E-Book, Deutsch, Band 2174, 144 Seiten
Reihe: Julia
Blake Bis ans Ende der Nacht ...
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-0156-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2174, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7337-0156-7
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Bleib heute Nacht bei mir!' Der Fremde in der Bar mustert Perla voller Verlangen. Sie ist gebannt von seiner männlichen Aura - und von jener Traurigkeit, die sie zu vereinen scheint. Alles in ihr drängt danach, sich dem attraktiven Griechen hinzugeben und für eine Nacht ihre Ehe zu vergessen, die keine war. Arions zärtliche Küsse zeigen ihr ein ungekanntes Paradies - trotzdem stiehlt sie sich im Morgengrauen davon. Doch drei Tage später steht Perla ihm unerwartet wieder gegenüber: Beim Begräbnis ihres Mannes, der Arion angeblich um ein Vermögen gebracht hat ...
Mit dreizehn Jahren, lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum Leben zu erwecken und ihnen Happy Ends zu schenken. Als es ihr gelang, einen Verlag von einer ihrer Geschichten zu überzeugen, wurde ihr Traum endlich Wirklichkeit. Heute lebt Maya Blake gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im Südosten Englands ein Leben zwischen Büchern. Wenn sie sich nicht gerade in eines davon vergräbt, genießt sie es, Zeit mit ihrer wunderbaren Familie zu verbringen, schwimmen zu gehen und durch die Welt zu reisen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1. KAPITEL Der Parkplatz war genauso still, wie sie gehofft hatte. Perla Lowell saß in ihrem geliebten Mini Cooper und spielte auf der Suche nach den richtigen Worten nachdenklich mit ihrem Stift. Vier magere Zeilen. Mehr hatte sie in den vergangenen zwei Stunden nicht zustande gebracht. Mühsam schluckte sie ihre wachsende Verzweiflung hinunter. In drei Tagen würde sie vor Freunden und Familie eine Rede halten müssen … und ihr fehlten einfach die Worte. Das stimmt nicht ganz. Sie hatte schon Worte, nur klangen sie leider nicht wahr. Denn die Wahrheit … nein, die konnte und durfte sie niemals preisgeben. Seit drei Jahren war ihr ganzes Leben eine einzige große Lüge. Kein Wunder, dass ihre Hände wie verrückt zitterten, sobald sie zum Schreiben ansetzte. Und dass ihr Herz stolperte, wenn sie sich vorstellte, wie schwierig es in Zukunft werden würde, den Schein aufrechtzuerhalten. Aber was blieb ihr für eine Wahl? Wie könnte sie Güte mit Erniedrigung vergelten? Etwas anderes zu sagen oder zu tun als das, was man von ihr erwartete, würde eine Katastrophe nach sich ziehen, der sie nicht gewachsen war. Wut mischte sich in ihre Verzweiflung, und sie zerriss das Papier vor sich in zwei Hälften. Das Geräusch zerschnitt die Stille der Nacht, und allmählich brannten die Tränen, die sie so lange zurückgehalten hatte, schmerzhaft in ihrem Hals. Ihre Hände schienen ein Eigenleben zu führen und zerpflückten das Papier zu Konfetti. Dann öffnete sie die Finger und ließ alle Schnipsel zu Boden regnen. Vergeblich wartete sie darauf, dass die Tränen endlich flossen, doch nichts geschah. Sie blieben dort verschlossen, wo sie schon seit zwei Wochen lauerten und Perla quälten. Sie wären unaufrichtig, denn tief in ihrem Inneren war Perla … erleichtert. Dabei müsste sie am Boden zerstört sein. Wie tief war sie eigentlich gesunken? Ganz langsam legte sie die Hände in den Schoß und starrte blind durch die Windschutzscheibe. Direkt vor ihr befand sich die kürzlich mit mehreren Millionen Dollar aufpolierte Macdonald Hall in all ihrer urenglischen Pracht und mit ihrem exklusiven Club, der Mitglieder nur auf persönliche Empfehlung hin aufnahm. Gleich hinter dem imposanten Gebäude befand sich der dazugehörige, hochherrschaftliche Golfplatz. Allein die Cocktailbar dieses Etablissements war dem öffentlichen Publikum zugänglich, und zwar von sieben Uhr abends bis Mitternacht. Perla atmete tief durch und betrachtete die Papierfetzen neben ihren Füßen. Ihr schlechtes Gewissen erwachte, als ihr bewusst wurde, wie gut es sich anfühlte, endlich loszulassen. Nur dieses eine Mal, in diesem einen kostbaren Moment, wollte sie sich nicht zurückhalten … wollte nicht mehr jedes Wort und jedes falsche Lächeln auf die Goldwaage legen, während sie innerlich ihr Schicksal verfluchte. Sie wollte normal sein … Allerdings würde dieses Gefühl nicht lange anhalten. Perla musste nämlich noch die nächsten Tage überstehen. Resigniert griff sie nach ihrer Tasche. Hier war sie weit genug von zu Hause entfernt, niemand würde sie erkennen. Deshalb war sie ja auch über eine Stunde lang gefahren – um einen ruhigen Platz zu finden, an dem sie nach den richtigen letzten Worten suchen konnte. Aber sie war noch nicht bereit dazu, sich der Realität zu stellen, die verständnisvollen Gesten ihrer Mitmenschen anzunehmen oder ihre fragenden Blicke zu ertragen. Entschlossen starrte sie die Macdonald Hall an. Nur einen Drink! Dann würde sie zurückfahren und den morgigen Tag in Angriff nehmen. Hastig kramte sie ihre Bürste hervor und versuchte, ihre widerspenstigen Locken zu zähmen. Anschließend trug sie etwas Lippenstift auf. Scharlachrot war eigentlich nicht ihre Farbe, sie hatte diese Kosmetikprobe gratis zu einer Zeitschrift bekommen. Normalerweise würde sie es nicht wagen, sich derart auffällig zu schminken. Sie fand diese Aufmachung zu herausfordernd und zu grell. Und sie erkannte ihr eigenes Spiegelbild kaum wieder, aber war das nicht vielleicht ganz gut so? Perla zögerte. Nein, heute Nacht würde sie mutig diese Farbe tragen und jemand anderes sein als sonst! Nicht Perla Lowell, der ausgemachte Feigling. Sie wollte für eine Weile den Schmerz und die permanente Demütigung der letzten drei Jahre vergessen! Bevor sie es sich anders überlegen konnte, stieg sie aus dem Auto in die kühle Nacht hinaus. Ihre Partyjahre mochten lange hinter ihr liegen, trotzdem wusste sie, dass ihr schlichtes, trägerloses kleines Schwarzes für einen Cocktailabend mitten in der Woche durchaus angemessen war. Falls doch nicht, konnte ihr nicht mehr passieren, als dass man sie höflich bat zu gehen. Im Vergleich zu dem, was in den nächsten Tagen vor ihr lag, war das ein lächerliches Risiko. Ein schick gekleideter Concierge begrüßte sie am Eingang und führte sie über poliertes, makelloses Parkett zu einer antiken Doppeltür, über der das Wort Bar prangte. Ein weiterer livrierter Mitarbeiter öffnete die Tür für sie und tippte sich kurz zur Begrüßung an die Kappe. Perla fühlte sich zwar nicht ganz wohl in ihrer Haut, genoss aber trotzdem den Gang über den teuren Holzboden, vorbei an mit Brokat behangenen Wänden bis hin zum eleganten, endlos langen Bartresen. Der Mann dahinter jonglierte gekonnt mit Flaschen und einem silbernen Cocktailshaker herum, während er sich mit ein paar jungen Leuten unterhielt, die ihn begeistert anfeuerten. Im ersten Augenblick wollte Perla auf dem Absatz kehrtmachen, aber sie zwang sich dazu, Schritt für Schritt voranzugehen, bis sie das freie Ende der Bar erreicht hatte. Dort sicherte sie sich einen der bequemen Lehnhocker und stellte ihre Handtasche auf dem Tresen ab. Und nun? „Was macht ein feines Mädchen wie Sie an einem Ort wie diesem?“ Dieser vordergründige Satz brachte sie zum Lachen, und sie sah hoch direkt in das strahlende Gesicht des Barkeepers. Ohne Zweifel war dieser makellos schöne Mann eingestellt worden, um die Damenwelt abends bei Laune zu halten. „Sie sind schon die zweite Person, die hier heute Abend reinspaziert und aussieht, als könnte sie etwas gebrauchen, das ihre düstere Stimmung wieder aufhellt.“ In einem anderen Leben hätte Perla diesen charmanten Kerl eventuell interessant gefunden. Nur leider hatte sie die Erfahrung gelehrt, sich nicht mehr vom äußeren Eindruck eines Menschen blenden zu lassen. Trotzdem setzte sie ein bemühtes Lächeln auf und faltete die Hände über ihrer Tasche. „Ich hätte gern einen Drink, bitte.“ „Kein Problem.“ Er beugte sich vor, und sein Blick fiel auf ihre Lippen. „Was darf ich Ihnen servieren?“ Ratlos betrachtete sie die Cocktailkarte an der Wand und hatte keine Ahnung, worum es sich bei den einzelnen Getränken handelte. Am liebsten hätte sie nach einem Cosmopolitan gefragt, aber sie war sich nicht sicher, ob dieser Cocktail heutzutage noch en vogue war. Wieder verspürte sie einen Fluchtinstinkt, doch ihre Sturheit zwang sie, auf dem Barhocker sitzenzubleiben. Sie hatte sich lange genug herumschubsen lassen, hatte genug erduldet. Viel zu lange hatte sie jemand anderem gestatten, über ihr Leben zu bestimmen, jetzt war es an der Zeit, der Welt die Stirn zu bieten – wenn auch nur für einen Abend. Obwohl der knallrote Lippenstift keine gute Idee gewesen war. Er zog viel zu viel ungewollte Aufmerksamkeit auf ihre Lippen, aber das sollte ihren kleinen Ausflug in die Freiheit nicht weiter stören. Entschlossen straffte sie die Schultern und zeigte auf ein Deko-Glas, in dem mehrere bunte Schirmchen steckten. „Genau das würde ich gern haben.“ Der Barkeeper folgte ihrem Blick und runzelte die Stirn. „Einen Martini mit Granatapfelsaft?“ „Ja. Was wäre falsch daran?“, fragte sie spitz. „Nun ja, der ist ziemlich unspektakulär. Passt gar nicht zu Ihnen.“ „Ich nehme ihn trotzdem.“ „Kommen Sie, lassen Sie mich für Sie …“ „Geben Sie der Lady, wonach sie verlangt“, ertönte eine tiefe Stimme direkt hinter ihr. Sie erkannte einen fremden Akzent, vermutlich irgendwas Südländisches, und Perla lief ein Schauer über den Rücken. Stocksteif blieb sie sitzen und beobachtete, wie der Barkeeper nickte und sich an die Arbeit machte. Die Präsenz des Mannes hinter ihr erdrückte sie regelrecht, und ihr Verstand ließ alle Alarmglocken schrillen. Dennoch gelang es ihr nicht, sich zu rühren oder gar umzudrehen. Ihre Finger krallten sich automatisch um ihre Tasche. „Drehen Sie sich doch mal um“, bat die Stimme hinter ihr. Noch ein Mann, der ihr Vorschriften machen wollte! „Hören Sie, ich wäre einfach gern ein bisschen allein …“ „Drehen Sie sich bitte für mich um“, unterbrach der Fremde sie etwas sanfter. Seine Bitte machte sie neugierig. Aber nicht neugierig genug, um blind zu gehorchen. „Ich habe Sie gerade davor bewahrt, einem professionellen Aufreißer zum Opfer zu fallen. Das Mindeste, was Sie wohl für mich tun können, ist, sich zu mir umzudrehen und mit mir zu reden.“ Obwohl ein paar Schmetterlinge in ihrem Bauch tanzten, blieb Perla hart. „Ich habe Ihre Hilfe weder erbeten noch gebraucht. Und ich will momentan mit niemandem reden, also …“ Sie sah zum Barkeeper hinüber, um ihre Bestellung zu widerrufen. Diese ganze Sache hier war sowieso eine Schnapsidee gewesen. Perla hatte Mühe, ihre Emotionen unter Kontrolle zu halten, und wollte nur noch weg von hier. Hinter ihr blieb ihr vermeintlicher Retter stumm. Aber sie wusste, dass er noch da war, weil...