Bockmaier / Frühauf | Jüdische Musik im süddeutschen Raum / Mapping Jewish Music of Southern Germany | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

Bockmaier / Frühauf Jüdische Musik im süddeutschen Raum / Mapping Jewish Music of Southern Germany


1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-96233-274-7
Verlag: Allitera Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 272 Seiten

ISBN: 978-3-96233-274-7
Verlag: Allitera Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Dieser Band kartiert die jüdische Musik Süddeutschlands im 19. und 20. Jahrhundert: als einen Raum, der jüdische Musikgeschichte produziert, beherbergt und bewahrt; als einen gemeinsamen Raum von Juden und Nicht-Juden mit der möglichen Kultur des Zusammenflusses; und als einen Raum der Ausgrenzung und Verfolgung. Diese Räume - teils symbolisch, abstrakt, metaphorisch, teils konkret und inszeniert - ­erschließen sich in acht Kapiteln: zur Topografie jüdischen Musiklebens im NS-Staat in München, zum Leben und Wirken von Jakob Schönberg und Richard Fuchs im Kontext jüdischer Kunstmusik, zu den musikalischen Praktiken der jüdischen Gemeinden in Bamberg und Binswangen, zu den Aktivitäten des Esslinger Cantors Mayer Levi, zur Verlagerung süddeutscher und österreichischer jüdischer Musiker und ihrem Wirken in Ferramonti di Tarsia und nicht zuletzt zu Paul Ben-Haims sozialem und intellektuellem Umfeld vor und kurz nach der Emigration. This volume maps Jewish music of southern Germany in the nineteenth and twentieth centuries. It explores this region as a space that produces, inhabits, and preserves Jewish musical history; as a shared space between Jews and non-Jews that can result in a culture of confluence; and as a space of exclusion and persecution. These spaces?- some symbolic, abstract, metaphorical, and others concrete and enacted - are unraveled in eight chapters that address the topography of Jewish musical life in the NS state using the example of Munich, the life and work of Jakob Schönberg and Richard Fuchs in the context of Jewish art music, the musical practices of the Jewish communities in Bamberg and Binswangen, the activities of Cantor Mayer Levi of Esslingen, the dislocation of South German and Austrian Jewish musicians and their activities in the camp of Ferramonti di Tarsia, and Paul Ben-Haim's social and intellectual environment before and shortly after emigration.

Bockmaier / Frühauf Jüdische Musik im süddeutschen Raum / Mapping Jewish Music of Southern Germany jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Vorwort Claus Bockmaier Dieses Buch erscheint treffend zum Fest- und Themenjahr »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland«. Der Band will einen Beitrag seitens der Musik dazu leisten. Sein Ausgangspunkt ist indes die wissenschaftliche Konferenz zum Thema »Jüdische Musik im süddeutschen Raum – Geschichte, Exil, Fort-leben«, die am 11.–12. Juli 2019 an der Hochschule für Musik und Theater Mün-chen (HMTM) stattfand. Dabei hat das Hauptgebäude in der Arcisstraße 12 als Tagungsort seine eigene Bedeutung: Hier, im einstigen NS-›Führerbau‹ – wo am 29.–30.  September 1938 das ›Münchner Abkommen‹ zur Zwangseingliederung des tschechoslowakischen Sudetenlands in das Deutsche Reich getroffen worden war –, erfolgte nun ein besonderer Akt der Erinnerungskultur: Die Musik der unter dem Nationalsozialismus verfolgten deutschen Juden hat bewusst an dieser Stätte eine lebendige Erforschung und Würdigung erfahren, sodass man hier im größeren thematischen Sinn dieses Bandes auch von einem mapping point, einem Kartierungspunkt sprechen kann. Eine solche lokale Bezugsgröße zeigt im Übrigen auch das Coverbild: die Alte Münchner Hauptsynagoge1 – eingeweiht 1887, abgerissen im Juni 1938, also schon vor den Novemberpogromen. Bei der Tagung 2019 haben sich in acht Symposiumssitzungen mit insgesamt 16 Vorträgen Musikhistoriker, Musikethnologen und Judaisten aus Europa, den USA und Israel mit dem vielschichtigen Phänomen ›Jüdische Musik‹ auseinandergesetzt, das in der Historiografie und der jüngeren Diskussion in durchaus wechselnden, Vorstellungshorizonte immer wieder erweiternden Definitionen gefasst worden ist. In der Konferenz ging es um Prozesse und Profile der Musik und deren Bedingungen in jüdischen Kontexten, um Komposition, Interpretation und Rezeption dieser Musik, um das Agieren und Gestalten jüdischer wie auch nicht-jüdischer Musiker in den betreffenden Zusammenhängen. Das Bezugsfeld der Betrachtungen bildete der süddeutsche Raum – von außen gesehen mit den Ländern Bayern und Baden-Württemberg, dem südlichen Rheinland-Pfalz sowie Hessen südlich des Mains – als geografisch, politisch und kulturell zu umrei-ßende, jedoch nicht strikt definierte Größe. Die Leitung der Tagung lag in den Händen von Prof. Dr. Tina Frühauf von der Columbia University New York, die im Sommersemester 2019 eine DAAD-Gastprofessur an dieser Hochschule innehatte, sowie von meiner Person seitens des Musikwissenschaftlichen Instituts als organisatorischem Träger. Ganz im Sinn der Leitlinie unseres Instituts, kommunikative Verbindungen zwischen den Ebenen der Praxis und der Theorie herzustellen, waren in die Konferenz drei Musikprogramme sowie ein Konzertabend im Großen Saal integriert: Die Aufführungsbeiträge – insbesondere mit Studierenden der Hochschule und Gastsängern unter der Leitung von Hans-Christian Hauser wie auch des Synagogal Ensembles Berlin, geleitet von Regina Yantian und mit Jürgen Geiger an der Orgel – bezogen sich mehrfach auf die wissenschaftlichen Forschungspräsentationen. Beispielsweise spielte Prof. Dr. Jascha Nemtsov im Konzert die Chassidische Suite (1937) von Jakob Schönberg selbst am Klavier, über die er am folgenden Tag unter anderem referierte. Die ganze Veranstaltung ließ sich somit als umfassendes ›Gesprächskonzert‹ auffassen, das nicht nur für Experten zugänglich war, sondern auch für ein breites Publikum – das an beiden Konferenztagen zahlreich ins Haus kam.2 Unter den Zuhörern befanden sich Persönlichkeiten aus ganz Deutschland, darunter Vertreter jüdischer Gemeinden und Organisationen wie auch der Münchner Stadtverwaltung. Dass die Konferenz überhaupt stattfinden und in dieser Form durchgeführt werden konnte, dafür ist zunächst dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) zu danken, der das Gastsemester von Prof.  Dr. Frühauf durch Mittel des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ermöglichte, sowie dem Kollegen am Hause Prof. Markus Bellheim, der den entsprechenden Antrag erfolgreich gestellt hatte. Ferner gilt unser Dank dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München für einen beträchtlichen Zuschuss zur Finanzierung. Die Idee dieser Tagung war außerdem mit der geplanten Gründung des Ben-Haim-Forschungszentrums verbunden – als gemeinsame Initiative der HMTM und der Stadt München –, die in der Zwischenzeit mit Besetzung der betreffenden wissenschaftlichen Stelle durch Dr. Tobias Reichard vollzogen werden konnte: Das Zentrum hat am 1. März 2020 seinen Dienst aufgenommen. Der Namensgeber Paul Ben-Haim, der 1897 in München als Paul Frankenburger geborene und 1933 aufgrund massiver antisemitischer Anfeindung nach Palästina emigrierte Diri-gent, Komponist und frühere Student der Hochschule, steht mit seiner Biografie gleichsam stellvertretend für viele andere vom Nationalsozialismus vertriebene musikschaffende jüdische Personen. Die Forschungseinrichtung hat das Ziel, die Geschichte und die Musik verfolgter Komponistinnen und Komponisten sowie die jüdische Musikkultur in ihrer ganzen Vielfalt vor, während und nach der NS-Zeit, mit Schwerpunkt auf dem süddeutschen Raum, wissenschaftlich zu erschließen und zu dokumentieren. Von daher lag es nahe, auch an Tobias Reichard noch die Bitte um einen eigenen Beitrag zu diesem Schriftenband zu richten, die er dankenswerterweise gerade mit dem Fokus auf München, nämlich einer ›topografischen‹ Darstellung jüdischen Musiklebens während der NS-Diktatur eben in unserer Stadt, erfüllt hat.3 Die anderen hier vorgelegten Beiträge sind schriftliche Ausarbeitungen der Tagungsreferate von 2019. Der Aufsatz über den Kantor Mayer Levi von Geoffrey Goldberg (New York / Jerusalem), auf den sich sein Konferenzvortrag wesentlich bezog, ist allerdings ein Wiederabdruck aus den Esslinger Studien von 2010, herausgegeben vom Stadtarchiv Esslingen am Neckar.4 Wir danken dem Autor und überdies dem Schriftleiter der Esslinger Studien, Dr. Joachim J. Halbekann, vielmals für die Erlaubnis, den Beitrag in diese Publikation mit aufnehmen zu dürfen, wie auch Jürgen Weis vom Jan Thorbecke Verlag, Ostfildern, für die Übersen-dung der dazugehörigen Abbildungsdateien. Der Aufsatz wurde formal – sowie in wenigen Einzelheiten auch sprachlich – redigiert und in den Schreibweisen, Belegformen, Transliterationen usw. an die Regeln der Schriftenreihe angepasst; Fehler wurden stillschweigend korrigiert. Die englischsprachigen Beiträge dieses Bandes sind jeweils gemäß dem Chicago Manual of Style (17. Auflage) eingerichtet, die deutschsprachigen folgen wiederum den üblichen Prinzipien der Reihe. In den Fußnoten des Haupttextes wird ab der zweiten Nennung einer Quelle immer der Kurzbeleg verwendet. Bei den nicht wenigen Belegen von Internetseiten liegt das jeweils letzte Abrufdatum im Redaktionszeitraum des Bandes 2020. Die Bibliografie am Ende erfasst alle literarischen Quellen, primäre wie sekundäre, in alphabetischer Folge nach Autoren bzw. Herausgebern, hier durchgehend in der ›deutschen‹ Form; zudem sind in jeweils eigenen Rubriken die für die Beiträge maßgebenden Archive, historischen Zeitungen und Notendrucke verzeichnet. Das Register enthält außer dem Personenteil auch einen Index der im Band genannten Orte. Als Herausgeber bedanken Tina Frühauf und ich uns zuallererst bei den Referentinnen und Referenten der Münchner Konferenz, die das fachliche Gespräch angestoßen und bereichert haben, und besonders denjenigen, die im Nachgang ihre Beiträge in schriftliche Form gebracht und damit nun diese Buchpublikation möglich gemacht haben: Silvia del Zoppo (Mailand), Michael Haas (Wien), Dorothea Hofmann (München), Jascha Nemtsov (Weimar), Malcolm Miller (London) und Felicitas Winter (Augsburg). Unser besonderer Dank geht des Weiteren an die Doktoranden Markus Göppel und Tobias Reil der HMTM, die als Mitarbeiter am Musikwissenschaftlichen Institut mit hohem Engagement die aufwendige Arbeit der Vorredaktion und Formatierung der Texte sowie die Erstellung der komplexen Bibliografie und der Register bewältigt haben. Pryor Dodge (New York) sei herzlich Dank für die optimale Nachbearbeitung der Bilddateien gesagt. Und nicht zuletzt danken wir der Lektorin Dietlind Pedarnig und dem Verlagsleiter Alexander Strathern von Allitera für die wiederum segensreiche Zusammenarbeit bei der editorischen Betreuung des Bandes, für die Layout-Anfertigung und Drucklegung. Nachdem Band 6 dieser Schriftenreihe, Facetten I (2014, herausgegeben von Joachim Brügge), mit einigen Beiträgen zum Liederkomponisten Max Kowalski und Band 15 (2020, herausgegeben von Birger Petersen) zum 125. Geburtstag des Komponisten und Münchner Musikhochschullehrers Wolfgang Jacobi bereits das Feld der ›Jüdischen Musik‹ berührt haben, macht also Band 16 dieses Themenfeld nunmehr explizit. Mit Blick sodann auf das Ben-Haim-Forschungszentrum – und zumal auch seit dem Sommersemester 2020 Prof. Dr. Friedrich Geiger mit seinem besonderen Forschungsschwerpunkt der Musik in Diktaturen und im Exil an unserem Institut wirkt – steht zu...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.