E-Book, Deutsch, Band 02, 496 Seiten
Reihe: Gentlemen-Reihe
Blake / Black Perfect Gentlemen - Ein Bodyguard für gewisse Stunden
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7363-0333-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 02, 496 Seiten
Reihe: Gentlemen-Reihe
ISBN: 978-3-7363-0333-1
Verlag: LYX
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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1
Washington D.?C. Einundzwanzig Jahre später »Ich brauche eigentlich keinen Bodyguard.« Lara Armstrong nahm einen Schluck von ihrem Chai, lehnte sich zurück und blickte aus dem Fenster des Cafés. Wo sie auch hinsah, hasteten Leute mit Aktentaschen in der Hand vorbei, die sich Handys ans Ohr hielten. Anwälte, Politiker mit ihren persönlichen Beratern und alle anderen, die sich in der politischen Welt für wichtig hielten. Und schon bald würde sich unter den Leuten, die sich auf dieser Straße bewegten, ein Mann befinden, der geschworen hatte, sich vor sie zu werfen und eine Kugel für sie abzufangen. Connor. Kein Nachname. Oder vielleicht war das ja auch sein Nachname und er hatte ihr seinen Vornamen nicht verraten. Sie war sich nicht sicher. Sie wusste nur, dass dieser rätselhafte Connor verlangt hatte, dass sie sich um halb vier hier mit ihm traf. War ihm klar, wie viel Verkehr um diese Uhrzeit herrschte? »Begreifst du denn nicht? Jemand weiß, was du tust, L., und deshalb brauchst du einen Bodyguard.« Ihre beste Freundin Kiki wechselte einen Blick mit dem einzigen männlichen Wesen am Tisch. Tom lehnte sich vor, die Hände um seinen fettfreien Milchkaffee gelegt, als sei er auf die Wärme angewiesen. »Ich weiß nicht. Irgendwie muss ich Lara recht geben.« Kiki verdrehte ihre dunklen Augen. »Du gibst Lara immer recht. Du hast ihr sogar recht gegeben, als sie eure Verlobung gelöst hat. Du bist echt ein Waschlappen.« »Ich will nur helfen und denke praktisch.« Er runzelte die Stirn. »Sieh mal, sie hat bloß ein paar E-Mails bekommen, und es ist ja nicht so, dass der Absender eine Bombe im Anhang geschickt hätte oder so. Es stand lediglich darin, dass er ›es weiß‹. Was weiß? Das könnte alles und nichts bedeuten.« Lara seufzte und senkte ihre Stimme. Nur eine Handvoll Menschen auf der Welt wusste, womit sie ihr Geld verdiente, und sie hatte auch nicht vor, daran etwas zu ändern. »Er weiß, dass ich CS leite.« Capitol Scandals, die unterhaltsamste und informativste Nachrichtenseite von D.?C. Na gut, die meisten nannten es eine grauenvolle Klatschseite, die es sich zum Ziel gemacht hatte, das Leben und den Ruf von Politikern und einflussreichen Persönlichkeiten zu ruinieren, aber Lara gefiel ihre Beschreibung besser. Und sie brachte nie etwas über einen verdienstvollen Staatsdiener, was sie nicht auch verifizieren konnte. Na ja, zumindest nichts Ernstes. Sie wusste persönlich nicht, wie groß der Penis des derzeitigen Präsidenten war, allerdings hatten diverse vertrauliche Informantinnen die Bezeichnung XXL verwendet. »Mist.« Toms Lippen wurden noch schmaler, und sie wusste, dass sie jetzt eine Standpauke erwartete. Anders als Kiki, die öfter Artikel für CS schrieb, hielt Tom die Website für eine Schnapsidee. »Ich hab dir gleich gesagt, dabei kann nichts Gutes rauskommen. Du kannst nicht die Mächtigen derart bloßstellen und glauben, ungeschoren davonzukommen. Ich dachte, es wäre doch jemand dahintergekommen, dass du die Vorkämpferin bei dem Versuch warst, die Verkaufsautomaten aus den öffentlichen Schulen zu verbannen oder so was.« »Diese Automaten verkaufen nichts als industriell verarbeitete Lebensmittel. Den Schülern sollten gesündere Alternativen angeboten werden«, legte sie los. Tom schüttelte den Kopf, wobei jede Strähne seines hellbraunen Haars da blieb, wo sie hingehörte. »Die Leute mögen es nicht, wenn man ihnen ihre Limo wegnehmen will, L. Dann kriegen sie schlechte Laune. Trotzdem war ich mir ziemlich sicher, dass dich deswegen niemand umbringen will. Aber das Betreiben einer Klatschseite, die große Karrieren zerstört? Das ist vielleicht etwas anderes.« Kiki nickte. »Genau. Hast du es deinem Vater erzählt?« Lara zuckte zusammen. Ihr Vater wusste von Capitol Scandals. Er hatte sie sehr unterstützt, als es noch eine kleine Seite gewesen war, die über Themen wie Umweltgesetze berichtet und Aufsätze über den Lilly Ledbetter Fair Pay Act veröffentlicht hatte. Sie wusste, dass sie ihn ganz schön auf die Probe gestellt hatte, als sie zu den jetzigen Inhalten übergegangen war. Er hatte sie angerufen und in den Hörer geschrien, als sie eine nicht sehr positive Story über einen seiner engsten Verbündeten im Kongress herausgebracht hatte. Darin hatte sie aufgeführt, wie viel Geld der Kongressabgeordnete für Nutten außerhalb seines Wahlkreises ausgegeben hatte, während diejenigen, die in seinem Bezirk arbeiteten, über drastische Einkommenseinbrüche klagten. Es war absolut richtig gewesen, diesen Bericht zu veröffentlichen, zumal der Abgeordnete eine Plattform betrieben hatte, um in seinem Wahlkreis neue Jobs und berufliche Chancen zu schaffen. Gleichzeitig hatte er mit Geschäftsleuten verhandelt, Stellen nach Korea auszulagern. Der Typ war also wirklich eine lebende Metapher für alles, was in der Politik im Argen lag. Kurz nachdem sie die Story gebracht hatte, hatten die Late-Night-Talk-Shows sie aufgegriffen. Während sich Comedians und Talkmaster über die Nutten kaputtgelacht hatten, erfuhren die Zuschauer auch die Wahrheit über die Hintertürgeschäfte. Lara hatte früh begriffen, dass sie die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit gewinnen musste, wenn sie in der Welt etwas bewegen wollte. Und das würde sie nicht durch Proteste oder eine noch so gelungene Kolumne erreichen. »Davon erzähle ich meinem Dad besser nichts. Der erpresst mich sowieso schon. Wenn er herausfände, dass jemand anders davon weiß und mir Quasi-Droh-Mails schickt, würde er mich wahrscheinlich dazu zwingen, zu ihm zu ziehen oder so. Das wäre grauenvoll.« Es war nicht so, dass sie ihren Vater nicht liebte. Ihre Eltern waren erstaunliche Menschen. Sie kannte keinen anderen Mann auf der Welt, der sie derart unterstützen würde, wie ihr Dad das tat. Er war sauer gewesen, als er das mit CS erfahren hatte, aber er hatte sie nicht geoutet. Und wenn man bedachte, dass er Senator des Staates Virginia war, hätte er das vermutlich tun sollen. Stattdessen hatte er ihr eine Eigentumswohnung in einem protzigen Stadtteil aufgezwungen. Ihre Bude am Dupont Circle hätte sie sich niemals alleine leisten können. Sie hatte sich ein kleines Loft in einem bodenständigeren Teil der Stadt gewünscht, aber ihre Eltern hatten nicht nachgegeben. Glücklicherweise hatte sie nie vor der Entscheidung gestanden, eine Story über ihren Vater zu bringen oder nicht. Er liebte ihre Mom abgöttisch und führte ein solides Leben. Nie hatte sie Hinweise darauf bekommen, dass er Bestechungsgelder annahm oder seine Wähler hinterging. Als sie mit Capitol Scandals angefangen hatte, war ihr klar geworden, dass eine überraschende Mehrheit der Politiker fand, dass sie im Interesse der Öffentlichkeit handeln sollten. Es waren nur diese widerwärtigen zehn Prozent, die die Karre für alle anderen in den Dreck fuhren. Um diese anzuschwärzen, hatte sie Capitol Scandals ins Leben gerufen. »Vielleicht solltest du vorübergehend bei deiner Familie bleiben. Dein Dad hat ein vernünftiges Sicherheitssystem.« Kiki stellte ihren Mokka ab. »Nicht nur einen Portier namens Moe, der bei der Arbeit schläft.« »Moe hat eine schwere Form von Narkolepsie. Du solltest ihn nicht dafür verurteilen.« Sie schüttelte den Kopf. »Außerdem kann ich aus zwei Gründen nicht riskieren, von Dads Haus aus zu arbeiten: Erstens weiß ich nicht, wer ihn im Visier hat. Ich hege schon lange den Verdacht, dass die CIA, die NSA oder die DARPA alle Abgeordneten abhören.« Tom hustete, aber es klang verdächtig nach paranoid. Sie ignorierte ihn, denn sie wusste, dass Paranoia Leben retten konnte. »Und zweitens, wenn irgendjemand von meinem Geheimnis erfährt und mich outet, will ich, dass meine Eltern ihre Mitwisserschaft glaubhaft abstreiten können.« »Ich glaube, das wäre ihnen egal. Sie würden hinter dir stehen«, sagte Kiki. Ihnen Ärger einzuhandeln, war das Einzige, wovor Lara wirklich Angst hatte. Na ja, davor und vor dem globalen Klimawandel. Sie kämpfte für das, woran sie glaubte, aber sie liebte auch ihre Eltern. Sie wollte ihrem Dad keine Probleme bereiten. »Ich habe einen Plan«, sagte Tom und wurde wieder ernst. »Und lass mich bitte ausreden. Du legst die Seite für eine Weile still und ziehst zu mir. Ich habe ein zweites Schlafzimmer. Ich kann auf dich aufpassen. Ich bin Meister im Krav Maga. Wir warten ab, bis sich die Aufregung gelegt hat, und dann kannst du weiter für das Gute kämpfen.« Sie liebte Tom, aber damit würde sie nicht wieder anfangen. Sie hatte ihre Gründe gehabt, ihre Verlobung aufzulösen. Außerdem war da noch die Tatsache, dass Niall glaubte, dass sie jemanden brauchte, der auf sie aufpasste. Niall Smith. Ihr Herz erbebte leicht, als sie an ihn dachte. Er betrieb eine kleine Internetseite, die für mehr Transparenz in der kalifornischen Politik eintrat, und war als vertraulicher Informant auf sie zugekommen. Aus keiner der Sachen, die er ihr geschickt hatte, war letztendlich etwas geworden, aber das war nicht allzu überraschend. Neunzig Prozent ihrer Spuren erwiesen sich als Sackgassen. Aber mittlerweile war Niall für sie mehr als nur eine Informationsquelle. Nach nur wenigen Monaten betrachtete sie ihn als so etwas wie einen Seelenverwandten. »Nein«, sagte sie seufzend. »Ich muss mich mit diesem Bodyguard treffen. Ich werde mich mit ihm unterhalten und mir seine Meinung anhören. Er soll angeblich ein Profi sein. Er kann mir Ratschläge geben.« »Er kann dir Schutz geben«, argumentierte Kiki. Sie trug ihr typisches Bohème-Outfit, eine...