh ist die Nacht um.«
Nachdem Angela die Küche in Ordnung gebracht hatte, bügelte sie noch Daniels Hemden. Er brauchte täglich ein frisches. Als angesehener Anwalt musste er adrett aussehen. Auf so etwas achteten die Klienten. Es wurde zweiundzwanzig Uhr, als sie endlich den Wagen hörte.
Angela eilte ihrem Mann entgegen, fiel ihm um den Hals und küsste ihn.
»Endlich, Schatz. Ich fürchtete schon, du würdest heute gar nicht mehr heimkommen.«
»Es war ein langer Tag«, seufzte Daniel. »Ich musste noch mit einer Klientin essen gehen.«
»Sicher war sie jung und attraktiv«, meinte Angela eifersüchtig.
»Auf solche Äußerlichkeiten achte ich nicht«, belehrte er sie. Er legte ihr zärtlich den Arm um die Schultern. »Für mich gibt es nur eine Frau auf der Welt: dich, Angela! Kommst du gut mit unserem Haus voran?«
Angela wollte die Pläne holen, doch Daniel winkte ab.
»Ein anderes Mal, Schatz. Ich muss endlich ins Bett.«
Schweigend, um Angelas Eltern nicht zu stören, schlichen sie die Treppe hinauf und vermieden die Holzstufen, die immer knarrten.
Sie wohnten ziemlich beengt in der Mansarde. Als Dauerzustand wäre das unerträglich geworden, obwohl die Tefflers umgängliche Leute waren. Angela brannte darauf, mit Daniel noch verschiedene Dinge über ihren Neubau zu besprechen.
Doch nachdem sie sich zärtlich geliebt hatten, drehte Daniel sich auf die Seite und schlief sofort ein. Angela musste mal wieder auf ein klärendes Gespräch mit ihm verzichten. Mit ihrer Enttäuschung kämpfend lag sie noch lange wach und starrte in die Dunkelheit, während in ihrem Kopf Zahlen und Muster rotierten.
Wie üblich ließ Daniel sie mit ihren Sorgen und Nöten allein. Er glaubte, wenn er die Rechnungen bezahlte, hätte er genug getan. Dabei gab es doch nichts Schöneres für zwei Menschen, als sich das zukünftige Heim behaglich zu gestalten.
Vielleicht klappt es am Wochenende, tröstete sich Angela, während sie den regelmäßigen Atemzügen ihres Mannes lauschte. So lange werde ich mich wohl gedulden müssen.
***
Von den Bauarbeitern war nur noch Mirko Knüver übrig geblieben. Er baute die Garage. Seine Kollegen waren von der Baugesellschaft zu einem neuen Projekt ins Nachbardorf geschickt worden.
An diesem Mittag tauchte er mal wieder bei Angela in der Wohnküche auf.
»Kannst du mir mal den Henkelmann aufwärmen?«, bat er. »Es wird Zeit für mich, Mittag zu machen.«
»Klar doch. Kommst du mit der Garage gut voran, Mirko?«, fragte Angela, während sie den Henkelmann ins Wasserbad gab.
»Ist für mich ein Kinderspiel.«
Mirkos Blicke folgten der jungen Frau. Das Blut stieg ihm zu Kopf, als er sah, wie sich ihre Brüste unter der Bluse abzeichneten. Ob sie bei ihrem geschniegelten Mann auf ihre Kosten kam? Der glänzte doch meistens durch Abwesenheit.
»Wo sind denn deine Leute?«, fragte er mit belegter Stimme.
»Meine Mutter haben wir ins Krankenhaus gebracht. Sie muss an der Gallenblase operiert werden. Bis zum Abend will mein Vater bei ihr bleiben und ihr Mut zusprechen.«
»Dann sind wir beide ganz allein?«
»Und wenn schon.« Angela lachte. »Mach dir bloß keine falschen Hoffnungen.«
Sie hatte längst gemerkt, dass Mirko ein Auge auf sie geworfen hatte.
Mirko war ein Bär von einem Mann. Jeder Bodybuilder wäre beim Anblick seiner Muskeln vor Neid erblasst. Natürlich wäre es Angela nie in den Sinn gekommen, ihren Mann zu betrügen. Aber so ein kleiner harmloser Flirt würzte den Alltag und schmeichelte ihrem Selbstbewusstsein.
»Der Mensch hofft, solange er lebt«, meinte Mirko grinsend. »Kommst du am Samstag mit in den ›Blechernen Krug‹ zum Sommerfest?«
»Ich werde mit meinem Mann hingehen.«
»Aber einige Tänze wirst du doch wohl für mich reservieren?«
»Wenn deine Freundin nichts dagegen hat – warum nicht?«
»Momentan bin ich solo. Meine Verflossene wollte mich mit Gewalt zum Standesamt schleppen. Aber wenn man heiratet, ist das Geld ja nur noch die Hälfte wert. Bei einer Frau wie dir würde ich da hingegen nicht lange überlegen. Ein Jammer, dass du schon in festen Händen bist.«
»Man kann nun mal nicht alles haben. So, dein Essen ist heiß, Mirko. Verschwinde jetzt, und lass es dir gut schmecken.«
***
Am Nachmittag fuhr Angela in die Kreisstadt und stöberte in den Boutiquen nach einem aufregenden Kleid für das Sommerfest. Es war wohl Lichtjahre her, seit sie etwas Neues zum Anziehen bekommen hatte. Der Bau verschlang Unsummen. Eigentlich konnte sie es sich auch jetzt nicht leisten, aber sie hatte es satt, in den alten Fetzen herumzulaufen. Und wie verführerisch war die neue Mode!
Wenn sie schon mal mit Daniel ausging, wollte sie auch so hübsch wie möglich sein.
»Wie findest du mein neues Kleid?«, überfiel Angela Samstagmittag ihren Mann, der sich mit einem Berg von Akten in das kleine Arbeitszimmer zurückgezogen hatte.
Nur widerwillig riss Daniel sich vom Computer los und blickte seine junge Frau geistesabwesend an.
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