E-Book, Deutsch, 240 Seiten
Bishop Das dritte Gilmore Girl
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-98922-115-4
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Vom Broadway bis nach Stars Hollow: Mein Leben im Rampenlicht | Das Memoir von Kelly Bishop (»Gilmore Girls« & »Dirty Dancing«)
E-Book, Deutsch, 240 Seiten
ISBN: 978-3-98922-115-4
Verlag: mvg
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
In ihrem berührenden Memoir nimmt uns Kelly Bishop mit auf eine faszinierende Reise durch ihr Leben und ihre Karriere. Bekannt als Emily Gilmore aus der Kultserie »Gilmore Girls« und als Mutter von Jennifer Grey in »Dirty Dancing«, teilt sie offen und ehrlich die Höhen und Tiefen ihrer außergewöhnlichen Laufbahn. Vom Beginn als talentierte Balletttänzerin über ihre erste Ehe mit einem spielsüchtigen Mann, ihre schillernde Zeit am Broadway bis hin zu ihren ikonischen Rollen in Film und Fernsehen – Bishop gewährt uns tiefe Einblicke in die glanzvolle, aber oft auch herausfordernde Welt des Showbusiness.
Mit viel Humor, Charme und Selbstreflexion erzählt sie von den Freundschaften, schwierigen Entscheidungen und den Momenten, die sie geformt haben. Darunter ihre Teilnahme an Frauenrechtsmärschen und der schmerzhafte Verlust ihres zweiten Ehemanns, der an Krebs gestorben ist. In diesem bewegenden Memoire öffnet die preisgekrönte Schauspielerin ihr Herz und enthüllt die bislang ungekannte Geschichte ihrer beeindruckenden sechs Jahrzehnte im Rampenlicht – garniert mit witzigen Anekdoten und einer Auswahl persönlicher wie beruflicher Fotos.
Ein absolutes Muss für alle, die »Gilmore Girls« und/oder »Dirty Dancing« lieben und einen ehrlichen Blick hinter die glamourösen Kulissen von Hollywood und Broadway werfen möchten.
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Kapitel eins
Rückblickend finde ich es immer noch faszinierend, wie ein einziger, scheinbar alltäglicher Anruf mein Leben veränderte. Weder erklang ein himmlischer Engelschor noch durchbrach unvermittelt ein Sonnenstrahl die Wolkendecke und schien durch mein Wohnungsfenster. Und ich hatte auch nicht den Hauch einer Ahnung, dass etwas Entscheidendes geschehen würde. Es war bloß ein Anruf von meinem alten Freund Tony Stevens. Das war 1974, an einem für New York City typischen kalten, trüben Januartag. Ich arbeitete seit 1962 als Musicaltänzerin im ganzen Land. Ich war sehr gut. Zwar verdiente ich nicht sehr viel Geld, aber ich hatte immer genug Engagements, um nicht wie viele andere Tänzerinnen und Tänzer gezwungen zu sein, mein Einkommen durch Nebenjobs als Kellnerin, Kassiererin oder Büroaushilfe aufzubessern. Ich liebe das Tanzen, seit ich acht war. Es bedeutet für mich Freude und Freiheit. In ein paar Wochen würde ich dreißig werden, und das durchschnittliche Verfallsdatum für Musicaltänzerinnen liegt ungefähr bei fünfunddreißig Jahren. Ich träumte von einer Schauspielkarriere. Ich wollte Hauptrollen, reale Figuren mit realen Namen spielen. Schließlich können Schauspielerinnen so lange arbeiten, wie es ihnen die Gesundheit erlaubt und jemand für sie Parts schreibt. Ich gab mir zwei Jahre, um die Musicalarbeit allmählich aufzugeben. Entweder würde ich meine Fähigkeiten als Darstellerin verbessern oder mich vom Showbusiness verabschieden, um mich anderweitig zu orientieren. Im Übrigen ging gerade meine Ehe in die Brüche und ich war für so ziemlich für alles offen, was mich aus meiner aktuellen Situation befreite. Ich nahm den Anruf entgegen und hörte Tonys Stimme. »Michon Peacock und ich haben eine Idee, die wir gerne mit dir besprechen würden«, sagte er. Tony und Michon tanzten am Broadway. Ich hatte mit Michon zusammengearbeitet und mochte sie, und ich kannte auch Tony gut. Er war ein wunderbarer Mensch und ein hervorragender Tänzer, der auch als Choreograf gewirkt hatte. Ein unterhaltsamer, lustiger, energiegeladener Typ, der sich gerne unter anderen ausgezeichneten Tänzern aufhielt. Was immer die Idee der beiden war, mein Interesse war geweckt. Die Theater am Broadway hatten 1974 zu kämpfen. Es wurde immer kostspieliger, Aufführungen zu produzieren. Es gab viele Flops, und die Geldgeber suchten nach anderen Investitionsmöglichkeiten. Deshalb hatten viele tolle Tänzer ohne eigenes Verschulden keine Arbeit. Tony und Michon hatten darüber diskutiert. Tatsache war, dass die Produzenten unabhängig vom Erfolg eines Stücks seit jeher das Sagen hatten, die Kohle verdienten und die Lorbeeren ernteten. Wir Tänzer hingegen waren »die Arbeiterschaft der darstellenden Künste«, wie es Tony ausdrückte. Wie also, wenn überhaupt, konnte man für frischen Wind sorgen und faire Bedingungen schaffen? Vielleicht konnten wir Tänzer ja sogar unser Leben selbst in die Hand nehmen? »Michon und ich möchten eine Gruppe begabter, erfahrener Broadway-Tänzer zusammenbringen und versuchen, eine Art Unternehmen zu gründen. Alle sollen die Gelegenheit erhalten, ihre anderen Interessen im Business zu sondieren. Schreiben, Regie, Bühnenbild, Kostümdesign und so weiter. Einfach alles, mit dem sich der Satz ›Ich tanze seit Jahren, aber ich hätte mich immer gerne beschäftigt mit …‹ vervollständigen lässt«, sagte Tony. »Wir möchten, dass du dabei bist, wenn wir uns treffen und ein paar Ideen austauschen. Mal sehen, was dabei herauskommt. Was meinst du?« Ich musste nicht zweimal überlegen. »Sag mir, wann und wo, ich bin dabei.« Tony hatte bereits ein Tanzstudio in der East 23rd Street ausfindig gemacht, wo wir uns treffen konnten. Es hieß The Nickolaus Exercise Center. Er wollte sich wieder bei mir melden, wenn Datum und Uhrzeit feststanden. Immer noch kein Engelschor, kein ätherischer Sonnenstrahl, der durch mein Wohnungsfenster drang. Nur der Gedanke, wie schön es war, sich auf etwas zu freuen, das sich als fruchtbar erweisen könnte. Es würde mich auch ablenken davon, dass ich arbeitslos war und auf eine Scheidung zusteuerte, die wahrscheinlich schon vor Monaten oder sogar Jahren fällig gewesen wäre. ? Tony rief ein paar Tage später wieder an. Das Treffen sollte am Samstag, dem 26. Januar, um 23 Uhr stattfinden. Ein paar der neunzehn Tänzer, die kommen würden, traten auf und mussten das Ende ihrer Aufführung abwarten. Ich schrieb mir gerade den Termin in den Kalender, als er beiläufig hinzufügte: »Übrigens hat Michael Bennett davon gehört. Er wird also auch dabei sein, aber nur als Beobachter.« Oh Gott. Michael Bennett war auf dem Weg, als Autor, Regisseur, Tänzer und Choreograf zur Broadway-Legende zu werden. Er war brillant. Wir mochten einander und bewunderten uns gegenseitig für unser Talent. Im Laufe der Jahre kam es aber auch zu Auseinandersetzungen. Meiner Meinung nach war Michael ein Meister der Manipulation. Instinktiv erkannte er die Schwachstellen anderer Menschen und nutzte sie, um so die Leute dazu zu bringen, nach seiner Pfeife zu tanzen. Ich spürte das gleich, als ich ihn kennenlernte. Allerdings hatte er bei mir damit keinen Erfolg. Das nahm er mir übel, aber ich glaube, er respektierte mich auch zähneknirschend dafür und nahm die Herausforderung an. Michael und ich lernten uns 1967 kennen, als ich für eine Nebenrolle in einem Musical vorsprach, das er inszenierte. Eine erstklassige Produktion mit dem Titel Promises, Promises. Die Musik war von Burt Bacharach, die Texte von Hal David, das Buch von Neil Simon, und Hauptdarsteller war ein fantastischer Sänger und Schauspieler namens Jerry Orbach. Michael hatte sich schon in den 1960er-Jahren als angesehener Tänzer und Choreograf etabliert, und ich war aufgeregt, ihm vorgestellt zu werden. Er war fast ein Jahr älter als ich, gut 1,75 Meter groß und hatte dunkles Haar. Sein schelmisches Lächeln und die funkelnden Augen wirkten sexy. Er war sehr kokett. Ich erinnere mich daran, dass ich dachte »Ich will für diesen Typen arbeiten«, und begeistert war, als ich den Job erhielt. Promises, Promises hatte im Shubert Theatre am Broadway am 1. Dezember 1968 Premiere. Es war harte Arbeit, ich liebte es, und Michael und ich kamen reibungslos miteinander klar. Bis zu einem Tag ein paar Wochen nach dem Start, während einer sogenannten »Aufräumprobe« (nachdem man dasselbe Stück eine Weile lang achtmal die Woche aufgeführt und die gleichen Schritte bis zum Umfallen gemacht hat, tendiert man dazu, etwas schlampig zu tanzen, hier und da einen Schritt auszulassen, um es sich leichter zu machen). Michael und sein Assistent, ein reizender Typ namens Bob Avian, sahen uns vom Bühnenrand aus zu, während wir die Schlussnummer des erstens Akts, Turkey Lurkey Time tanzten. Da sah ich, wie Michael zu mir schaute, sich Bob zuwandte, auf mich zeigte und lachte. Ich hörte sofort auf zu tanzen. Während die anderen und der Pianist weitermachten, blieb ich stocksteif stehen und starrte Michael an. Er bemerkte es und erwiderte meinen Blick verwirrt. »Gibt es ein Problem?«, fragte ich. Er war überrumpelt und eindeutig nicht gewohnt, direkt angesprochen zu werden. Er murmelte etwas, das wie »Was?« klang. In der Zwischenzeit waren Tanz und Musik abgebrochen, und auf der Bühne war nur noch meine Stimme zu vernehmen. Ich stellte Michael Bennett zur Rede. »Du stehst hier zwei Armlängen vor mir, flüsterst Bob etwas zu und zeigst auf mich. Dann lachst du. Mache ich etwas falsch? Raus damit, ich höre. Aber zeige nicht auf mich und lache und erwarte, dass mich das nicht stört.« Es war ihm sichtlich peinlich. Und Bob ebenfalls. Keiner von beiden sagte ein Wort. Während sie noch auf den Boden starrten, nahmen die anderen Tänzer und ich die Nummer dort wieder auf, wo wir sie unterbrochen hatten, und die Probe ging weiter. Michael und ich taten den ganzen Tag, als ob nichts gewesen wäre, aber diese kleine Auseinandersetzung sollte unsere Beziehung nachhaltig beeinflussen. Die gereizte Stimmung während dieses Vorfalls hinderte uns nie daran, unsere Arbeit gegenseitig zutiefst zu schätzen. Er engagierte mich sogar, als er die Choreografie für die Milliken Breakfast Show machte, ein zweiwöchiges Event, das jedes Jahr im Waldorf Astoria an der Park Avenue stattfand. Seit 1956 hatte das Textilunternehmen Milliken & Company zum Auftakt der neuen Saison für seine Kundschaft Musicals aufgeführt. Sie scheuten keine Kosten. Manchmal überstieg ihr Budget das einer Broadway-Aufführung, und sie engagierten große Stars wie Ginger Rogers, Ann Miller, Tommy Tune oder Donald O’Connor. Es war eine große Sache, sehr prestigeträchtig, äußerst gut bezahlt, und Michael leistete hervorragende Arbeit. Während der Proben bemerkte ich zum ersten Mal eine neue Marotte an ihm. Er stellte sich ganz nahe hinter eine Tänzerin und beugte sich vor, um ihr etwas ins Ohr zu flüstern. Eines Nachmittags war ich an der Reihe. Er stellte sich hinter mich, neigte sich zu meinem Ohr und murmelte »Talent macht mich an.« Dann trollte er sich. Ich bin nicht sicher, was für eine Reaktion er erwartete, aber ich verdrehte nur die Augen und gab ein gleichgültiges »Okay, danke.« von mir. Und jetzt kam er also zum Treffen von Tony und Michon, »nur als Beobachter«. Das kaufte ich ihm keine Sekunde lang ab. Dass Michael »nur beobachtete« gab es nie. Wenn er nicht damit rechnen konnte, am Ende wie ein Gott dazustehen, würde er sich nicht...