Blanché | Something to s(pr)ay: Der Street Artivist Banksy | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 164 Seiten

Blanché Something to s(pr)ay: Der Street Artivist Banksy

Eine kunstwissenschaftliche Untersuchung

E-Book, Deutsch, 164 Seiten

ISBN: 978-3-8288-5263-1
Verlag: Tectum Wissenschaftsverlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Mit Sprühdose, Pinsel oder Textmarker machen sie sich künstlerisch nicht nur die Straße zu eigen: Street Art Artivisten. Der britische Ex-Graffiti-Sprüher Banksy - ein Pseudonym - ist ein Meister dieser neuen Kunst-Spielart mit alten Wurzeln. Er changiert zwischen Posse und Provokation und ironisiert mit seinen Stencils und Guerilla-Aktionen bekannte Marken und Motive. Der Begriff Street Art hat sich mittlerweile für die unerlaubte wie heterogene Bilderflut in internationalen Großstädten gegenüber Post Graffiti, Guerilla Art oder Urban Art durchgesetzt. Street Art ist ein urbanes Statement gegen kommerziell erzeugten Massengeschmack und bürgerlichen common sense, das anarchistisch-kreative Denkanstöße gibt. Ulrich Blanché widmet sich dem Werk Banksys aus kunstwissenschaftlicher Perspektive und liefert damit die erste Studie dieser Art. Er geht auf Banksys Umgang mit dem urbanen Raum ein und bespricht ausgewählte Arbeiten ikonografisch, materialkundlich und ideengeschichtlich. Der Autor diskutiert die Entwicklung von Street Art aus Graffiti, deren Bezüge zu Pop Art, Dadaismus oder Land Art und stellt Pioniere und wichtige Vertreter der Street Art wie Blek le Rat, Shepard Fairey (Obey) und Marc Jenkins vor.
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2. Something to s(pr)ay – Der Street Artivist Banksy 2.1 Street Art Um Banksys Werk besser verstehen zu können, ist es hilfreich, den theoretischen und praktischen Hintergrund, die Ideen und die Technik des Genres zu kennen, die in dieser Arbeit mit dem Oberbegriff Street Art bezeichnet wird. Vorab wird daher die Herkunft des Begriffes erläutert und dieser definiert werden. Anschließend wird Graffiti (und seine Entstehungsgeschichte) erklärt, aus dem Street Art hervorging, bevor die Street Art-Vertreter Blek Le Rat, Shepard Fairey und Marc Jenkins beziehungsweise ihre unterschiedlichen Techniken exemplarisch vorgestellt werden. 2.1.1 Das Phänomen Street Art Laut Reineke ist seit etwa Mitte der 1990er Jahre ein vorgeblich neues Phänomen besonders in Großstädten und Metropolen wie London, Berlin, New York, Paris, Barcelona oder São Paulo zu beobachten: Street Art. Die Straßen, insbesondere die gentrifizierter Viertel – also solche, wo Künstler und junge Leute (meist aufgrund niedriger Mieten) verstärkt hinziehen und leben, sind übersät mit anonymen Bildern, Zeichen, Texten und Skulpturen unterschiedlicher Art und Größe, die sich wiederum durch mannigfache Intentionen, Techniken und Lebensdauer unterscheiden. Gemeinsam haben alle diese künstlerischen wie grafischen Werke, dass Street Art-Aktivisten oder -Künstler sie aus eigenem Antrieb, also unautorisiert, (im urbanen Raum) anbringen6 – und dass sie sich vom klassischen Graffiti unterscheiden. Seit etwa 2005 hat sich für dieses Phänomen laut Reineke der Begriff Street Art durchgesetzt, jedoch sind weiterhin auch Bezeichnungen wie Urban-Art oder Post-Graffiti für dieselbe Erscheinung gebräuchlich,7 auch ist der Diskurs längst nicht abgeschlossen. In dieser Arbeit wird dieser englische Begriff weder mit Bindestrich (wie bei Reineke) noch klein geschrieben, sondern ebenso wie Pop Art oder Land Art im Deutschen groß geschrieben werden. Anfang 2004 stellte die wichtigste Internet – Plattform, woostercollective.com, für das damals noch unbenannte Phänomen die Frage nach deren Benennung. Der folgende Abschnitt folgt weitestgehend Julia Reinekes Kapitel „Begriffsdiskussion: Street Art versus Post-Graffiti“.8 Der Amerikanische Künstler Logan Hicks, der mit Schablonen arbeitet, favorisierte den Begriff Urban Art aus folgendem Grund: „My take is, that Urban Art best describes the movement. The art that signifies this movement is influenced, and primarily lives within the city environment. […] The people, the mediums, surfaces and showcases that exist within this movement are all born from the city streets.”9 Wie Hicks argumentierte auch der englische Aktivist Onema für Urban Art: „It sums up what we’re doing: creating art in/for/inspired by the urban environment that we live in. It is simple and easily understandable to those who don’t do art, while still maintaining the idea of creativity and intelligence, not just ›vandalism‹ ”10 Wie viele lehnt Onema alle Begriffe, die das Wort „Graffiti“ beinhalten, strikt ab mit der Begründung, dass Außenstehende diesem seiner Ansicht nach negativ besetzten Begriff missverstehen könnten. Der Organisator der Berliner Ausstellung „Backjumps – The Live Issue“, Adrian Nabi kommt dagegen – wie viele Street-Art-Künstler – vom Graffiti und schließt daher auch das Graffiti-Writing in den Begriff Ur-ban Art mit ein. Er schuf daher den Ausdruck „Urban Aesthetics“. Daraufhin ging auf woostercollective.com eine Flut von Wortneuschöpfungen ein, die oft die Wörter Art, Graffiti, Urban, Public oder Post enthielten. Street Art war sowohl in der gleichnamigen Subkultur als auch der Öffentlichkeit beziehungsweise den Medien laut Reineke von Anfang an der dominanteste Begriff. Das war zugleich für viele Aktivisten ein Grund, diesen Begriff abzulehnen. Der Aktivist Stefan Marx alias Gomes sprach vom „autonomen Publizieren“11. Jeroen Jongeleen, der sich auch Influenza nennt, verwendet „Urban Intervention Art“. Zugleich lehnt er den Terminus Street Art mit folgender Begründung ab: „I think you are buzzy with your art or you ain’t. It just uses the street. An art space or a magazine as a podium doesn’t make a big difference. It’s just a shift in context […]. Artists already worked on the streets in other ways away from the commercial galleries in the 20th and after”.12 Des Weiteren meint er, dass der Begriff Street Art die Möglichkeiten des Mediums nicht vollständig erfasst. Laut Reineke haben viele Aktivisten Probleme mit dem Wort „Art“, da für sie Arbeiten auf der Straße keine Kunst darstellt: „To make a character or a pictogram on a paper and put it on the street does not make you an artist. You also need to know and explain why you do that.”13 Der Hauptkonkurrent des Terminus Street Art war vor „Urban Art“ der Ausdruck „Post-Graffiti“. Besonders im deutschsprachigen Raum wäre dieser Begriff laut Reineke verständlicher gewesen, da viele Außenstehende mit Street Art, zu Deutsch „Straßenkunst“, jonglierende Unterhaltungskünstler in Fußgängerzonen oder Kreidemalereien auf dem Boden vor Supermärkten assoziieren könnten.14 All diese Künstler wollen jedoch meist Almosen für ihre Kunst15, wohingegen die meisten Street Art-Akteure den Kommerz kritisieren16 beziehungsweise ihre Arbeit nicht dem Broterwerb dient. Auch wurde der Begriff „Post-Graffiti“ bereits in den 1980er Jahren von dem New Yorker Galeristen Sydney Janis verwendet, jedoch für etwas völlig anderes, nämlich um illegales Graffiti von Graffitikunst in Galerien abzugrenzen.17 Den Begriff Post-Graffiti für das hier behandelte Phänomen stammt vom dem Künstler Stak, der seine Wurzeln im Graffiti hat. Ephraim Webber, ehemaliger Chefredakteur der Zeitschrift „Graphotism“, favorisiert ebenfalls diesen Terminus, da das Wort „Post“ einen Zeitrahmen angibt. Allerdings schließt dieser Begriff die französischen Pochoiristen — Schablonengraffitisprüher — aus, welche schon seit Anfang der 1980er Jahre in Paris aktiv sind. Laut Webber verfolgen auch die meisten Aktivisten das so genannte Getting-up, das Bekanntmachen ihres Aliasnamens in der Stadt, wie auch Graffiti-Writer. Auch würde der Begriff Post-Graffiti die Verwandtschaft mit und Herkunft von Graffiti betonen. Das zeigt sich besonders in der Tatsache, dass viele Street Art Aktivisten vormalig Graffiti-Writer waren oder es parallel noch sind oder sich zumindest in ihren Werken auf Graffiti beziehen. Auch waren alle Spezialzeitschriften und Internetseiten zu diesem neuen Phänomen ursprünglich ausschließlich Graffiti-Medien. Der Hauptnachteil des Ausdrucks Post-Graffiti ist allerdings, dass er fälschlicherweise impliziert, dass Graffiti als Phase abgeschlossen ist, ähnlich wie Postmoderne nach der Moderne kam. Eigentlich soll er aber nur zeigen, dass viele Akteure vom Graffiti kommen und sich nun neuer Ausdrucksweisen bedienen und auch meist ein anderes Zielpublikum damit ansprechen wollen. Der ganze, eben geschilderte Diskurs fand Eingang in diese Arbeit, da er noch sehr frisch ist und die oft unterschiedlichen Sichtweisen auf ein Phänomen deutlicher macht als eine Begrenzung auf das Ergebnis der Diskussion. Durch den Eintrag des Wiener Vorsitzenden für Graffitiforschung, Norbert Siegl, in der 21. Brockhaus-Enzyklopädie von 2005/2006 wird jedoch der Begriff Street Art verifiziert. Nach seiner Definition fasst der Terminus Streetart, Street Art oder Straßenkunst nach seiner alten Bedeutung unterschiedliche Kunstformen im öffentlichen Raum wie Musik, Jonglage und Pflasterkreidemalerei zusammen. All diese Kunst hat im Gegensatz zu der hier behandelten zumindest auch kommerzielle Gründe.18 Die zweite, neue Auslegung von Street Art beschreibt Siegl folgendermaßen: „I.e.S. beschreibt der Begriff Werke der bildenden Kunst, die außerhalb etablierter Orte der Kunstvermittlung anzutreffen und frei zugänglich sind. Damit wird der gesamte Bereich sowohl offizieller als auch inoffizieller, häufig temporärer Arbeiten im öffentl. Raum benannt […].“19 Damit fasst Norbert Siegl den Begriff weiter und schließt auch legale beziehungsweise von öffentlichen Stellen beauftragte und finanzierte Kunst im öffentlichen Raum mit ein. Die vorliegende Arbeit fasst den Begriff Street Art dennoch enger, da nach Ansicht des Autors die Selbstautorisierung der Künstler und damit deren individuelle künstlerische Freiheit (beziehungsweise das Fehlen von Zensur) durch den Ausschluss der legalen Arbeiten mehr Gewicht verdient. Dies wird in dieser Arbeit (neben dem fehlenden kommerziellen Hintergrund und Zweck) als ein Haupt-Kennzeichen von Street Art angesehen. Weiter zählt Siegl im selben...


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