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E-Book, Deutsch, Band 2, 508 Seiten
Reihe: Traumtürchen
Bollenbacher Rabenträume - Traumtürchen Band 2
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7497-4962-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 508 Seiten
Reihe: Traumtürchen
ISBN: 978-3-7497-4962-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die magische Reise geht weiter Nach der Flucht aus der Hauptstadt ist Nyrcolas mit der mysteriösen Maga und Formwandlerin Kelda auf dem Weg in eine unbekannte Zukunft, frei von Iantos' Massen an Menschen, Monstern und Magi-Jägern, und auch Rick macht sich auf die Suche nach einem neuen Leben abseits der Großstadt. Doch manches kann man nicht so einfach hinter sich lassen, seien es alte Gewohnheiten, Ängste oder gar Feinde. Während Nyrcolas und Rick nicht nur die ungewohnte Umgebung, sondern auch ihr eigenes magisches Wesen erforschen, macht Kelda nachts kein Auge zu. Sie muss verhindern, dass der König der Nachtalbe sie findet, aber auch, dass eine Wahrheit ans Licht kommt, die so schrecklich ist, dass sie nicht nur ein Herz brechen wird.
Sandra Bollenbacher war schon immer eine Geschichtenerzählerin. Bereits im Grundschulalter hat sie für ihre kleine Schwester Märchen erfunden und auch heute schreibt sie am liebsten Geschichten, die irgendetwas Fantastisches an sich haben. Klischees und Genderstereotypen sind ihr zu wider. Ihre Geschichten überraschen hingegen mit unvorhersehbaren Wendungen, lebensechten Figuren und Spannung bis zum letzten Wort. Dabei regt sie ihre Leser*innen oft zum Nachdenken an und bringt sie gerne sowohl zum mitfühlenden Weinen als auch zum herzhaften Lachen. Literatur und Sprache sind ihre großen Leidenschaften. Nach dem Studium der Anglistik und Psychologie zog es Sandra in die Verlagswelt und heute arbeitet sie als Lektorin im wunderschönen Heidelberg. In ihrer Freizeit ist sie oft kreativ und den Herbst - ihre absolute Lieblingsjahreszeit - verbringt sie gerne im Wald oder in einer einsamen Hütte irgendwo in Skandinavien.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Kapitel 2 Eine langbeinige, braune Spinne hatte ihr Netz zwischen zwei dünne Zweige gespannt, die beinahe waagerecht aus dem dicken Stamm einer knochigen Ulme wuchsen und bis fast über das mickrige Feuer reichten, das, umringt von kleinen und mittelgroßen Steinen, am Waldboden brannte. Schon die dritte Motte hatte sich, angelockt von den hellen Flammen, in den klebrigen Fäden verfangen. Je stärker sie zappelte, desto mehr verfing sie sich, desto fester hielt das Netz sie. Jetzt kam die Spinne, gerade fertig mit dem Einspinnen der letzten Motte, auf ihrem geheimen, nur ihr bekannten Pfad aus nicht klebrigen Fäden herbeigeeilt. Flinke Beinchen packten das zappelnde Insekt und im Nu hing es leblos, still, in einem weißen Kokon. Nun schnappte sich die Spinne ihre gut verpackte Beute und trug sie davon, zu einer anderen Stelle, ihrer Vorratskammer. Rick stocherte mit einem Zweig in dem kleinen Lagerfeuer herum, das er dank eines alten Feuerzeuges, welches er am Wegrand gefunden hatte, diese Nacht hatte machen können. Er hatte sein Handy danebengelegt in der Hoffnung, die Wärme würde das Wasser verdampfen lassen und dem Gerät neues Leben einhauchen. Doch selbst wenn es nicht komplett kaputt war: Der Akku war auf jeden Fall leer. Sein Magen knurrte, aber im Gegensatz zur glücklichen Spinne kam für ihn kein Abendessen angeflogen. Alles, was er an diesem Tag an Essbarem zu sich genommen hatte, waren ein paar bittere Löwenzahnblätter und -wurzeln gewesen. Immerhin regnete es nicht und das Feuer machte den Wald ein kleines bisschen heimeliger, auch wenn er es nicht brauchte, um nicht zu frieren. Die Nacht zuvor hatte er überhaupt nicht geschlafen, sondern hoch oben in den Ästen eines ziemlich klebrigen Nadelbaums immer ein Auge auf Bens Unterschlupf gehabt. Er wollte auf gar keinen Fall verpassen, wenn die beiden Jungs weiterzogen, in der Hoffnung, dass sie ihn irgendwann zurück in die Zivilisation führen würden. Er schätzte Ben nicht gerade als Camping-Fan ein. Außerdem fanden sie vielleicht Essen … Wenigstens waren die jungen Triebe des Nadelbaums einigermaßen genießbar gewesen. Wieso war er bloß Ben und Iusta Ponds Kontrolleuren durch die Kanalisation gefolgt? Er hätte Varenna und Huug einfach ihren Job machen lassen und zurück zum Hotel gehen sollen. An ihrem schlussendlichen Versagen hatte er schließlich auch nichts mehr ändern können. Lächerlich, dass er sich einmal in die Begrenztheit der Hauptstadt mit ihren Zäunen und Mauern – der Mauer – zurückwünschen würde. Doch tat er das wirklich? Weshalb war er dann noch hier, mitten im Nirgendwo, und nicht zurückgekehrt? Weil ich nicht kann, sagte Rick sich immer wieder. Varenna und Huug sind tot. Pond hat sie auf meinen Anruf hin zur Fabrik geschickt. Sie wird mich für ihren Tod verantwortlich machen. Unweigerlich sah er Varennas eingedellten, blutenden Kopf im geisterhaft blauschimmernden Wasser vor sich und dann: Ben. Bens leere Augen, sein blutiger Pulli. Rick schüttelte ungeduldig den Kopf. Es war nicht seine Schuld. Nicht wirklich. Er hatte ihn ja sogar warnen wollen! Sein Magen knurrte laut. Er hatte schon Kopfschmerzen vor Hunger. Doch mit diesen Kopfschmerzen konnte er leben. Sie waren nichts im Vergleich zu denen, die nur mit Mageia, einer magischen Droge, gelindert werden konnten. Zum Glück hatte ihm Varenna ein bisschen mitgebracht. Zum wiederholten Mal tasteten seine Finger nach dem kleinen Plastiktütchen in seiner Tasche, das wie durch ein Wunder auf der nassen Reise aus Iantos hinaus dichtgehalten und das kostbare, bunt schimmernde Pulver geschützt hatte. Auch wenn er hier draußen, weit genug von den Menschen und ihren Wünschen und Verlangen entfernt, das Mageia nicht brauchte, flüsterte es immer wieder zu ihm, wisperte verführerisch, lockte ihn: Es könnte ihm beim Einschlafen helfen, ihn die Ereignisse und Bilder der letzten Stunden vergessen lassen. Es versprach sogar, seinen Hunger zu stillen. Doch Rick hatte nicht vor, für immer in diesem gottverlassenen Wald zu bleiben. Vorfahren und Elfengene hin oder her. Er wollte ein normales Leben führen mit Fast Food, Toiletten, Internet und Handys ohne Wasserschaden. Mit Computerspielen, Serien-Marathons, Bier und Schokolade. Er musste zurück in die Zivilisation und dafür brauchte er den Rest Mageia, musste es aufsparen, bis er neues kaufen konnte. Geld hatte er immerhin genug. Er hatte wirklich, wirklich großen Hunger. Ob diese Pilze dort unter den Bäumen essbar waren? Wenn er wenigstens jagen könnte. Oder Fallen stellen. Aber dann müsste er das Tier ja auch töten. Häuten. Aufschlitzen. Ausweiden. Schon der Gedanke daran reichte aus, um seinen Hunger in Übelkeit zu verwandeln. Vielleicht war das ja ein guter Trick? Er könnte sich so lange extrem widerliche Dinge vorstellen, bis er einschlief. Morgen, im Tageslicht, würde er sich dann auf den Weg zur nächsten Stadt machen. Es half nichts. Selbst an Ben zu denken, tot, half nicht, seinen Hunger zu verdrängen. Es erinnerte ihn vielmehr an Pizzaessen. Schließlich löschte Rick das Feuer und stand auf. Er hatte keine Ahnung, wo die nächste Siedlung war, doch er wusste, wo die nächsten Menschen waren. Vielleicht hatten Ben und seine Freunde oder ihre Gegner irgendetwas Essbares bei sich gehabt. Das brauchten sie jetzt schließlich nicht mehr und warum sollte Rick es den tierischen Waldbewohnern überlassen, welche Futter im Überfluss hatten? Den Weg zurück zur Lichtung fand Rick trotz Dunkelheit ohne Probleme. Schon bald war der Gestank von Blut und Fäkalien so stark, dass Rick einige Male trocken würgen musste. Er zog den Ärmel seines Sweaters über seine Hand und hielt ihn über Mund und Nase. Sein Atmen war heiß und feucht und er bekam kaum Luft, doch es war besser, als das zu riechen. Sobald die Bäume sich lichteten, konnte Rick die Füße der ersten Leiche auf dem dunklen Waldboden erkennen – weiße Sneakers: Bens Körper lag noch immer an derselben Stelle, an der Rick ihn zurückgelassen hatte, als er Hals über Kopf in den Wald geflohen war. Irgendwie bescheuert, dachte er, dass mich das wundert. Wo soll Bens Leiche auch hin? Oder hatte er erwartet, dass wilde Tiere sie ins Unterholz gezerrt hatten? Vielleicht sollte ich ihn begraben. Schwachsinn. Was, wenn er dabei gesehen wurde? Wenn er Spuren hinterließ? Er konnte sich auch gleich der Polizei stellen und ein umfassendes Geständnis abliefern, dass er all diese Menschen auf der kleinen Lichtung im Grenzwald getötet hatte. Essen. Ich muss Essen finden. Und zwar schnell, bevor jemand kommt. Gerade hatte er sich soweit zusammengerissen, um die Lichtung zu betreten, als er etwas hörte, das ihn in seiner Bewegung erstarren ließ. Erst dachte er, es wäre nur das Rauschen des Windes, doch es fühlte sich falsch an, beinahe bedrohlich, noch bevor er realisierte, dass es so gut wie windstill war und sich die Bäume kaum bewegten. In der nächsten Sekunde stand ein dürrer Mann mit langen, schwarzen Haaren, blauschwarzer Haut und einem schwarzen, bodenlangen Umhang inmitten der Toten. Rick gelang es gerade noch, sich zurück in die Büsche zu flüchten. Er konnte weder das Gesicht des Fremden sehen noch dessen Wünsche wahrnehmen, was merkwürdig war, dennoch überkam ihn ein starkes und ebenso unerklärliches Gefühl der Abneigung. Wer war dieser Mann? Was war er? Und was wollte er? Letzteres wurde schon nach Kurzem ersichtlich: Er schien zwischen den Toten nach etwas oder jemandem zu suchen. Nach wenigen Minuten verschwand er jedoch wieder, ohne etwas mitgenommen zu haben. Abermals war dieses merkwürdige Rauschen zu hören und Rick erschauderte unwillkürlich, dann war der Mann fort. Spurlos mit der Dunkelheit verschmolzen. Oder hatte er sich einfach in Luft aufgelöst? Vielleicht war er davongeflogen. Das, was Rick für einen Umhang gehalten hatte, hätten gewiss auch Flügel sein können. Sicher konnte er sich bei den schlechten Lichtverhältnissen nicht sein. Erst nach zehn Minuten, als Rick überzeugt davon war, dass der Fremde fort war, wagte er sich selbst auf die Lichtung. Seine Beine schmerzten vom regungslosen Kauern und er musste sie ein paar Mal kräftig schütteln, dennoch hatte er das Gefühl, wie auf Eiern zu gehen, als er schnell zwischen den Toten hindurchlief und nach Dingen Ausschau hielt, die Nahrung beinhalten konnten. Rick versuchte, dabei nicht zu Ben zu schauen, doch egal, wohin er blickte, der leblose Körper des Jungen zwang sich immer wieder über Ricks Augenwinkel in sein Sichtfeld. Schließlich trat er doch zu ihm. Irgendwie sieht er ganz anders aus, dachte Rick, als er auf den Leichnam herabblickte. Aber wahrscheinlich traf das auf alle toten Menschen zu. Von den anderen erkannte er niemanden wieder. Die meisten waren Kontrolleure in schwarzen Anzügen, denen er keine Beachtung schenkte. Außer Ben gab es nur eine Person in ziviler Kleidung: eine Frau mit kurzen...