E-Book, Deutsch, Band 2680, 144 Seiten
Reihe: Julia
Blake Doppeltes Spiel mit dem feurigen Italiener?
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7515-2519-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2680, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-7515-2519-0
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Mit dreizehn Jahren lieh sich Maya Blake zum ersten Mal heimlich einen Liebesroman von ihrer Schwester und sofort war sie in den Bann gezogen, verlor sich in den wunderbaren Liebesgeschichten und begab sich auf romantische Reisen in die Welt der Romanhelden. Schon bald träumte sie davon, ihre eigenen Charaktere zum Leben zu erwecken und ihnen Happy Ends zu schenken. Als es ihr gelang, einen Verlag von einer ihrer Geschichten zu überzeugen, wurde ihr Traum endlich Wirklichkeit. Heute lebt Maya Blake gemeinsam mit ihrem Mann und ihren beiden Kindern im Südosten Englands ein Leben zwischen Büchern. Wenn sie sich nicht gerade in eines davon vergräbt, genießt sie es, Zeit mit ihrer wunderbaren Familie zu verbringen, schwimmen zu gehen und durch die Welt zu reisen.
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1. KAPITEL
Dr. Giada Parker hielt den Thermobecher mit dem heißen Kaffee mit beiden Händen und stemmte sich gegen den scharfen Wind der Antarktis, der ihr ins Gesicht peitschte. Trotzdem lächelte sie. Die Allwetterkleidung mit der Dreifachisolierung schützte sie vor der schlimmsten Kälte, und notfalls konnte sie Zuflucht zu den nicht ganz so eisigen Personalquartieren unter Deck des Forschungsschiffs suchen, das seit vier Monaten ihr Zuhause war. Dies war ihre letzte Chance, die atemberaubende Landschaft noch einmal in sich aufzunehmen, bevor ihr Aufenthalt zu Ende ging. Sie würde den Anblick vermissen. Der Kaffee war höchst willkommen, nicht so die Gedanken an das, was sie in London erwartete. Oder in Rom. Oder wo immer ihre Mutter in diesem Jahr Weihnachten verbringen wollte. In dem letzten, spannungsreichen Gespräch vor einem Monat wusste Renata DiMarco jedenfalls noch nicht, wohin sie Giada und ihre Zwillingsschwester für die Feiertage beordern würde. Giada wünschte sich nichts sehnlicher, als dieser Tortur nicht mehr ausgesetzt sein zu müssen. Es gehörte sich zwar nicht, es zuzugeben, aber mit Weihnachten konnte sie nicht viel anfangen. Mehr noch – sie hasste die Festlichkeiten rund um das Jahresende. Zu deutlich standen ihr die entwürdigenden Auftritte vor Augen, wenn Renata ihre übliche Menge Champagner intus hatte und Weihnachten für die Mädchen gelaufen war. Giadas Schwester Gigi konnte damit besser umgehen. Und genau das kritisierte ihre Mutter an Giada ständig: Sie sei zu empfindlich, zu verklemmt und was nicht noch alles. „Nimm dir ein Beispiel an deiner Schwester, sie versteht es, das Leben zu genießen.“ Nach diesem Motto hatte Renata DiMarco dann auch gehandelt, als Giada ihr die Einladung zu ihrer Promotionsfeier schickte. Die Tochter machte ihren Doktor in Meeresbiologie, die Mutter hatte etwas anderes vor. Giada redete sich ein, dass es ihr nichts ausmachte, wenn weder Gigi noch ihre Mutter kamen, und schon gar nicht bei ihrem Vater, an den sie sich kaum erinnerte. Er hatte nicht einmal reagiert. Doch die Stiche im Herzen, die sie während der feierlichen Aushändigung der Urkunde auf der Bühne empfand, sagten etwas anderes. Sie trank noch einen Schluck – mehr zur Beruhigung ihrer Nerven als wegen der Wärme. Die Tundra war eine einzige blendende Eiswüste, und halb und halb wünschte Giada sich bereits weit weg. Aber sollte man nicht vorsichtig sein mit dem, was man sich wünschte? Sie lachte bitter. Ja, ja, als ob das Schicksal jemals auf meine Wünsche reagiert hätte! Das würde jetzt auch nicht anders sein. Sicher war nur, dass ihr in ihrem Apartment in London ein paar ruhige Tage vergönnt sein würden, bevor Renatas nächste Anweisungen eintrafen. Hoffentlich reicht die Zeit, um mich seelisch zu wappnen gegen diese Mutter, die mich bei jeder Gelegenheit niedermacht. „Giada?“ Sie drehte sich um. Wenige Schritte entfernt stand ihr Boss Martin, und er wirkte besorgt. „Entschuldige bitte, Martin, ich war gerade ganz weit weg. Hast du etwas zu mir gesagt?“ Seine Züge erhellten sich, und unter dem Bart, der ihm in der Zeit auf dem Forschungsschiff gewachsen war, konnte Giada ein Lächeln erkennen. „Ich dachte schon, du wärst zum Denkmal deiner selbst erstarrt. Eben kam ein Anruf von deiner Schwester. Ich soll dich holen, sie ruft in zehn Minuten wieder an.“ Eine ungute Vorahnung stieg in Giada auf. In den vergangenen vier Monaten dieser Forschungsreise hatte sie dreimal mit ihrer Schwester gesprochen, und immer war der Kontakt von Giada ausgegangen. Gigi verschwendete offenbar wochenlang keinen Gedanken an ihre Zwillingsschwester, vermutlich war diese Zerstreutheit auf die vielen anstrengenden Partys zurückzuführen, die zu den Pflichtterminen eines Internetstars gehörten. Ein weiterer Nadelstich, wie Giada ihn von Kind an nicht anders kannte. „Hat sie gesagt, um was es geht?“, fragte sie. Unwillkürlich zog sich ihr Magen zusammen, während sie ihrem Boss über das verschneite Deck zum Niedergang folgte. Er schüttelte den Kopf. „Hat sie nicht. Aber sie klang nicht sonderlich aufgeregt.“ Sein Lächeln wirkte beruhigend. Martin ließ ihr den Vortritt. „Es hörte sich an, als ob sie in einer Bar wäre. Ach ja, was würde ich jetzt für ein Pint in einem warmen Pub geben.“ Sie lächelte zurück und verzichtete auf die Entgegnung, dass Gigi sogar mitten im Weltuntergang ganz entspannt bleiben würde. Oft genug beneidete Giada ihre Schwester um diese Gelassenheit gegenüber den melodramatischen Szenen ihrer Mutter sowie Giadas angsterfüllter Reaktion darauf. Als sie nun hinter Martin herlief, schickte sie ein Gebet zum Himmel, dass sie mit ihrem kindischen Wunsch nicht noch ein solches Minidrama heraufbeschwören würde. Sie erreichten das enge, klamme Büro, das Martin mit anderen verdienten Crewmitgliedern teilte. Giada unterdrückte das Zittern ihrer Hände und das unkontrollierte Chaos ihrer Gedanken. Ein neuer Schluck aus dem Kaffeebecher half ihr dabei. Trotzdem zuckte sie zusammen, als das Telefon schrillte. Beruhige dich erst einmal. Sie atmete tief durch. „Hallo?“ „Bist du’s, Gids?“ Aus dem Hörer klang die träge Stimme, die im Lauf der Jahre rau und hart geworden war, ähnlich der ihrer Mutter. Giada verzog den Mund, als sie den verhassten Kosenamen vernahm, den Gigi ihr neuerdings anhängte. Protest wäre zwecklos. Ihre Schwester machte, was sie wollte, genau wie ihre Mutter. „Ja.“ Sie packte den Hörer fester. „Stimmt etwas nicht?“ „‚Etwas‘? Ich würde sagen, so einiges.“ Ein Seufzen folgte. „‚Einiges‘? Zum Beispiel?“ Giadas Stimme stieg um eine Oktave, wurde schriller. „Meine Güte, Gids, du musst nicht gleich in den verschärften Verteidigungsmodus gehen.“ Giada konnte sich gut vorstellen, wie ihre Schwester die Augen verdrehte. „Gigi, wir haben uns wochenlang nicht gesprochen, außerdem rufst du mich nie auf meinen Auslandseinsätzen an. Die Logik sagt mir, dass dies kein spontanes Wie-geht’s-Gespräch ist. Also komm bitte zur Sache.“ Sie schloss die Augen, wappnete sich gegen die schlechte Nachricht und fragte geradeheraus: „Ist es Mom?“ Ihre Schwester schnaubte unwillig. „Du und dein Pflichtgefühl, Schwester. Nein, es ist nicht Mom. Soviel ich weiß, ist sie in Rio und lässt sich ein Kostüm für den Karneval im Februar auf den Leib schneidern.“ „Sag bloß nicht, sie will über Weihnachten dort bleiben. Und uns bei sich haben.“ „Wer weiß? Aber Weihnachten in Rio wäre nicht das Schlechteste. Ich war ewig nicht mehr da.“ „Gigi.“ Der Gedanke an zwei Wochen mit ihrer Mutter und einem ganzen Rudel Bekannter, eingesammelt zwischen London und Rio, war der pure Horror. Giada schüttelte den Kopf und konzentrierte sich auf das Problem, das sie momentan überblicken konnte. „Worüber möchtest du dann mit mir reden?“ „Augenblick!“, rief Gigi. Giada knirschte mit den Zähnen. Rohes Gelächter und Gläserklirren klangen aus dem Hörer. Dann trat relative Stille ein, offenbar hatte Gigi einen ruhigeren Ort aufgesucht. Was Giada keineswegs beruhigte. Ihre Schwester legte üblicherweise wenig Wert auf Diskretion. „Versprich mir zuerst, dass dies unter uns bleibt.“ „Dafür muss ich wissen, was überhaupt.“ „Versprich’s mir, danach rede ich“, beharrte Gigi. „Ich habe noch nie etwas ausgeplaudert.“ Im Gegensatz zu dir. Das sagte sie nicht laut. Ihre Schwester fand überhaupt nichts dabei, Giadas Privatangelegenheiten vor ihrer Mutter auszubreiten. Giada war inzwischen ernsthaft beunruhigt. „Also gut. Ich habe etwas an mich genommen, das mir eigentlich nicht gehört.“ Giada sog scharf die Luft ein. „Wie bitte?“ Ihre Schwester mochte viele Unarten haben, aber eine Diebin war sie nicht. Jedenfalls bis jetzt. „Nagele mich nicht gleich ans Kreuz, Gids. Ich hatte gute Gründe.“ Giada nahm die Wollmütze ab. Obwohl ein eisiger Schreck sie durchfuhr, wurde ihr auf einmal zu warm. „Um was handelt es sich? Und welche guten Gründe?“ Die entstehende Stille wirkte doppelt unbehaglich. Giada spürte, wie ihr die mühsam aufrechterhaltene Beherrschung entglitt. „Da war dieser Mann, bei dem ich mich beworben hatte. Und es ist etwas, das ihm viel bedeutet. Und er ist ein sehr einflussreicher Mann.“ „Warum hast du ihn bestohlen?“ Gigi schniefte. „Weil er es nicht anders verdient hat“, stieß sie trotzig hervor. In Situationen wie diesen fragte sich Giada, wie zwei so verschiedene Menschen Zwillinge sein konnten – eineiige! „Gigi …“ „Ach, ich war ein bisschen beschwipst. Und die Leute sollten keine leeren Versprechungen machen.“ Fast hätte Giada laut aufgelacht. Wie oft hatte Gigi genau das getan? Gut, dass sie den Mund gehalten hatte, sonst hätte sie den leiseren Zusatz überhört: „Besonders Männer.“ Es war keineswegs lustig. „Hat er dich verletzt?“ Sie erinnerte sich an den Lover ihrer Mutter, Tom, der sich in ihr Leben gedrängt und ihr Vertrauen erschlichen hatte, als sie...