Blyton Fünf Freunde retten die Felseninsel
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-641-17785-0
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 45, 160 Seiten
Reihe: Einzelbände
ISBN: 978-3-641-17785-0
Verlag: cbj
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Jedes Mal, wenn Julius, Richard, Georg, Anne und Tim zum Strand der Ferieninsel kommen, sehen sie ein unbekanntes Schiff am Horizont verschwinden. Als sie dann dort noch merkwürdige Spuren finden, sind sie endgültig alarmiert. Bei nächster Gelegenheit schleichen sie sich auf das Schiff – und sind mittendrin in einem Umweltskandal.
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Wiedersehen im Felsenhaus
»So ein Jammer!«, rief Anne und warf einen besorgten Blick zum Himmel, wo sich dichte Regenwolken auftürmten. »Nun sind wir endlich wieder zu Besuch im Felsenhaus und können noch nicht einmal baden gehen!«
»Keine Sorge!« Georg feuchtete ihren Zeigefinger mit der Zunge an und hielt ihn in die Luft. »Der Wind kommt von Westen und ist stark genug. Er wird die Regenwolken bald fortpusten. Morgen ist das Wetter wieder schön.«
Anne bewunderte ihre Kusine für diesen Optimismus. Andererseits hatte Georg mit ihren Wetterprognosen meistens Recht, und so hoffte sie, dass es auch dieses Mal stimmte. Wie froh war Georg gewesen, dass sie doch noch zum Felsenhaus reisen konnten. Zunächst hatten sie ein paar Tage bei Anne und ihren Brüdern zu Hause verbracht, denn Georgs Mutter war krank gewesen und konnte die Kinder nicht betreuen. Doch nun war sie wieder gesund und den Ferien im Felsenhaus stand nichts mehr im Wege.
Georg ruderte mit den Armen und winkte Richard und Julius zu, die ein Stück weiter unten am Strand auf einem Felsen standen. Tim, Georgs Hund, war bei ihnen und hielt die Schnauze in den Wind.
Richard rief etwas, doch der Wind trug seine Worte fort, sodass die Mädchen nichts verstehen konnten.
Georg nahm Anne bei der Hand. »Komm, wir laufen rüber.«
Anne hielt sich beim Laufen die Haare zurück, denn der Wind wehte sie ihr ständig ins Gesicht. Zu blöd, dass ich vergessen habe, die Haare mit einem Gummiband zusammenzubinden!, dachte sie.
»Was hast du eben gesagt?«, fragte Georg mit rosig roten Wangen, als sie die beiden Jungen erreicht hatten.
»Ich habe gesagt: Wie schade, dass wir nicht zur Felseninsel hinüberrudern können«, antwortete Richard. »Wir sind schon so lange nicht mehr auf deiner Insel gewesen.« Er zeigte auf die Insel, die mitten in der Bucht aus dem Wasser ragte wie ein riesenhaftes Tier, das neugierig den Kopf aus dem Wasser reckt.
»Auf unserer Insel«, verbesserte Georg. »Aber es wäre wirklich zu gefährlich heute. Der Wind ist zu stark. Und du weißt, wie schwierig es ist, das Boot durch die spitzen Felsen zu manövrieren. Außerdem könnte die Strömung uns aufs offene Meer hinausziehen.«
»Um Himmels willen«, rief Anne. »Das dürfen wir nicht riskieren. Aber morgen ist auch noch ein Tag.«
»Und übermorgen und überübermorgen«, erwiderte Julius. »Ich bin gespannt, ob sich dort etwas verändert hat.«
Georg nickte. »Und ich erst. Aber nun kommt. Mutter hat Scones gebacken. Und ihr wisst ja: Ihre Scones sind unschlagbar.«
Richard rieb sich den Bauch. »Die kommen mir gerade recht. Mein Magen knurrt.«
Die anderen verdrehten die Augen. Typisch Richard, dieser Nimmersatt!
Plötzlich spitzte Tim die Ohren und witterte.
»Da kommt jemand den Strand entlang!«, rief Anne.
Georg kniff die Augen zusammen, um schärfer sehen zu können. »Das ist der alte Roger.«
Den alten Roger kannten sie alle fünf schon lange. Früher war er Fischer gewesen, doch nun fuhr er schon seit vielen Jahren nicht mehr hinaus, denn er war inzwischen sehr gebrechlich und von der Gicht geplagt.
Als er näher kam, erkannten die Kinder, dass es ihm schlechter ging als bei ihrem letzten Zusammentreffen. Sein Gang war gebeugt und die entzündeten Augen tränten vom Wind.
Tim stürmte auf den alten Mann zu und tanzte ihm schwanzwedelnd um die Beine. Roger beugte sich hinunter, tätschelte ihm den Rücken und brummte etwas, was die Kinder nicht verstehen konnten.
Georg hob die Hand zum Gruß. »Hallo, Roger!«
Mühsam richtete sich der alte Mann wieder auf und erwiderte den Gruß. »Hallo, Georgina! Na, da ist das ganze Klübchen ja wieder in der Felsenbucht versammelt.«
Eigentlich mochte es Georg nicht, wenn man sie bei ihrem richtigen Namen nannte, aber dem alten Fischer sah sie es nach. »Ja, aber leider können wir bei diesem Wind nicht zur Insel hinüber.«
Der alte Mann nickte. »Ja, seht euch nur vor. Das Meer birgt viele Gefahren. Nicht nur die Felsen und tückischen Strömungen können einem zur Falle werden. Dort draußen tummelt sich so einiges unheiliges Volk. Seit Tagen sieht man sie am Horizont.«
Dann zog er zum Gruß seine zerschlissene Tweedmütze und ging seines Weges.
Die Kinder warfen sich verständnislose Blicke zu. Wovon redete der alte Mann? Was meinte er mit dem unheiligen Volk? Sprach er etwa von Wassermännern oder gar Seeungeheuern?
Richard kratzte sich an der Schläfe. »Ich glaube, der Gute ist inzwischen ein bisschen wirr im Kopf«, sagte er, als Roger außer Hörweite war.
Georg winkte ab. »Seemannsgarn. Die Seeleute erzählen halt gern Schauergeschichten. Bestimmt wollte er uns nur ein bisschen Angst einjagen. Pah!«
Anne machte ein nachdenkliches Gesicht. »Ich weiß nicht. Er sah eigentlich nicht so aus, als wollte er uns auf den Arm nehmen. Er schien es ernst zu meinen.«
Georg legte ihr lachend die Hand auf die Schulter. »Das ist doch die Kunst dabei, meine liebe Anne.«
Die Freunde lachten. Richard breitete die Arme aus wie eine Krake und lief auf Anne zu. »Huhu, ich bin ein Seeungeheuer und komme, um dich zu holen!«
Anne boxte ihm gegen die Brust. »Nun hör schon auf. Ich bin doch kein kleines Baby mehr.«
»Wusstet ihr übrigens, dass Seeungeheuer ganz besonders viele Scones verputzen können?«, fragte Richard.
»Das war das Stichwort«, rief Georg. »Auf zu den Scones. Wer als Erster im Felsenhaus ist!«
Und schon war ein Wettrennen im Gange. Die Jungen und Georg ließen Anne ein wenig Vorsprung, dennoch hatten sie sie im Nu eingeholt. Sieger war aber natürlich wie immer Tim, der mit seinen vier Hundebeinen nur so davonflitzte.
Richard schlug als Erstes der Kinder an die Hauswand an. »Tim läuft außer Konkurrenz«, sagte er japsend.
Georg, die als Nächste ins Ziel kam, stützte die Hände auf die Knie, um besser Luft zu bekommen. »Schon gut, Richard, deinen Sieg macht dir ja keiner streitig. Wer den größten Hunger hat, hat eben die schnellsten Beine.«
Im Haus duftete es herrlich nach Gebackenem. Tante Fanny, nach der überstandenen Krankheit immer noch ein wenig blass um die Nase, freute sich, als die Kinder ins Haus stürmten.
»Hui, macht bloß schnell die Tür wieder zu! Da fragt sich, wer hier mehr Wind macht, das Wetter oder ihr.«
Wie schön war es, die fünf wieder um sich zu haben. In der Zeit ihrer Krankheit war sie viel allein gewesen. Ihr Mann, Quentin, war wie immer mit seinen Forschungen beschäftigt gewesen. Tagsüber hatte nur ab und an die Frau nach ihr gesehen, die im Haushalt das Nötigste erledigte. Da war es doch schöner, wenn wieder allerlei Trubel im Haus war. »Lasst es euch schmecken! Hier ist Zitronenbutter. Streicht sie auf die Scones, solange sie noch warm sind.«
Die Scones schmeckten einfach herrlich. Es dauerte gar nicht lange, da war der Porzellanteller bereits leer gefuttert.
»Zum Glück sind noch welche im Ofen«, sagte die Mutter lachend. »Ich habe sie extra warm gehalten. Ich weiß doch, welche Mengen ihr verputzen könnt.« Sie zwinkerte Richard zu, der bereits vier Stück gegessen hatte.
Richard wurde rot, er fühlte sich ertappt. Aber als der Porzellanteller wieder mit dampfenden Scones gefüllt auf dem Tisch stand, langte er erneut zu.
Den weiteren Tag verbrachten die Kinder mit Spielen und Lesen, und als sie abends zu Bett gingen, pfiff der Wind immer noch ums Haus.
Anne lag lange wach und fragte sich, ob Georg mit ihrer Wetterprognose wohl Recht behalten würde. Noch klang es nicht so, als wollte der Sturm sich je wieder legen.
Draußen hörte sie die Äste knarzen und jammern und irgendwo klapperte etwas. Da sie ohnehin nicht einschlafen konnte, stieg sie aus dem Bett und huschte zum Fenster hinüber. Vielleicht konnte sie ja erkennen, woher dieses klappernde Geräusch kam.
Tim lag auf dem Teppich und spitzte kurz die Ohren, als Anne auf Zehenspitzen an ihm vorbeischlich.
Draußen ragten die Bäume, vom Wind gepeitscht, hinauf in einen tintenblauen Himmel, über den die Wolken nur so hinwegfegten. Hof und Garten lagen im Mondlicht da und so hatte Anne den Übeltäter schnell ausgemacht. Nur der Fensterladen vom Schuppen, dachte sie beruhigt, als ihre Aufmerksamkeit plötzlich auf etwas anderes gelenkt wurde. Weit draußen auf dem Meer erkannte sie am Horizont ein Licht.
Ich möchte bei dem Wind nicht auf einem Schiff sein, dachte Anne. Und plötzlich kamen ihr die Worte des alten Roger wieder in den Sinn. Dort draußen tummelt sich so einiges unheiliges Volk.
Anne bekam eine Gänsehaut. Schnell schlüpfte sie wieder ins Bett und zog sich die Decke über
die Nasenspitze. »Red dir kein dummes Zeug ein«, sagte sie zu sich selbst. »Es ist einfach nur ein Schiff.«
Aber womöglich war es ein Geisterschiff?
»Anne, Anne, wach doch auf!« Georg schüttelte ihre Kusine, die sich im Bett unruhig hin und her drehte und leise wimmerte.
Mit einem kurzen Schrei richtete Anne sich auf und starrte ihre Kusine an.
Georg lachte. »Und jetzt erzähl mir mal, wovon du geträumt hast. Das müssen ja gefährliche Abenteuer gewesen sein, die du gerade erlebt hast.«
Anne brauchte einen Moment, um richtig wach zu werden, und schüttelte sich. »Das kannst du laut sagen«, erwiderte sie schließlich. »Wir wurden in unserem Ruderboot von einem Geisterschiff verfolgt. Es hatte schwarze, zerfetzte Segel und überall schauten...