Bordat | Blick ins Spiegeluniversum | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

Bordat Blick ins Spiegeluniversum

Neue satirische Versuche
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-347-94944-7
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Neue satirische Versuche

E-Book, Deutsch, 256 Seiten

ISBN: 978-3-347-94944-7
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der erste Satirenband erschien im Sommer 2018, also vor fünf Jahren. Seitdem ist einiges passiert, das man nur mit einer guten Portion Humor ertragen konnte und kann. Manchmal bleibt einem das Lachen allerdings im Halse stecken. Dennoch: Humor ist Krisenmanagement, Lachen ist gesund, friedensförderlich und klimaneutral. In diesem Sinne: Gute Unterhaltung mit meinen neuen Satiren!

Dr. phil., Dipl.-Ing., M.A., Jg. 1972, kath., verh. - Studium des Wirtschaftsingenieurwesens, der Soziologie und der Philosophie in Berlin und Arequipa/Perú. Josef Bordat lebt in Berlin und arbeitet als freier Publizist.
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Und andere kurze humoristische Texte

Treuepunkte

Taschenmesser – unschlagbar günstig. So wurde es in jenem Supermarkt offeriert, in dem sich die folgende Handlung so (oder ähnlich) zutrug. Allerdings ging es dabei nicht um ein Angebot zum Kauf gegen Bares. Das Taschenmesser war vielmehr Lohn dafür, dass man besagtem Supermarkt die Treue gehalten hat. Zum Beweis war eine mit fünfzig kleinen Aufkleberchen bestückte Sammelkarte beizubringen, erfuhr ich auf Nachfrage. Das heißt, eigentlich erfuhr ich vom Filialleiter folgendes: „Keene Punkte? Na, denn kriegste och keen Messer!“ Treuemarken? Punkte sammeln? Für mich und den 1. FC Köln ist das nichts. Ich meine, ich lasse mich doch im Kaufverhalten nicht derart plump manipulieren. Andererseits hatte ich schon ein gewisses Anfangsinteresse an dem in Aussicht gestellten Taschenmesser. Antwortete ich an der Kasse auf die obligatorische Frage „Sammeln Sie Herzen, Treuepunkte, schlechte Erfahrungen?“ sonst stets mit einem klaren „Nein!“, bat ich diesmal um Aushändigung der begehrten Wertpapiere. Für meinen Einkauf (zwei Pizzen, sieben Bier) erhielt ich drei Treuemarken. Im Kopf rechnete ich hoch, dass ich mit meinen Konsumgewohnheiten bis Aktionsende in zwei Wochen nie und nimmer die erforderlichen fünfzig Marken gesammelt haben würde. Dieser unumstößlichen Tatsache mutig ins Auge sehend, beschloss ich, umgehend zurück in den Laden zu gehen und die Deckungslücke durch Investitionen in langlebige und gut stapelbare Waren zu schließen. Und Kosmetiktücher kann man ja immer gebrauchen. Ich verließ den Supermarkt mit prall gefüllten Taschen voller Treuepunkte-Aufkleber, Toilettenpapier für die nächsten zwölf Jahre und dem warme Gefühl, ein echtes Schnäppchen gemacht zu haben: ein Taschenmesser. Treuepunkte. Die Bitcoins des kleinen Mannes.

Pfandautomat

Unter den Heldentaten der Menschheitsgeschichte belegt die Pfandrückgabe einen guten Mittelfeldplatz, irgendwo zwischen „Entdeckung Amerikas“, „Erstbesteigung Nanga Parbat“ und „Steuererklärung, fristgerechte“. Es ist nämlich nicht nur regelmäßig einiges an Geduld erforderlich, wenn eine Kundin respektive ein Kunde vor einem an der Reihe ist und die erste Leergütertrennung nach zwanzig Ehejahren vornimmt, sondern auch einiges an Geschick. „Flasche langsam einlegen!“, „Pfandzeichen nicht erkannt!“, „Keine Schnapspullen, Herr Bordat!“ sind nur einige der erwartbaren Rückmeldungen des unverkennbar mit KI vollgestopften Automaten. Apropos – meist gilt ohnehin: „Automat voll – bitte Personal Bescheid geben!“ Das kommt dann, schließt den Automaten auf und man erhält einen Einblick in die schier grenzenlosen Fähigkeiten menschlicher Ingenieurskunst. Getrennte Zuführsysteme für Glas, Plastik und Dosenblech, gigantische Auffangbehälter, ein Haufen Elektronik drumherum. Das nötigt einem schon Respekt ab. Bei der nächsten Fehlermeldung stöhnt man nicht, sondern sagt artig: „Entschuldigung!“

Eltern

Ein Berliner Park, eine Bank, ein Sonnensystem. Herrlich! Die Stadt bietet auch ruhige Orte. Eine Familie tritt auf. Vater, Mutter, Kind. Eine – für Berliner Verhältnisse – ungewöhnliche Familie. Andererseits dann auch wieder nicht, wie sich zeigt, als die Kleine sich weigert, in den Kinderwagen einzusteigen. Berliner Eltern setzen es, das Kind, dann nicht – abweichend zur vorab ergangenen Willenserklärung – einfach da rein, sondern diskutieren. Vater und Mutter tragen abwechselnd Argumente im Stile Ciceros vor, die das Kind vom Gegenteil überzeugen sollen. „Schau mal, Emma-Marie: Wenn Du nicht in den Wagen steigst, dann können wir nicht nach Hause gehen und nicht die Oma treffen. Die ist bestimmt schon unterwegs.“ Die etwa zweijährige Emma-Marie wirft sich schreiend zu Boden, um ihre Nichteinstiegsabsicht nachdrücklich zu dokumentieren. „Und dann ist die Oma ganz traurig, dass Emma-Marie nicht da ist!“ Die Angesprochene erwidert laut: „Bräääh!“. „Dann wird auch der Papa traurig!“ – „Brääääääähhh!“ Wie die Geschichte ausging, weiß ich nicht. Ich bin nach zwanzig Minuten gegangen.

Klimawandel

Was hätten wir denn auch tun können? Ich meine, wir hatten doch keine Chance! Gegen den Klimawandel. Wir wussten doch auch nichts! Wir wussten doch überhaupt erst seit 150 Jahren vom Treibhauseffekt. 150 Jahre, was ist das denn? Die sind doch so rum! Die Zeit vergeht ja wie im Flug, das kennt man doch! Und außerdem war der Treibhauseffekt doch längst widerlegt! Nur die Physiker haben das nicht begriffen. Die Klimaforschung gibt es auch erst seit 30 Jahren. Ich meine, das muss sich ja erst noch zeigen, was davon zu halten ist. Wenn die Modelle passen, dann kann das ja auch Zufall sein. So was gibt’s! Ich meine, die hätten ja auch mal was sagen können, die Damen und Herren Klimaforscher*innen! Aber einfach nur vor sich hin modellieren und nichts an die Öffentlichkeit dringen zu lassen, das ist doch wirklich die Höhe! Und wenn da mal was kam, dann nichts als abwiegel, vertuschen, relativieren. Die Botschaft war doch über Jahrzehnte immer nur: „Alles nicht so schlimm!“ So, und jetzt haben wir den Salat: Klimawandel. Wie ein Blitz aus heiterem Himmel.

Nachbarschaftshilfe

Es verstand sich von selbst, dass ich mich um die Katzen meiner Nachbarn kümmerte, während sie im Urlaub waren. Also: die Nachbarn, nicht die sieben Katzen. Die verlangten meine volle Aufmerksamkeit. Trockenfutter, Nassfutter, Leckerli am Wochenende. Da waren die beiden Schildkröten genügsamer (zwei, drei Salatblätter am Tag). Schwieriger war da schon der regelmäßige Wechsel des Wasserspenders für die Wellensittiche. Apropos: Wasser – „Pflanzen gießen!“ Das lief nach einem ausgeklügelten Bewässerungsplan, der strikt einzuhalten war, um dem jeweiligen Feuchtigkeitsbedürfnis der Arten einer vielfältigen Fauna gerecht zu werden. Die Nachbarwohnung ist eher ein Dschungel, muss man wissen. Da passt auch das Terrarium hervorragend hinein, dessen Bewohner (zwei balearische Königsleguane) nicht nur recht ausgefallene Speisen erhielten (lebende Heuschrecken durch einen Trichter zu stopfen, ist gar nicht so leicht), sondern für ihr Wohlergehen Musik aus der Heimat brauchten. Ich ließ „Layla“ in Dauerschleife laufen. Ist ja Urlaub.

Berliner Wegbeschreibung

Sie wollen zur Friedrichstraße? Mit dem Auto? Also, da fahren Sie erst mal hier vorne an dieser Großbaustelle vorbei und sehen dann auf der rechten Seite drei große Kräne. Folgen Sie danach der Umleitung etwa drei Kilometer weit, dann links zur gesperrten Straße. Dort müssen Sie dann wohl oder übel wenden und zurück, bis zum Stau an dieser defekten Ampel, die nicht umspringt. Warten Sie dort, bis die Polizei kommt und den Verkehr per Handzeichen regelt. Dann weiter, immer geradeaus. Nach zwei Kilometern kommen Sie wieder an eine Baustelle. Fahren Sie – wenn möglich – daran vorbei, bis zur nächsten Baustelle, rund 800 Meter sind das so ungefähr, und dann wieder links. Ganz scharf links. Ignorieren Sie die Karosserieteile auf der nächsten Kreuzung. Die liegen da noch vom letzten Auffahrunfall. Suchen Sie sich dort am besten schon mal einen Parkplatz, denn viel näher kommen Sie heute nicht an die Friedrichstraße ran, ist alles gesperrt – Demo gegen die Verkehrspolitik des Senats.

Copyright

Mit Dank an Fabian Jermis, der mich auf die Idee gebracht hat.

Wer hat eigentlich das Copyright an der Bibel? Genauer: an den Lesungstexten des Sonntags? Gott? Nein! Wie kommen Sie denn darauf?! Die Autoren der Texte, also zum Beispiel Paulus, der ständig Briefe schrieb, weil sein Internet nicht funktionierte? Nein, auch nicht. Rechteinhaber an den Perikopen für den liturgischen Gebrauch ist – Achtung! – die „Ständige Kommission für die Herausgabe der gemeinsamen liturgischen Bücher im deutschen Sprachgebiet“. Das stellte die DBK – genauer: die Unterkommission Urheber-, Medien- und Verlagsrecht des Verbandes der Diözesen Deutschlands – in dem Informationsschreiben „Genehmigungspflicht für den Abdruck von Textpassagen aus liturgischen Büchern (Gebete, biblische Lesungen)“ gerichtsfest klar. Brief der Korintherkacker an die Gemeinden. Wer fortan die Lesungen kommentieren will und sie dazu einfach so in den Pfarrnachrichten abdruckt oder auf die Gemeindehomepage hochlädt, begeht eine Copyrightverletzung. Und der „Schott“? Ja, der hat sich bereits eine Erlaubnis geholt, wie seit eniger Zeit auf der Website zu lesen ist. Die „darin enthaltenen biblischen Texte“, so ist zu lesen, „sind Bestandteil der von den Bischofskonferenzen des deutschen Sprachgebietes approbierten...



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