E-Book, Deutsch, 345 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
Bleiber Erfolgreiches Krisenmanagement
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-648-15522-6
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Prävention, Unternehmensstrategien, Wege aus der Krise
E-Book, Deutsch, 345 Seiten, E-Book
Reihe: Haufe Fachbuch
ISBN: 978-3-648-15522-6
Verlag: Haufe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dipl.-Kfm. Reinhard Bleiber war jahrelang Leiter Finanzen und Controlling in einem mittelständischen Unternehmen. Er ist Autor verschiedener Fachbücher und Fachbeiträge zum Thema Unternehmensführung, Controlling und Rechnungswesen.
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2 Ablauf einer Krise
Die bisherigen Ausführungen haben bereits gezeigt, wie unterschiedlich Krisen sein können. Das liegt an den vielen unterschiedlichen Ursachen und den verschiedenen Bereichen, in denen sie auftreten. So verschieden Krisen auch sind, so vergleichbar ist der Ablauf, der von den ersten Ursachen über das Erkennen bis zur Bekämpfung der Krise führen muss. Dabei spielt es auch keine Rolle, ob die Krise nur ein Unternehmen allein, eine Region oder Branche oder die gesamte Wirtschaft weltweit trifft. Wer sich mit Krisen beschäftigt, sollte diesen Ablauf kennen, um richtig reagieren zu können.
2.1 Ursachen/Gründe
Die Vielfalt möglicher Krisen in der Zukunft liegt in der Vielfalt der möglichen Ursachen für störende Entwicklungen begründet. Da immer wieder neue Zusammenhänge entstehen, kann die obige Aufzählung nicht vollständig sein. Für die Beobachtung ist es notwendig, die vier grundsätzlichen Ursachenfelder für eine Krise zu kennen.
- Die Natur hält eine Vielfalt von Entwicklungen bereit, die zu einer Krise führen können. Dazu gehören schon immer Missernten, die durch lokale Klimaprobleme entstehen. Zu den natürlichen Schwankungen kommt jetzt der menschengemachte Klimawandel, der zu Rohstoffknappheit, zu Veränderungen in der Qualität natürlicher Rohstoffe oder zu Zerstörungen in der Umwelt führen kann. Die natürlichen Ereignisse sind meist temporär und lokal, werden erst durch die Globalisierung zu weltweiten Problemen. Die vom Menschen verursachten klimatischen Veränderungen sind noch trotz aller festzustellenden Schwankungen relativ langsam wirkend, dafür aber global.
Hinweis
Beobachten
Der derzeit diskutierte und in den Medien präsente menschengemachte Klimawandel kann verschiedenste Folgen haben. Es gibt eine Vielzahl von Szenarien, die sich mit den Auswirkungen beschäftigen. Auch wenn diese oft noch eine langfristige Perspektive sind, lohnt sich die Beobachtung der möglichen Wirkungen auf das Unternehmen. Es bietet sich so die Chance, das Unternehmen strategisch auf die Erwartungen einzustellen und so einer individuellen Krise zuvorzukommen. Der Kampf gegen den Klimawandel hingegen bringt bereits jetzt Auswirkungen hervor, die vor allem über politische und gesellschaftliche Veränderungen Einfluss nehmen.
- Die Abhängigkeit von der Technik stellt ein umfassendes Risiko dar. Wie sehr das einzelne Unternehmen betroffen ist, muss individuell geprüft werden. Nicht beeinflussbar für Einzelne ist die steigende Abhängigkeit der Gesellschaft von der Technik. Das betrifft die Digitalisierung, der sich niemand widersetzen kann. Auch das autonome Fahren wird früher oder später das Leben und die Wirtschaft bestimmen. Der Widerstand einzelner Unternehmen gegen die digitale und andere neue Technik wird zu einer Krise für das jeweilige Unternehmen führen. Auch hier gilt, dass die Entwicklung der Technik, deren Verhalten und Wirkung im Rahmen des Krisenmanagements beobachtet werden muss.
Selbst beeinflussen kann das Unternehmen die eigene Abhängigkeit von Fertigungstechnik, Verkehrswegen oder technischen Produkten. Doch auch dieser Einfluss gilt nur innerhalb enger Grenzen. Wenn eine intensive Fertigungstiefe, die ja abhängig macht von der Fertigungstechnik, wirtschaftliche Vorteile bringt, muss sich das Unternehmen dieser Ambivalenz stellen: Die Mitbewerber werden sonst Vorteile haben, die dem Unternehmen eine individuelle Krise bescheren. Bevor die Mitbewerber aufgrund der Technikabhängigkeit in eine Krise geraten, ist das Unternehmen, das diese Abhängigkeit vermeiden will, vielleicht gar nicht mehr vorhanden. - Ein großer Auslöser von Krisen ist die gesellschaftliche Entwicklung. Durch die digitalen Möglichkeiten der Kommunikation erhält die gesellschaftspolitische Diskussion einen Einfluss, dem sich viele nicht mehr entziehen können. Das gilt nicht nur für die Politiker in westlichen Industrienationen, das gilt besonders für die Verbraucher. Handeln diese aufgrund von Beeinflussungen gleichzeitig, so kann die Basis von Unternehmen erschüttert werden. Das zeigt sich z. B. im Erfolg des Onlinehandels, der viele stationäre Einzelhändler in existenzielle Krisen geführt hat. Die Problematik liegt darin, dass es in der Gesellschaft immer mehrere Strömungen gibt. Nicht immer ist die Gruppe, die am lautesten fordert, auch die größte. Oft sind gesellschaftspolitische Forderungen initiiert von Randgruppen, die ihre eigenen Interessen gegen die Interessen der Gesellschaft durchsetzen wollen. Das hat Auswirkungen auf die Unternehmen, da Rationalität oft keine Rolle spielt.
Wer sich zu lange auf die vertraute Gruppe in der Gesellschaft konzentriert, könnte seine Märkte schneller verlieren als vorhersehbar. Wer zu früh auf neue gesellschaftliche Strömungen setzt, kommt in eine Krise, wenn sich die Planungen nicht erfüllen. Veränderungen in der Gesellschaft lassen sich meist frühzeitig erkennen. Die Unternehmensstrategie kann darauf reagieren, um die Gefahr einer Krise zu reduzieren.
Hinweis
Macht der Verbraucher
Für das Unternehmen ist es grundsätzlich unerheblich, ob die Forderungen der Verbraucher oder der gesellschaftlichen Strömungen sinnvoll sind oder nicht. Wenn der Verbraucher bestimmte Inhalte verlangt, kann nur die Erfüllung dieser Forderungen einen wirtschaftlichen Erfolg garantieren. Wer sich nicht dem Diktat der Verbraucher unterwirft, wird sehr schnell in eine Krise kommen.
- Die Gesellschaft hat neben der Macht auf den Verbraucher einen wesentlichen Einfluss auf die Politik. In westlichen Demokratien sind die Politiker immer wieder auf die Bestätigung durch den Wähler angewiesen. Daher sind sie sehr empfindlich für Beeinflussung durch die gesellschaftliche Diskussion. Hier werden Entscheidungen getroffen, die immer auch einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaft und auf einzelne Unternehmen haben. Dabei ist die gesamte Bandbreite der politischen Ebenen, von der EU bis zum Gemeinderat, in der Lage, mehr oder weniger große Krisen auszulösen. Unternehmen und Wirtschaftsverbände versuchen – ebenfalls auf allen Ebenen -, diese politischen Entscheidungen zu beeinflussen, sind aber bei Weitem nicht so erfolgreich wie gewünscht. Für die Krisenbewältigung ist es notwendig, die Politik immer gleichzeitig mit den gesellschaftspolitischen Entwicklungen zu betrachten.
In einem dieser vier Bereiche hat eine Krise ihren Anfang. Um vorbereitet zu sein und um Entwicklungen einschätzen zu können, hilft es, regelmäßig zu beobachten, was hier vor sich geht. Es gibt Indikatoren, die frühzeitig auf eine Krise hinweisen. Dabei hilft die Definition von Parametern.
2.2 Parameter
Die umfassende Beobachtung aller möglichen Geburtsstätten einer Krise ist nur dann wirtschaftlich sinnvoll, wenn dies anhand von definierten Parametern geschieht. Diese verändern sich, wenn die problematische Entwicklung beginnt, und verstärken ihre Abweichungen von den Plan- oder Erwartungswerten mit der Dauer der Krise immer weiter. Welche Parameter das sind, muss in Abhängigkeit von dem zu überwachenden Bereich und von der individuellen Unternehmensstruktur festgelegt werden.
Die Parameter lassen sich in Gruppen einteilen, die einen zeitlichen Bezug zur verbundenen Krise haben. Es gibt Parameter, die als Frühwarnsystem dienen, aber sehr ungenau sind. Andere sind zuverlässiger in ihrer Aussage, stehen aber erst später nach den ersten Entwicklungen zur Verfügung. Selbst die Parameter, die eigentlich zu spät anschlagen, haben für die Krisenbewältigung noch eine Aufgabe. Die Einteilung ist unabhängig davon, ob eine weltweite, eine regionale oder eine individuelle Krise erwartet wird.
2.2.1 Frühe Parameter
Jede Krise wird bereits vor der eigentlichen Entstehung von Begleiterscheinungen verraten, die von den verantwortlichen Managern in den Unternehmen gesucht werden sollten. Wer diese Parameter erkennt und richtig einordnet, kann der Krise zuvorkommen. Viele unterschiedliche öffentliche und unternehmensinterne Inhalte können als Frühwarnindikatoren verstanden werden.
- Frühzeitig gibt es zu jedem Thema eine Berichterstattung. Das kann in Form von Berichten in den traditionellen Medien sein, aber auch in Form der öffentlichen Diskussion, z. B. in den Sozialen Medien. Selbst Politiker äußern sich zu aktuellen Themen, die die Gesellschaft beschäftigen. Um die allgemeine Berichterstattung als Parameter für das Erkennen einer möglichen Krise zu verwenden, muss aus der allgemeinen Berichterstattung eine Kennzahl gemacht werden.
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