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E-Book

E-Book, Deutsch, Band 24, 605 Seiten

Reihe: Darkover-Zyklus

Bradley Zandrus Schmiede

Ein Darkover Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95530-608-3
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Ein Darkover Roman

E-Book, Deutsch, Band 24, 605 Seiten

Reihe: Darkover-Zyklus

ISBN: 978-3-95530-608-3
Verlag: Edel Elements - ein Verlag der Edel Verlagsgruppe
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Bestsellerautorin Marion Zimmer Bradley ('Die Nebel von Avalon') hat mit dem opulenten Darkover-Zyklus eine einzigartige Romanreihe geschaffen: Die fesselnde Geschichte einer geheimnisvollen fremden Welt und ihrer Bewohner ist Kult! Die ferne Welt Darkover im Zeitalter der Hundert Königreiche: Der Kampf gegen den gesetzlosen Bewahrer Deslucido ist vorüber. Doch die Gefahr durch ihn ist noch nicht gebannt: Sein Sohn Eduin lebt - und ist von dem Gedanken besessen, die Fürstenlinie der Hasturs ein für allemal auszulöschen...

Marion Zimmer Bradley, geb. 1930, gilt als eine Ikone der SF- und Fantasyszene. Besonders bekannt wurde ihre Avalon-Serie, deren erster Roman 1979 erschien, und die Romane um Darkover, die seit 1958 veröffentlicht wurden. Besonders in feministischen Kreisen erntete sie damit große Anerkennung. 1984 wurde sie mit dem Locus-Award in der Kategorie bester Fantasy-Roman für 'Die Nebel von Avalon' ausgezeichnet.
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1


Eines Morgens Anfang Herbst schien die große rote Sonne von Darkover am Eingang zum Turm Arilinn schräg auf den Hof. Polierter Granit, in den durchscheinende blaue Steine eingefügt waren, bildete den Boden und zwei Mauern. Alles war so kunstvoll geformt und zusammengesetzt, dass nicht einmal ein Grashalm oder eine Efeuranke Wurzeln schlagen konnte. Steil aufragend, bildeten die Mauern eine Schlucht, in der die Kälte der Nacht erhalten blieb. Auf der anderen Seite umschloss ein anmutiger Torbogen den bunten Schleier, der nur jenen mit echtem Comyn-Blut, Angehörigen der mit psychischen Kräften gesegneten darkovanischen Adelsschicht, den Zutritt gestattete. In dem indirekten Licht des Morgens ähnelte der Schleier einem Wasserfall aus den zerfallenden Farben des Regenbogens.

Als er sich in der finstersten Stunde der Nacht in den Hof geschlichen hatte, war Varzil Ridenow darauf bedacht gewesen, dem Schleier nicht zu nahe zu kommen. Selbst hier, in der Ecke, in der er sich zusammengerollt hatte, um dösend den Tagesanbruch abzuwarten, spürte er, wie dessen Macht an seinen Nerven zerrte.

Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben ...

Die Worte hallten in seinen Gedanken wider wie der Refrain einer Ballade. Er war ein Ridenow und besaß die Gabe des Laran, die wahre Donas. Er wusste es schon, seit er zum ersten Mal die Ya-Männer ihre Klagelieder in den fernen Hügeln unter den vier Mittsommermonden hatte singen hören. Damals war er acht Jahre alt gewesen, alt genug, um zu verstehen, dass da etwas war, was man weder sehen noch fassen konnte, und alt genug, um zu wissen, dass er darüber schweigen sollte. Er hatte gesehen, wie sein Vater, Dom Felix Ridenow, bei diesem Thema verstummte und seine Kiefer anspannte. Nun war er sechzehn, älter als die meisten, wenn sie ihre Ausbildung im Turm begannen, und sein Vater hätte die ganze Sache am liebsten vergessen und so getan, als besäße sein jüngster Sohn die Gabe nicht.

Varzil war all die vielen Meilen von seinem Zuhause nach Arilinn gereist, zusammen mit seinem Vater und einigen Angehörigen, um dem Comyn-Rat offiziell vorgestellt zu werden. Sein älterer Bruder Harald, der einmal Klarwasser erben sollte, war vor drei Jahren auf ähnliche Weise begutachtet worden, aber damals war Varzil noch zu jung gewesen, um ihn zu begleiten. Seine derzeitige Anerkennung war eindeutig ein politischer Schachzug, um den Status der Ridenows zu stärken. Viele der anderen großen Häuser betrachteten sie als Emporkömmlinge, kaum zivilisierter als ihre Vorfahren aus den Trockenstädten. Es ärgerte sie, einem Ridenow die Achtung eines Gleichen unter Gleichen entgegenbringen zu müssen.

Der Frieden, den Allart Hastur zwischen seinem Königreich und dem der Ridenows geschlossen hatte, war bisher weder lang noch tief genug gewesen, um die Erinnerung an die blutige Auseinandersetzung, die dem Abkommen vorausgegangen war, vergessen zu lassen. Dom Felix verhielt sich nie anders als ausgesucht höflich gegenüber den Hasturs, aber Varzil spürte ihre Zweifel – ihre Furcht.

Hätte es eine andere Möglichkeit gegeben ...

Dann hätte er sich nicht zu dieser verbrecherisch frühen Stunde aus der Verborgenen Stadt schleichen müssen, um halb erfroren darauf zu warten, dass jemand im Turm ihn einließ. Er hoffte, dass es bald geschähe, bevor seine Abwesenheit entdeckt und die Jagd auf ihn eröffnet wurde. Die Ratssitzung war beinahe vorüber, und viel galt es nicht mehr zu erledigen. Dom Felix würde nicht zögern, nicht, nachdem Katzenmenschen in den Bergen unweit der Schafsweiden gesichtet worden waren.

Varzil schlang den Umhang enger um seine Schultern und achtete darauf, dass seine Zähne nicht mehr so laut klapperten. Der fein gewobene Zwirn war für die höfische Etikette gedacht, nicht als Schutz gegen die Elemente.

Aldones sei Dank, dass es eine klare Nacht war.

In den langen Stunden spürte Varzil das Wirbeln und Tanzen psychischer Kräfte hinter den Turmmauern. Die blendend grelle Energie des Schleiers peinigte seine Nerven und machte ihn empfänglich für das leiseste telepathische Raunen.

Ein Großteil der Arbeit im Turm wurde verrichtet, wenn gewöhnliche Menschen schliefen, um der psychischen Statik der vielen ungeschulten Gemüter möglichst wenig ausgesetzt zu sein. So nahe der Stadt wurde noch der zufälligste Streustrahl oder Gefühlsausbruch, der es kaum wert war, Laran genannt zu werden, zu einer leichten Störung, die sich mit der Zeit verstärkte, hatte man ihm erzählt. Aus diesem Grund standen Türme wie Hali und der jetzt in Trümmern liegende Tramontana abseits menschlicher Siedlungen. In den langen Stunden der Dunkelheit schickten begnadete Arbeiter per Relais Botschaften über hunderte von Meilen und luden gewaltige Laran-Batterien auf, die unzähligen Zwecken dienten, darunter der Energieversorgung von Luftwagen, der Beleuchtung der Königspaläste und dem Abbau kostbarer Minerale; ja sie ermöglichten sogar die behutsame Heilung von Körper und Geist.

Varzil war in dieser Nacht schon ein Dutzend Mal eingenickt und wieder aufgeschreckt. Bei jedem Erwachen schienen seine Sinne schärfer geworden zu sein. Kraft seines Geistes spürte er Farben und Melodien, von deren Existenz er nicht einmal etwas geahnt hatte. Er vernahm Stimmen, ein Wort hier und da, Redewendungen, die befrachtet waren mit geheimer Bedeutung und ihn nach mehr lechzend zurückließen. Der regenbogenartige Schleier funkelte nicht mehr in der Ferne, sondern ging ihm widerhallend durch Mark und Bein.

Eine Bewegung erregte Varzils Aufmerksamkeit, ein Schatten unter Schatten. Schlank, in grauen Pelz gekleidet, vorgebeugt wie ein verhutzelter kleiner Mann, schlüpfte eine Gestalt durch den Schleier. Sie blieb stehen, einen leeren Korb fest in den Klauen, und starrte ihn an.

Varzil setzte sich aufrecht und zog den dünnen Umhang noch enger um seine Schultern. Er erkannte in dem Wesen einen Kyrri, die Serrais, das Oberhaupt der Ridenows, sich in geringer Zahl als Diener hielt. Sie sollten telepathisch sehr begabt sein, aber auf jede Annäherung heftig reagieren. Bei seiner Vorbereitung auf den Besuch in Arilinn hatte sein Vater ihn vor ihren schützenden elektrischen Feldern gewarnt. Dennoch streckte er die Hand nach ihm aus.

»Schon in Ordnung«, murmelte er. »Ich tue dir nicht weh.«

Etwas strich über Varzils Hinterkopf, gleichzeitig federleicht und unangenehm, als streichele jemand seine Haut. Aber nein, es geschah im Innern seines Kopfes. Plötzlich durchlief ihn ein Gefühl der Neugier, das ebenso rasch, wie es gekommen war, wieder verflog.

Das Wesen musterte ihn. Wollte es etwas von ihm? Er hatte nichts zu essen – und dann begriff er, dass er als Tier von ihm dachte und nicht als intelligentes, wenn auch nicht unbedingt menschliches Wesen.

Ohne einen Laut eilte der Kyrri davon. Varzil sah, wie er den äußeren Hof überquerte und in eine Seitengasse abbog. Er hatte den Eindruck, auf geheimnisvolle Weise einer Prüfung unterzogen worden zu sein, und wusste nicht, ob er bestanden hatte.

»Sieh doch – da unten!«, rief über ihm eine Stimme. »Irgendein Taugenichts lagert auf unserer Schwelle!«

Varzil reckte den Hals und starrte zu einem Balkon hoch, der zu beiden Seiten des Schleierbogens um den Turm herumführte. Zwei ältere Jungen beugten sich vor und deuteten auf ihn. Sie schienen noch nicht ganz zwanzig zu sein; die Stimmen waren schon tief, die Taillen und Hüften schlank, aber sie hatten noch die Schultern junger Männer.

»Du da! Kerl! Was hast du hier zu suchen?«

Etwas an der Stimme nervte Varzil. Aber vielleicht war es auch nur die Verwirrung über die Begegnung mit dem Kyrri, die ihn zu der gereizten Antwort verleitete: »Was geht euch das an? Ich bin hier, um den Bewahrer des Turms Arilinn zu sprechen, und der seid ihr nicht!«

»Wie kannst du es wagen, so mit uns zu reden!« Der Jüngling auf dem Turm beugte sich weiter vor. »Du unverschämter Nichtsnutz!«

Der zweite Junge zog seinen Freund zurück. »Eduin, du hast nichts davon, ihn zu verspotten. Da unten kann er uns nichts anhaben, und er ist eindeutig kein Straßenbettler. Diese Worte sind deiner nicht würdig.« Er sprach mit dem Akzent eines Tiefland-Aristokraten.

Varzil rappelte sich mit pochendem Herzen auf. Ein Dutzend Entgegnungen kam ihm in den Sinn. Seine Hände ballten sich zu Fäusten. Er biss weiter fest die Zähne zusammen, obwohl der Atem durch sie hindurchzischte. Er hatte nicht den größten Teil seines Lebens damit verbracht, weitaus schlimmere Beleidigungen über sich ergehen zu lassen, um jetzt die Nerven zu verlieren.

Was fiel dem Lümmel ein, ihn so herauszufordern? Was stimmte mit ihm nicht? Höflichkeit kostete nichts, aber durch Beleidigungen konnte man sich Feinde machen. Wenn er Erfolg hatte, würden diese Jungs vielleicht seine Mitschüler werden. Aber es spielte ja nur die Meinung einer einzigen Person wirklich eine Rolle – die des Bewahrers.

Er beschloss, kein weiteres Wort darüber zu verlieren, und verbeugte sich vor ihnen. Etwas Besseres fiel ihm nicht ein, wenn er die Situation nicht verschlimmern wollte.

Der Junge namens Eduin zog sich von dem Balkon zurück und murmelte etwas über angemessenen Respekt gegenüber der Würde des Turms. Varzil riss sich so sehr zusammen, seine Zunge im Zaum zu halten, dass er nicht jedes Wort mitbekam. Aber der andere Jüngling, der, der sich wohlweislich zurückhielt, blieb vor Ort.

Varzil hob den Blick. Die Sonne glitzerte im strahlenden Rot der Haare des anderen Jungen, ließ seine grauen Augen und die regelmäßigen...



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