Bradley | Die Winde von Darkover | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 5, 157 Seiten

Reihe: Darkover-Zyklus

Bradley Die Winde von Darkover

Ein Darkover Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95530-586-4
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Darkover Roman

E-Book, Deutsch, Band 5, 157 Seiten

Reihe: Darkover-Zyklus

ISBN: 978-3-95530-586-4
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bestsellerautorin Marion Zimmer Bradley ('Die Nebel von Avalon') hat mit dem opulenten Darkover-Zyklus eine einzigartige Romanreihe geschaffen: Die fesselnde Geschichte einer geheimnisvollen fremden Welt und ihrer Bewohner ist Kult! Daniel Barron, ein junger Terraner und geschickter Techniker, wird zu Unrecht beschuldigt, einen schweren Unfall auf dem Raumhafen Thendara verursacht zu haben. Daniel wird vom Dienst suspendiert und auf eine Mission zur Comyn-Familie Alton gesandt, die seine Fähigkeiten benötigt. Immer häufiger jedoch leidet Daniel unter schweren Anfällen von Persönlichkeitsspaltung, hervorgerufen durch die Kräfte des Laran, denen er hilflos ausgesetzt ist. Auch das Mädchen Melitta muß sich gegen überaus mächtige Feinde behaupten, als die Burg Storn, Wohnsitz ihrer Familie, in die Häne von Banditen fällt. Sowohl Melitta als auch Daniel befinden sich im Bann eines Geisterwindes, der das Denken beeinflußt und schreckliche Visionen heraufbeschwört...

Marion Zimmer Bradley, geb. 1930, gilt als eine Ikone der SF- und Fantasyszene. Besonders bekannt wurde ihre Avalon-Serie, deren erster Roman 1979 erschien, und die Romane um Darkover, die seit 1958 veröffentlicht wurden. Besonders in feministischen Kreisen erntete sie damit große Anerkennung. 1984 wurde sie mit dem Locus-Award in der Kategorie bester Fantasy-Roman für 'Die Nebel von Avalon' ausgezeichnet.
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1


Barron stopfte seine letzten Habseligkeiten in einen Duffelbag, zog die Schnüre zu und sagte zu niemandem im besonderen: „Das wär’s also, und zum Teufel mit ihnen allen.“

Er richtete sich auf und warf einen letzten Blick auf die ordentliche, enge Welt einer Raumhafen-Unterkunft. Ursprünglich als Materiallager gedacht, war sie das erste terranische Gebäude auf Darkover in der Zone, die später die Handelsstadt werden sollte. Sein Zimmer glich einer Raumschiffkabine. Es war eng, strahlend sauber und vollgestopft, die Möbel waren funktional und fast alle eingebaut. Ein professioneller Raumfahrer hätte sich hier wohl gefühlt. Die Leute vom Bodenpersonal taten es nicht; sie neigten zu Klaustrophobie.

Barron hatte sich ebensooft beschwert wie alle anderen, hatte geltend gemacht, das Zimmer möge eine anständige Unterkunft für zwei Mäuse sein, falls eine von ihnen strenge Diät halte. Aber jetzt, da er es verließ, spürte er einen merkwürdigen Schmerz, der beinahe wie Heimweh war. Er hatte fünf Jahre hier gewohnt.

Fünf Jahre! Ich hatte nie vor, so lange auf einem Planeten hängenzubleiben!

Er warf sich den Duffelbag über die Schulter und schloß die Tür seines Zimmers zum letztenmal.

Der Korridor war so funktional wie die Wohnräume; Hinweistafeln und Karten pflasterten die Wände bis zur Augenhöhe eines großen Mannes. Barron schritt dahin, ohne die vertrauten Anschläge zu sehen. Doch er warf einen kurzen, bitteren Blick auf das Schwarze Brett, das seinen Namen in Rot auf der gefürchteten Verweisliste trug. Er hatte fünf Verweise – sieben genügten, um einen für immer aus dem Raumdienst zu entfernen.

Kein Wunder, dachte er. Ich bin nicht ungerecht behandelt worden; tatsächlich hat man bei mir noch durch die Finger gesehen. Es war pures Glück und nicht mein Verdienst, daß der Kreuzer und das Vermessungsschiff nicht abstürzten und den verdammten Raumhafen von Darkover wegpusteten, und die halbe Handelsstadt dazu! Er preßte die Lippen zusammen. Da machte er sich Gedanken über Verweise wie ein Schuljunge – und dabei ging es nicht nur um das. Viele Leute im terranischen Raumdienst leisteten ihre ganzen zwanzig Jahre ohne Verweis ab – und er hatte sich in einer einzigen Katastrophennacht gleich fünf eingefangen.

Obwohl es nicht seme Schuld war.

War es doch, verdammt noch mal. Wem sonst könnte ich die Schuld geben? Ich hätte mich krank melden sollen.

Aber ich war nicht krank!

Auf der Verweisliste hieß es: Grobe Pflichtverletzung, ernste Gefahr, daß ein landendes Raumfahrzeug verunglückte. Man hatte ihn buchstäblich im Dienst schlafend angetroffen. Aber verdammt, auch geschlafen habe ich nicht!

Ist es ein Tagtraum gewesen?

Ich möchte nicht versuchen, ihnen das zu erzählen. Wie sollich ihnen klarmachen, daß ich in einem Augenblick, da ich mich mit jedem Nerv und Muskel auf die allein wichtigen Kontrollschirme hätte konzentrieren müssen – anderswo war! Man ertappte mich in einem tiefen Traum, überwältigt von Farben, Bildern, Geräuschen, Gerüchen, Blitzen leuchtender Klarheit. Da stemmte ich mich unter einem tief purpurnen Himmel gegen einen eisigen Wind, über mir glänzte eine rote Sonne – die darkovanische Sonne – die Sonne, die die Terraner die Blutige Sonne nennen. Auf diese Weise hatte ich sie noch nie gesehen, durch eine breite Wand aus Kristallglas in Regenbogenfarben zerlegt. Ich hörte meine eigenen Stiefel auf eishartem Stein widerhallen. Mein Puls schlug mit Haß, und ich spürte den Adrenalinstoß in meinem Blut. Ich fiel in Laufschritt. Haß und Blutdurst überfluteten mich. Vor mir erhob sich etwas – Mann, Frau, Tier – ich erkannte es nicht, es war mir auch gleich – und ich hörte mein Fauchen, während eine Peitsche niedersauste und irgendwer schrie ...

Dann löste sich die Vision in das alptraumhafte Geheul des Alarms auf, der in allen Räumen losbrüllenden Sirenen, Hupen und Klingeln. Überall flammten die ABSTURZ-Lichter auf, und meine Reflexe gewannen die Oberhand. Nie hatte ich mich so schnell bewegt. Aber es war zu spät. Ich hatte den falschen Knopf gedrückt, und durch diese entscheidende Acht-Sekunden-Spanne entstand im Kontrollturm ein Chaos. Ein mittleres Wunder und der junge Kapitän des Vermessungsschiffs, der nach dem Sitz seiner Hosen navigierte – er bekam drei Orden dafür –, retteten den Raumhafen vor einer dieser Katastrophen, die Menschen – was an Menschen übriggeblieben ist – noch zwanzig Jahre später kreischend aus Alpträumen hochschrecken läßt.

Seitdem hatte niemand ein Wort an Barron verschwendet. Sein Name auf der Verweisliste hatte ihn zum Paria gemacht. Er war angewiesen worden, sein Zimmer bis 2700 dieses Abends zu verlassen und sich zur Versetzung auf einen neuen Posten zu melden, doch niemand machte sich die Mühe, ihm zu sagen, wohin er geschickt werden sollte. So einfach war das – fünf Jahre auf dem Raumhafen von Darkover und siebzehn im Dienst waren ausgelöscht. Barron fühlte sich eigentlich nicht schlecht behandelt. Im Terranischen Raumdienst war kein Platz für einen Fehler dieser Art.

Der Korridor mündete in einen Bogengang. Eine Tafel, die Barron ignorierte, nachdem er sie jahrelang jeden Tag gesehen hatte, verkündete, daß er sich jetzt im Abschnitt Koordination befand. Im Gegensatz zu den Unterkünften war dies Gebäude aus darkovanischem Stein errichtet, durchscheinend und weiß wie Alabaster, und besaß riesige Glasfenster. Barron sah die flammenden blauen Lichter des Raumhafens, die Umrisse der Bodenfahrzeuge und gelandeten Schiffe und weit hinter den Lichtern blassen, grünlichen Mondschein. Es war eine halbe Stunde vor Sonnenaufgang. Er wünschte, er hätte unterwegs haltgemacht und gefrühstückt; dann war er froh, daß er es nicht getan hatte. Barron war nicht dünnhäutig, aber die Art, wie die Leute in der Cafeteria ihn ignorierten, hätte jedem den Appetit verdorben. In den letzten zwei Tagen hatte er überhaupt nicht viel gegessen.

Manchmal, wenn er die Standardverpflegung satt hatte, war er in die Altstadt hinübergeschlüpft, den darkovanischen Teil der Handelsstadt. Nicht wenige Restaurants dort bedienten Raumfahrer und Touristen, die der „exotischen Delikatessen“ wegen kamen. Aber ihm war nicht nach einem Versuch zumute gewesen, an den Wachposten vorbeizukommen. Sie hätten ihn womöglich angehalten. Vielleicht hätten sie geglaubt, er wolle vor einem Gerichtsverfahren fliehen. Er stand nicht offiziell unter Arrest, aber sein Name war Dreck.

Barron ließ den Duffelbag vor dem engen Aufzugschacht stehen, trat ein und drückte den obersten Knopf. Die Kabine stieg hinauf und setzte ihn auf dem Flur vor dem Kontrollraum ab. Er senkte den Kopf, ging daran vorbei, ohne einen Blick hineinzuwerfen, und steuerte das Büro des Koordinators im Penthouse an.

Und dann stand er ohne Vorwarnung auf einer hochgelegenen Brustwehr. Ein eisiger Wind traf ihn, so stark, daß seine Haut sich schmerzend zusammenzog und seine Kleider flatterten. Unter ihm schrien und stöhnten und starben Männer beim Klirren von Stahl auf Stahl, und irgendwo fielen Steine mit gewaltigem Knirschen und Poltern wie das Ende der Welt. Barron konnte nicht sehen. Er drückte sich eng an die Mauer. Mit glühenden Zähnen biß der Frost nach seinen steifen Fingern. Er kämpfte gegen die Übelkeit an, die ihm in die Kehle stieg. So viele Männer. So viele Tote, und alle sind sie meine Leute und meine Freunde...

Er ließ den Stein los. Seine Finger waren so verkrampft, daß er sie mit der anderen Hand lösen mußte. Er raffte die wehenden Kleider um sich und empfand einen Augenblick lang unangemessenes körperliches Wohlbehagen an dem dicken Pelz um seine kalten Hände. Schnell tasteten sich seine Füße durch die vollständige Dunkelheit. Er bewegte sich wie in einem Traum; er wußte, wohin er ging, aber nicht, warum; seine Füße kannten den Weg. Sie schritten von Kopfsteinpflaster über einen hölzernen Parkettboden bis zu dicken Teppichen, dann eine lange Treppe hinunter und eine andere hinauf – weiter und weiter weg, bis die fernen Geräusche der Schlacht und der einstürzenden Mauern gedämpft wurden und dann ganz erstarben. Die Kehle war ihm eng, und er schluchzte im Gehen. In einem niedrigen Bogengang zog er automatisch den Kopf vor einer Decke ein, die er nie gesehen hatte und nie sehen würde. Ein kühler Luftzug traf ihn. Er tastete in der Dunkelheit nach etwas, das sich wie ein loser Kapuzenmantel von federiger Beschaffenheit anfühlte, steckte seinen Kopf durch die Halsöffnung und zog das Gewand hinunter.

Er sank zurück und schien sich im gleichen Augenblick zu erheben, hochzusteigen und auf Vogelschwingen hinauszuschweben. Die Dunkelheit lichtete sich plötzlich und verschwand. Er nahm die Helligkeit nicht mit seinen blinden Augen, sondern durch die Haut seines Körpers wahr, und er spürte kaltes, rötliches Licht und frostige Wolken. Gewichtlos, von dem Federkleid getragen, flog er hinaus und orientierte sich an dem plötzlichen Leuchten des Sonnenaufgangs.

Er gewöhnte sich schnell an das Federkleid, und auf einem Flügel balancierend (es ist lange her, daß ich das gewagt habe!) blickte er nach unten.

Die Farben waren seltsam, flach, die Umrisse verzerrt und konkav; er sah sie nicht mit den normalen Augen eines Sterblichen. Weit unten drängten sich in der Nähe eines Außenwerks Männer in derber, dunkler Kleidung um einen mit Häuten bedeckten primitiven Turm. Pfeile flogen, Männer schrien; einer fiel mit einem langen Verzweiflungsschrei von der Mauer und verschwand außer Sicht. Barron schlug die Schwingen, wollte hinabtauchen, und ...

Er stand auf einem...



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