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E-Book

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

Bicker Inepu

Die Herren des Schakals
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96741-024-2
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)

Die Herren des Schakals

E-Book, Deutsch, 320 Seiten

ISBN: 978-3-96741-024-2
Verlag: Hybrid Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



München, 1889: In der Glyptothek wird eine mysteriöse Maske entwendet, die den Totengott Anubis darstellt, der Kurator ermordet und wie eine altägyptische Mumie drapiert. Der Direktor des Museums betraut Rosa und Daisy mit diesem Fall, zwei private Ermittlerinnen, ohne die Gendarmerie zu informieren. Um kein Aufsehen zu erregen, sollen sie den Mord aufklären und vor allem die Maske zurückholen. In fünf Tagen findet eine wichtige Ausstellung statt. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt, in dem die zwei Frauen schauerliche und überraschende Entdeckungen erwarten - und ein Ritual, das Opfer fordert. Ein mystischer Detektiv-Krimi im München des 19. Jahrhunderts.

Angaben zur Person: Roxane Bicker wurde in Kassel geboren. Nach dem Studium der Ägyptologie, Koptologie und Ur- und Frühgeschichte arbeitet sie als Museumspädagogin im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst und lebt mit Mann, Sohn und Katze in München. Neben der Geschichte hegt sie auch eine Leidenschaft für die Astronomie, den Weltraum und die Sterne. Ihre Liebe gehörte schon immer dem geschriebenen Wort und so war es nur eine Frage der Zeit, dass sie selbst Geschichten verfasst.

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Rosa von Arnhem – Glyptothek
    »Bitte setzen Sie sich, meine Damen.« Heinrich Kirch, der Direktor der Münchner Glyptothek, wies auf die beiden gepolsterten Stühle, die vor seinem ausladenden Schreibtisch standen. »Frau von Arnhem, Miss Grace, ich freue mich, dass Sie es so kurzfristig einrichten konnten, hier vorbeizukommen. In gewissen Kreisen hört man ja vielversprechende Dinge von Ihnen und Ihrem … Blumenladen. Ich hoffe inständig, dass es nicht nur Gerede ohne Substanz ist.« Rosa von Arnhem entging das leichte Zögern in der Stimme des alten Herrn nicht, auch nicht der abschätzige Blick, den er ihr verstohlen zuwarf. Sie nickte kurz und schaute ihn direkt an. Es war nichts Neues für sie, dass sie mit ihrer Erscheinung aneckte. Die kurzen Haare, Jacke und Hose wie ein Mann, das fiel auf und passte nicht jedem. Sie hatte sich an diese Ablehnung gewöhnt. »Wir hoffen, dass wir Ihren Erwartungen entsprechen, Herr Direktor.« Sie klemmte ihren Gehstock unter die Armlehne und nahm mühsam auf dem angebotenen Stuhl Platz. Die Hüfte schmerzte heute mehr als sonst, aber sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. »Was können wir für Sie tun?« Kirch lehnte sich in seinem Sessel zurück und schob nachdenklich einige Blätter auf dem Schreibtisch von rechts nach links. »Ich habe die Ehre, mit ihrem Vater bekannt zu sein, Frau von Arnhem. Wir trafen uns immer, wenn er hier in München weilte. Unsere Zusammenkunft ist jedoch schon etliche Jahre her. Sie …«, er strich sich durch den eisgrauen Bart, runzelte die Stirn, »… dienten wohl das letzte Mal, als er hier war, wenn ich es recht verstanden habe.« Rosa lehnte sich ebenfalls zurück, verschränkte die Arme vor der Brust und zog eine Augenbraue in die Höhe. Ebenso wie ihre Erscheinung zog auch ihre Dienstzeit in der französischen Fremdenlegion oftmals Unverständnis auf sich. Frauen als Soldaten, mit dieser Vorstellung konnten sich nur wenige anfreunden. Schweigend wartete Rosa. Der Direktor räusperte sich. »Nun, wie auch immer, ich setze auf Ihre Diskretion in dieser Angelegenheit. Sie ist delikat und wir haben nur wenig Zeit.« »Mein lieber Herr Direktor«, warf Daisy Grace mit sanfter Stimme ein. Sie beugte sich etwas vor und lächelte den alten Herrn an. »Sie bekommen so viel von unserer Diskretion wie Sie möchten, wenn Sie einfach sagen, worum es geht!« Daisy war das genaue Gegenteil von Rosa. Klein und adrett, die langen, braunen Haare ordentlich frisiert, ein dunkles Kleid schmiegte sich um ihre wohlproportionierte Figur. Kirch stand auf, drehte den beiden Frauen den Rücken zu und sah auf das Porträt, das an der Wand hinter seinem Schreibtisch hing. Es zeigte Ludwig I., der die Glyptothek vor über fünfzig Jahren hatte erbauen lassen. »Vielleicht ist Ihnen aufgefallen, dass wir das Museum heute geschlossen haben. Es gab einen bedauerlichen Zwischenfall in der Nacht. Einer meiner Mitarbeiter, Herr Kurator Hans Karmann, wurde ermordet.« Kirch schwieg einen Moment. »Als wir heute Morgen vor Öffnung durch die Ausstellungsräume gingen, fanden wir seine Leiche im Ägyptischen Saal. Drapiert geradezu, in ungewöhnlichster Art und Weise. Der rückwärtige Zugang zum Museum war aufgebrochen.« Er drehte sich um und schaute Rosa und Daisy an. »Mord!« Rosa zog einen kleinen Block aus ihrer Hemdtasche und machte sich einige Notizen. Sie sah nicht auf, als sie sprach. »Warum haben Sie sich nicht an die Gendarmerie gewandt? Stattdessen kontaktieren Sie uns? Wir werden sonst nur zu Hilfe gerufen, wenn die offiziellen Stellen sich nicht zuständig fühlen.« Direktor Kirch hüstelte. »Mein Vertrauen in das Wirken unserer Gendarmen ist, gelinde gesagt, nicht besonders hoch und die Angelegenheit, wie ich erwähnte, sehr heikel, so dass ich das Ganze lieber entre nous, unter uns, abwickeln würde, Sie verstehen? Ich kann es mir nicht leisten, dass diese Geschichte an die Öffentlichkeit dringt. Können Sie sich vorstellen, was passiert, wenn die Presse Wind von der Sache bekommt und ich dann Scharen von Reportern vor meiner Tür habe und von ihnen auf Schritt und Tritt verfolgt werde? Nein!« Er schüttelte vehement den Kopf. »Es verhält sich nämlich so, dass nicht nur Karmann zu Tode kam, sondern auch ein wertvolles und unersetzliches Objekt aus unserer Sammlung verschwunden ist. Ein Objekt, das in wenigen Tagen im Rahmen einer feierlichen Veranstaltung hochrangigen Gästen präsentiert werden sollte. Zu diesem Abend haben sich die höchsten Würdenträger angekündigt, Sie verstehen? Ich bin also etwas unter Zeitdruck und würde die Öffentlichkeit gerne so gut es geht heraushalten. Sie können sich nicht vorstellen, was geschieht, wenn die Leute erfahren, was hier passiert ist!« Rosa schwieg einen Moment und versuchte, sich zu sammeln. Diplomatie gehörte nicht zu ihren Stärken. »Herr Direktor«, begann sie zögerlich. »Ich weiß es zu schätzen, dass Sie sich unter diesen Umständen an uns wenden. Aber glauben Sie mir, Sie sollten sich an die Gendarmerie wenden.« »Nein!« Kirch hieb mit der flachen Hand auf den Tisch. Daisy zuckte zusammen, aber Rosa irritierte es nicht im Geringsten. Sie kannte ihren Vater und sein sehr ähnliches Verhalten. Sie kannte den grimmigen Blick, mit dem Kirch sie anfunkelte. »Nehmen Sie den Auftrag an, Frau von Arnhem, Miss Grace?« »Ihre Ansichten in allen Ehren, aber …«, setzte Rosa an, doch sie unterbrach sich, als sie Daisys Hand an ihrem Arm spürte und ihr leichtes Kopfschütteln sah. So schwieg sie und überließ es Daisy, zu antworten. »Natürlich nehmen wir den Auftrag an und bedanken uns bei Ihnen für das Vertrauen, dass Sie in uns setzen.« Daisy ließ Rosas Arm los und faltete die Hände im Schoß. »Können wir den Tatort in Augenschein nehmen? Ich hoffe, dass sich die Leiche noch unten befindet? Und Sie haben nichts am Fundort verändert?« Kirch nickte zufrieden. »Ich habe sofort alles absperren lassen. Der Körper liegt, wie ich ihn vorgefunden habe. Ich bitte Sie, sich schnellstmöglich ein Bild der Lage zu machen, so dass ich das Museum nicht länger als nötig geschlossen halten muss. Das Gerede, Sie verstehen? Ich habe einen Ruf zu wahren.« Rosa tippte mit der Spitze ihres Bleistiftes auf ihren Notizblock. Die Sache gefiel ihr nicht. Warum befanden sie beide sich hier und nicht die Gendarmerie? »Einen Moment, Herr Direktor. Ich möchte Ihnen zuvor noch ein paar Fragen stellen. Und auch einige ganz praktische Dinge sind zu klären.« Kirch stützte die Fäuste auf die Platte seines Schreibtisches. »Kann das nicht warten, bis Sie sich ein Bild vor Ort gemacht haben? Ich habe ein Museum zu öffnen!« »Meinen Sie wirklich, dass so früh am Morgen schon Ströme von Besuchern an ihre Tür klopfen? Die Stadt war leer und ausgestorben, als wir hierher gefahren sind. Hängen Sie einen Zettel an den Eingang, dass sich die Öffnung heute verzögert. Wenn Sie unsere Hilfe brauchen, Direktor Kirch, dann läuft diese Ermittlung nach unseren Regeln.« Rosa suchte den Blick des alten Herrn und sah ihm fest in die Augen. Sie kannte das Spiel gut. Es passte dem Direktor nicht, dass er die Hilfe von zwei Frauen benötigte, dass sie ihm sagten, wo es langging. So war es auch in der Legion gewesen. Den Respekt und das Vertrauen der anderen Soldaten hatte sie sich erst verdienen müssen. Sie sah, wie die Muskeln in seinem Kiefer arbeiteten. Dann setzte er sich und faltete die Hände. »Nun gut. Was wollen Sie wissen?« »Ist es nicht ungewöhnlich, dass Herr Karmann in der Nacht noch im Museum war?« »Viele Dinge in diesem Haus können nur erledigt werden, wenn keine Besucher da sind. Karmann hat die Aufstellung der Maske geplant. Das war ein solcher Fall. Weiter.« »Wie konnte denn jemand so spät in das Museum gelangen? Es war doch sicher geschlossen.« »Der Täter hat den rückwärtigen Zugang zum Haus aufgebrochen. So hat er sich Einlass verschafft. Ich werde es heute sofort reparieren lassen.« »Er?« Kirch strich sich durch die langen grauen Haare. »Ich bitte Sie, Frau von Arnhem. Sie wollen doch nicht ernsthaft eine Frau als Mörderin in Betracht ziehen? Nein. Es war mit Sicherheit ein Mann, der dies begangen hat. Sie werden sehen.« »Wir werden sehen«, entgegnete Rosa. »Was können Sie mir denn noch über Herrn Karmann berichten. Hatte er Familie?« »Er war ein fleißiger und unauffälliger Mitarbeiter und wird uns sehr fehlen. Seine privaten Angelegenheiten tun hier nichts zur Sache. Danach zu fragen, ist genauso abwegig, wie … Nun, Sie werden verstehen, wenn Sie sich den Körper angeschaut haben. Und das machen Sie jetzt bitte, um nicht noch mehr Zeit zu verschwenden.« Kirch schob seinen Sessel zurück und stand auf. Er schritt an Rosa und Daisy vorbei und öffnete die schwere Holztür. Rosa seufzte. Vielleicht würde sich am Tatort die Gelegenheit zu weiteren Fragen ergeben. Daisy erhob sich und hakte sich beim Direktor unter. Wohlwollend tätschelte er ihre Hand. Über die Schulter warf Daisy Rosa einen schnellen Blick zu und zwinkerte. »Wenn Sie immer so auf die Dringlichkeit hinweisen, mein lieber Herr Direktor«, sagte sie, »wie viel Zeit bleibt uns denn für die Lösung des Falles?« »Fünf Tage. Die Präsentation der Maske ist für den Samstagabend geplant. Sie haben fünf Tage.« Rosa erhob sich schwerfällig, griff nach ihrem Gehstock und wies zur Tür. »Worauf warten wir dann noch? Bitte nach Ihnen, Herr Direktor.«   Der Leichnam von Hans Karmann lag friedlich auf dem Marmorfußboden des Ägyptischen Saales. Alte Götter und Könige schauten regungslos und leise lächelnd auf ihn herab. Geradezu anklagend wartete...



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