Birk | Operation Peruggia | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 376 Seiten

Birk Operation Peruggia

Ein Tom-Grip-Thriller
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-95890-264-0
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Tom-Grip-Thriller

E-Book, Deutsch, 376 Seiten

ISBN: 978-3-95890-264-0
Verlag: Europa Verlage
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Kopenhagen, im Juni 2016: In einem aufsehenerregenden Coup wird das teuerste Gemälde Dänemarks - 'Interiør' von Vilhelm Hammershøi - aus dem Dänischen Nationalmuseum gestohlen. Eine Leihgabe von Brian Frost, dem 'König' von Kopenhagens Unterwelt. Dieser beauftragt den international agierenden Kunstdieb Tom Grip, das Gemälde wiederzubeschaffen. Tom bleiben kaum mehr als 24 Stunden Zeit, um das Bild aufzuspüren. Denn das exklusive Werk ist mit einem Mechanismus gesichert, der es zerstört, sollte es nicht rechtzeitig zurückgehängt werden ... Für Tom Grip beginnt ein atemloser Wettlauf gegen die Zeit. Während ihn erste Spuren zu dem serbischen Mafiaboss Neboj?a Savi? führen, der in einem erbitterten Machtkampf mit Toms Auftraggeber steht, schaltet sich auch die dänische Polizei ein, bei der ein Beamter ein gefährliches Doppelspiel zu treiben scheint. Inmitten einer heißen Jagd, in der alle Beteiligten bis zum Äußersten gehen, taucht schließlich ein Name immer wieder auf: Jonathan Frost - Tom Grips bester Freund -, getötet bei einem letzten gemeinsamen Raubzug in Thailand. Virtuos und geschmeidig erzählt: Philip Birk schickt den Leser auf ein rasantes Abenteuer zwischen elitärer Kunstszene und Mafia-Milieu. In seiner schwedischen Heimat euphorisch gefeiert, offenbart 'Operation Peruggia' den Autor als außergewöhnliche neue Stimme in der internationalen Krimiszene. Ein atemberaubendes Thriller-Debüt, das in Erinnerung bleiben wird.

Philip Birk, Jahrgang 1993, wuchs im schwedischen Varberg auf und studiert Lehramt Geschichte an der Universität Uppsala. 'Operation Peruggia' ist der Auftakt zu seiner rasanten Thriller-Reihe um Meisterdieb Tom Grip, zu dem ihn indirekt sein Urgroßvater inspirierte. Dieser war Direktor des Randers Kunstmuseums, dessen Publikumsmagnet das Bild 'Interiør' von Vilhelm Hammershøi ist.
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1. KAPITEL



CAIS DA RIBIERA, PORTO


Ich sah, wie der Fremde sich im Türrahmen duckte, als er das Peter Café Sport betrat, ein kleines Lokal an der Promenade Cais de Ribiera im Zentrum von Porto. Über die Schultern des Mannes hinweg sah ich Ponte Luis, die Bogenbrücke über den Douro, der sich durch die Stadt schlängelte wie ein fetter Wasserwurm. Die Autos überquerten den Fluss auf zwei Etagen; eine schmalere Straße verlief unterhalb des Bogens, eine breitere oberhalb.

Die Gasträume waren in die Mauer an der Brücke gesprengt worden. Die Steinblöcke hatten Porto Hunderte Jahre lang verteidigt, aber nun beherbergten sie ein Café mit alten Eistruhen und laminierten Speisekarten, auf denen die Gerichte abgebildet waren. Die Restaurants an der Promenade wurden von verblichenen Sonnenschirmen gesäumt, die den Touristen in der portugiesischen Hitze Schatten spendeten. Die Tür des Peter Café Sport war angelehnt und schützte vor dem Gewimmel.

Der Fremde blieb auf der Schwelle stehen, damit sich die Augen an die Lichtverhältnisse gewöhnten. Auf der Promenade hatte ihn das Licht geblendet, doch nun befand er sich in einem kleinen Raum, der eher an eine Grotte erinnerte. Keine Fenster, eine niedrige Decke. Die Luft war so feucht, dass die Ecken des Spiegels hinter den Flaschen an der Bar beschlagen waren. An der Decke drehte sich dumpf surrend ein alter Ventilator aus gemasertem rotem Holz. Von der Promenade drangen Lachen und Stimmengewirr herein, doch im Inneren des Cafés war man wie in einer anderen Welt.

Hier waren wir nur zu dritt: der Barkeeper, der Fremde und ich.

»Zwei Bier«, sagte der Mann.

Er war fast zwei Meter groß. Kein Wunder, dass er sich im Türrahmen ducken musste. Trotz des überdimensionierten Körpers saß der dunkelblaue Anzug perfekt. Definitiv die Arbeit eines Maßschneiders. Ägyptische Baumwolle und Hornknöpfe. Hatte sicher fünfzig Mille gekostet.

.

Die Gesichtszüge verrieten, dass der Mann Nordeuropäer war, und die Kleidung zeugte davon, dass er seine Reise in Eile angetreten hatte. Der Anzug war nicht die optimale Kleidung in dieser Hitze, und seine helle Haut hatte keine Chance gegen die Sonne von Porto gehabt. Er war so sonnenverbrannt, dass ich glaubte, den Duft von frisch gebratenem Bacon zu riechen. Wenigstens trug er keine Krawatte und hatte es sich erlaubt, den obersten Hemdknopf zu öffnen.

Der Barkeeper stellte zwei Super Bock auf den Tresen. Der Fremde lächelte zufrieden, als er die erste Flasche in die Hand nahm.

»Cheers.«

Sein Adamsapfel hüpfte auf und ab, als das Bier die Kehle hinunterfloss. Ich schätzte den Mann auf etwa fünfzig, maximal fünfundfünfzig Jahre. Er presste die schmalen Lippen zusammen und ließ den Blick umherwandern. Schließlich sah er mich an und schlenderte auf mich zu, als hätte er sich spontan dazu entschieden – obwohl er zwei Bier bestellt hatte.

»Darf ich mich setzen?«

Die Stimme klang nasal. Londoner Dialekt. Ich nickte, und er nahm auf dem Stuhl neben mir Platz.

»Sprechen Sie Englisch?«

»Ja.«

Der Mann schob mir die andere Flasche zu. Ich würdigte das Bier keines Blickes, sondern behielt ihn im Auge. Das schien ihm zu missfallen. Er nahm einen weiteren Schluck und wischte sich dann über die Stirn. »Ich suche Tom Grip.«

Mein Herzschlag setzte eine Sekunde aus. Mein Interesse an dem Fremden war gering gewesen, aber nun hatte es sprunghaft zugenommen. Weil ich Tom Grip bin. Allerdings war es vier Jahre her, seit mich jemand so genannt hatte.

»Grip«, wiederholte der Mann. »Kennen Sie ihn?«

Seine Stimme wirkte nun kräftiger. Er hatte an Selbstvertrauen gewonnen. Ich hatte schon bemerkt, dass er überstürzt nach Portugal abgereist war. Nun begriff ich, warum.

Der Mann war in Porto, um mich zu finden.

»Nein«, log ich. Der Fremde lehnte sich zurück. Das Hemd klebte an seiner bleichen Brust. Er war so schlank, dass die Schlüsselbeine hervorstanden, zwei Bögen, gekrümmt wie Ponte Luis.

»Ich bin Hitze nicht gewohnt«, stöhnte er und lächelte.

»Das sehe ich.«

Der Mann grinste. Gelbliche, schiefe Zähne – was für ein Klischee. Er sollte sie richten lassen. Nach dem Anzug zu urteilen, hatte er das Geld dazu.

»Sind Sie sicher, dass Sie keinen Tom Grip kennen?«, fragte er mich zum dritten Mal.

»Ja.«

»Schade. Ich glaube, er sitzt oft in dieser Kneipe.«

»Ich verspreche, dass ich mich melde, wenn ich etwas höre«, sagte ich. »Von wem soll ich Grüße ausrichten?«

»Nicholas Spring.«

Der Name klang genauso britisch wie der Akzent des Mannes. Spring sprach ein altmodisch-biederes Englisch, wie man es von einem Mann in seinem Alter erwartete. Als er die leere Flasche abstellte, schob ich ihm die andere hin. Er hob eine Augenbraue, um zu fragen, ob es okay sei.

»Sie haben sie schließlich bezahlt.«

Ich widmete mich meinem eigenen Drink. Die Eiswürfel waren nur noch so groß wie Weinbeeren und mein Sprite so verdünnt, dass es fast wie Mineralwasser schmeckte.

Kurz darauf erhob sich Spring mit der Flasche in der Hand.

»Vielen Dank für die Gesellschaft.«

»War mir ein Vergnügen«, antwortete ich.

Er trank aus und stellte die Flasche hart auf den Tisch. Der Knall brach das Surren des Ventilators, der über uns arbeitete. Als er mir den Rücken zuwandte, sagte ich:

»Übrigens – wie sieht dieser Grip denn aus?«

Spring drehte sich um und lächelte. Er fischte ein Foto aus der Brusttasche und schob mir das Bild herüber. An seinem Handgelenk glänzte eine Uhr aus mattem Stahl mit einer Schramme auf dem Glas über dem Logo. Ich hatte diese Uhr schon einmal gesehen.

»Ein Geschenk von einem ehemaligen Mandanten«, sagte Spring, der meinen neugierigen Blick bemerkt hatte.

Ich schaute mir das Foto an, dessen verblasste Farben davon zeugten, dass es einige Jahre alt war. Schweigend betrachtete ich die beiden Männer auf dem Bild, dann wanderte mein Blick hinauf zu dem Spiegel hinter der Bar. Ich will lieber nicht beschreiben, wie ich aussehe, denn es gibt schlimmere Typen als Nicholas Spring, die nach mir suchen. Aber eines kann ich verraten: Das Bild zeigte mich.

Neben mir stand Jonathan. Das Foto musste das letzte sein, das von uns beiden zusammen gemacht worden war – im Hintergrund sah man einen kleinen Garten und die Villa, die wir vor einigen Jahren auf Phuket gemietet hatten. Als ich Jonathans Gesicht sah, brachen die Erinnerungen wie eine Flutwelle über mich herein. Das Foto war wie ein Tor zur Vergangenheit. Ich vergaß beinahe, dass Spring neben mir stand, bis er sich räusperte.

Noch immer tief bewegt gab ich ihm die abgegriffene Fotografie zurück. Dabei fiel mir auf, dass mein Name mit Tinte auf der Rückseite geschrieben stand.

»Wer sind Sie?«

»Das habe ich doch schon gesagt. Mein Name ist Nicholas Spring, und ich suche Sie schon lange. Ich muss Ihnen etwas erzählen. Es geht um Jonathan.«

»Was meinen Sie?«

Der Fremde sah sich vorsichtig um. Gedämpfter Lärm drang von der Promenade herein und mischte sich mit dem Rauschen der Fahrzeuge, die über die Brücke fuhren, doch im Peter Café Sport war alles ruhig. Vielleicht war es die Stille, die ihn beunruhigte.

»Nicht hier. Wir sollten uns an einem Ort unterhalten, wo uns niemand sehen oder hören kann.«

Spring reichte mir eine Visitenkarte und verließ dann das Café, ohne noch ein Wort zu sagen. Ich sah ihm nach. Der Anzug zeigte kaum Falten, obwohl er auf dem Stuhl gesessen hatte, doch die weißen Haarsträhnen klebten an der Haut. Spring zog den Kopf ein, als er hinausging, und wandte sich nach links. Er verschwand auf der Promenade, bevor die Tür zufiel.

Ich betrachtete die Karte in meiner Hand. Nicholas Spring, Rechtsanwalt, Kanzlei Howard & Spring, London. Auf die Rückseite hatte er unseren Treffpunkt gekritzelt. Die Adresse war einige Querstraßen vom Peter Café Sport entfernt oben in Vitória. Auch eine Zeit war angegeben: 21.00 Uhr.

»Nicholas Spring«, las ich noch einmal leise für mich selbst.

In meiner ganzen Karriere war ich nie zuvor aufgespürt worden. Keiner hatte mich je gefunden, wenn ich beschlossen hatte abzutauchen. Die Tatsache, dass dieser Anwalt es geschafft hatte, machte ihn zu einem höchst interessanten Individuum. Ich steckte die Visitenkarte in die Tasche und grübelte...


Philip Birk, Jahrgang 1993, wuchs im schwedischen Varberg auf und studiert Lehramt Geschichte an der Universität Uppsala. "Operation Peruggia" ist der Auftakt zu seiner rasanten Thriller-Reihe um Meisterdieb Tom Grip, zu dem ihn indirekt sein Urgroßvater inspirierte. Dieser war Direktor des Randers Kunstmuseums, dessen Publikumsmagnet das Bild "Interiør" von Vilhelm Hammershøi ist.



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