Borkschert | Des einen Freud, des anderen Tod: Ostsee-Krimi | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 206 Seiten

Reihe: Kripo Anklam ermittelt an der Ostsee

Borkschert Des einen Freud, des anderen Tod: Ostsee-Krimi


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-96152-215-6
Verlag: Schardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 1, 206 Seiten

Reihe: Kripo Anklam ermittelt an der Ostsee

ISBN: 978-3-96152-215-6
Verlag: Schardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Augusthitze flirrt über der Ostsee. Als auf einem Usedomer Campingplatz die Leiche eines Teenagers gefunden wird, schickt die Kripo Anklam Peter Vollmers Ermittlungsteam – und Grit Loch, die gerade aus einem Programm zur Wiedereingliederung in den Polizeidienst kommt. Besonders begeistert sind die Kollegen von der Frau in Shorts und Flipflops nicht. Mit Herz und Schnauze versucht sie sich jedoch in die Ermittlungen einzubringen – und muss dabei so manchen Rückschlag verkraften, denn jeder auf dem Campingplatz scheint etwas zu verbergen. Als eine junge Zeugin spurlos verschwindet, bekommt Grit endlich ihre Chance zu beweisen, was in ihr steckt ... Doch kann sie damit den Täter dingfest machen?

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2. Kapitel
  Der Campingplatz Zur Sonne auf Usedom befand sich auf halber Strecke zwischen dem Seebad Ahlbeck und der Grenze zu Polen, die quer über die Insel verlief. Ed war als Kind häufig dort gewesen, um am Strand zu spielen, da seine Oma leider auf der falschen, sprich der meerabgewandten Seite der Swinemünder Chaussee gewohnt hatte. Bis Ende 2007 war die Grenze nur für Fußgänger geöffnet, deshalb parkten vor allem in den Sommermonaten unzählige Autos die Wege zu, die zum Wasser führten. Der Campingplatz hieß schon genauso, war aber unter anderer Leitung geführt worden; er erinnerte sich an eine Frau Henning, die ihm ab und an ein Eis ausgab, weil er nie Geld dabeihatte. Er hätte sie gerne wiedergesehen, schon allein, um ihr zu zeigen, was aus ihm geworden war. In seiner Erinnerung war das Gelände natürlich größer gewesen. Es hatte ewig gedauert, um mit dem Fahrrad quer hindurchzufahren. Das Empfangshäuschen hatte schon dort gestanden, die zwei Toilettenhäuser dagegen waren neu, schöne Hütten aus dunklem Holz und mit roten Dachziegeln. Dafür gab es kaum noch Zelte, kleine spitze Zelte, die von Schnüren gehalten wurden, mit Tischen und zwei Klappstühlen davor. Wohnwagen hatten stattdessen die Vorherrschaft übernommen, riesige Kolosse, die mit Vordächern noch vergrößert wurden. Mit Zäunen aus Folie, um sich vor den Blicken der Nachbarn zu schützen, damit jeder seine Privatsphäre behielt. Ein bisschen so, wie Roberto Müller ihm vorhin weismachen wollte. Ed wusste, echte Privatsphäre gab es auf Campingplätzen nie. An einem kleinen Wall mitten auf der Hauptwiese war am Morgen ein Junge tot aufgefunden worden. Hinter dem Absperrband, das sie gespannt hatten, weil der gemeine Schaulustige wenig Rücksicht auf die Arbeit der Polizei nahm, redete sein Gruppenleiter Peter Vollmer, von allen nur Piwi genannt, mit einem Mann. Ed nahm an, dass es sich bei ihm um den Rechtsmediziner handelte, der die Leichenschau durchführte. Der Mann trug Handschuhe und einen Overall aus Plastik und zeigte ständig auf etwas, das von einem Sichtschutz verborgen auf dem Boden lag. So ein netter Kerl, hatte die Frau, die den Jungen entdeckt hatte, bei ihrem Eintreffen gestammelt. Hieße Sebastian Liebermann und hätte das Wesen eines Engels. Mehr hatte Ed nicht mitbekommen, weil sein Gruppenleiter ihn zusammen mit dem Polizeischüler losgeschickt hatte, um eine Liste der anwesenden Campinggäste zu besorgen. „Chef! Ich habe interessante Neuigkeiten für Sie“, rief er und hoffte, Piwi würde zu ihm kommen. „Wo hast du Brenner gelassen?“ „Das wollte ich Ihnen gerade erzählen. Ich habe Börner gebeten, die Aussage des Platzvaters aufzunehmen.“ Er nannte den Polizeischüler lieber beim Spitznamen. „Wie es aussieht ...“ „Das hat Zeit bis später.“ Der Gruppenleiter wollte seinen Posten beim Rechtsmediziner offensichtlich nicht aufgeben. „Komm lieber mal her! Du hast dich vorhin so schnell verdrückt, man könnte fast meinen, du hättest Bammel, einen toten Menschen aus der Nähe zu betrachten.“ „Bammel?“ Ed schob seine Sonnenbrille zurecht und ging weiter, bis die Wiese leicht abfiel. Sein Ruf, er wäre eine Mischung aus Sherlock Holmes und den Men in Black, eilte ihm seit der Polizeischule voraus, und er hatte nicht vor, ihn zu ruinieren. „Sie haben mir einen Auftrag erteilt, und ich habe ihn ausgeführt. Nicht mehr und nicht weniger.“ „Lass gut sein. Kennst du schon Dr. Ulrich? Rudi, das ist mein Neuer, Ed Stenzl.“ Dr. Rudi Ulrich hob fröhlich die Hand, mit der er eben noch eine Leiche angefasst hatte. „Hab’ schon von dir gehört.“ „Ach, wirklich?“ „Frisch von der Schulbank, nicht wahr? Dann kannst du hier mal was Richtiges lernen. Nun komm schon ran.“ Einmal mehr freute Ed sich über den Besitz verspiegelter Brillengläser, mit deren Hilfe niemand mitbekam, wohin man tatsächlich schaute. Gleichzeitig ließen sie nur einen abgeschwächten Blick auf die Dinge zu: den Körper des toten Jungen zum Beispiel, auf einer Plane liegend, für den Abtransport bereit. Fünfzehn, höchstens sechzehn Jahre alt mochte er sein und wirkte, als würde er schlafen, hätte auf der Stirn nicht eine Wunde voller Blut geklafft. Dr. Ulrich nahm den Kopf und bewegte ihn zu allen Seiten, damit ihm ja kein Detail entging. Ed spannte Arme und Beine an und versuchte, sich auf den Rest zu konzentrieren: Sebastian hatte strohblondes Haar, leicht gelockt, sein Gesicht war von zarter Haut, ohne jegliche Spur von Pickeln oder Bartwuchs. „Also, ein Schlag mit einem schweren Gegenstand?“, nahm Piwi das Gespräch wieder auf. „Würde ich sagen. Ein Stein vermutlich. Von denen es hier Hunderte gibt. Das wird ein Spaß, den passenden zu finden.“ „Spaß? Ich lache später.“ Sein Gruppenleiter setzte eine ernste Miene auf. Ed wusste, der Stein spielte eine entscheidende Rolle, wenn er die Tatwaffe war. „Der Junge kann nicht gefallen sein?“, fragte er, obwohl ihm vielmehr nach Schweigen zumute war. Der Doktor nickte. „Doch, natürlich, das habe ich nicht ausgeschlossen. Ich habe keine Spuren für einen Kampf gefunden. Er kann genauso gut ausgerutscht und gefallen sein. Oder man hat nachgeholfen und ihn gestoßen.“ „Oder man hat ihm mit dem Stein eins übergebraten.“ Der Gruppenleiter schien die letzte Variante zu favorisieren. „Was noch?“ „Der Gegenstand traf ihn mittig auf die Stirn.“ Dr. Ulrich deutete mit der Hand darauf. „Doch wie ihr seht, ist die sichtbare Fraktur nicht sonderlich groß.“ „Was bedeutet?“ „Die Fraktur ist nicht groß genug, um mit Sicherheit sagen zu können, dass sie den sofortigen Tod herbeiführte. Der Junge könnte eine Zeitlang dagelegen haben, bewusstlos vermutlich, aber am Leben. Der Leichenstarre nach zu urteilen ist er ungefähr acht bis zehn Stunden tot. Gegen Mitternacht, würde ich sagen, oder etwas später.“ „Was ist los, Ed? Du siehst blass aus.“ Ed fühlte die Augen des Gruppenleiters auf sich haften. „Wie? Ich habe mich bloß gefragt, was Sebastian um diese Zeit hier draußen getrieben hat“, antwortete er. Manchmal war es geschickter, seine Schwächen anderen nicht auf dem Silbertablett zu präsentieren. Vor allem, wenn es sich dabei um die neuen Kollegen handelte. „Vielleicht musste er aufs Klo?“, erwiderte Piwi. „Aber die Waschräume sind dort hinten.“ Ed zeigte zu einem der Holzhäuschen. Der Gruppenleiter grinste, als hätte er das kleine Ablenkungsmanöver durchschaut. „Du siehst jedenfalls so aus, als müsstest du direkt dorthin.“ Dr. Ulrich räusperte sich. „Das herauszufinden, dafür seid ihr zuständig.“ Anscheinend mochte er es nicht, in seinen Ausführungen unterbrochen zu werden, denn sein Ton bekam etwas Lehrerhaftes. „Eins solltet ihr allerdings wissen.“ „Spann uns nicht auf die Folter.“ „Das hier!“ Der Doktor nahm die Trainingshose des Toten und dehnte den Stoff zwischen seinen Händen. Ein milchiger Abdruck kam darauf zum Vorschein. „Ihr wisst, was das ist?“ „Der Junge hat auf seine Hose ejakuliert?“, rief Piwi erstaunt. „Er oder jemand anderes. Ich werde die DNA überprüfen lassen.“ „So viel zum Thema Engel.“ Trotz seines Schwindelgefühls konnte Ed sich diesen Kommentar nicht verkneifen. Alles in allem versprach das vorliegende Szenario recht kurzweilige Unterhaltung. Zwar ohne wilde Verfolgungsjagden mit quietschenden Reifen und ohne kniffelige Rätsel, die er aufzulösen liebte, aber wenn sein erster richtiger Fall ihn an die Stätten seiner Kindheit zurückbrachte, noch dazu bei herrlichstem Sonnenschein, was wollte man mehr. Sein Gruppenleiter, den er in den wenigen Wochen bei der Kripo Anklam als einen Mann kennengelernt hatte, der sich durch nichts so schnell aus der Ruhe bringen ließ, wirkte mit einem Mal gestresst. „Na prima, das wird hier kein Picknick, Leute. War es das?“ „Für den Augenblick“, antwortete Dr. Ulrich. „Alles Weitere nach der Obduktion.“ Piwi kräuselte die Stirn. „Oh mein Gott.“ Dr. Ulrich drehte sich um. Auch Ed nahm seine Brille ab, um das Wesen, das in Flipflops über die Wiese gestampft kam, genauer zu betrachten. Klein, ein wenig dicklich und viel zu stark geschminkt für den Anlass: Es musste die Loch sein. Sie rief „Huhu“, und hätte sie keine Schachtel in den Händen gehalten, hätte sie womöglich gewunken. „Was will die denn hier?“, fragte der Doktor. „Da staunst du, was? Jo Meier hofft, unsere Flotte durch den Einsatz ausgedienter Fregatten wieder seetauglich zu machen. Übrigens, Ed, habe ich dir schon von deinem neuen Auftrag erzählt?“ „Das kann nicht Ihr Ernst sein, Chef.“ „Doch, du wirst dich ein bisschen um Frau Loch kümmern. Wir haben ja über das...



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