Bobrowski | Das Lächeln der Kriegerin | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Bobrowski Das Lächeln der Kriegerin

Ein Fantasy-Roman
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-356-01853-0
Verlag: Hinstorff
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Fantasy-Roman

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-356-01853-0
Verlag: Hinstorff
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Dieser Fantasy-Roman erzählt die spannende Geschichte des Mädchen Lothiel, das in einer Welt der Mythen und Sagen, in der Übernatürlichs, Märchenhaftes und Magisches zu Hause sind, aufwächst. Sie ist tapfer und voller Zweifel, ob esihr gelingt, die Welt, ihre Welt zu retten. Sie findet Freunde und Berater und geht dennoch immer ihren eigenen Weg. Bald erzählt man sich an allen Lagerfeuern von diesem mutigen Mädchen

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GRENZFESTE
Lothiel nickte Vater Adar fröhlich zu. Für sie waren die seltenen Besuche in der Grenzfeste immer ein großes Ereignis. Es gab so viel zu bestaunen und zu entdecken. Allein dieses Menschengetümmel konnte sie, die sie das ganze Jahr auf einem einsamen Hof lebte, kaum begreifen. Dazu die ungewohnten Eindrücke: Die Rufe der Händler auf dem Markt, die ihre Waren anpriesen, darunter Dinge, die Lothiel nie zuvor gesehen hatte und deren Verwendungszweck ihr nicht selten ein Geheimnis blieb. Gerüche von Kräutern und Gewürzen, die weder im heimischen Wald noch in Mutter Naneth’ Kräutergarten zu finden waren, der Lärm, der aus Werkstätten und Gaststuben drang, um gemeinsam mit Staub und Schmutz die Straßen zu durchdringen. Wachen, die Lothiel immer sehr beeindruckten, standen auf ihren Posten, patrouillierten durch die Straßen oder saßen lachend bei einem Würfelspiel. Doch vor allem die Spiele der Kinder faszinierten Lothiel stets aufs Neue. Auf dem Hof spielte sie mit Hu, dem alten Jagdhund, oder ritt ein wenig auf Tass, wenn er nicht auf dem Feld oder vor dem Wagen gebraucht wurde. Sie besaß einige bunte, rund geschliffene Steine. Die zerschlissene Puppe, die Vater ihr vor einigen Jahren aus der Grenzfeste mitgebracht hatte, beachtete sie kaum noch. Meist nutzte sie die wenige Zeit, die ihr neben der Arbeit auf dem Hof blieb, um mit der Steinschleuder oder dem Bogen zu üben und oft brachte sie dann ein leckeres Abendbrot nach Hause. Aber die Kinder in der Grenzfeste erfanden wunderliche Spiele, bei denen sie sich gemeinsam vergnügten. Sie spielten mit ledernen Bällen, fochten mit hölzernen Schwertern, versteckten sich voreinander, jagten durch die Straßen, trugen die spannendsten und lustigsten Wettkämpfe aus, die Lothiel sich vorstellen konnte. Sie blieb immer wieder stehen und staunte. Gern hätte sie sich dazugesellt und sich mit den anderen Kindern gemessen. Doch sie traute sich nicht, sie anzusprechen. Sicher würde sie alles falsch machen und den anderen zum Gespött werden. Außerdem durfte sie nicht trödeln. Vater hatte sie geschickt, mit dem ersten Geld, das er für ein Ferkel bekommen hatte, zu Meister Cennan, dem Kesselflicker, zu gehen, der die Löcher in dem kleineren ihrer beiden Kessel beseitigen sollte. Einen neuen konnten sie sich nicht leisten. Lothiel war froh, vom engen Treiben auf dem weiten Platz wegzukommen und durch die Feste zu streifen. Zwar gab es auch Kesselflicker auf dem Markt, doch Vater Adar war mit Cennan bekannt und bekam von ihm einen besonders günstigen Preis. Um zu ihm zu gelangen, musste sie in den zweiten Ring der Feste, die vor vielen Jahren zum Schutz der östlichen Grenzen Laindors erbaut worden war. Von Vater wusste Lothiel, dass die Anlage ursprünglich nur als Stützpunkt für die Kriegsheere der Königin gedient hatte. Doch seit der Sieg errungen war, hatte sie sich zu einer Stadt entwickelt, die bereits über die später errichtete äußere Mauer hinauswuchs. Cennan war hier schon zu Kriegszeiten seinem Handwerk nachgegangen, weshalb sich seine Werkstatt noch immer im alten Teil der Feste befand. Lothiel erreichte das große Tor zum zweiten Ring. Die dort postierten Wachen in ihren schwarz-weißen Waffenröcken mit dem Abzeichen des weißen Horns musterten sie nur kurz und ließen sie passieren. Hier war es ruhiger als im Rest der Stadt. Der zweite Ring, der die Burg des Grafen umschloss, wurde vor allem von den Männern der Wache bewohnt. Außerdem befanden sich hier die Werkstätten der Waffen- und Rüstungsschmiede, Bogner, Zeltmacher, Steinmetzen und der anderen Handwerker, die vorwiegend für die Burg und den Grafen arbeiteten, sowie die Ställe, die Wachgebäude und das Haus der Bräuche. Cennans Werkstatt lag nicht weit vom Tor entfernt. Lothiel hielt sich rechts und bog nach wenigen Metern in eine kleine Gasse ein. Das Haus des Kesselflickers war an deren Ende direkt an die Mauer gebaut. »Hallo, mein Kind. Wir haben uns ja lange nicht gesehen. Bringst du mir einen Kessel?« »Ja, Meister Cennan. Mein Vater schickt mich, den kleinen zu flicken.« »Na, dann zeig ihn mal her.« Lothiel reichte dem alten Mann den Topf. Cennans Kopf zierte nur noch ein schmaler, silbriger Haarkranz. Dafür spross sein Bart umso gewaltiger. Wären da nicht die dicke, rote Knollennase und die kleinen freundlichen Augen, hätte man sich fast vor dem immer noch kräftigen Mann fürchten können. Die Werkstatt wirkte aufgeräumter, als Lothiel sie in Erinnerung hatte. »Kennst du Gilborn schon?«, fragte Cennan, während er seinen neuen Auftrag betrachtete. »Nein. Wer ist das?« »Er ist seit einigen Wochen mein Lehrbub, der Sohn meines Brudersohns in der Unterstadt. Und er soll mein Handwerk erlernen.« Lothiel hörte den Stolz in der Stimme Cennans. Adar hatte ihr einmal erzählt, dass der Kesselflicker als ältester Sohn die Werkstatt seines Vaters übernommen hatte, während seine beiden Brüder sich für die Wache der Grenzfeste anwerben ließen. Einer war in den Grenzkriegen gefallen, der andere lebte mit seiner Familie in der Unterstadt, wie die Leute in der auf einem Ausläufer des Gebirges gelegenen Feste die Teile der Stadt nannten, die außerhalb der äußeren Mauer lagen. Cennan selbst hatte keine Kinder. Seine Frau war während der Schwangerschaft erkrankt und gestorben, bevor sie dem Kind das Leben schenken konnte. Dem Kesselflicker tat es auf seine alten Tage bestimmt gut, einen jungen Burschen im Haus zu haben. »Er ist ein braver Junge. Und sehr ehrgeizig. Du wirst ihn mögen. Er sollte gleich vom Wasserholen zurück sein. Dann kannst du dir mit ihm die Zeit vertreiben, bis der Kessel fertig ist. Ich brauche ihn vorerst nicht.« Lothiel wurde ein wenig flau im Magen. Sie würde einen Jungen treffen, der vielleicht in ihrem Alter war. Möglicherweise würde er sogar mit ihr spielen. Und doch spürte sie schon jetzt die Verlegenheit in sich aufsteigen. Wie müsste sie sich verhalten? Vater Adar nahm sie erst seit zwei Jahren mit zur Grenzfeste, wenn er einmal im Frühjahr und einmal im Herbst zum Markt fuhr. Sie half ihm beim Verkauf und manchmal durfte sie kleine Aufträge ausführen, so wie heute. Doch es blieb keine Zeit, andere Kinder kennenzulernen oder gar mit ihnen zu spielen. Lothiel wusste auch nicht, wie sie sie hätte ansprechen sollen. »Ich glaube, ich muss Vater noch helfen«, sagte sie. »Na, das kannst du doch. Gilborn wird gleich hier sein. Dann kann er dich zum Markt begleiten und mir auf dem Rückweg ein Brot mitbringen.« »Ich weiß nicht, ob ich so lange warten kann.« »Aber da kommt er doch schon.« Tatsächlich betrat nun, einen gefüllten Eimer in der Hand, ein Junge mit feuerroten Haaren und einem Gesicht voller Sommersprossen die Werkstatt. Lothiel kannte sich mit Kindern nicht gut aus, doch er war bestimmt ein paar Jahre jünger als sie. Gilborn stellte den Eimer ab und betrachtete sie neugierig. »Das ist Lothiel«, sagte Cennan. »Sie ist die Tochter von Adar, von dem ich dir ja schon erzählt habe. Sie muss zurück zum Markt. Ich gebe dir frei, sie zu begleiten. Bring mir auf dem Rückweg ein Brot von Basthir mit.« »Was ist denn mit ihr los?«, fragte der Junge. »Sie starrt ja nur auf den Boden.« »Sie hat wenig Umgang mit fremden Menschen. Sei nett zu ihr, dann wird sie schon auftauen.« Gilborn musterte Lothiel noch einen Moment, dann trat er entschlossen auf sie zu und griff ihre Hand. »Komm«, sagte er nur und zog sie aus der Werkstatt. Bis zum inneren Tor gingen sie schweigend nebeneinander her. Gilborn nickte den Wachen freundlich zu und Lothiel tat es ihm nach. »Wie alt bist du?«, fragte Gilborn, als sie die innere Mauer hinter sich gelassen hatten. »Fünfzehn.« Der Junge zog die Augenbrauen hoch. »Dann bist du ja zwei Jahre älter als ich.« Lothiel fand das nicht sehr überraschend. Immerhin war sie einen guten Kopf größer als der schmächtige Kerl. »Man sagt, dein Vater war seinerzeit der beste Schütze auf der Grenzfeste. Hat er wirklich Graf Glanost das Leben gerettet?« Lothiel blieb stehen. Woher konnte dieser Gilborn das wissen? Mutter hatte ihr erzählt, dass es Vaters Pfeil gewesen war, der einen Gegner niedergestreckt hatte, bevor der dem Grafen in den Rücken fallen konnte. Und dieser Pfeil hatte ihnen auch den Hof und das Stück Land eingebracht. Doch Vater selbst sprach nicht gern über die Zeit der Grenzkriege. Einmal hatte er gesagt: »Es gab viel Leid und viele Tote damals. Merke dir eines, Loth: Es ist nicht gut, einen Menschen zu töten.« »Wieso weißt du davon?«, fragte sie Gilborn. »Meister Cennan hat es mir erzählt. Er...


Philipp Bobrowski wurde 1970 in Marburg geboren und lebt heute in Rostock. Er studierte Anglistik und Germanistik und hat relativ spät mit dem Schreiben begonnen. Dennoch ist seine Publikationsliste bemerkenswert: Zahlreiche seiner Prosatexte wurden in Anthologien und in Zeitschriften abgedruckt. In seinem Romandebüt zeigt sich die besondere Liebe Bobrowskis zur Fantasy. Die Möglichkeit, seine Ideen umzusetzen, fand der Autor während eines halbjährigen Künstlerstipendiums.



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