E-Book, Deutsch, Band 515, 64 Seiten
Reihe: Maddrax
Borner Maddrax 515
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7325-8717-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Maar der Dämonen
E-Book, Deutsch, Band 515, 64 Seiten
Reihe: Maddrax
ISBN: 978-3-7325-8717-9
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Im Maar der Dämonen Für den Regisseur Harry Paul Liebwerk soll es der erfolgreichste Film seines Schaffens werden - ein Epos in farbigem 3-D. Die alternde Diva Greta von Bonnier erhofft sich von 'Im Maar der Dämonen' einen neuen Karriereschub. Doch niemand im Filmteam ahnt, was sie tatsächlich erwartet, als sie im Jahr 1942 von Berlin zum Drehort in die Vulkaneifel reisen. Plötzlich ist nichts mehr, wie es war. Die Hölle tut sich auf - und aus den Lavaschlünden steigen leibhaftige Drachen!
Autoren/Hrsg.
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Szene Eins Angriff der Lindwürmer Matthew Drax sah aus dem Fenster des Cockpits auf die unter ihm liegende Region hinab und schüttelte den Kopf. Dereinst ein beliebtes Ausflugsziel, war die Eifel jetzt nur noch ein weites Ödland ohne jede Auffälligkeit. „Sieht ziemlich trostlos aus“, kommentierte auch Rulfan. Der Albino saß neben ihm im Cockpit des Gleiters auf dem Copilotensitz, während sich Aruula in einer der Kojen ausruhte. Er hatte den Großteil der Reise von der Waanbach-Talsperre bei Siegburg zum neu aufgetauchten Parallelwelt-Areal schweigend verbracht, verloren in seinen eigenen Gedanken. Die Welt, in der er sich jetzt bewegte, war nicht mehr die seine. Die Historie beider Welten war offenbar ganz ähnlich verlaufen, bis auf zwei einschneidende Begebenheiten: In seiner Realität waren Matt und Aruula von einem Daa’muren umgebracht worden, noch bevor sie die Allianz gegen die außerirdischen Invasoren schmieden konnten. In der Folge hatten die Daa’muren an Macht gewonnen und waren von Kratersee aus nach Westen vorgestoßen. Sie standen dicht vor den Toren des Rheinlands, als Coellen und Umgebung aus Rulfans Welt herausgetrennt und in diese parallele versetzt worden war – wo die Daa’muren die Erde längst verlassen hatten und seine beiden Freunde noch lebten! Dafür war er selbst – sein hiesiges Ich – tot, friedlich im Kreise seiner Familie, die er nicht kannte, und an einem Ort gestorben, den er nie gesehen hatte. Es war verwirrend, und er brauchte Zeit, um diese Paradoxen zu verarbeiten. „Trostlos trifft es genau“, bestätigte Matt. „Das ist pures Ödland. Langweiliger geht’s nicht.“ „Hast du hier nicht deine Armeezeit verbracht?“, fragte Rulfan. „In deinem … früheren Leben?“ Matt schüttelte den Kopf. „Ich war in Berlin stationiert. Aber es gab Stützpunkte der US-Armee in der Eifel; gar nicht mal so wenige. Vor ‚Christopher-Floyd‘. Ich selbst war nie hier.“ Abermals schaute Rulfan aus dem Fenster, und Matt widmete sich wieder den Steuerungskonsolen. Es tat gut, sich mit Rulfan zu unterhalten, nach all den Jahren. Im Grunde sprach er mit einem Toten, oder besser: mit dessen Zwilling. Genauso mochte es Rulfan mit ihm und Aruula ergehen. Matt hoffte, dass sie sich irgendwann daran gewöhnt hatten. „Sind wir bald da?“, fragte Aruula. Die Kriegerin von den Dreizehn Inseln betrat gerade das Cockpit. Ihr dunkles Haar fiel auf ihre blanken Schultern. Matt musste grinsen. Dieser Satz war damals, zu seiner Zeit, Standardrepertoire einer jeden Autofahrt mit Kindern gewesen. „Es ist nicht mehr weit“, sagte er und wies nach vorn. „Laut dem Satellitennetzwerk der Pancinowa sollte der Pflanzenwall unmittelbar hinter diesen Hügeln liegen.“ „Hoffentlich“, brummte Rulfan. „Sonst sterbe ich noch vor Langeweile.“ Dann kam der Wall in Sicht. Es war nicht der erste, auf den Matt stieß, dennoch versetzte ihn der Anblick dieser gewaltigen Dornenhecke, die wie aus dem Nichts ringförmig emporgewuchert war, wieder einmal in Staunen. Die natürliche Barriere war absolut undurchdringlich, wie eine schnell nachwachsende Mauer, hinter der das fünfzig Kilometer durchmessende Stück Parallelwelt eingeschlossen war. Wie und warum dieser Austausch geschah und welche Kraft hinter dem Pflanzenwall steckte, wusste Matt noch immer nicht, obwohl er das Phänomen bereits seit geraumer Zeit untersuchte und fest entschlossen war, ihm auf den Grund zu gehen. Und es – hoffentlich – rückgängig machen zu können. Seit dem Abenteuer in Rom hatte er allerdings einen Verdacht: dass die Archivare involviert sein könnten. Aber noch fehlte die Bestätigung für diese Theorie. „Okay, da wären wir.“ Er berührte einige Tasten des Panels. „Bin gespannt, was diesmal auf uns wartet.“ Problemlos passierte der Gleiter den Wall. Aus der trostlosen Ödnis, über die sie vorhin hinweggeflogen waren, wurde eine noch wilder wirkende Landschaft voller grüner Hügel und rauer Felsen. Matt sah weite Wiesen und Wälder, rauschende Bäche und jede Menge Natur. Doch das Idyll hatte Schattenseiten! „Sind das etwa Vulkane?“, fragte Aruula. „Sogar aktive Vulkane!“ Matthew staunte nicht schlecht. Waren sie in der Urzeit gelandet? Oder in der Zukunft? Schon zu seiner Zeit hatte die Eifel als geologische Zeitbombe gegolten, die seit elf- bis dreizehntausend Jahren – so lange lagen die letzten Ausbrüche zurück – unaufhaltsam tickte. Gekonnt umflog er die rauchenden Krater. Die Displays zeigten die Beschaffenheit der Luft außerhalb des Gleiters. Viel Ruß, viel Schwefel. „Dass wir hier Antworten finden, bezweifle ich“, meinte Rulfan. Auch er studierte die Anzeigen kritisch. „Da unten dürfte nichts und niemand leben.“ In diesem Moment deutete Aruula seitlich aus dem Cockpitfenster. „Und was ist dann das?“ Matt folgte ihrem ausgestreckten Arm. Und tatsächlich: Dort unten standen Zelte! Vier oder fünf größere Zeltbauten aus weißem Material gruppierten sich um das Ufer eines Sees. Im Hintergrund konnte Matt die Ruinen eines alten Gebäudes sehen, das ein Kloster oder eine Kirche sein mochte. Doch irgendetwas war dort vorgefallen: Die Zelte wirkten zwar nicht alt, aber ziemlich verwüstet. Und vor allem verlassen. „Da!“ Rulfan nickte in Richtung der Klosterruinen. „Dort bewegt sich etwas zwischen den Mauern. Vielleicht die Leute, die zu den Zelten gehören.“ „Ich frage mich, was sie hier …“ Aruula beendete den Satz nicht, und Matt sah zu ihr hinüber. Die Kriegerin hatte sich weiter vorgebeugt und fixierte etwas in weiter Ferne. Matt folgte ihrem Blick, und mit seinen verbesserten Augen erkannte er auch aus dieser Entfernung und trotz der Rauchschwaden große schlagende Flügel. Waren das etwa … „Lavadrachen!“ Matt schaltete die Frontkamera ein und stellte auf höchsten Zoom. Das Bild auf dem Monitor bestätigte den ersten Eindruck: Zwei der postapokalyptischen Reptilien waren auf direktem Kurs zu ihnen! Und dahinter schien es noch mehr von der Sorte zu geben. Wo kamen die Drachen her? Sie müssen die vulkanische Aktivität gewittert haben, gab sich Matt gleich selbst die Antwort. Schließlich war dieses Areal schon gestern hier erschienen; Zeit genug, um darauf aufmerksam zu werden. Rulfan schluckte hörbar. „Können die zu einer Gefahr für den Gleiter werden?“ Matt dachte mit Schaudern an den Kampf über der Oase der Hundert bei Sub’Sisco.1) „Ja, das können sie“, gab er zurück. „Dann sollten wir ihnen ausweichen“, kommentierte Aruula. „Und die Leute in der Ruine?“, fragte Rulfan. „Wer sie auch sind: Sie stammen aus einer Parallelwelt. Wahrscheinlich sind sie noch nie zuvor einem Lavadrachen begegnet. Sie brauchen unsere Hilfe!“ Matt dachte nach. Seine Begleiter hatten beide recht. Und vermutlich waren die Drachen auch der Grund für das verlassene Lager. „Okay, folgender Plan“, sagte er kurzentschlossen. „Rulfan, ich setze dich am Boden ab, damit du nach den Menschen schauen und sie warnen kannst. Versuch zu erfahren, was hier los ist. Aruula und locken die Biester mit dem Gleiter von dieser Position weg. Sowie die Luft rein ist, kommen wir zurück.“ Der Neo-Barbar zögerte nicht. „Einverstanden.“ „Pass auf dich auf“, sagte Aruula. Ihr schien der Gedanke nicht sonderlich zu gefallen. „Mit Lavadrachen ist nicht zu spaßen.“ Rulfan nickte grimmig. „Ich weiß. Es gab sie auch in meiner Welt.“ Matthew Drax setzte zu einer schnellen Landung an. Die Salve verfehlte den Drachen um Haaresbreite! Der gleißend helle Energiestrahl schnitt durch die rauchschwangere Luft oberhalb des Vulkankraters, ohne Schaden zu hinterlassen. Aruula fluchte. „Bei Orguudoos Höllenbrut! Der Qualm erschwert das Zielen. Da ist jede Menge Dreck in der Atmosphäre.“ Sie blickte wieder auf die Zielerkennung, wo die beiden Drachen als helle Punkte zu sehen waren. Die Flugreptilien waren zwölf Meter lang, ihre ledrigen Schwingen hatten sogar die doppelte Spannweite. Sie besaßen echsenförmige Körper, geschützt von Schuppen, die scharfkantigen Dachziegeln glichen. Ihre Läufe endeten in scharfen Krallen, so tödlich wie auch die langen Reißzähne in ihren gewaltigen Mäulern. Matt war diesen Kreaturen schon mehrfach begegnet und hatte sie in ausgesprochen schlechter Erinnerung. Die Erfahrung hatte gezeigt, dass sie ihm ob ihrer Wendigkeit im Luftkampf überlegen waren; man ließ sie also besser gar nicht erst näher heran. Er drehte ab und flog einen weiteren Bogen um den Gipfel eines Vulkans. „Wenigstens bleiben sie uns auf den Fersen und kümmern sich nicht um die Zelte“, presste er hervor. Sie hatten die feuerspuckenden Kreaturen erfolgreich von den Ruinen weggelotst. Miki Takeos Gleiter schien mehr in ihr Beuteschema zu passen als die Menschen nahe dem See. „Ziel erfasst!“, meldete Aruula. „Feuer!“ Abermals schnitten grelle Strahlen durch die heiße Asche und den Qualm. Matt hatte Mühe, den Gleiter auf Kurs zu halten, denn der feurige Koloss unter ihnen erschwerte ihm mehr als nur die Sicht. Die immense Hitze ließ die Instrumente verrückt spielen, und die schmalen Lavafontänen, gepaart mit Asche und Wolken aus pulverisiertem Bimsgestein, machten den Flug um den Vulkan zu einem Risiko. Diesmal trafen die Bordkanonen! Aruula jubelte, als der erste Drache unter dem...