E-Book, Deutsch, 132 Seiten, Gewicht: 10 g
Bleistein / Köbis MARCO POLO Reiseführer E-Book Cambridge
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-575-41675-9
Verlag: MAIRDUMONT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Reisen mit Insider-Tipps. Inklusive kostenloser Touren-App
E-Book, Deutsch, 132 Seiten, Gewicht: 10 g
Reihe: MARCO POLO Reiseführer E-Book
ISBN: 978-3-575-41675-9
Verlag: MAIRDUMONT
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
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So tickt Cambridge
© mauritius images/Alamy: G. Robinson Mit Rad und Talar – Vorsicht vor Studenten auf der Überholspur! Entdecke Cambridge
© mauritius images: S. Vidler Rad fahren statt überfüllter Tubes: Cambridge ist nicht London – und doch so nah Eine Studentin mit Hornbrille und Laptop unter dem Arm stolpert hastig aus einem riesigen Holztor. Gedämpftes Gelächter aus den Pubs vermischt sich mit leiser Orgelmusik. Eine internationale Gruppe junger Leute in schwarzen Umhängen zieht durch die engen Gassen. Alles ist lebendig vor dieser Kulisse aus vergangenen Zeiten, wo sich niemand traut, den perfekt getrimmten Rasen zu betreten. Geschichte und Zukunft, Tradition und Moderne in einem Atemzug – willkommen in Cambridge! Uni überall
An jeder Ecke begegnet dir die Universität: Das alte Gebäude mit der beeindruckenden Fassade? Ein College. Die hübsche Wiese, auf der sich Kühe neben Studierenden sonnen? Collegebesitz. Die Veranstaltungen, die auf zahllosen bunten Postern beworben werden? Kulturprogramm in den Collegekapellen. Die ganze Stadt ist ein riesiger Campus: 31 Colleges sind Teil der weltberühmten University of Cambridge, dennoch hat jedes viele eigene Befugnisse. Das Collegesystem ist eines der Erfolgsgeheimnisse der Spitzenuniversität und wurde u. a. eingeführt, um die Studenten vor wucherischen Mieten, Kriminellen und Alltagssorgen zu schützen. Vorlesungen und Seminare finden in den Fakultätsgebäuden statt – gegessen, geschlafen und gebüffelt wird aber im College. Oder man bespricht mal eben seinen Aufsatz mit einem Nobelpreisträger im plüschigen Kaminzimmer – kommt tatsächlich vor! Die frühen Tage
Schon lange bevor Cambridge zum Disney World für Akademiker wurde, hatte es große Bedeutung: Ein Fluss mit Handelspotenzial und ein Hügel für die nötige Weitsicht machten den Ort im eher flachen und sumpfigen Cambridgeshire attraktiv. Zuerst schlugen die Römer hier ihre Zelte auf, gefolgt von den Angelsachsen, den Wikingern und den Normannen. Neben einem Ort christlicher Forschung und Lehre war Cambridge außerdem die Bühne politischer und religiöser Dramen: Heinrich VIII. löste die Klöster auf, seine Tochter Mary Tudor ließ die Protestanten verfolgen. Während des Bürgerkriegs fand Oliver Cromwell hier viele königstreue und katholische Feinde. Seine Anhänger zerstörten Unmengen von Kunst und Literatur, die wir heute gern in den Colleges besichtigt hätten. Cambridge und „der andere Ort“
Große Berühmtheit erlangte die kleine Stadt erst mit der Gründung der Universität. Was viele gern verschweigen würden: Es waren Gelehrte aus Oxford, dem großen akademischen Konkurrenten im Westen Englands, die im Jahr 1209 wegen Unruhen zwischen Studierenden und Stadtbewohnern nach Cambridge flüchteten, dort Schutz suchten und schließlich die Universität gründeten. Seitdem konkurrieren die Spitzenunis um die klügsten Köpfe und liefern sich ein knappes Rennen an der Weltspitze der Ranglisten. Noch mehr als anderswo prägen die Menschen, die hier studieren, arbeiten und leben, den Geist der Stadt. Junge Mathematiker wohnen neben Philosophen und Literaturwissenschaftlern. Vielleicht sind sie die Staatsmänner und Nobelpreisträger von morgen? Die Rivalität zwischen Cambridge und Oxford, die sich gegenseitig nur als „the other place” bezeichnen, gipfelt im jährlichen Ruderwettkampf der studentischen Teams auf der Themse, für den monatelang trainiert wird. Town und Gown … plus Millionen Touristen
Auch an anderer Front geht es nicht immer harmonisch zu. Seit Jahrhunderten gibt es Reibereien zwischen „Town“, den Städtern, und „Gown“, den Unimitgliedern, die zu wichtigen Anlässen einen Umhang (engl. gown) tragen. Die Beziehung ist kompliziert: Einerseits profitieren alle von der Berühmtheit der Universität, die den Tourismus ankurbelt und den Rubel rollen lässt. Andererseits klagen Stadtbewohner über fehlenden Wohnraum, zu viele Studentenwohnheime und Hotels im Zentrum. Viele Studenten bleiben am Wochenende lieber zu Hause, weil sie betrunkene „Townies“ meiden wollen. Von den etwa 125.000 Einwohnern sind rund 20.000 Studierende der University of Cambridge, dazu kommen Studierende der Anglia Ruskin University, einer „normalen“ Uni, die hier einen Standort hat. Neben den Hochschulen locken Pharmariesen, Softwarekonzerne und Ingenieurbüros Arbeitnehmer in die Stadt. Die Start-up-Szene im „Goldenen Dreieck“ zwischen Oxford, Cambridge und London boomt. Dazu kommen über 5 Millionen Besucher pro Jahr – und die sind genau wie die vielfältige Bevölkerung ein Grund dafür, dass Cambridge international und weltoffen daherkommt. Tradition und Moderne
So viel Geschichte auf kleinstem Raum – und doch ist Cambridge weit mehr als ein Museum im Stadtformat! Lass dich einfach treiben in der jungen, studentischen Atmosphäre – warum nicht auf einem punt über den Fluss? So heißen die Stocherkähne, in denen man gemütlich über den Fluss schippert. Darf es danach ein Afternoon Tea im altmodischen Café sein? Oder doch lieber ein Flat White im Hipsterladen? Und am Abend: klassische Arien? Oder lieber Indierock im Szenepub? Ach, diese Verbindung von schrulliger Tradition und frischer Moderne … only in Cambridge! 1. Jh. n. Chr. Römer errichten eine Feste am Ufer des Flusses Cam 1209 Gelehrte aus Oxford fliehen vor Unruhen nach Cambridge und gründen die Universität 1284 Der Bischof von Ely gründet Peterhouse, das erste College 1349 Die Pest tötet einen Großteil der Bevölkerung 1446 Heinrich VI. beginnt den Bau der King‘s College Chapel 1642–51 Im Englischen Bürgerkrieg werden viele Kunstschätze zerstört 1829 Erstmals findet der berühmte Ruderwettkampf zwischen Oxford und Cambridge statt 1948 Frauen dürfen nun auch einen akademischen Abschluss erhalten 2009 Die Universität feiert ihr 800-jähriges Bestehen 2018 Der Astrophysiker Stephen Hawking stirbt. Er lebte und forschte bis zu seinem Tod in Cambridge 2020 Brexit: Finale Entscheidung für Austritt aus der EU; Corona-Krise: Erstmals findet die Uni nur digital statt? Auf einen Blick
Grafik herunterladen Cambridge verstehen
Akademischer Alltag
200 Studenten sitzen in ihren schwarzen Umhängen an langen Tafeln und schwatzen ausgelassen. Plötzlich schlägt der Butler den Gong und alle erheben sich. Die Professoren betreten den Saal durch eine Geheimtür in der Holzverkleidung; ein lateinisches Gebet wird verlesen. Nein, das ist keine Szene aus dem neuen Harry-Potter-Streifen – so speisen die Studenten in ihren Colleges wirklich beim formellen Abendessen (formal). Kein Wunder, dass J. K. Rowling hier viele Ideen für ihren Bestseller über den Zauberlehrling geklaut hat. Natürlich laufen die Studenten nicht immer mit Umhang (gown) herum – Sportklamotten und Jeans tun es auch, vor allem wenn man vor lauter Lernstress keine Zeit für Äußerlichkeiten hat. Pflicht ist die Robe nur bei den traditionellen Zeremonien zu Beginn (matriculation) und zum Abschluss des Studiums (graduation) sowie bei formellen Abendessen. Es gibt noch unzählige weitere Uni- und Collegetraditionen: Die Krönung eines jeden akademischen Jahres sind die Abschlussbälle (May Balls), bei denen die Studenten es so richtig krachen lassen – und damit ist nicht nur das Feuerwerk gemeint ... Sie lieben Mottopartys (bops), jeder Verein (society) organisiert Feste und so schleppt man sich von der Weinverkostung zur Gartenparty, zum Filmabend, Konzert und zur Kneipentour (pub crawl). Geselligkeit wird großgeschrieben und enge Freundschaften entstehen. Studienanfänger (freshers) werden sofort integriert, bekommen Collegeeltern, die sich um sie kümmern, und dürfen im zweiten Jahr dann mit Collegeehefrau oder -ehemann ihre eigene „Familie“ gründen und Neuankömmlinge unterstützen. Den theologischen Ursprung der Uni erlebt man heute noch immer bei den regelmäßigen Gottesdiensten. Viele Studenten singen im Collegechor und das Abendgebet mit viel Musik (Evensong) ist für Besucher ein kulturelles Highlight. Vereinsmeierei
Zwar gelten die Deutschen gemeinhin als Vereinsweltmeister, doch Cambridge muss sich auch in dieser Hinsicht nicht verstecken: Um die 700 Vereine sind an der Uni registriert! So gibt es societies zahlreicher Länder (wie die sehr aktive German Society), für jede erdenkliche Musikrichtung und Sportarten aller Art. Vielleicht siehst du Studierende mit stolzer Brust in hellblauen Blazern umherlaufen – viele Sportteams treten regelmäßig gegen die Auswahl aus Oxford an. Bei diesen Wettkämpfen dabei zu sein (und möglichst zu gewinnen!) gilt als größte Auszeichnung und wird mit der Verleihung eines blauen Blazers honoriert. Neben den eher klassischen Vereinen gibt es auch Clubs für die ausgefallensten Nischeninteressen: für Freunde des Glockenläutens, Liebhaber der blinden Wein-verkostung oder Anhänger der Polyamorie. Berühmt-berüchtigt sind die sogenannten Secret Societies, die nicht offiziell gelistet sind: Darunter fällt beispielsweise auch der Pitt Club – ein elitärer Verein, der regelmäßig in einem neoklassizistischen Gebäude in der Jesus...